Deutschland Sachsen Lkr. Sächsische Schweiz

Hinterhermsdorf (I) / OT von Sebnitz

PLZ: 01855

GPS:

Standort: Nordöstlich vom Ort, östlich der Straße nach Saupsdorf, westlich am sogenannten Alten Saupsdorfer Weg, der südlich vor Beginn der Straßenserpentine von der Straße spitzwinklig nordnordöstlich abgeht und sich nach etwa 140m gabelt, im spitzen Winkel der Gabelung, oben auf der Böschung.

Größe / Material: 46-50:42:23 / Sandstein

Geschichte: Wird hier "Palmes Stein" genannt. Verhältnismäßig langer Kopf, Kanten leicht gerundet, Schaft nicht sichtbar. Auf der S-Seite eingemeißelte Inschrift, im Kopf beginnend und bis auf die Arme und wahrscheinlich weiter auf den Schaft reichend, verwittert, lesbar:
(nach Quietzsch):
M.P.
1678 gestorb
en
(nach Kobuch):
Palme
1678 D
[omenica] Judic [a]
(Sonntag Judica = 17.März)
1678 wurde am Sonntag Judica der 77 jährige Häusler Martin Palme hier tot aufgefunden, worauf wahrscheinlich Verwandte das Kreuz mit der Inschrift setzten.
Auf dem Scheitel des Kopfes linear eingeritzt: Kreuz, möglicherweise Kennzeichnung einer Nachbenutzung als Grenzstein.
Das Steinkreuz wurde in den 1960er Jahren mehrmals durch H. Ludwig gehoben.

Sage:

Quellen und Literatur:
Kobuch, M - Das Hinterhermsdorfer Steinkreuz, in: Kulturspiegel Kreis Sebnitz, S.14-15
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.364-365
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983



Hinterhermsdorf (II) / OT von Sebnitz


Detail der
Inschrift

GPS:

Standort: Im Großen Ziegengrund direkt an der Staatsgrenze beim Grenzstein 4/6 an einem Wegabzweig.

Größe / Material: Sandsteinblock

Geschichte: Der "Luchsstein". Ein Luchs ist hier als Hochrelief in Lebensgröße (1m lang, 75cm hoch) in einen Felsblock eingehauen. Die altertümliche Inschrift gibt Zeugnis davon, daß hier am 3.4.1743 auf sächsischer Seite der letzte Vertreter dieser Raubkatzen erlegt worden ist. Wie häufig diese Raubkatzen 100 Jahre vorher noch waren, geht daraus hervor, daß ein sächsischer Kurfürst in seiner Regierungszeit (1656-1680) noch 191 Luchse geschossen hat.
Die Inschrift lautet:
Allhier habe ich,
Joh. Gottfried Puttrich,
Königl. Förster aus Hinterhermßdorf,
einen Luchs mit einem Selbst-
schuß erlegt. ao 1743

Sage:

Quellen und Literatur:
Sinz, R. - Der Luchsstein bei Hinterhermsdorf, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Heft 1 bis 2, Band XIV, 1925
Broschüre der Sächsischen Schweiz Initiative
recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau



Der Luchsstein bei Hinterhermsdorf
Forstmeister i. R. Sinz in Naunhof

In Abteilung 49 des Staatsforstrevieres Hinterhermsdorf, unweit des Raumberges und der Thorwalder Wände, und zwar in dem die Landesgrenze zwischen Sachsen und Böhmen haltenden Ziegengrunde, abseits der Wege und Straßen, welche der gewöhnliche "Schweizwanderer" benützt, befindet sich der sogenannte Luchsstein. Er besteht aus einem im Waldesdunkel am schmalen Ziegengrundwege gelegenen, nur wenige Meter von der Landesgrenze entfernten Sandsteinblock mit Inschrift und eingehauener Luchsfigur. Die Inschrift lautet: Allhier habe ich Joh. Gottfried Puttrich, Königlicher Förster aus Hinterhermsdorf einen Luchs mit einem Selbstschuß erlegt. Anno 1743. Puttrich war kurfürstlicher Beamter. Der damaligen Gepflogenheit entsprechend bezeichnete er sich jedoch als königlicher Förster, weil der Kurfürst von Sachsen gleichzeitig König von Polen war. Inschrift und Luchs waren Ende des vorigen Jahrhunderts stark verwittert. Der Unterzeichnete, damals Verwalter des Hinterhermsdorfer Staatsforstrevieres, ließ sie, so gut es ging, wieder herstellen. Gegenwärtig ist die Inschrift noch ziemlich gut leserlich. Bubenhände haben leider den Luchs stark beschädigt und mit üblen Farben beschmiert. Nach Überlieferungen sollen die letzten Luchse im Inneren Deutschlands 1817 und 1818 im Harz zur Strecke gebracht worden sein. Ob unser Luchs hier der letzte gewesen ist, der in der Sächsischen Schweiz erlegt wurde, läßt sich nicht nachweisen. Jedenfalls gibt uns das Denkmal aber davon Kunde, daß dieses bei uns nun längst ausgestorbene Raubwild, dem aus jagdlichen Gründen seinerzeit eifrig nachgestellt wurde, bis zum Jahre 1743 in dem damals noch mehr wie heute unzugänglichen Gelände noch hauste.
(Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Heft 1 bis 2, Band XIV, 1925)


Jahrhundertelang wurde der Luchs (Felis lynx) gejagt, weil die Menschen sich vor ihm fürchteten und er die Wildbestände dezimierte. Der "Luchsstein" im Großen Ziegengrund erinnert an den letzten seiner Art, der 1743 in der Sächsischen Schweiz erlegt wurde. Nach seiner Ausrottung hat der Luchs Anfang des 20. Jh. von Böhmen aus begonnen, seine alte Heimat im Elbsandsteingebirge wieder zu besiedeln. Sein Refugium sind vor allem die ausgedehnten, zusammenhängenden und weitgehend störungsfreien Wälder der Hinteren Sächsischen und Böhmischen Schweiz bis ins Lausitzer Bergland. Dort fühlt er sich besonders in felsigen und zerklüfteten Landschaften wohl.
Er ist ein natürlicherweise seltenes Tier, da er sehr große Reviere von ca. 100-200 km² benötigt. Deshalb kann sich die Population des gesamten Elbsandsteingebirges selbst bei optimaler Besiedlungsdichte nur auf wenige Tiere beschränken.
Heute lebt der Luchs in der Sächsische Schweiz von den meisten unbemerkt auf leisen Sohlen. Auch wenn wir ihn nicht entdecken, heißt es nicht, dass er uns nicht wahrnimmt. Vielleicht ist man ja schon manches Mal von einem Luchs beobachtet worden, wer weiß? Zwar scheut er die trubeligen Gebiete, aber da er ein sehr kluges Tier ist, kann er sich auch mit regelmäßigen und berechenbaren Störungen arrangieren. So kann man ihm einen Gefallen tun, wenn man sich ruhig verhält und die üblichen Wege benutzt.
Für den Menschen stellt er keinerlei Gefahr dar, auf seinem Speisezettel stehen vor allem Rehe. Hier erfüllt er eine unersetzbare Regulationsfunktion im Naturhaushalt, indem er die Zahl dieser Tiere gering hält. Besonders kranke und geschwächte Tiere zählen zu seiner Beute, da sie leichter zu fangen sind.
Eine Luchsbeobachtung ist etwas Außergewöhnliches und sollte unbedingt der Nationalparkverwaltung mitgeteilt werden.
(Aus einem Heft der Sächsischen Schweiz Initiative)



Hinterhermsdorf (III) / OT von Sebnitz


Detail Inschrift

Abbildung bei
Seyffrath (2000)

GPS:

Standort: Man erreicht den Stein, indem man von Hinterhermsdorf in Richtung Neudorf läuft. Am "Landhaus zum Flößer" zweigt der Wanderweg in Richtung Taubenstein rechts von der Straße ab. Diesem Wanderweg folgt man bis zum Waldrand und läuft noch ungefähr 500 Meter auf dem sogenannten Lehmhübelweg im Wald weiter. Der Gedenkstein steht zur Rechten des Weges.

Größe / Material:

Geschichte: Der "Pöhligstein" wurde im Jahr 1890 zum Gedenken an den Hinterhermsdorfer Waldarbeiter Wilhelm Pöhlig errichtet. Dieser war am 24.Juli 1889 auf dem Heimweg von der Arbeit. Am Lehmhübelweg hielt er noch einmal mit zwei Kameraden Rast. Während der Pause starb er plötzlich an einem Herzschlag. Es wurde vermutet, dass die Erschöpfung durch die Arbeit und auch das große Gewicht des Leseholzes, das er auf dem Rücken mit nach Hause trug, zum Herzversagen beitrug. Wilhelm Pöhlig wurde fast 58 Jahre alt. Am 27.Juli fand auf dem Friedhof in Hinterhermsdorf die Beerdigung statt. Schon bald sammelten seine Arbeitskollegen Geld für die Errichtung eines Gedenksteines, der schon ein Jahr später an der Stelle, an der Pöhlig gestorben war, eingeweiht wurde. Die Inschrift ist momentan nicht mehr deutlich lesbar. Da sie anscheinend einmal ausgebessert wurde überlagern sich in der 7. und 8.Zeile verschiedene Schriften. Auf älteren Fotoaufnahmen kann man den Text aber noch recht gut entziffern, er lautet:
Hier verschied
am 24.Juli 1889
der Waldarbeiter
Wilhelm Pöhlig
aus Hinterhermsdorf
auf dem Heimwege von der
Arbeit infolge eines
Schlagflusses.
Seinem Andenken gewidmet
von den Mitarbeitern.
Auf dem Denkmal mehrere Steinopfer.

[...] Im Pfarramt Hinterhermsdorf findet sich Ergänzendes dazu.
Ernst Wilhelm August Pöhlig war Gartennahrungsbesitzer und Waldarbeiter und gehörte zu den "kleinen Leuten" im Dorfe. Er wurde 1832 geboren, heiratete am 29.April 1855 seine Christiane Wilhelmine (geb. Dittrich), die ihm in 34jähriger Ehe zwei Töchter schenkte. Als er am Mittwoch, dem 24.Juli, abends gegen 7 Uhr starb, war er 57 Jahre, 11 Monate und 4 Tage alt. Am 27.Juli beerdigte man ihn auf dem Friedhof in Hinterhermsdorf mit Grabrede und Dank. Den Gedenkstein widmeten ihm wohl seine mit ihm arbeitenden Kollegen. Sie sammelten dafür etwa 30 Goldmark und gaben ihn bei dem Steinmetzmeister Palme in Obermühle in Auftrag. [...] (Seyffrath 2000)

Sage:

Quellen und Literatur:
Rat der Gemeinde Hinterhermsdorf - Streifzug durch die Gemeinde Hinterhermsdorf, Hinterhermsdorf 1989, S.28
Autorenkollektiv - Tageswanderungen auf markierten Wegen im Gebiet um Hinterhermsdorf, Hinterhermsdorf 1990, S.95
Seyffarth, Joachim und Elke - Vom Blitz erschlagen - Ermordet - Verunglückt, Vierte Folge, Marienberg 2000, S.98
Die Botenfrau, Mitteilungsblatt des Heimatvereins Hinterhermsdorf, Heft 2/2002, S.44
Böhm - Wanderkarte der Sächsischen Schweiz. Hinterhermsdorf und die Schleusen
recherchiert und bebildert von Gerhard Fischer, Weidenbach (Fotos vom 19.06.2011)



Hinterhermsdorf (IV) / OT von Sebnitz


Detail Inschrift

GPS:

Standort: Man erreicht den Stein, indem man von der Buchenparkhalle bei Hinterhermsdorf den Weg nach Südosten in Richtung Obere Schleuse läuft. Beim Wettinplatz muss man den Hohweg in Richtung Süden einschlagen. Dort, wo der Weg in Richtung Herrmannseck nach links abbiegt, läuft man noch ein paar Meter auf dem Hohweg weiter und entdeckt einen weiteren Weg nach links, der zur Hohwiese führt. Diesen schlägt man ein und erreicht schon bald das Denkmal.

Größe / Material:

Geschichte: Am Rande der Hohwiese, südöstlich von Hinterhermsdorf wurde ein Gedenkstein für die Opfer eines Blitzschlages aufgestellt. Die Inschrift lautet:
Zum Gedenken an die Opfer
der Blitzkatastrophe am
9.Juli 1951
Paul Fritzsche
Emil Neumann
Aloisia Redlich
geb. Cermak
Ilse Johne
geb. Schmidt
Bei der Katastrophe gab es vier Tote. Eine Person, Elfriede Schwarz aus Hinterhermsdorf überlebte. Diese berichtete, dass damals im Forst gearbeitet wurde, als gegen Mittag ein schweres Gewitter heraufzog. Unter einer Buche wurde Schutz gesucht. Frau Schwarz erzählte weiter, dass sie einen Gummimantel und Gummistiefel trug, was vielleicht ihre Rettung bedeutete. Plötzlich schlug ein Blitz in eine neben der Buche stehende Fichte. Vier der fünf Personen waren sofort tot, nur Elfriede Schwarz war bewusstlos. Als sie erwachte und das Unglück erkannte, schrie sie aus Angst und Panik um Hilfe. Dies hörte der Lehrer des Dorfes, der mit seiner Frau und dem Fahrrad unterwegs war. Er hob sie auf das Fahrrad und brachte sie nach Hinterhermsdorf. Zum Gedenken an die vier Toten wurde von der Forstverwaltung der Gedenkstein errichtet.

Sage:

Quellen und Literatur:
Rat der Gemeinde Hinterhermsdorf - Streifzug durch die Gemeinde Hinterhermsdorf, Hinterhermsdorf 1989, S.28
Autorenkollektiv - Tageswanderungen auf markierten Wegen im Gebiet um Hinterhermsdorf, Hinterhermsdorf 1990, S.97
Creutz, Konrad - Engelkirche Hinterhermsdorf, Jena 1991, S.55
Die Botenfrau, Mitteilungsblatt des Heimatvereins Hinterhermsdorf, Heft 2/2002, S.23
Böhm - Wanderkarte der Sächsischen Schweiz. Hinterhermsdorf und die Schleusen
recherchiert und bebildert von Gerhard Fischer, Weidenbach (Fotos vom 19.06.2011)



Hinterhermsdorf (V) / OT von Sebnitz


Detail Inschrift

die andere Seite

GPS:

Standort: Man erreicht den Stein, indem man von der Buchenparkhalle bei Hinterhermsdorf in Richtung Obere Schleuse läuft. Nachdem man die Kleingartenanlagen passiert hat, hält man sich geradeaus und folgt mit der blauen Markierung dem Hohweg. An einer Schutzhütte zweigt der blau markierte Weg links ab, man läuft aber geradeaus weiter und erreicht nach wenigen Metern den Gedenkstein rechts des Weges.

Größe / Material:

Geschichte: Der "Cupetiusstein" erinnert an den Waldarbeiter Johann Gottlieb Cupetius (geb. 1778), der hier am 17.Juni 1834 verstarb. Dank des weißen Anstriches der Vorderseite und der dunklen Hinterlegung der Buchstaben kann man den Text des Gedenksteines heute wieder ohne Probleme lesen. Er lautet:
Hier
endete Johann Gottlieb
Cupetius am 17. Juni
1834. Abends in der
9ten Stunde an einem
Blutschlage sein irdisches Dasein.
Auf der Rückseite steht:
Dieses
Denkmal setzte
dem verblichenen
J.G.A.K.
Cupetius stammte aus Neudorf, einem Ortsteil von Hinterhermsdorf und war ein Häusler, d.h. er gehörte der ärmeren Schicht des Dorfes an. Umso bemerkenswerter erscheint es, dass man ihm diesen aufwändigen Stein stiftete.
Nach Manfred Schober (in: Die Botenfrau, 2002) wurde der Gedenkstein von den Kollegen des Verstorbenen errichtet.

[...] Cupetius war ein Häusler in Neudorf, einem Ortsteil von Hinterhermsdorf. Am Dienstagabend des 17.Juni befand er sich mit seinem Kameraden Gulke auf dem Heimweg von der Holzarbeit. Unter dem Hohberg wollte er sich ein Weilchen ausruhen, als ihn der Schlagfluß traf. Hier starb er abends in der 9.Stunde im Alter von 55 Jahren, 7 Monaten und 18 Tagen. Am 20.Juni beerdigte man ihn mit Predigt und Abdankung in Hinterhermsdorf. Er "hinterläßt außer der Ehefrau u. deren Bruder als Schwager noch einen Stiefbruder in Ottendorf, welcher älter ist und Kinder hat."
Der Verstorbene gehörte zur Dorfarmut und seine Herkunft war dem Pfarrer so bemerkenswert, daß er sie im Sterbebuch niederschrieb.
Der Vater war "ein wegen Duells geflüchteter Offizier und Graf aus Prag gewesen u. hat sich als Roßarzt (?) eine Zeit lang in Ottendorf aufgehalten, (ist) dann aber als Bedienter bei dem Commandant auf dem Königstein gewesen." (Seyffrath 2000)

Sage:

Quellen und Literatur:
Rat der Gemeinde Hinterhermsdorf - Streifzug durch die Gemeinde Hinterhermsdorf, Hinterhermsdorf 1989, S.28
Seyffarth, Joachim und Elke - Vom Blitz erschlagen - Ermordet - Verunglückt, Vierte Folge, Marienberg 2000, S.80-81
Die Botenfrau, Mitteilungsblatt des Heimatvereins Hinterhermsdorf, Heft 2/2002, S.45
Böhm - Wanderkarte der Sächsischen Schweiz. Hinterhermsdorf und die Schleusen
Rölke, Dr. Peter - Wander- & Naturführer Sächsische Schweiz, Band 1, Dresden 2010, S.271
recherchiert und bebildert von Gerhard Fischer, Weidenbach (Fotos vom 19.06.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine