Deutschland Sachsen Kreisfreie Stadt Dresden

Klotzsche (I) / OT von Dresden


Detail der Inschrift

Eräuterungstafel

Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

PLZ: 01109

GPS: N 51° 05.957', O 13° 46.116'

Standort: Ecke "Moritzburger Weg"/ "Königsbrücker Landstraße".

Größe / Material: 65:67:28 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz zeigt deutliche Spuren einer Restaurierung, es ist auch höher als bei Müller / Quietzsch (1977) beschrieben, muß also in den letzten Jahren gehoben worden sein.

Wird hier "Jonaskreuz" genannt, auf der Heidekarte von 1560 mit "Steinen Kreutz" bezeichnet. Früher war im Kopf ein kleiner Dolch oder Kreuz zu erkennen. Auf der Südsüdwest-Seite über die Armbreite, eingeritzte Inschrift, zum Teil verwittert:
FIN[IS] MILIT[IS]
IONAS DAN[IEL] 140[2]
Das bedeutet: Ende des Kriegsmannes Jonas Daniel, und weitere unleserliche Zeilen.
Schaft zur Kreuzung zu verjüngend, Arme und Kopf gerade, Kopf und Armenden stark gerundet, WNW-Arm verkürzt. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage: Die mächtige Dynastenfamilie der Dohnas geriet infolge eines Streites, der seinen Ursprung beim Adelstanze auf dem Rathaus zu Dresden im Jahre 1401 hatte, mit der ebenfalls mächtigen Familie v. Körbitz in Fehde, bei welcher jede Partei der anderen nach Möglichkeit Schaden zuzufügen beflissen war, bis es endlich den Körbitz gelang, die Dohnas aus ihren Stammsitzen, besonders aber aus Dohna und Weesenstein, zu verjagen. Kurz vor dem Fall des letztgenannten Schlosses schickte einer der Burggrafen von Dohna zu nächtlicher Stunde seine beiden Kinder Wentzsch und Magarethe in Begleitung einiger zuverlässiger Knappen über die Elbe mit der Weisung, durch die Heide zu gehen, um in Königsbrück bei der befreundeten Adelsfamilie v. Waldaw einstweilige Unterkunft zu suchen.
Der Führer des kleinen Häufleins war Jonas Daniel, ein treuer Diener Dohnas und durch lange Jahre erprobter Kriegsmann, welcher zugleich eine außerordentliche Ortskenntnis der Umgegend besaß und jeden Schleichweg in der Heide kannte. Glücklich gelangten die Flüchtlinge bis zur Straße nach Königsbrück, als sie plötzlich aus dem Hinterhalt von einer feindlichen Reiterschar überfallen wurden. Der treue Jonas, nur auf die Rettung der jungen Herrschaft bedacht, übergab diese einem Knappen, den er antrieb, die Straße, welche ihn unfehlbar zum Ziele führte, eilig weiter zu verfolgen, während er sich selbst mit seinen Begleitern den Angreifern entgegenwarf und fechtend Stand hielt, bis er samt seinen Genossen den feindlichen Streichen erlag.
Mittlerweile waren die Dohnaschen Kinder in Sicherheit gelangt; Balthasar v. Waldaw, wie auch der zum Besuch anwesende Hans v. Polenz saßen mit ihren Reißigen sofort auf und eilten zum Kampfplatze, um hier die Begleiter des alten Jonas schwer verwundet, ihn selbst aber erschlagen aufzufinden.
Später setzte man an die Stelle des mörderischen Überfalls zu Ehren des treuen Jonas ein Denkkreuz.

Quellen und Literatur:
Fischer, H.G. - Das Steinkreuz bei Klotzsche, in: Bunte Bilder aus dem Sachsenlande, hrgg. vom Sächs. Pestalozzi-Verein, I.Band, 6.Aufl., Leipzig 1898, S.104-105
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, 1977, S.134-135
aktuelle Aufnahmen von: Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine e.V.



Das Steinkreuz bei Klotzsche
von H.G. Fischer

   Im Jahre 1401 ward auf dem Rathause zu Dresden ein Adelstanz gehalten, bei welchem sich zwei mächtige Ritter arg veruneinigten. Der Ritter Rudolf von Körbitz hatte dem Burggrafen Jeschke von Dohna während des Tanzes ein Bein gestellt, worauf dieser jenem eine Ohrfeige gab. Es entstand nun eine blutige Fehde, welche bis in das nächste Jahr währte. Der Burggraf von Dohna und seine Vettern Johne und Heide machten durch Raub und Mord die Gegend von Dresden bis zur böhmischen Grenze unsicher. Der Markgraf von Meißen mußte endlich die Feinde Derer von Dohna unterstützen, um Ruhe zu schaffen. Man beschloß, die Grafen von Dohna aus ihren Stammsitzen zu vertreiben und die Burg Dohna zu zerstören, was auch den 19.Juni 1402 geschah. Johne und Heide fielen im Kampfe. Der Burggraf von Dohna floh erst nach Weesenstein, dann nach Königstein und endlich nach Ungarn, wo er in der Stadt Ofen als Ruhestörer enthauptet ward.
   Schon früher, als der Burggraf vermuten konnte, daß seine Burg erobert werden könnte, war er auf die Rettung seiner beiden Kinder, Wentzsch und Margarete, bedacht. Er übergab sieselben einem treuen Diener und tapferen Kriegsmann, Jonas Daniel, damit er dieselben in Begleitung von vier Knappen nach Königsbrück zur befreundeten Adelsfamilie von Waldow bringen möge. Jonas Daniel kannte die Wege dahin genau. Die fünf Reiter kamen mit den Kindern des Nachts glücklich bis in die Nähe von Klotzsche bei Dresden. Als sie aber einen Kreuzweg im Walde überschreiten wollten, wurden sie plötzlich von einer streifenden Reiterschar angefallen, welche auf der lauer gestanden zu haben schien. Wahrscheinlich waren es Abgesandte des Ritters von Körbitz. Der treue Jonas war nur auf die Rettung der ihm anvertrauten Kinder bedacht. Er übergab sie einem seiner Genossen und hieß ihn dieselben eilig nach Königsbrück bringen. Er selbst aber warf sich mit den andern Begleitern sofort den Angreifern kämpfend entgegen, um sie von der Verfolgung der Kinder abzuhalten. Der abgesandte Reiter kam mit den Kindern glücklich bis Königsbrück und übergab sie dem Balthasar von Waldow, dem Besitzer des dasigen Schlosses. Als dieser und sein eben anwesender Gast, Hans von Polenz, den Bericht des Knappen hörten, machten sie sich mit ihren Reitersknechten sofort auf, um den Dohnaischen Reitern beizustehen und sie womöglich zu retten. Leider kamen sie erst am Morgen auf dem Thatorte an. Hier fanden sie die drei Begleiter des alten Jonas schwer verwundet, ihn selbst aber tot. Die feindlichen Reiter waren davongeeilt.
   Zur Erinnerung hieran und besonders zum Gedächtnis des treuen Dieners, der in Gehorsam gegen seinen Herrn und in Fürsorge für die ihm anvertrauten Kinder das Leben aufgeopfert hatte, ward später an jenem Orte ein Kreuz errichtet, das jetzt noch zu sehen ist. Dasselbe ist aus Sandstein gehauen und hat die Höhe von etwa 1 Meter. Seine Inschrift: Fin(is) Milit(is) Jhonas Dan(iel) will sagen, daß hier der Soldat Jonas Daniel sein Lebensende gefunden habe.
   So möge denn das einfache Kreuz aus Sandstein, überschattet von hohen Nadelbäumen und umwachsen von Moos und Waldgras, noch viele Jahrhunderte nach der belebten Straße hinüberschauen, um den nach der volkreichen Hauptstadt eilenden Wanderern zu erzählen, daß das Gedächtnis des Gerechten in Segen bleibt.
(Bunte Bilder aus dem Sachsenlande, hrgg. vom Sächs. Pestalozzi-Verein, I.Band, 6.Aufl., Leipzig 1898, S.104-105)



Klotzsche (II) / OT von Dresden


Fuß freigelegt
Foto: Stiehler (2013)

Foto: Liebold (2012)

Foto: Stiehler (2012)

Foto: Sembdner (2012)

GPS: N 51° 6,911' , O 13° 45,721'

Standort: In der Umfassungsmauer des Kirchenareals der Alten Kirche Klotzsche, "Altklotzsche 63a". 12m rechts neben den Treppen zur Kirche, unmittelbar neben einem kleinen Häuschen.

Größe / Material: 105:66:? / Sandstein

Geschichte: Am 5.11.2012 wurde die Abt. Denkmalschutz /-pflege im Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden von Kirchenoberinspektor Andreas Sembdner darüber informiert, dass bei der Instandsetzung der Umfassungsmauer der Alten Kirche Klotzsche von der ausführenden Firma Fuchs + Girke, Ottendorf-Okrilla, ein Steinkreuz freigelegt wurde.
Kopf und Schaft malteserförmig. Auf Höhe der Unterkante des quadratischen Querbalkens, in der Mitte des Schaftes: ein Näpfchen oder ein Zangenloch.

Sage:

Quellen und Literatur:
Quietzsch, Harald - Denkmalerfassung Steinkreuz Klotzsche vom 23.11.2012 (pdf-Datei)
recherchiert und bebildert von Jürgen Stiehler, Dresden (Fotos vom 15.11.2012 und April 2013); Gerd Pfitzner, Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden; Andreas Sembdner, Kirchenoberinspektor (Foto vom 31.10.2012) und Frank Liebold, Dresden (Foto vom 23.11.2012)




Sühnekreuze & Mordsteine