Deutschland Sachsen Lkr. Kamenz

Liebenau (I)

PLZ: 01778

GPS: N 51° 16.940', = 14° 04.061'

Standort: 76-80:46:23 / Granit

Größe / Material: An der Straße Brauna - Kamenz ca 50m vom Abzweig nach Liebenau.

Geschichte: Kopf und Schaft zur Kreuzung zu verjüngend, Armoberkanten waagerecht, Armunterkanten nach oben weisend, allseitig abgerundete Kanten. Alte Abschläge an Armen und Kopf.

Sage:

Quellen und Literatur:
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.145
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.157
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.208-210



Liebenau (II)


Neusetzung 1979
Abbildung bei
Quietzsch (1988)

GPS: N 51° 17.705', O 14° 03.233'

Standort: Nordwestlich vom Ort, an der Waldgrenze der Straße nach Cunnersdorf.

Größe / Material: 167:84:23 / Granit

Geschichte: WSW-Seite, beginnend am Kopfansatz und weit auf den Schaft reichend, eingeritzt im Umriß: Schwert mit pilzförmigem Knauf und nach unten gezogener Parierstange, Spitze abgerundet; darüber im Kopf eingeritzt als moderne Zutat: EN / 1898.

Das besonders mächtige Steinkreuz wird 1979 nach Abschluß der Straßenbauarbeiten unter Anleitung des Verfassers an seinem Platz wieder aufgestellt. (Quietzsch 1988)

Sage: Ueber dem 1/2 Stunde von Kamenz entfernten Dorfe Liebenau, wo der Weg nach Schönbach führt, befindet sich linker Hand in dem daselbst gelegenen Busche, ein ziemlich großes Kreuz von Granitstein, auf dem ein Schwert - welches sich jedoch wegen der Verwitterung schwer erkennen läßt - eingehauen ist. Darüber folgende Sage:
Als am 12. Mai des 1633. Jahres Kamenz von den kaiserlichen Truppen besetzt und gebrandschatzt wurde, befand sich unter einem Reiterregiment derselben ein Rittmeister, der, wenn er gleich selbst an Gestalt weder ein Melager, Antionous oder Adonis gewesen sein soll - doch eine schöne wunderliebe Frau hatte. Ob ihn nun gleich diese sittsame, Treue, ihm ins Kriegsgetümmel gefolgte Gattin keine Veranlassung zur Eifersucht gab und in Allen und Jeden das kleinste Winken seiner Augenlieder als Befehl befolgte, so war er doch - wie es die Art aller häßlichen Männer, die reizende Weiber besitzen, sein soll - so eifersüchtig wie ein Tyger. Vorzüglich fiel sein Verdacht auf einen jungen, artigen, ebenso schönen, als tapferen Kornet, von welchem er wähnte, daß er Gnade von seiner Frau´n Augen gefunden habe. Nichts vermochte er ihm, - der pünktlich in seinem Dienste war - vorwerfen oder wegen nur der geringsten Aufmerksamkeit seine Gemahlin bezüchtigen, daher er sich nur begnügen konnte, seinem vermeintlichen Rival - um sich seiner baldigst entledigen zu können - die gewagtesten Handstreiche zu übertragen oder an die bedenklichsten Posten zu stellen, zu seinem größten Aerger aber sehen mußte, wie Alles mit kluger Vorsicht entworfen und mit kühnem Muthe ausgeführt wurde und der dem Tode Geweihte stets mit frischen Lorbeeren zurückkehrte.
Diesem ungeachtet war nichts vermögend, ihm die Augen zu öffnen, eine bessere Gesinnung gegen die Schuldlosen zu erzeugen oder sein böses, tückisches Gemüth eines besseren zu belehren. Seine Augen blieben, gleich den Sodomiten, mit Blindheit geschlagen, sein Verstand wie Aegyptens Tag verfinstert und sein Herz wie Pharao´s verstockt.
Da er sich nun an dem Kornet nicht rächen konnte, beschloß er selbiges an seinem fleckenlosen Weibe zu thun, daher er denn - da, wie bemerkt, sein Regiment in Kamenz und der Umgegend garnisonirte - seine Ehehälfte eines Abends freundlich zu einem Spaziergange einlud. Gern und Willig folgte sie ihm, sich mit gewöhnlicher Zärtlichkeit an seinen Arm hangend. Ungemein freundlich und liebevoll wurde er, und sie - seit den ersten Flitterwochen ihrer Ehe einer solchen Behandlung entwöhnt, - immer liebevoller und zärtlicher. Als er aber an den, gegenwärtig mit jenem Kreuz bezeichneten Ort - welcher wahrscheinlich zu jenen Zeiten mit dichten Holz bewachsen gewesen sein mag - kam, änderte er auf einmal sein Wesen; wild rollten seine Augen, hoch sträubte sich sein Haar, des Zornes Runzeln furchten seine Stirn und plötzlich entriß er, - seiner Gattin krampfhaft die Gurgel zudrückend, - seinem Gürtel den Dolch, vor Wuth schäumend, folgende Worte heulend: "Büße mit dem, wodurch du gesündigt" und der Stahl durchbohrte der Augen Licht, dann zog er sein Schwert und fügte hämisch lachend hinzu:" Nimm, Buhlerin, aus Gnade den Tod von meiner Hand," und hieb sie trotz ihres Flehens und Bittens und der heiligen Betheuerung ihrer Unschuld, im eigentlichen Wortsinn in Stücke.
Ein paar Tage darauf verließ der wilde Haufe Stadt und Umgegend und erst im kommenden Frühjahre fand man die jämmerlich zerfleischten, vom Einfluß der Witterung und Benagen der Raubthiere, abgefaulten Reste nebst einigen Lumpen der Kleidung - denn der zu jenen Zeiten bei vornehmen Frauen üblichen Schmuck mochte der habsüchtige Wütherich sich schon selbst zugeeignet haben.
Gutmüthige Landleute übergaben die Knochen der Mutter Erde.
Die Sache machte - als Etwas in damaligen Zeiten nicht ganz Ungewöhnliches - eben kein Aufsehen, man wußte nicht, wer die Unglückliche gewesen sei und bemühete sich auch nicht Kunde von ihr zu erlangen.
Mehrere Jahre waren verflossen, während welcher der Rittmeister zum Obersten, der Kornet aber zum Rittmeister gestiegen war; allein selbst die Zeit hatte den Haß Ersterns gegen Letztern nicht geändert, denn nach wie vor suchte er ihn, unter Erhebung seines Wohlverhaltens, immer an die gefährlichen Plätze zu stellen.
Die Gefahr gleicht einer Schlange, welche, oft gereizt, endlich doch einmal verwundet. So auch hier. - In der blutigen Schlacht bei Rheinfelden (den 21. Febr. 1638) hatte der Oberst den Rittmeister wiederum an einen Platz gestellt, wo zu vermuthen war, daß der Streit am hitzigsten werden mußte.
Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte endlich der Tapfere unter den feindlichen Streichen und wurde halb entseelt dem Gemetzel entrissen; da er nun fühlte, daß sein letztes Stündlein nahe, forschte er ängstlich nach dem Obersten, dessen Grolls Grund ihm nicht unbekannt geblieben. - Obgleich selbst nicht unbedeutend verwundet, erschien selbiger nach 2 Stunden und fand den Schwachen in Gesellschaft eines Geistlichen, der ihm Worte des Trostes zusprach. Als der Oberste eintrat, wendete sich der Rittmeister, so gut es seine Kräfte gestatteten, zu ihm, mit wehmüthigem Lächeln ihm die Hand reichend und mit schwacher Stimme lallend: "Nur im Tode ist Wahrheit, also vernehmet sie auch von mir, Waffengefährte! in Gegenwart dieses geistlichen Herrn. Ich weiß gar wohl, welcher schwarze Verdacht gegen mich bei euch brütet.
Vor dem allwissenden Richter, zu dem ich bald treten werde, versichere ich, daß Euer ehelich Gespons unschuldig, rein, wie die eben scheidende Sonne ist, und daß kein unreiner, sündhafter Gedanke hinsichtlich ihrer meinem Busen jemals entstiegen ist. Nur im Tode ist Wahrheit und ich werde mit keiner Lüge das unbekannte Jenseits betreten. Schließt die unschuldig Verstoßene wieder in Eure Arme (denn allgemein wurde im Heere geglaubt, daß er sie auf eins seiner entfernten Güter geschickt habe). Lebt wohl!"
Mit diesen Worten hemmte das dem Munde entstürzende Blut seine Sprache. - Er war nicht mehr.
Von diesem Augenblick an trieb es den Obersten unstät und flüchtig umher, nirgends fand er Ruhe, denn Tag und Nacht schwebte der blutige, bleiche Schatten seiner Gattin vor der Seele des Trostlosen. Endlich führte der Dinge Wechsel sein Regiment wiederum nach Kamenz; er eilte an die Stelle, wo er die Schuldlose geopfert hatte, fiel mit den Worten: "Ewige Einung mit Dir!" in sein Schwer, wurde am Morgen entseelt gefunden und ihm zum Andenken jener Stein mit eingehauenem Schwert errichtet. (Heimat und Fremde 1842)

Quellen und Literatur:
Heimat und Fremde, Jg. 1842
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.146
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.158
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.210
Quietzsch, Harald - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen - ihr Schutz und ihre Erhaltung, in: Archäologische Feldforschung in Sachsen, Dt. Verlag der Wissenschaften, Berlin 1988, S.535-542


Sühnekreuze & Mordsteine