Deutschland
Sachsen
Lkr. Freiberg
Mulda
Blick zum Standort |
Erläuterungstafel |
Zustand 2001 Standort: Museum Dorfchemnitz Abbildung bei Seyffrath (2002) |
Zustand 1993 Abbildung bei Seyffrath (2002) |
Abbildung bei Wendt (1979) |
PLZ:
09619
GPS:
Standort:
An der Geleitstraße zwischen Mulda und Dorfchemnitz.
Größe / Material:
Geschichte:
Benennung: "Mordstein". Bis 1999 stand hier noch der Stumpf des Originalsteines.
Dieser befindet sich jetzt im Museum "Eisenhammer" in Dorfchemnitz. Vom Originalstein (Steinkreuz?) wurde eine Nachbildung angefertigt und zehn Meter vom Originalstandort
entfernt aufgestellt. Auf einer Erläuterungstafel ist die (ergänzte, aber nicht zwangsläufig ursprüngliche) Inschrift zu lesen:
Der Mordstein
"1659. 9.Septbr. überfielen 2 Kays. Dragoner Namens Heinrich Thomas und Barthel Schultze. in dem Holtze, die Grüne genannt, auf Frauensteinischer Amtsjurisdiktion
Georg Hegewald aus der Claußnitz, sa mit Lohe nach Freiberg fahren wollte, spanneten ihm nicht nur die Pferde aus, sondern gaben ihm auch einen Stich ins Bein, daran
er sich verblutete, und nicht weit davon starb. Diese Strassen-Räuber und Mörder wurden sogleich verfolgt, Thomas wurde, da er zu Fusse durch Frauenstein passirte,
angehalten, und Schultze mit den Pferden zu Berthelsdorff arretiert, und sodann nach Frauenstein geliefert. den 4.Novbr. wurde Thomas, als der den Bauern gestochen
hatte, gerädert, und aufs Rad gelegt und Schultze aa 1660, 5.Januar auf sein unterthänigstes Suppliciren mit dem Schwerd gerichtet und sein Cörper auch aufs Rad geflochten. ..."
1748 e.d.d.: Johannes Löffler
[...] Der Denkstein war ursprünglich oben für die Inschrift verbreitert oder hatte vielleicht die Form eines Kreuzes. Irgendwann später stutzte man ihn zu einem
Forstgrenzstein zurecht. Er erhielt auf der Rückseite die Nummer 1. So geriet er später ganz in Vergessenheit, bis ihn ein Heimatfreund um 1933 wiederentdeckte, ausgrub
und als "Mordstein" neu aufstellte. Seit dem 18.Juli 1963 steht das Bodendenkmal unter staatlichem Schutz als ein stilles kleines Gedenken am Ort eines grausigen
Geschehens. Damit war es 1999 vorbei. Der Waldbesitzer ließ einen neuen "Mordstein" anfertigen. Es wurde ein Kreuz, für das es keinen gesicherten Nachweis gibt und
die Inschrift hat man so ergänzt, wie sie vielleicht einmal gelautet haben könnte.
Daneben erzählt jetzt ein großer hölzerner Aufsteller jenen Text, den der Frauensteiner Chronist Bahn 1784 niederschrieb.
Im September 1999 fand die Weihe des neuen Steines statt. 130 Heimatfreunde nahmen daran teil. Die Bürgermeisterin, der Landrat und der Vorsitzende des
Erzgebirgs-Zweigvereins sprachen vom Heimatbewusstsein der Bürger ...
Der alte Stein fand als "Leihgabe und auf Beschluss des Erzgebirgs-Zweigvereins Mulda einen behüteten Platz im Eisenhammergelände Dorfchemnitz". Am
19.September eröffnete die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Dorfchemnitz die Feier mit einem Sanctus. Mehrere Ansprachen würdigten das Ereignis. - Die Blasmusik
spielte und Bratwürste prutzelten auf dem Rost. - Das Dorf feierte ein schönes Fest... - Doch Denkmalpfleger stellen sich die Frage, - was wird aus unserer Geschichte,
wenn ein Jeder solche Denkmale nach eigenem Ermessen von ihrem geschichtlich fixierten Platz entfernt und irgendwie ersetzt? (Seyffarth 2002)
Etwa 3km südöstlich der Muldaer Kirche, im Waldstück "Die Grüne", unmittelbar an der Grenze zur Gemarkung Dorfchemnitz, und zwar etwa 350m
westnordwestlich der Stelle, an der die "Geleitsstraße" aus dem Wald austritt.
1 Steinkreuzstumpf (?).
Name: Mordstein (nach E. Kempe, Mulda, 1953). Die Grüne (Waldstück, auch Wüstungsname).
Vielleicht Stumpf eines steinernen Kreuzes mit regelmäßigen flächigen Formen, einem wenig ausladenden Fuß und einer Verbreiterung des oberen Teiles, die ebenso
wie die Anordnung der Reste der Inschrift auf ehemalige Kreuzform schließen lassen könnte. Sandstein.
Orientierung: Breitseiten O - W.
Reste einer Inschrift auf der nach Süden gerichteten Seite:
[Dr]ago[ner]
... beraubet vndt
.. selbst ermo ...
Thäter aber ...
selbigen tag
|
. gklich eingebr ..
. hierauff Zu .
.. auenstein Gericht
. nd uffs ..
word ... |
Auf der Nordseite oben geringfügiger Rest einer Einzeichnung (Kreuz?).
Höhe: 76cm, Breite: 35cm, Stärke: 23cm.
Datierung: 2. Hälfte 17.Jh., falls der Stein nicht allzu lange nach der Mordtat errichtet wurde.
Erhaltung: Verstümmelt, alte Abschläge. Geschützt seit 18.7.1963.
Geschichtliche Erwähnungen: Eintrag im Kirchenbuch Clausnitz (Band: Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1640-1733): "1659 ... den 9.Sept ist Georg Hegewalt,
Gemein Mann allhier, früh nach Freybergk gefahren, als er aber in die Grün kommen, ist er unvorsehens von 2 Böhmischen Soltaden überfallen, und von den einen
erstochen worden, darauf er den 13.dieses mit einer leichenpredigt zur Erden bestattet worden. Der Mörder beneben seim gesellen, sind bey Burksdorff erwischt, nach
Frawenstein geführet und gerädert worden." -Lehmann nannte auch die Täter, die zu "des Obristen Cappauns Tragoner(n)" gehörten: "Thomas Heinrich, ein Westpheliger,
wurde geredert, der andere Bartel Schulz ... decollirt und aufs rad geflochten" (zitiert nach Gedenkstein 1936, ähnlich bei Schleinitz).
Der Stein wurde etwa 1933 ausgegraben und aufgestellt (Fragebogen des Instituts für Denkmalpflege, bearbeitet von E. Kempe, Mulda, 1953). - Bei dem Stein
handelt es sich keinesfalls um ein "altes Steinkreuz" von der Art der Sühnekreuze. Er ist ein Gedächtnismal. (Wendt 1979)
177 Mulda bei Freiberg: Rest eines Steinkreuzes. Soll gehoben werden. (Kuhfahl 1936)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Schleinitz, O. - Chronik des Amtsgerichtsbezirks Frauenstein, 1.Teil, Frauenstein, 1887, S.76
• Lehmann, Christian - Erzgebirgische Kriegschronik nach dem Originale ... der "Deutschen Kriegschronik", im Auftrage des sächsischen Erzgebirgsvereins bearbeitet und hrsg. v. L. Bönhoff, Annaberg 1910/11
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.177
• B. - Mörder aufs Rad geflochten. Was vom Gedenkstein bei Mulda zu berichten ist, in: Sächsische Neueste Nachrichten, Ausgabe Karl-Marx-Stadt, 17.Jg., 25.August 1968
• Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, Nr.27, S.52-54
• Seyffarth, Joachim und Edith - Vom Blitz erschlagen - Ermordet - Verunglückt, Erzgebirgische Heimat, Erste Folge, 2002, S.45-46
• recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von September 2011)