Deutschland Sachsen Kreisfreie Stadt Dresden

Schullwitz


Zustand 2005
Foto: Ache

Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

PLZ: 01328

GPS: N 51° 02.442', O 13° 55.464'

Standort: In der "Bühlauer Straße".

Größe / Material: 114:81:27 / Sandstein

Geschichte: Im Jahre 2005 wurde das Steinkreuz aus der Mauer entnommen und etwa 50m entfernt neu aufgestellt.

Benennung: "Hussitenkreuz". Am östlichen Ortsausgang, nördlich an der Straße nach Eschdorf, in der niedrigen Straßenstützmauer vom Garten des Hauses Nr.17, genau in Höhe der Südostecke der Scheune, die das östlichste Gebäude der nördlichen Straßenseite vor dem ehemaligen Bahnübergang ist.
Kopf und Arme zur Kreuzung zu verjüngend, Schaft nicht erkennbar. Keine Einzeichnungen, jedoch ist das Kreuz kaum noch sichtbar. Infolge der Straßenaufhöhung nur noch Kopf und obere Armteile sichtbar; außerdem Überputzung möglich. In der Mauer nicht allseitig sichtbar. Seit 1935 bekannt. Seit 1946 wiederholte vergebliche Bemühungen, das Kreuz aus der Mauer herauszunehmen. (Müller / Quietzsch 1977)

Schullwitz: Im Grundstück Nr.17 befindet sich an der gleichen Stelle, wo es einst seinen Standort gehabt hat, fast unsichtbar in die Auffahrtsmauer zur Scheune ein Steinkreuz in der "Eisernen Kreuzform" eingesetzt; es war nur dem Besitzer selbst bekannt. Im Frühjahr 1935 wurde es aus der Mauer herausgenommen und auf dieselbe am gleichen Ort aufgestellt. Die Maße sind: 0,74m hoch, 0,77m breit und 0,25m stark. (Kutsche 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Kutsche, Richard - Neufunde und Aufstellungen von Steinkreuzen im Kreise Pirna, in: Die Fundpflege. Mitteilungen zur Vorzeit Sachsens und der Nachbargebiete, 3.Jg., 1935, Heft 5, S.35
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.249
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.125-126, Nr.73
Quietzsch, H. / Bechstedt, P. - Zeitzeuge hergerichtet und jetzt gut sichtbar, in: Sächsische Zeitung vom 01.09.2005
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Foto von Juni 2005)
Ergänzungen von Stefan Nowaczyk, Dresden
aktuelle Aufnahme von Peter Voigt, Heidenau (Foto von 2010)


Zeitzeuge hergerichtet und jetzt gut sichtbar
Historischer Schatz aus dem Boden gehoben - das Steinkreuz in Schullwitz

Harald Quietzsch, Peter Bechstedt

Im Schönfelder Hochland sind die sonst seltenen Steinkreuze aus dem Mittelalter häufiger anzutreffen - so in Weißig, Schönfeld, Eschdorf, Wünschendorf und Elbersdorf. Das Schullwitzer war bislang recht unbekannt. Im Blickfeld war es nicht, denn nachweislich steckte es bereits 1860 in einer Feldstützmauer am Hohlweg nach Eschdorf. Pfarrer Seidemann, der verdienstvolle Reformationshistoriker aus Eschdorf, hat es damals zuerst erwähnt.
Erst die sächsischen Steinkreuzforscher Richard Kutsche und Gustav Adolf Kuhfahl sahen es schon vor 70 Jahren als dringend an, das steinerne Kreuz aus der erwähnten Mauer zu lösen. Bei dieser guten Absicht blieb es, scheiterte später am Sack Zement, den 1946 nicht einmal das Kreisbauamt verfügbar hatte und am erlahmenden Ämterbetrieb. Inzwischen verschwand das Kreuz fast vollständig im aufgehöhten Straßenbett und war dem Vergessen nahe. Nur sein Kopf und die Oberteile der Kreuzarme konnten schließlich bei angestrengter Suche noch ausgemacht werden.
Dem Verständnis des Grundstückseigentümers Lutz Schütze für dieses wertvolle Bodendenkmal ist es zu verdanken, dass im Juli drei Dresdner Steinkreuzfachleute von sich aus unbürokratisch eingreifen konnten. In Handarbeit wurden Hecke und Mauer abgebaut, Kreuzfuß und -sohle vom Erdreich freigelegt und das acht Zentner schwere Kreuz aus Sandstein herausgehoben. Die Ausmaße mit einer Länge von 114 cm, einer Armbreite von 81 cm bei einer Stärke von 27 cm waren jetzt erst feststellbar.
Kopf, Arme und Schaft weisen die Form eines eisernen Kreuzes auf; sie sind stark eingewinkelt. Der mittelalterliche Steinmetz hat die Oberfläche nur gespitzt und die geebnete Sohlenfläche nur grob zugerichtet. Der Zustand und die Beobachtung bei der Ausgrabung machen glaubhaft, dass das Denkmal noch an seinem ursprünglichen Aufstellungsort steht. Sein Alter kann etwa 550 Jahre betragen. Somit handelt es sich um das älteste Zeugnis im Dorf Schullwitz. Unbekannt ist seine Geschichte, weil Urkunden und Überlieferung schweigen. Nach den Erfahrungen mit anderen mittelalterlichen Flurkreuzen ist zu vermuten, dass es sich um ein so genanntes Sühnekreuz für Totschlag oder um ein Gedenkzeichen für plötzlichen Tod handelt. Damit sollte das Seelenheil des Verstorbenen gewahrt werden, indem Vorübergehende im Gebet verharrten.
Inzwischen hat das Steinkreuz einen neuen Standplatz. Am Baggerarm angehängt bewegte es sich gut 50m die Bühlauer Straße bergwärts zu seinem neuen Platz auf der gegenüberliegenden Seite. Von beiden Richtungen der Straße her ist das Denkmal jetzt sehr gut sichtbar. Eisendübel, die in den Scheitel getrieben worden waren, hatten den Kopf gespalten. Die Steinmetzmeister Joachim und Axel Voigt aus dem Mansfelder Land reparierten die Schäden unentgeltlich. Die denkmalpflegerische Leistung war von der Denkmalbehörde auf rund 2000 Euro beziffert gewesen.
(Sächsische Zeitung vom 01.09.2005)


Sühnekreuze & Mordsteine