Foto: Ache |
Müller / Quietzsch (1977) |
PLZ:
01328GPS:
N 51° 02.442', O 13° 55.464'Standort:
In der "Bühlauer Straße".Größe / Material:
114:81:27 / SandsteinGeschichte:
Im Jahre 2005 wurde das Steinkreuz aus der Mauer entnommen und etwa 50m entfernt neu aufgestellt.Sage:
Quellen und Literatur:
Im Schönfelder Hochland sind die sonst seltenen Steinkreuze aus dem Mittelalter häufiger anzutreffen - so in Weißig, Schönfeld,
Eschdorf, Wünschendorf und Elbersdorf. Das Schullwitzer war bislang recht unbekannt. Im Blickfeld war es nicht, denn nachweislich
steckte es bereits 1860 in einer Feldstützmauer am Hohlweg nach Eschdorf. Pfarrer Seidemann, der verdienstvolle
Reformationshistoriker aus Eschdorf, hat es damals zuerst erwähnt.
Erst die sächsischen Steinkreuzforscher Richard Kutsche und Gustav Adolf Kuhfahl sahen es schon vor 70 Jahren als dringend
an, das steinerne Kreuz aus der erwähnten Mauer zu lösen. Bei dieser guten Absicht blieb es, scheiterte später am Sack Zement, den
1946 nicht einmal das Kreisbauamt verfügbar hatte und am erlahmenden Ämterbetrieb. Inzwischen verschwand das Kreuz fast
vollständig im aufgehöhten Straßenbett und war dem Vergessen nahe. Nur sein Kopf und die Oberteile der Kreuzarme konnten
schließlich bei angestrengter Suche noch ausgemacht werden.
Dem Verständnis des Grundstückseigentümers Lutz Schütze für dieses wertvolle Bodendenkmal ist es zu verdanken, dass im
Juli drei Dresdner Steinkreuzfachleute von sich aus unbürokratisch eingreifen konnten. In Handarbeit wurden Hecke und Mauer
abgebaut, Kreuzfuß und -sohle vom Erdreich freigelegt und das acht Zentner schwere Kreuz aus Sandstein herausgehoben. Die
Ausmaße mit einer Länge von 114 cm, einer Armbreite von 81 cm bei einer Stärke von 27 cm waren jetzt erst feststellbar.
Kopf, Arme und Schaft weisen die Form eines eisernen Kreuzes auf; sie sind stark eingewinkelt. Der mittelalterliche Steinmetz
hat die Oberfläche nur gespitzt und die geebnete Sohlenfläche nur grob zugerichtet. Der Zustand und die Beobachtung bei der
Ausgrabung machen glaubhaft, dass das Denkmal noch an seinem ursprünglichen Aufstellungsort steht. Sein Alter kann etwa 550
Jahre betragen. Somit handelt es sich um das älteste Zeugnis im Dorf Schullwitz.
Unbekannt ist seine Geschichte, weil Urkunden und Überlieferung schweigen. Nach den Erfahrungen mit anderen mittelalterlichen
Flurkreuzen ist zu vermuten, dass es sich um ein so genanntes Sühnekreuz für Totschlag oder um ein Gedenkzeichen für plötzlichen
Tod handelt. Damit sollte das Seelenheil des Verstorbenen gewahrt werden, indem Vorübergehende im Gebet verharrten.
Inzwischen hat das Steinkreuz einen neuen Standplatz. Am Baggerarm angehängt bewegte es sich gut 50m die Bühlauer
Straße bergwärts zu seinem neuen Platz auf der gegenüberliegenden Seite. Von beiden Richtungen der Straße her ist das Denkmal
jetzt sehr gut sichtbar. Eisendübel, die in den Scheitel getrieben worden waren, hatten den Kopf gespalten. Die Steinmetzmeister
Joachim und Axel Voigt aus dem Mansfelder Land reparierten die Schäden unentgeltlich. Die denkmalpflegerische Leistung war von
der Denkmalbehörde auf rund 2000 Euro beziffert gewesen.
(Sächsische Zeitung vom 01.09.2005)