Das Kreuz bei Ellingen - 17291 Ellingen
Mündlich von Mehreren.
Nicht weit von Ellingen steht hart an der Chaussee ein granitenes Kreuz etwa von drei Fuß Höhe, das soll lange
vor dem Franzosenkrieg dorthin gesetzt sein und zwar sagen die einen, daß dort ein Paar Riesen einander todt geschoßen, von
denen der eine auf dem ellingischen Felde gestanden, der andere aber von Klinkow oder Blindow hergekommen wäre; andere aber
sagen wieder, es seien ein Paar Offiziere oder Kürassiere gewesen die dort gestorben, und endlich sagen noch andere, es sei ein
großer General gewesen, der dort gefallen.
(Kuhn, A. / Schwartz, W. - Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S.57)
Das Steinkreuz vor Lübbenow - 17337 Lübbenow Der Altarstein - 16248 Lunow
Vor Zeiten, als Wald, Weide und Wasser ungleich mehr Wert hatten als bebauter Acker, lebten in zwei uckermärkischen Dörfern auf
halbem Wege zwischen Prenzlau und Strasburg die ehrenfesten Ritter von Vorenholt. Der eine hatte außer Acker, Wiesen, Vieh und
Hufenbauern einen wunderschönen See, an dessen Sonnenseite er den Wohnhof seiner Vorfahren hegte und pflegte. Der andere
hauste im nahen und wüsten Vorenholt mehr schlecht als recht. Oft genug mußte er in der alten Kirchenruine vor Feinden Schutz
suchen. Sein einziger Reichtum war ein guter Föhrenwald am Kienberg. Manchmal fand er sich bei seinem Vetter, der den schönen
See besaß, zu Besuch ein. Obwohl sich beide nicht recht leiden konnten, tranken sie hin und wieder ein gutes Bier im Krug.
Einmal, als die beiden Ritter wacker zechten, brachte der arme Fahrenholzer die Rede auf den See und sagte: "Du weißt, es ist
Fastenzeit. Gib mireinen Korb Fisch. Du hast einen guten See, dein Fischer macht fünf Züge mit dem Netz, das bringt Fisch im
Überfluß!" Der andere aber sprach: "Als ich von dir gutes Holz zum Bau meiner Kirche wollte, sagtest du, kauf dir welches. So sage
ich nun: Kauf dir Fisch!" Zornig nahm darauf der arme Fahrenholzer sein Wams vom Hocker, schritt zur Tür und schlug sie dröhnend
hinter sich zu. Draußen im Ausspan löste er das Zaumzeug vom Ring, schwang sich in den Sattel und gab seinem Schimmel die
Sporen. Als der Hecht im seichten Wasser des Sees stand, dort, wo die hellen Birkenstämme bis ans Schilf reichen und das zarte
Grün mit dem dunklenBlau und hellen Gelb fröhliche Dreieinigkeit feierte, gewahrte der Fischer des reichen Fahrenholzers, daß
einige Hechtköpfe auf den leicht mulmigen Grund des Sees gesunken waren. Er legte sich einige Tage auf die Lauer, ließ den
Kahn absichtlich am Ufer halb im Wasser liegen, den Fischspeer wie achtlos neben dem Staken. Es währte auch nicht lange, da
sah er eines Morgens, wie der arme Fahrenholzer den Kahn vorsichtig ins klare Hechtwasser stakte.
Der Fischer eilte zu seinem Herrn und erzählte hastig, was am See vorging. Beide liefen zur Kahnanlege, sprangen in das
Boot des reichen Fahrenholzers und ruderten nach Kräften auf den Fischräuber zu. "Du willst wohl, daß ich deine Föhren fälle,"
rief erbost der reiche Fahrenholzer. Und als er sah, daß schon einige kapitale Hechte auf dem Kahnboden lagen, forderte er, der
Fischräuber solle an Land staken und die Hechte herausgeben. Der arme Fahrenholzer glitt gemächlich mit dem Kahn zum Ufer.
Als beide Kähne in den Sand schnitten, zog der Fischräuber sein Jagdmesser, hieb den Hechten die Köpfe ab, einem nach den
anderen, warf die kopflosen Fische ins Schilf, zeigte auf die Hechtköppe im Kahn und sagte: "Da, Vetter, nimm´ dir die Reste!" Er
stieg aus dem Kahn, sprang auf seinen Schimmel und trabte ohne Eile davon. Da ergrimmte der Herr des Sees gewaltig. Er nahm
den Hechtspeer, ließ seinen edlen Rappen satteln und galoppierte hinterher. Kurz hinter dem Dorf erblickte er den Fischräuber.
In vollem Ritt holte er mit dem Speer weit aus und schleuderte ihn wohlgeübt auf den Rücken des Fahrenholzers. Dieser
stöhnte laut auf, beugte sich vornüber und glitt dann willenlos von seinem Schimmel. Von seiner schweren Wunde erholte er sich
nicht und verstarb vor der Zeit. An der Stelle aber, wo er vom Pferd gesunken war, errichtete der reuige Sohn des gewalttätigen
Vetters nach Jahren ein Sühnekreuz, das mehr als 100 Jahre Vorübergehende an die böse Tat erinnerte. Doch eines Tages war
das Steinkreuz vor Lübbenow verschwunden. Kein Mensch hat es je wieder gesehen.
(Schulz, Erwin - Sagen und Geschichten aus dem Raum Strasburg-Woldegk)
Mündlich von einem alten Hirten aus Brodewin und ein Bauer aus Mirow bei Angermünde.
Zwischen dem Dorfe Lunow und dem Amt Neuendorf, irre ich nicht, so ist’s gerade auf der Gränze, steht
ein Granitblock von etwa vier Fuß Höhe und etwas geringerer breite, der heißt der Altarstein und führt die etwas verwitterte Inschrift
Ao. 1602. AS. LVN., die in den Stein gehauen ist. Davon erzählt man, hier an dieser Stelle sei die Lunowsche Glocke gegossen
worden, und seien dazu ein Meister und sein Lehrbursche hergekommen. Der Meister habe aber vergebliche Versuche gemacht, um
das rechte Gemisch zu treffen, und es habe ihm immer nicht recht gelingen wollen. Da sei er fortgegangen nach Oderberg, noch
etwas zur Glockenspeise herbeizuholen, und während deß habe der Lehrbursche den Guß versucht, der ihm glücklich gelungen. Als
nun der Meister zurückgekehrt, habe er sich gewaltig erzürnt und in der Hitze seinen Gesellen erschlagen. Darum habe man zum
Andenken den Stein hierher gesetzt und auch die Geschichte darauf geschrieben, es sei aber in einer fremden und unbekannten
Schrift, die bis heute noch kein Mensch habe entziffern können.
(Kuhn, A.; Schwartz, W. - Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S.44)
Die Sage vom Teufelsstein - 15848 Mittweide
An der Grenze der drei Dorfgemeinden Trebatsch, Mittweide und Zaue am
Schwielochsee liegt ein 1,5 Quadratmeter großer Felsstein. Er trägt drei eingehauene Kreuze und darunter den Abdruck einer Hand,
die kleinen rundlichen Vertiefungen im Handteller sehen wie Näpfchen aus. Von diesem Stein geht folgende Sage aus:
In Goyatz lebte in frühen Zeiten ein reicher Weinbergbesitzer, der mit dem Teufel im Bunde stand. Diesem trug er einst auf, um
seinen einträglichen Weinberg eine Mauer zu bauen. Dieses Werk sollte in der Zeit von Mitternacht bis zum ersten Hahnenschrei
errichtet sein. Als Lohn wurde ihm die schöne Tochter des Weinbergbesitzers versprochen.
Der Böse war mit diesem Geschäft sofort einverstanden. Um die Arbeit schnell zustande zu bringen, holte er die größten Steine
der umliegenden Feldmark herbei.
Die Bauern des Seedorfes Zaue hatten von diesem unheimlichen Geschäfte munkeln hören und taten sich zusammen, um den
größten Stein der ganzen Gegend vor der Verwendung durch den Teufel zu schützen. Sie malten drei große Kreuze darauf. Als nun
der Satan alle anderen Steine herbeigeholt hatte, wollte er mit dem schönen großen der Zauer Feldmark sein Werk schnell vollenden.
Wütend stampfte er mit dem Fuß auf, als er die drei Kreuze erblickte und schlug seine Hand auf den Stein. Dann eilte der Teufel
weiter und suchte in der umliegenden Gegend nach anderen Steinen.
Den Weinbergbesitzer überkam die Angst, als er das fast vollendete Bauwerk sah.
Der Verlust seiner Tochter? Nein, das durfte es nicht geben.
Doch sein Hahn krähte noch nicht, er verhielt sich ganz still. Was war zu tun ? So ging der Weinbergbesitzer in Großmutters
Stube und kehrte schnell wieder zurück. Sie hatte ihm geraten, dreimal auf seine Lederschürze zu schlagen. Er tat es, und der Hahn
krähte sofort. So war der Teufel um seinen Lohn gekommen. Soeben hatte er noch auf dem Ressener Berg einen mächtigen Stein
entdeckt und aufgenommen. Als er den Hahn krähen hörte, schleuderte er den Stein durch die Lüfte, er sollte die Behausung des
Weinbergbesitzers treffen. Doch der Stein verfehlte sein Ziel. So fuhr der Teufel wütend davon.
Die Steinkreuze am Kirchhofe zu Wellmitz - 15898 Wellmitz
In Wellmitz gibt es fünf alte Steinkreuze. Das eine befindet sich in der Kirchhofsmauer, zwei stehen außerhalb, zwei innerhalb
derselben. An drei von ihnen knüpft sich die nachfolgende Sage:
Vor fünfzig Jahren lebte in Wellmitz ein Großbauer, der vier Söhne hatte. Zwischen diesen war immer Zank; denn jeder wollte die
Wirtschaft haben. Eines Sonntags gingen die Eltern in die Kirche. Da zankten sich die Brüder wieder und gingen auf den Hof, und der
erste nahm eine Sense, der zweite einen Dreschflegel, der dritte eine Heugabel und der vierte eine Axt, und sie gingen aufeinander los.
So kamen sie bis auf die Dorfstraße. Dort wurden dem jüngsten beide Beine abgeschlagen; dem einen wurde der rechte Arm
abgehauen, dem dritten der Kopf. An dem Ort, wo dies geschah (an dem Kirchhof) wurden drei Steine gesetzt. An dem einen Stein
fehlen die Beine; man sieht nur Kopf, Rumpf und Arme. Der andere hat bloß einen Arm; am dritten Steine fehlt der Kopf. Der vierte
Sohn, welcher nachher die Wirtschaft bekam, hat auch die Steine setzen lassen.
(Gander, Karl - Niederlausitzer Volkssagen; 1894)