Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus dem sächsischen Burgenland und Muldental


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zum Kreuz Das Steinkreuz am Wege von Wechselburg nach dem Rochlitzer Berge - 09306 Noßwitz
Von Wechselburg führt anfangs durch eine anmutige, fruchtbare Aue, die schon Flemming in seinen Liedern erwähnt, und dann durch tiefdunklen Nadel- und hellgrünen Laubwald, ein schöner Fußweg nach dem Rochlitzer Berge. An dem Wege steht ein einsames, halbverwittertes Steinkreuz. Weshalb es einst gesetzt worden ist, wissen wir nicht; der Volksmund berichtet, daß man es zur Erinnerung an zwei Jäger errichtet habe, die hier ein Mädchens wegen, andere gar behaupten, eines geschossenen Rehes wegen, einen Zweikampf ausgefochten hätten.
(R. Zimmermann - Sagen und Mären aus dem Tale der Zwickauer Mulde, Chemnitz 1901, S.13)

zum Kreuz Das Mordkreuz bei Oberglaucha - 04849 Oberglaucha
Seit Menschengedenken steht an der Weggabelung bei der (inzwischen abgerissenen) alten Schäferei, wo sich die Wege nach Badrina und Reibitz trennen, ein altes Kreuz; es wird das "Mordkreuz" genannt. Tief hat es sich durch die eigene Schwere in den sandigen Boden eingedrückt, Strauchwerk umgibt es, und wo der Wanderer noch die Blutstropfen des Ermordeten vermeint, blühen ein paar verstaubte Blumen im dürren Grase. Weder Jahreszahl noch Inschrift sind am Stein zu finden, nur ein langes Messer ist in seine harte Wand eingemeißelt.
Es soll hier vor langer, langer Zeit zwischen dem Schafmeister der alten Schäferei und dem Schafknecht ein Streit gewesen sein um eines schwarzen Schafes willen, das abhanden gekommen war beim Weidegang.
"So du mir das Schaf nicht zurückbringst, so nehme ich Dir den Weidelohn so lange, bis mir der Schaden wieder gut ist", sagte der Schafmeister. Heftig antwortete der Knecht: "Was kann ich schon dafür, wenn ein Schaf fehlt. Vielleicht ist eines gerissen worden vom Raubzeug oder es ist beim Weiden in die Mulde gefallen und der Strom hat es mit weggerissen, vielleicht ist es auch geraubt worden von fremden Gesellen und diente ihnen als gute "Mahlzeit". "Wozu hast Du dann die Hunde?" sagt spitzig der Schafmeister. "Wenn mirs die Hunde angezeigt hätten, so hätte ich schon das tier holen wollen und wenn es im Strudel des Stromes geschwommen oder die Bären am Elsteich es im Rachen hätten!" antwortete der Knecht, und die Zornesader schwoll ihm auf der Stirn.
"Nun dann kann es ja sein, dass Du es selber geschlachtet oder verkauft hast!" Da packte dem Schafknecht ob solcher schweren Beleidigung eine unbändige Wut, er sprang den Meister an und wollte ihn niederschlagen. Es kam zum kurzen, harten Kampfe, schwer wälzten sich die beiden Männer am begrasten Wegrand, ihr Atem keuchte. Schon hatte der stärkere Schafmeister die Oberhand und der Angreifer war zu Boden gerungen, da bekam der Knecht den Arm frei, zückte das Messer und stach blindlings auf den Meister ein.
Mitten durch die Brust des über ihm Ringenden ging der Stahl, dass ein roter Blutstrom den Sand und das zertretene Gras färbte. Als der Schafknecht sah, dass der Meister röcheln verschied, floh der in den Wald, selbst erschrocken über seine schlimme Tat.
Am nächsten Tage aber packte ihn die Reue. Wenn er auch durch die Worte des Schafmeisters auf das Schwerste in seiner persönlichen und Standesehre gekränkt worden ist, so waren es doch nur Worte, für die eine Bluttat eine zu schwere Sühne ist. So stellte er sich dem Gericht, welches nach Wochen also entschied: der Mörder solle nicht den gleichen Tod erleiden, wie er selber getötet hat, da der Schaden um eines Schafes willen schon so groß ist und so nur noch größer werden müsste; denn zwei Menschenleben sei ein schwarzes Schaf nicht wert. Aber der Schafknecht solle auch nicht ungestraft sein ob seiner frevelen Tat, er solle einen Stein setzen auf seine Kosten dem Gemordeten zum ewigen Gedenken, seiner Tat zur Sühne und der Nachwelt zur ewigen Mahnung.
Also geschah es. Manche Leute aber sagen, dass dies gar kein Mordkreuz sei, sondern ein "Tetzelstein". Hier vor dem Dorfe Oberglaucha habe der vom Papst gesandte Dominikaner-Mönch Johannes Tetzel aus Leipzig den weitberühmten Kasten aufgeschlagen, aus dem die ewige Sündenvergebung allen wurde, die reuig ihrer Tat den irdischen Lohn in klingender Münze dorthin ablegten.
In jenem Jahr 1517 haben die Glocken der umliegenden Dörfer weihin ins Land gerufen, und da seien die Menschen aus allen Dörfern hinzu geeilt, die aus Hohenprießnitz und aus den beiden Dörfern Glaucha, aus Reibitz und Badrina, aus Wellaune und selbst auch aus Düben. Mit kluger Rede habe der Mönch den Bauern gepredigt, wie Not es sein, Buße zu tun, um Gott zu gefallen, damit ihnen nach ihrem sündigen Dasein ein herrliches Jenseits werde. Hätten die Bauern auch alle Tage nur Not gekannt und wohne auch das Jammern in ihren Hütten, himmlische Glückseligkeit und ewige Freude wird ihnen für ein Geldstück gewährt. Und den Bauern rief das Gewissen, und sie dachten daran, dass sie letzten Herbst einen Korb Rüben vom fremden Felde genommen, dass sie ein Huhn gestohlen oder dass sie den Zins schuldeten, und sie holten ihr letztes Geld aus sicherem Versteck. Dieweilen predigte der Mönch noch immer fort, und immer mehr sanken in die Knie und ließen sich überzeugen, dass ihre Silberlinge doch weniger Wert seien, als die ewige himmlische Seligkeit. Da hatten die Schreiber des Mönches gar viele Ablasszettel zu schreiben, und das Geld klirrte in dem schweren Kasten. Als der Mönch nach reicher Ernte weiterzog, gaben ihm betende und singende Menschen noch lange das Geleit, war doch ihren Seelen Vergebung der Sünden und ewiges Heil geworden.
Zum Andenken an diesen Tag sei das Kreuz an der Stelle errichtet, wo Tetzel gepredigt. Mag sein, dass der sündenvergebende Tetzel einstmals hier war - wer will das bestreiten?
Aber das Kreuz ist doch vielleicht älter und stand schon lange vordem am staubigen Wege.
Was solle denn das Schwert am Stein besagen, wenn es ein Tetzel- und nicht ein Mordkreuz sei? Vielleicht ist aber der Mönch vorübergezogen am Dorfe Oberglaucha und hat in kluger Voraussicht die schaurige Stätte der Sühne, vom Mordkreuz gekennzeichnet, für seine Bußpredigt gewählt, um seinen Worten besonderen Nachdruck zu verleihen.
Dann aber ist der Stein ein "Mordkreuz" und auch ein "Tetzelstein".

Die drei Kreuze vor dem Hospitaltore von Oschatz - 04758 Oschatz
Auf einem Hügel vor dem Hospitaltore zu Oschatz stehen drei Kreuze, welche infolge einer schrecklichen Mordtat an drei Gliedern einer Familie, die angeblich hier geschehen ist, wie sich das Volk erzählt, gesetzt sein sollen, wiewohl eine andere Erklärung die ist, sie sollten bezeichnen, daß hier die Gerichtsbarkeit der Stadt aufhöre und die des Amtes angehe. In der Strehlaischen Vorstadt vor dem Sonntagschen Vorwerk standen ebenfalls drei solche Kreuze zum Merkmal, dass früher hier das Hochgericht war.
(Gräße, Bd. I, Nr.300; Hoffmann, Bd. I, S.192; Hasche, Mag. f. Sächs. Gesch., Teil II, S.290ff.; mehr und anderes im Sammler, 1837, Nr.4, S.12ff)

Der Mönch auf dem Kreuze in Waldheim - 04736 Waldheim
   In grauer Zeit vor Waldheims Entstehung stand an der Stelle, wo später ein Augustinerkloster und seit 1716 die Strafanstalt steht, das uralte Kloster Baldersbalda, welches so zeitig wieder einging, daß schon im eilften Jahrhundert kaum noch Spuren davon zu finden waren. In der letzten Zeit des Klosters lebte darin ein Mönch, der ein verruchter Bösewicht war. Seine eigene Schwester hat er zu sündiger Blutschande gezwungen. Sie genas eines Kindes und brachte ihm dasselbe mit lautem Jammer und harten Vorwürfen. Da stellte er sich, als rühre ihn ihr Schicksal, und tröstete sie und versprach sie an einen stillen Ort zu führen, wo sie mit dem Kinde leben könnte, vor den Augen der schmähsüchtigen Welt gesichert. Er führte aber die arglos Folgende in den Wald ohnweit des Klosters, dorthin, wo sonst das Kreuz der Oberstadt war (bis zum Brande 1831 der Kreuzweg). Hier zückte er hastig seinen Dolch und stach in das schuldlose Herzchen des Kindes, und als die unglückliche Mutter voll Entsetzen und Verzweiflung das sterbende Kind ihm zu entwinden suchte, da stieß er auch ihr den Dolch in die Brust. Zu Tode getroffen sank sie nieder, ihre letzten Worte verfluchten den Mörder, daß er nicht er Ruhe im Grabe finden solle, als bis ein Todter, der im Leben noch größere Greuel als er verübt hätte, über den Mordplatz getragen würde.
   Jahrhunderte waren vergangen und der Fluch lastet noch immer auf dem heillosen Mönche. Um Mitternacht sah man oft seinen Schatten weinend und seufzend, einen blutigen Dolch in der Knochenhand auf dem Kreuze stehen, und Jedermann wich bei nächtlicher Weile dem verrufenen Platze aus. Da starb einmal in Waldheim ein Bösewicht, ein Abschaum der Menschheit, der Hölle pflichtig durch jedes Verbrechen. Sein Name war verflucht; die Sage hat sich gescheut ihn zu nennen. Am Abende seines Begräbnisstages wanderten aber zwei Schatten schweigend vom Kreuze nach dem Friedhofe. Seitdem hat Niemand den Mönch wieder gesehen.
(Gräße, Dr. Johann Georg Theodor - Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Zum ersten Male in der ursprünglichen Form aus Chroniken, mündlichen und schriftlichen Ueberlieferungen gesammelt und herausgegeben. Dresden 1855, S.250-251)

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