Meisterschuß. - 76530 Baden-Baden
Als im Jahre 1796 eine Kriegsschaar Neufranken auf der Landstraße von Scheuern gegen Baden rückte, ritt
der Oberst mit seinen Feldgehülfen und seinem Bedienten an der Spitze. Auf einmal pfeift eine Büchsenkugel vom Berge herab und
streckt alle Drei todt darnieder. Der Schuß geschah aus großer Entfernung von einem österreichischen Scharfschützen, der darauf
über das Gebirge sich davon machte. Seitwärts des Platzes, wo die drei gefallen, wurden sie beerdigt und ihre Gräber mit drei niederen
Steinkreuzen bezeichnet.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.62)
Anmerkung: Vermutlich ein Kreuz erhalten, es könnte sich um Kreuz I, Stadtkreis Baden-Baden bei Losch handeln.
Das Kreuz auf dem Friedhofe - 76530 Baden-Baden
Markgraf Karl hatte um das Jahr 1462 mit einigen geistlichen und weltlichen Fürsten einen Bund
geschlossen gegen die heilichen westphälischen Gerichte, obgleich unter seinen eigenen Räthen sich einige Wissende
befanden, wovon er nichts ahnte. Da fand man eines Morgens an dem Thore des Schlosses zu Baden einen Brief
angeschlagen, worin Markgraf Karl vor den heimlichen Richterstuhl zu Walldorf
vorgeladen wurde. Darob entstand bei Hof und in der Stadt große Bewegung und man forschte streng nach dem Thäter. Unter Anderen wurde auch ein Fremder
eingezogen, der sich des Nachts aus seiner Herberge heimlich entfernt hatte und erst des Morgens wieder dahin zurückgekehrt war. Dieser sagte im Verhör aus,
er sey ein reisender Bildhauer, Meister Niklas mit Namen, und es wandle ihn Nachts die Lust an, im Freien umher zu
schweifen und seinen Gedanken nachzuhängen. Diesmal sey er, ohne es zu wissen wie, auf den Kirchhof gekommen, wo er unter dem Oelberg eine Flamme in
Gestalt eines Kreuzes von dem Boden aufsteigen gesehn, worauf er alsbald gelobt habe, ein steinernes Kreuz zu verfertigen und es an diesem Platze aufzurichten.
Der Markgraf maß dieser Aussage wenig Glauben bei; da er aber im Begriff stand, zu dem unglücklichen Zuge*) gegen den Pfalzgrafen
Friedrich V. abzureisen, so befahl er, dem Gefangenen einen Stein, wie er ihn verlangen werde, und Werkzeuge zu geben, damit er das Kreuz beginnen und vollenden
könne. Sollte derselbe aber damit nicht zu Stande kommen, so erwarte ihn der Tod durch den Strick.
Der Mann legte Hand an das Werk und es gelang ihm wunderbar. Als der Markgraf später aus seiner Gefangenschaft zurückkehrte und das
herrliche Werk sah, fand er an demselben großen Wohlgefallen und ließ es auf dem Friedhof aufstellen; dem Meister Niklas aber schenkte er die Freiheit und behielt
ihn in seinen Diensten, obgleich er sich niemals überzeugen mochte, daß derselbe nicht als Frohn im Dienste der heiligen Vehme gestanden. Wahrscheinlich hatte
man den Markgrafen nur abschrecken wollen, noch ferner gegen jene Gerichte mit Ernst einzuschreiten.
Noch jetzt ist dieses Kreuz eine Zierde des Badener Friedhofes und erregt durch seine kunstvolle Arbeit die Bewunderung des Kenners. Es
trägt die Inschrift Nikolaus von Leyden, mit der Jahreszahl 1462; auch ein Wappen ist dabei angebracht.
(Siehe "Sagen aus Baden und der Umgegend", Karlsruhe, 1834.)
(Schnezler, August (Hrg.) - Badisches Sagenbuch. Eine Sammlung der schönsten Sagen, Geschichten, Märchen und Legenden des badischen Landes,
aus Schrifturkunden, dem Munde des Volkes und der Dichter, Zweite Abtheilung: Von der Ortenau bis zum Mainthal, Karlsruhe, Creuzbauer und Hasper. 1846, S.195f.)
Anmerkung: *) (13.06.1462 - Schlacht bei Seckenheim) Durch seinen Sieg über die Truppen des Markgrafen Karl von Baden, dessen Bruder Georg,
Bischof zu Metz und des Grafen Ulrich von Württemberg festigt Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, auch der "Siegreiche" oder "Pfälzer Fritz" genannt, die politische
Situation der Kurpfalz für die nächsten 200 Jahre.
Die Spinnerin - 75385 Bad Teinach - Zavelstein
Zwischen Kalw (heute Calw) und Zavelstein liegt am Wege ein Stein, darauf eine Spinnerin mit der Kunkel abgebildet ist. Die
wollte mit aller Gewalt am Christabend in den "Vorsitz" (Spinnstube), und obwohl man ihr sagte, daß das Spinnen an diesem Abend
eine schwere Sünde sei, so ließ sie sich doch nicht abhalten und sagte im Uebermuth: "Ich will hin, und wenn mich der Teufel holt!"
Sie machte sich auch wirklich mit ihrer Kunkel auf den Weg. Einige Leute aber folgten ihr aus der Ferne und vernahmen alsbald ein
heftiges Geschrei und sahen sie nie wieder. Der Teufel hatte sie mit sich in die Luft genommen. Eine Viertelstunde weit von dem
Platze, wo der Teufel sie genommen, fand man ihre Spindel und hat sie daselbst nebst der Spindel auf einem Stein, der noch immer
die "Spinnerin" heißt, zum Andenken und zur Warnung für Andere abgebildet. (Mündlich aus Kalw und Hirschau.)
(Meier, Ernst - Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben. Stuttgart 1852, S.163-164)
Das Kruzifix zwischen Ettenheim und Altdorf - 77955 Ettenheim
Ein frommer Jüngling in Ettenheim wollte sich auf den Wunsch seiner Eltern verheirathen; er schwankte aber zwischen zwei gleich braven Mädchen,
deren eins zu Straßburg, das andere zu Freyburg wohnte. In dieser Ungewissheit betete er eines Tages in der Messe inbrünstig um Erleuchtung, und da kam ihm in
den Sinn: er solle sich auf eines seiner Pferde setzen und es laufen lassen, wohin es wolle; denn es bringe ihn an den Wohnort desjenigen Mädchen, welches ihm von
Gott zur Frau bestimmt sey. Nachdem er aufgesessen, schlug das Pferd von selbst den Weg gegen Altdorf ein, dass er dachte, es gehe nach Straßburg; aber plötzlich
springt es von diesem Weg ab und über benachbarte Felder auf die Landstraße nach Freiburg, wo es den Jüngling glücklich hinbringt. Derselbe heirathete nun das
dortige Mädchen, und er lebte mit ihr so glücklich , dass er zum Dank an der Stelle, wo das Pferd den Weg nach Straßburg verlassen, ein steinernes Kruzifix errichtete,
welches das Kreuz zum guten Rathegenannt wird.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.43f Nr.61))
Anmerkung: An dem Kruzifix ist folgende Inschrift:
D.O.M.
Priorum consiliorum inspiratiori benignissimo crucem hanc
in debitae gratitudininis pignus erexit Franc. Valentini Satori et
Annae Mariae Neumayer P.M. replicta progenies 1763.
Der Bildstock am Hördtelstein - 76571 Gaggenau
Ehe die jetzige Landstraße durch das Murgthal gemacht war, zog mitten an der flussbespülten Felsenwand des Hördtelsteines ein Fußpfad hin.
Damals fuhr ein Mühlknecht von Ottenau, um Frucht zu holen, nach Hördten und schlief auf dem Wagen ein. Am Hördtelstein schlug das Pferd, statt auf dem Fahrweg
zu bleiben, den erwähnten Fußweg ein und kam glücklich über den Felsen. Als der Mühlknecht gleich darauf erwachte, erkannte er, wie wunderbar er mit seinem Gefährt
erhalten worden sey. Zum Danke dafür ließ er an der Stelle einen steinernen Bildstock errichten, auf dem ein kleines Kruzifix ausgehauen ist.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.74, Nr.103)
Der gestohlene Gedenkstein - 79771 Grießen / OT von Klettgau
An der mit Wiesen, Äckern, Wäldern, Gärten, Häusern und schönen Dörfern reich gesegneten Fernstraße Schaffhausen - Hallau - Erzingen - Grießen - Waldshut, die
fast gleichlaufend mit dem südlicher gelegenen, prächtigen Hochrheintal dahinzieht, steckt unterhalb der Stelle, wo die Straße, von Grießen kommend, westwärts in die
Klettgaustraße einbiegt, dem Rechberg zu, ein behauener Stein im Boden, nahe dem Weg. Er ähnelt einem Markstein, ist aber etwas größer, ragt um einen halben Meter
aus der Erde und hat sieben Kreuzlein. Eine alte Geschichte ist mit diesem Stein verbunden.
In der kaiserlosen Zeit (1254-1273), da die Reichsautorität und viel Reichsgut verloren gegangen war, Fürsten, Grafen, Städte und Bünde untereinander allerlei
Fehden austrugen und letzten Ende das Raubrittertum herrschte, rollte auf dieser Fernstraße ein großer kaufmännischer Warenzug seines Weges nach Zurzach. Dort
wollte man auf der Messe die Waren absetzen. Zu den Fuhrwerken gehörten außer den Kaufleuten und Pferdeknechten etliche bewaffnete, für den Zweck gemietete
Reisige oder Söldner. Man hielt fleissig Ausschau nach Gefahren und ließ die Faust am Schwertknauf. Die Maßnahmen waren allzu berechtigt.
Aus dem Asplewald sprengten plötzlich Raubritter hervor, überfielen den friedlichen Warenzug und töteten in ihrer überlegenen Kampferfahrung und Ausrüstung
7 Angehörige des Zuges; die anderen flohen oder wurden gefangen genommen, die Beute weggeführt. Zuvor verscharrten sie neben der Straße die Toten.
Da gab es keinen Kläger, keinen Richter in jener "kaiserlosen, der schrecklichen Zeit". Nur als Gedenkstein wurde von frommen Menschen an der Mordstelle ein
kantiger Stein, ähnlich dem Markstein, aufgestellt mit 7 Kreuzlein darauf. Das war menschlich und christlich gehandelt. Ehre den unbekannten Tätern (sic)!
Gegen sie verstieß nun einst ein Bürger von Grießen. Er grub diesen Gedenkstein, dessen Herkunft und Bedeutung im Volke vielleicht längst vergessen war, aus
und nahm ihn mit nach Hause. Vielleicht hatte er auf seinen Äckern und Wiesen eine Stelle, wo der Klotz als Markzeichen gute Dienste verrichten konnte. Aber der
Stein brachte seinem unrechtsmäßigem Besitzer Unglück. Schäden und Unfälle aller Art im Haus und Feld, bei Mensch und Vieh traten auf, ja übernatürliche Zeichen
stellten sich ein. Auch ein kleines Unrecht schreit eben nach Vergeltung. Der Entführer des Denkmals hatte ein feines Gefühl für das Schlimme seiner Untat. Er erkannte
die Zusammenhänge des Geschehenen und brachte bald den Quader an seinen alten Platz zurück. Da kam der Friede wieder über ihn.
(Gäng, Richard, in: Der Klettgau, hrgg. von Franz Schmidt, im Auftrag der Stadt Tiengen Hochrhein, 1971, S.365-366)
Die Sage vom dürren Gras - 79725 Hauenstein / OT von Laufenburg
Im jahrhundertealten Wirtshaus "Zum Adler", das zwischen Rhein und Burghang an der Durchgangsstraße in Hauenstein liegt, trafen sich früher
Fischer, Flößer, Schiffs- und Fuhrleute, um ihren sprichwörtlichen Durst zu löschen. So auch am Abend eines heißen Sommertages, es war kurz vor dem Schwedenkrieg,
und zu ihnen gesellte sich der junge Schloßhofbauer. Da kam ein unbekannter, vornehmer junger Herr in die Gaststube, der den Weinkrug immer wieder nachfüllen ließ.
Mitternacht war längst vorbei, da lud der Schloßhofbauer den Fremden ein, mit ihm zu kommen, denn daheim gebe es Platz zum Schlafen und Futter für das Reitpferd.
Sie machten sich also auf den Weg, und der Fremde, erfreut über die Gastfreundschaft, erzählte arglos, daß er sich mit dem vom Vater
ausbezahlten Erbteil, klingenden tausend Gulden in der Satteltasche, die weite Welt anschauen wolle. Doch diese war für ihn schon wenigen Schritten zu Ende. An der
Gabelung, wo sich die Wege nach Hochsal und in die Gemeindehalde trennen, erschlug der Schloßhofbauer in blinder Habgier seinen Begleiter, schleifte dessen Leiche
über die Wiese in die Gemeindehalde und versteckte sie zwischen dem Felsgestein. Am Morgen erzählte er seinen Leuten er habe das Roß günstig kaufen können, und
alle glaubten ihm, denn niemand vermißte den Fremden.
Ein Jahr verging, da verdorrte plötzlich am Tag des Mordes das Gras an der Stelle der Untat und wo der Tote über die Wiese geschleift worden
war, und auch die Blätter an den Stauden, wo er zwischen den Felsen lag, wurden lahm und welk. Niemand konnte sich das erklären, bis man der Spur nachging, den
verwesten Leichnam entdeckte und an den Kleidern den Fremden erkannte. Der Verdacht richtete sich sofort gegen den jungen Schloßhofbauer, aber erst nach langem
Leugnen gestand er das Verbrechen. Er wurde zum Tode verurteilt und in Laufenburg hingerichtet. Ein Sühnekreuz erinnert noch heute an die unselige Tat.
(Matt-Willmatt, Hans und Brigitte - Sagen vom Hochrhein und Hotzenwald, Moritz Schauenburg Verlag, Lahr 1973, S.89-90 / ISBN 3-7946.0243-9)
Das Bischofskreuz bei Lehen. - 79111 Lehen / OT von Freiburg i.B.
"Ich seh ein Banner wallen! Dort unten blitzt ein Speer,
(Schreiber, Heinrich - Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau und ihrer Umgegend, Freiburg i.Brg. 1867, S.67ff)
Und hinter Speer und Fahne zieht feste Macht einher.
Drum auf! In's Horn geschmettert! - O Stadt dir dräut Gefahr!
Wohl kenn' ich auf dem Banner des Feindes grimmen Aar!"
So rief der Thurmwart oben, der in die Weite sah,
Und des Straßburgers Mannen erschaut der Stadt so nah.
In's Horn stieß er gewaltig; daraus rang sich der Schall,
So über die Veste hinausflog bis an den äußersten Wall.
"Auf! auf! zu den Waffen gegriffen! Das blanke Schwert erfasst!
Die Lanze fest geschwungen! Gerüstet ohne Rast! -
Gen Lehen hin! Gen Lehen! Dort steht der feindlich' Troß;
Inmitten strahlt der Bischof auf blütheweißem Roß!"
Da holte jeder Waffen, wie er sie eben braucht.
Der faßt des Schwertes Habe, das in die Scheid'er staucht;
Der schwingt den Schaft der Lanze; der legt um das Haupt den Hut;
Der hebt sich auf sein Rösslein; der trinkt sich Mannesmuth.
Und zu den Thoren ziehen díe Schaaren alle aus.
Wohl fliegen über die Haide die Rosse wie Windesgesaus;
Und Hörner blasen lustig, und Männer rufen laut,
Und Säbeln klirren knirschend; - das Land ist roth betauht.
Wer stürzt dort aus der Metzig? Wer schwinget dort das Beil,
Der noch vom Blute rauchet? Das ist doch keinem zum Heil?
Ueber's Blachfeld springt er spähend. Wen sucht seines Auges Strahl?
Wer ist der Auserwählte? Wen trifft der rothe Stahl?
Den Bischof auf dem Gaule, den hat das Beil erreicht.
Seht, wie er wanket und schwanket! O seht, wie er erbleicht!
Das Beil beißt gar so grimmig; es frisst so tief und schnell;
Es rinnet aus dem Harnisch des Blutes rother Quell.
Er stürzet von dem Gaule; verronnen ist das Blut.
Zu tief ging des Mordbeils Nagen und seines Bisses Wuth.
Erschlagen liegt der Bischof von Straßburg an dem Rhein,
Erschlagen ist der Bischof Konrad von Lichtenstein.
Und wie seine Stimm' verstummet, verhallt der laute Schall,
Des Herren Egons Reiter, die halten ob dem Fall.
Die Schützen und die Knechte, geharnischte Pikenier,
Und Edle und Gemeine verhalten des Kampfes Gier.
"Der Korad ist gestürzet! Der Bischof ist erschlah'n!"
So rufen Alle und fliehen gar tummelig über den Plan.
Sie fliehen und rasten nicht eher als bis sie an den Rhein
Ohn' ihren Bischof gekommen, den edlen Lichtenstein.
Frei ist die Stadt. Es ziehen die Mannen allzumal
Ein zu den freien Thoren im Abendsonnenstrahl.
Hei! Was ein Luftgejauchze und wilder Freude Schrei
Erfüllet alle Lüfte in wilder Melodei!
Den Schlechter auf den Schultern, so zieh'n sie in die Stadt,
Darinnen keiner besser, denn er geschlachtet hat.
Und stimmen in das Rufen bei der lohen Fackeln Schein.,
Derweil die Argentiner heimfahren über den Rhein.
Anmerkung: Der Freiburger Metzger Hauri erschlägt 1299 den Bischof von Straßburg!
Ueber die Verwandschaft des Straßburger Bischofs Konrad von Lichtenberg mit den Grafen von Freiburg; dessen Einmischung in deren Streitigkeiten mit ihrer
Stadt und dessen Tod in offener Feldschlacht am 1. August 1299: Geschichte der Stadt, Thl. II S.89.ff)
Steinkreuz bei Neubulach - 75386 Liebelsberg / OT von Neubulach
Wohl kaum finden sich auf einer Ortsmarkung so viele Steinkreuze beisammen, als auf der Neubulacher. Außer mehreren einzelnen Kreuzen
an verschiedenen Stellen der markung macht sich besonders eine Gruppe von fünf alten Steinkreuzen unterhalb des Städtchens an der Stzraße nach Oberhaugstett
bemerklich, auf welchen meist eine Pflugschar eingegraben ist. Hier sollen, wie im Orte die Sage geht, die Untergänger der Kirchspielsgemeinden zusammen gekommen,
und in Streit geraten sein, in welchem alle geblieben seien. - Auch mit dem Schwedenkrieg hat man die Kreuze schon in Verbindung bringen wollen.
Mündlich aus Neubulach
An ein anderes, an der Straße nach Oberhaugstett stehendes Kreuz, auf welchem eine Kunkel mit Spindel abgebildet ist und das im
Volksmunde die Spinnerin heißt, knüpft sich gleichfalls eine Sage, deren auch die Oberamtsbeschreibung Erwähnung tut: Es soll hier eine Spinnerin geäußert haben,
heute müsse sie noch einen Kunkelhalter haben und wenn es auch der Teufel wäre, worauf sie richtig der Teufel holte.
(Doll, Karl / Schöttle, Joh. Baptist / Birlinger, Anton - Volkstümliches: Sagen, in: Alemannia, Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsasses, Oberrheins und Schwabens, 7.Band, Bonn 1879, S.151, Nr.36)
Das Kruzifix auf dem Kirchhof von Oberweier - 76571 Oberweier / OT von Gaggenau
Vor etlichen Jahrhunderten verirrte sich ein Wanderer im wilden Walde. Geängstigt durch die vielen Schlangen und Kröten, welche darin
hausten, that er das Gelübde: wenn er unbeschädigt hinaus in einen Ort käme, wolle er auf dessen Gottesacker ein Kruzifix stiften.
Da ertönte in der Ferne eine Glocke; er ging dem Schalle zu und gelangte glücklich nach Oberweier, wo Nachts um zwei Uhr geläutet
zu werden pflegte. Ungesäumt ließ er nun ein steinernes Kruzifix verfertigen und es auf den dortigen Kirchhof setzen, welchen es noch gegenwärtig zur Zierde dient.
Am Fuße des Kreuzes sind der Name des Stifters (Jakob Grim) und allerlei Schlangen und Kröten eingehauen.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.47, Nr.65)
Anmerkung: Es gibt 4 badische Oberweier, dieses liegt an einem ausgedehnten Waldgebiet und passt auf die Beschreibung am Besten.
Vergeltung - 77833 Ottersweier
Einem Kruzifix bei Ottersweier hieb einmal ein Reiter der Neufranken mit einem Säbel einen Arm ab. Da fiel ihm der Arm, womit er den Hieb geführt,
augenblicklich vom Leibe.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.57f, Nr.82)
Anmerkung: 1. Ottersweier war Teil der ehem. Enklave Ortenau (Habsburgisch-vorderöstereiches Gebiet). Durch den Frieden zu Preßburg (1806) erhielt
Markgraf Karl Friedrich von Baden, der 1803 Kurfürst und 1806 erster Großherzog von Baden geworden war, neben anderen Gebieten auch die bisherige
vorderösterreichische Landvogtei. Damit endete die zeitweise Zugehörigkeit der Gemeinde zu Österreich.
2. Mit dem Schmäh- und Spottnamen "Neufranken" werden die Bewohner der im 18./19. Jahrhundert von Frankreich besetzten zuvor deutschen Gebietsteile
bezeichnet, die mit den Franzosen hielten.
Das Steinkreuz von St. Blasien - 79837 St. Blasien
An der Straße von St. Blasien dem Albtal zu stehen an einer kleinen Erhöhung ein prachtvolles Steinkreuz. In der Reformationszeit zogen zwei
Mönche weg um in die Welt zu gehen; der Abt segnete sie noch; gerührt kehrten sie an der Stelle um, wobei zum Andenken ein Steinkreuz kam.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.286, Nr.310)
Anmerkung: Im Jahre 858 wurde erstmals ein Benediktinerkloster im heutigen St. Blasien erwähnt (Kloster St. Blasien). Die Geschichte der Stadt ist
auf das Engste mit der des Klosters verknüpft. Das Kloster war ab dem späten Mittelalter eines der wichtigsten im Schwarzwald, bis es 1806 säkularisiert wurde.