Die Pyramide bei Schwarzenau. - PL 62-250 Czerniejewo / Schwarzenau Kartenauszug aus der TK25 Bl. 3570 - Schwarzenau (Ausgabe 1944)
Bei Schwarzenau steht auf einem, nur durch die Landstraße vom Schloßparke getrennten Grasplatz eine aus Backsteinen aufgeführte vierseitige
Pyramide, welche an ihrer Spitze eine Kugel mit einem Kreuz darauf trägt und so einem Kirchthurm ähnlich sieht. Dort soll vor langen Jahren auch eine Kirche, die dort
gestanden, in die Erde versunken sein, und um die Stelle zu bezeichnen, ist da später jener Thurm erbaut worden.
Mitgetheilt vom Primaner Salzwedel aus Schwarzenau.
Anmerkungen:
1) Schloß Schwarzenau zählt zu den schönsten Barockschlössern Polens
2) Wikipedia - Czerniejewo
Der Obelisk an der Witkowoer Chaussee bei Gnesen. - PL 62-200 Gniezno / Gnesen
Ein Herr, Namens Peter Gostomski, ritt einmal durch den Wald, welcher sich damals auch auf der südöstlichen Seite der Stadt Gnesen befand. In
dem Walde sah er plötzlich einen schwarzen Hund neben ihm herlaufen, der ihn immerfort begleitet und sich auch nicht verscheuchen ließ. Da es nun gerade Nacht
wurde, mußte Gostomski in einer Herberge, die in diesem Walde stand, übernachten, aber den Hund mußte er auf Verlangen des Wirthes in einer anderen Stube lassen.
Während der Nacht kam aber der Hund doch, auf unerklärliche Weise in seine Kammer und weckte ihn auf. Er hörte nebenan Leute sprechen: "Er schläft doch schon!"
Böses ahnend, ergriff er seine Pistole und als bald darauf zwei Männer eintraten und auf ihn einzudringen versuchten, da schoß er den einen nieder, während der Hund
sich auf den anderen stürzte und sich in ihn verbiss. Darauf enteilte der Herr Gostomski in den Wald, der Hund folgte ihm sogleich und er versteckte sich in einer alten
Eiche, welche damals noch an jener Stelle war, wo sich jetzt der Obelisk befindet. Am Morgen fuhr dort ein Bauer vorbei, der den geängstigten Herrn mitnahm. Zum
Andenken an seine glückliche Rettung aber ließ dieser neben der Eiche ein Denkmal errichten, weches noch heute vorhanden ist.
Rundmarken an der Johanniskirche zu Gnesen. - PL 62-200 Gniezno / Gnesen
Von den Einwohnern Gnesens werden auf den äußeren Wänden der Johanniskirche kleine Vertiefungen gezeigt, die sich dort in großer Menge
vorfinden. Das Volk behauptet, es seien dies Spuren büßender Seelen, welche einmal im Jahre aus den Gräbern auferstehen und in die Kirche einzudringen suchen. da
sie aber die Thür verschlossen finden, bohren sie mit ihren Knochen Löcher in die Mauern. Auf diese Weise mühen sie sich vergebens die ganze Nacht ab,
bis sie früh am Morgen das Krähen der Hähne hinwegscheucht. Darauf kehren sie wieder in ihre Gräber zurück, wo sie ein ganzes Jahr büßen müssen.
Die holle Gruft. - PL 64-400 Międzychód / Schneidemühle-Hauland
Vor Schneidemühle-Hauland bei Waitze befindet sich eine Anhöhe, der hohe Berg genannt. Ueber denselben führt ein Fahrweg, welcher auf einer
Seite des Berges durch einen schmalen Hohlweg geht, die "holle Gruft" genannt. An dieser Stelle ist einmal ein Mann, beim Holzfahren vom Wagen gefallen und
überfahren worden, so daß er sogleich todt war. Es befindet sich dort noch jetzt ein fußhoher Reisighaufen, der
von den Vorübergehenden immer wieder erneuert wird, wenn ihn der dortige Förster hat wegfahren lassen.
Der Ueberfahrene aber spukt dort noch jetzt herum. Einmal ging ein Mann spät am Abend durch die holle Gruft, da kam ihm vom Berge her
etwas entgegengerollt; er trat schnell aus dem Wege, und die Tonne rollte an ihm vorrüber; als sie dann unten war, da klatschte sich etwas in die Hände, und der Mann
hörte ein lautes, höhnisches Lachen hinter sich.
Auf dem Berge treiben die Nachtjäger ihr Unwesen und führen die Leute, welche hier noch zu später Stunde gehen abseits indie Irre.
Anmerkungen:
1) Schneidemühle-Hauland war eine Streusiedlung aus 15-20 Höfen ca. 5km westl der Kleinstadt Birnbaum an der Warthe. Auf dem MTBL 3360 Waitze
von 1939 ist kein Kreuz oder Grab an der betreffenden Stelle (Hoher-Eulen-Berg) eingetragen, auch der Flurname "Holle Gruft“ bleibt unerwähnt. Die Reisighaufen zeugen
vom Brauch des Toten Mannes. Nicht immer wurde an den Stellen des Reiser- oder
Steinhaufens später ein Denkmal errichtet.
Die Säule bei Ociącż. - PL 63-460 Ociącż / Ociacz
Sechshundert Schritt von der Kirche zu Ociącż entfernt steht eine vierseitige gemauerte Säule, 15 Fuß hoch, oben mit einer Kuppel
bedeckt und mit der Figur des gekreuzigten Heilands, zu dessen Füßen ein Todtenkopf ohne Kiefer angebracht ist. Ein Mönch aus dem Predigerorden der Dominikaner
soll hier von Schweden erschlagen und beraubt worden sein. Aber die Soldaten bereuten die That, begruben den Leib sammt dem Gelde und errichteten diese Säule.
Anmerkungen:
1) Ociącż hieß während der Dt. Besatzung 1939-45 "Ottenland".
Der Reisighaufen bei Kobusch. - PL 64-410 Sieraków / Zirke
Auf der rechten Seite des Weges, der von Zirke nach Kobusch-Theerofen hinführt, lag vor Jahren mitten im Walde
ein Reisighaufen, der etwa so hoch war, wie eine Stube. An jener Stelle ist Jemand erschlagen worden, und jeder,
der dort vorüberging, warf einen Zweig dorthin, so daß im Laufe der Zeit ein hoher Haufen entstand.
Maruszka. - PL 62-006 Wierzonka
In der Nähe des zu Wierzonka gehörigen, an der Landstraße von Welnau über Dombrowka nach Posen gelegenen einstigen Kruggrundstücks
Maruszka sieht man am Rande des Waldes die mit zwei weiß getünchten Steinen bezeichnete Stelle, von der Folgendes erzählt wird:
In einer der nächsten Ortschaften lebte vor Jahren ein Liebespaar, das sich ewige Treue geschworen hatte. Die Eltern der Braut waren
wohlhabende Leute, aber der Bräutigam war nur ein armer, aber bildhübscher und braver Parobek, und deshalb versagten die Eltern ihre Zustimmung. Sie hatten ihre
Tochter längst einem wohlhabenden Bauernsohne zur Frau bestimmt, aber gerade diesen Menschen konnte Maruszka - so hieß das Mädchen - am wenigsten leiden,
denn er war häßlich, tölpelhaft und verfolgte sie mit häßlichen Liebesanträgen. Da die Eltern aber fest auf ihrem Willen bestanden und schon die Hochzeit festgesetzt
hatten, beschlossen dsie Liebenden, lieber zu sterben als je getrennt zu leben, und besonders Maruszka schwor, sich lieber dem Tode zu weihen, als dem verhaßten
Manne ihre Hand zu reichen. Alles Weinen und Jammern erweichte nicht den harten Sinn der Eltern, und in der Noth und Verzweifelung führten sie nun ihren unseligen
Entschluß aus und gingen gemeinsam in den Tod. Dies geschah in der Nähe einer alten, starken Kiefer, an welche zum Andenken an das traurige Ereignis später ein
hölzernes Gedenkkreuz gehängt wurde. An der Stelle, wo sie gestorben waren, haben früher immer zwei Häufchen
Zweige und Äste gelegen. Als die Kiefer umgehauen
wurde, wurde das Kreuz an einer dicht an der Straße stehenden Eiche befestigt, denn hier sollen die Liebenden ihr Grab gefunden haben, welches noch durch die zwei
weißen Steine bezeichnet wurde.
Die Straße von Posen nach Kirchen-Dombrowka führt dicht bei der bezeichneten Stelle vorbei, und viele frommen Pilger, welche nach
Dombrowka zum Ablaß ziehen, pflegen dort knieend ein Gebet zu verrichten und alter Sitte gemäß frische Zweige auf die Steine zu legen. Ja, man weiß zu erzählen,
daß so oft diese Zweige von Vorübergehenden mitgenommen wurden, stets neues Gesträuch sich an jener Stelle vorfand, gleichsam, als ob unsichtbare Hände für
dessen stete Erneuerung sorgen. Das nur etwa 150 Schritte von da liegende Kruggrundstück Maruszka aber soll seinen Namen von der unglücklichen Braut erhalten haben.
Der Mordhügel bei Wilze. - PL 64-224 Wilcze / Wilze
Zwischen den Dörfern Süßloch und Wilze, an der Landstraße von Unruhstadt nach Fraustadt, bemerkt man am Waldessaum einen Stein mit
schwarzem Kreuz und der Bezeichnung "Mordhügel". Hinter dem Hügel befindet sich stets ein Haufen trockenen Reisigs,
der von den vorbeiziehenden Dorfbewohnern durch Zulegen neuer Aeste erhalten wird. Die Leute erzählen sich, daß hier vor langer Zeit ein Fleischergeselle seinem
glücklicheren Nebenbuhler aufgelauert und ihn aus Eifersucht ermordet habe.
Die versenkten Götterbilder zu Wongrowitz. - PL 62-100 Wągrowiec / Wongrowitz
In dem Kloster von Wongrowitz herrschte vor Zeiten ein Abt, der nicht gar fromm lebte und in seinem Garten die Bilder von zwölf heidnischen
Göttern aufstellen ließ. Als sein Vorgesetzter einst das Kloster besuchte und jene Götterbilder sah, ließ er dieselben sofort niederstürzen, an den nahen See schaffen
und in denselben versenken; dem Abt aber wurde befohlen, zwölf Säulen mit Heiligenbildern rings um die Stadt an öffentlichen Wegen aufzurichten.
Wenn die Glocken zur Christmesse läuten, so dringt vom See ein dumpfes Getöse herüber.
Anmerkungen:
1) In der Zeit von 1693 bis 1741 kam es in der Stadt Wongrowitz zur Hinrichtung von 34 Menschen wegen des
Verdachts der Anwendung von Schwarzer Magie.
Gegründet wurde das Kloster als zweite Tochter von Kloster Altenberg im Bergischen Land aus der Filiation der Primarabtei Morimond im Jahr 1143 durch den
Edlen Zbilut in Łękno. Das Kloster war die 178. Gründung als mittelalterliche Zisterzienser-Mönchsabtei. Von ihm aus wurde Kloster Obra als Tochterkloster
gegründet. 1396 wurde es nach Wągrowiec (Wongrowitz) verlegt. Es war ein sog. "kölnisches Kloster"; bis gegen 1553 wurden nur Kölner in den Konvent
aufgenommen. Diese zogen 1553 nach Kloster Henryków (Heinrichau) aus. Die Besetzung mit gebürtigen Kölnern führte zu Streitigkeiten, die bis zum
Generalkapitel (1489) und zum polnischen Reichstag (1537) gebracht wurden. Im Jahr 1835 wurde das Kloster säkularisiert. Die Rolle der "kölnischen Klöster" in der
Siedlungsgeschichte (Ostkolonisation) wird unterschiedlich beurteilt. (Quelle: Wikipedia - Wągrowiec)