Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus Westsachsen


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Der Stein mit dem Kreuze in Bärenwalde - 08147 Crinitzberg
In Bärenwald liegt am Berge, wo die Straße vorüberführt, ein großer Stein, in welchem man ein kleines eingemeißeltes Kreuz sieht. Die Sage erzählt davon, es seien an der Stelle bei einem heftigen Gewitter zwei Bettelknaben vorübergegangen. Als es heftig donnerte spotteten sie in gottloser Weise und der eine sprach: "Dort oben fährt der liebe Gott mit dem Schubkarren herum!" Kaum aber hatte er seine Worte gesagt, so erschlug ihn ein niederfahrender Blitz.
Der Knabe wurde darauf an dem Orte begraben, und zur Erinnerung an diese Begebenheit meißelte man ein Kreuz in den großen Stein, der bereits an dem Platze gelegen hatte, wo dies geschehen war.
(Meiche, Alfred - Sagenbuch des Königreichs Sachsen. Leipzig 1903, Nr.1123, S.922)

zum Kreuz Das Semmelkreuz in Hirschfeld - 08144 Hirschfeld
Von einer schrecklichen Tat erzählen die Einwohner von Wolfersgrün und Hirschfeld. Auf einem Hügel zwischen ihren beiden Dörfern, der im Volksmund "Kreuzbühel" heißt, steht noch heute im Gebüsch am Wege ein alter Stein, das Semmelkreuz. Hier sollen in einer bitteren Notzeit zwei hungrige Frauen in einen heftigen Streit geraten sein. Eine kleine dicke sollte einer langen dürren von der Pfennigsemmel etwas abgeben.Als sie sich weigerte, geriet die lange dürre heftig in Zorn. Mit einem spitzen Gegenstand schlug sie auf die andere Frau ein und traf so unglücklich, daß sie laut aufschreiend zu Boden sank. Mit letzter Kraft aber raffte sie sich wieder auf und schleppte sich bis an die kleine Brücke im Tale, die über den Stangengrüner Bach führt. Dort brach sie leblos zusammen.
(Zwickauer Heimatbogen, Heft 9, 1927)

zum Kreuz Vom Denkstein beim Gasthof "Wiener Spitze" - 08107 Kirchberg
In die Wand des Gasthofes „Wiener Spitze" in Kirchberg ist ein Denkstein eingemauert, der früher an der Straße nach Wolfersgrün und später an verschiedenen Stellen der Stadt stand. Ein Schwert und ein Teil eines Rades sowie die Jahreszahl 1701 sind in ihn eingehauen. Könnte der Stein reden, so würde er uns die folgende Geschichte erzählen, die sich im Jahre 1701 zugetragen haben soll.
An einem schönen Herbsttag weidete ein Hirtenbub seine Herde am Borberg. Er hieß Johannes David Petzold, kurz Hansdaved genannt. Die Hände im Nacken verschlungen, lag er im Grase und blinzelte in die Sonne. Er dachte wieder an die Geschichten, die sich die Leute vom Borberg erzählten. Sie beschäftigten ihn jeden Tag, und seine Neugierde wurde immer größer. Langsam erhob er sich und schritt auf eine verrostete Eisentür zu, die einen Brunnen im Berg verschloß. Hinter ihr sollten sich nach den Berichten der Leute zwölf schwarze Männer mit zwölf schwarzen Hunden verbergen. Vor ihnen kannte Hansdaved keine Furcht, wohl aber vor dem bösen Gesicht seines Herrn, der ihm streng verboten hatte, vom Vieh wegzulaufen. Doch auch das vergaß er und öffnete die geheimnisvolle Tür, die sich kreischend in den Angeln drehte.
Er betrat einen dunklen Gang. Erschrocken zog er die Hand zurück, als er das feuchtkalte Gestein an der Brunnenwand berührte. Sein Atem ging keuchend, und es war ihm, als ob ihn jemand an der Kehle würgte. Die Angst trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Als er fliehen wollte, konnte eir nicht einmal den Kopf wenden. Nur auf die zwölf schwarzen Männer mußte er immer blicken, die ihn schrecklich anstarrten. Als er auch noch die zwölf schwarzen Hunde hervorspringen sah, hielt er die Hände vor die Augen und stürzte zu Boden.
Vor dem Brunnen erwachte er wieder. Nach und nach fiel ihm wieder ein, was sich zugetragen hatte. Wie er aber vor den Brunnen gelangt war, konnte er sich nicht erklären. Er suchte nach seinem schwarzen Käppiein, fand es aber nicht. Auch die Kühe waren nirgends zu erblicken. Sie hatten sich beim Mittagläuten, als sie niemand nach Hause trieb, allein auf den Weg gemacht.
Schon von weitem sah der Junge jetzt das zornige Gesicht Meister Wohlrabs, so hieß sein Herr. Der wollte nach dem Rechten sehen. Da floh Hansdaved in das Gebüsch und wagte nicht, nach Kirchberg zurückzukehren. Zwischen den Teichen hindurch über Hirschfeld gelangte er nach einigen Tagen bis Flauen. Port klopfte er an die Tür seiner Verwandten, die ihm eine Arbeit versorgten.
Meister Wohlrab indes ging mit finsterem Gesicht und Angst in den Augen umher. Vergeblich hatte er am Borberg nach dem Knaben ge­sucht, den er mit dem Stock tüchtig strafen wollte. Mit Schrecken hatte er jedoch bemerkt, daß jemand an der Tür des Brunnens gerüttelt hatte. Nun öffnete er sie selbst und sah im Gang das schwarze Käppiein liegen. Er glaubte nicht anders, als daß die Geister den Knaben geholt hätten, warf den Stock weg und rannte nach Hause. In der Stadt aber sah man die Kühe ohne Hütejungen einziehen und bemerkte auch das sonderbare Verhalten Meister Wohlrabs. Er lief verstört umher und konnte seine Unruhe nicht verbergen. Da fingen die alten Weiber an zu tuscheln, und die Kinder machten einen großen Bogen um ihn.
Eines Tages stand der Amtsdiener vor seiner Tür und verlas ihm ein Schreiben, in dem er angeklagt wurde, seinen Hütejungen ermordet zu haben. Man legte ihm Fesseln an und verhaftete ihn. Die Richter berieten, ob sie ihm mit dem Schwert den Kopf abschlagen oder ihn auf ein Rad binden und über ein Feuer drehen sollten, woran der Denkstein noch erinnert. Doch der Kurfürst August der Starke, der gerade in Wiesenburg jagte, entschied jedoch, daß er aufgehängt werden sollte. Wie sehr Meister Wohlrab auch seine Unschuld beteuerte, man hatte den Stock und das Käppiein am Borberg gefunden, und das genügte.
Am Täubertsberg wurde der Galgen errichtet und der Verurteilte hinaufgeführt. Mit ihm zogen die Geistlichen, die Richter und viel neu­gieriges Volk. Der Amtmann verlas nochmals das Urteil und legte Meister Wohlrab die Schlinge um den Hals. Die Frauen schluchzten, und die Männer standen ernst und stumm.
Da preschte ein Reiter die Lengenfelder Straße herein und schwenkte ein weißes Tuch. Man glaubte, es wäre ein Bote des Kurfürsten, und wartete. Wie staunten aber alle, als sie Hansdaved erkannten, der vom Pferde sprang. Noch ganz außer Atem berichtete er, daß er in Flauen zweimal geträumt habe, Meister Wohlrab solle seinetwegen hingerichtet werden. Da hatte er es seinem Herrn erzählt, und der meinte: „Wenn du das ein drittes Mal träumst, nimm mein schnellstes Pferd und reite nach Kirchberg." Als er das auch nochmals träumte, bestieg er noch in der Nacht das Pferd und jagte los. Vor Kirchberg hielten ihn die Jäger des Kurfürsten auf, und als er ihnen die Geschichte berichtete, brachten sie ihn zu ihrem Herrn. Als der Kurfürst davon hörte, begnadigte er Meister Wohlrab und befahl Hansdaved, schnell zum Richtplatz zu reiten. Gerade noch in letzter Minute traf er dort ein.
Es war für die Kirchberger ein besonderer Tag im Jahre 1701, als sie wieder nach Hause zogen. Ihnen voran schritten Meister Wohlrab und sein Hütejunge. An der Stelle aber, an der die Jäger Hansdaved aufgehalten hatten, errichtete man einen Gedenkstein mit einem Schwert, einem Rad und der Jahreszahl 1701.
(Zwickauer Heimatbogen, Heft 9, 1927)

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