Das Kastlkreuz - A-3642 Bergern im Dunkelsteinerwald, Katastralgemeinde Maria Langegg
In Maria Langegg lebte einst ein Förster, namens Kastl. Eines Tages ging er zur Jagd in die Nesselstaudenwälder. Als er auf dem
Hochstand Vorpaß hielt, sah er, da sich sein Stand auf der Anhöhe oberhalb des Ortes Nesselstauden befand, wie sich ein Hase
seinem Standort näherte. Dieser setzte sich in Schußweite nieder und machte ein Männchen. Kastl zielte und schoß. Der Hase blieb
ruhig sitzen und äugte herum. Der Förster griff nochmals zum Gewehre, zielte und schoß. Wieder rührte sich der Hase nicht von der
Stelle. Zwei Schüsse waren nun allem Anschein nach fehlgegangen. Da das Tier noch immer sitzen blieb, lud Kastl nochmals seine
Flinte, zielte und schoß, während er vor sich hinmurmelte: "Wenn ich jetzt wieder nichts treffe, so soll mich der Teufel in der Luft
zerreißen." Der Schuß ging daneben und im gleichen Augenblicke fühlte sich der Waidmann hochgehoben und durch die Luft
getragen. Der Teufel saß dem Kastl im Genicke. Der Förster schrie: "Jesus und Maria, jetzt hat er mich schon!" Da ließ der Teufel
bei Nennung des Gottesnamens augenblicklich los und Kasil stürzte aus der Luft herab. Außer einigen Kratzern ahn Halse und im
Gesichte war der Furchtsame unverletzt. Über den Vorfall war nun Förster Kastl so erschrocken, daß er, um weiteres Unheil von
sich abzuwenden, an der Stelle ein Kreuz setzen ließ, wo sich dies zutrug. Es führt noch heute beim Volke den Namen "Kastlkreuz".
(Schüler der Schule Geiersberg, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Das Kummerstallkreuz - A-3601 Dürnstein
An der Straße, die von Dürnstein gegen Weißenkirchen führt, findet sich knapp an der Ausmündungsstelle des Kummerstallgrabens
ein alter Bildstock, der an einen Mord gemahnen soll. Man erzählt: "Einst schritt eine Frau, die durch Glücksspiel ein ansehnliches
Stück Geld gewonnen hatte, auf der Straße heimwärts. Aus Furcht vor Beraubung hatte sie das Geld im Haarschopf versteckt.
Da begegnete ihr ein fremder Mann, dem sie sich aus Furcht vor dem Überfallenwerden anschloß. Offenherzig erzählte sie ihm
von ihrem Glück. Sie hatte aber ihre Unvorsichtigkeit bitter zu bereuen, denn der Mann erschlug sie, nahm das Geld an sich und
verschwand." Zum Gedenken soll man das Marterl gesetzt haben.
(Anna Böhmer, Dürnstein, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Das Holzkreuz an der Weingartenmauer - A-3601 Dürnstein
Zu Dürnstein stand in der alten Weinried des "Gummersthal" bis vor wenigen Jahren ein Holzkreuz an einer Weingartenmauer.
Von diesem wurde erzählt, daß man es einst errichtete, um der "wilden Jagd" Einhalt zu gebieten, die sich mit fürchterlicher
Gewalt aus dem Kummerstall in die Weite des Donautales bewegte. Durch das Kreuz bannte man sie in den Kessel des Tales,
wo sie oft mit Ungestüm Bäume in Weingärten und Wald zerbricht und entwurzelt.
(Georg Kernstock, Dürnstein 1926, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes,)
Das Bäckerkreuz - A-3511 Furth bei Göttweig
Auf der Straße von Furth nach Paudorf steht auf der Höhe, wo der Fahrtweg nach dem Stifte Göttweig abzweigt, eine vier Meter
hohe Steinsäule, eine Gedenksäule an schwere Zeiten. Als in Paudorf die böse Seuche der Pest wütete, durfte der Bäcker von
Furth nicht nach Paudorf hinüber und die Paudorfer durften nicht herüber. Da brachte der Bäcker von Furth das Brot bis zu dieser
Säule. Hier holten es dann die Paudorfer ab. Seither heißt diese Säule das "Bäckerkreuz".
(Margarete Kainzmayer, Furth 1953, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes,)
Das Galgenkreuz zu Furth - A-3511 Furth bei Göttweig
Auf der Bergstraße außerhalb von Furth steht das Galgenkreuz. Hier richtete man die Übeltäter, die durch das Landgericht zum
Tode verurteilt wurden. Als Letzter wurde hier ein arger Dieb vom Leben zum Tode befördert, der als Räuber in der Gegend sein
Unwesen trieb. Noch ein Kind, befahl,ihm bereits seine Mutter, daß er ihr eine Nähnadel vom Markte entwende. Der Knabe tat es.
"Was ist eine Nähnadel ohne Zwirn? Bringe mir auch ein Büschl Zwirn!" Soll die Mutter den Knaben empfangen haben, als er
ihr die gestohlene Nadel heimbrachte. Daher stahl der Bub auch den Zwirn. So wurde das Kind zum Diebe erzogen. Als man den
nun Erwachsenen als Wegelagerer fing und nach seiner Verurteilung zum Galgen führte, wollte der Malefizbursche noch einmal
seine Mutter sehen. Als sie kam, umarmte er sie und biß ihr die Nase weg.
(Margarete Kainzmayer, Furth 1953, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes,)
Das Kammererkreuz - A-3511 Furth bei Göttweig
Dem strahlenden Morgen war ein heißer und schwüler Tag gefolgt. Geschäftig eilten die Leute, um das trockene Heu in den Stadel zu
schaffen, denn ein Gewitter lag in der Luft. Und so war es auch. Kaum hatte es die vierte Nachmittagsstunde geschlagen, als ein
fernes Donnerrollen zu hören war. Dunkle Wolken standen am östlichen Horizont und daraus zuckten hin und wieder Blitze auf,
die dann das fahle Düster des Tages noch unheimlicher erscheinen ließen. Grollender Donner kam immer näher, und dann war
es da - - das Gewitter jenes unvergeßlichen Tages, des 17. Juni 1718, als das alte stolze Kloster auf dem Berge, das "zum klingenden
Pfennig" hieß, ein Raub der Flammen wurde. Der Tag war zur Nacht geworden. Blitze zuckten über das Firmament, gefolgt von
berstendem Krachen der Blitzeinschläge. Noch kein Tropfen war vom Himmel gefallen, als ein gewaltiger Feuerstrahl die
Gottesburg in Brand setzte. Hell loderte das Feuer zum Himmel, angefacht von einem Sturmwind, wie man ihn selten noch erlebt hatte.
Der Orkan trug die in die Luft gewirbelten brennenden und glühenden Sehinder weithin über Land und so fielen auch nächst den
Seeäckern von Tiefenfucha brennende Hölzer zu Boden, die hie und da auch trockenes Gras in Brand setzten. Die Gefahr für das
kleine Dörfchen war groß, riesengroß, denn wenn der Wind nur ein klein wenig seine Richtung geändert hätte, wäre auch das stille
Örtehen in Schutt und Asche gesunken. Da setzte endlich - heiß herbeigesehnt, ein heftiger Regen ein. Die Gefahr war gebannt.
Als Dank setzte der Kämmerer des Stiftes Göttweig zum steten Gedenken das "Kämmererkreuz".
(Ziegler Franz, Fucha 1953, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes,)
Das Schwedenkreuz von Moritzreith - A-3542 Gföhl, Katastralgemeinde Moritzreith
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges brach ein versprengter Schwedentrupp wie ein furchtbares Gewitter über den bisher verschont
gebliebenen Ort Moritzreith herein. Vermutlich suchten diese verwegenen Scharen noch unberührte Gegenden auf ihrem Wege
vom nordwestlichen Waldviertel zur Donau auf. Vom ganzen einstigen Markt konnten nur einzelne stattliche Höfe deim Überfall
standhallen. Die grolle Zahl der kleinen Höfe fiel der Raublust des wilden Haufens zum Opfer. So sank der weitaus größte Teil
des Marktes in Schutt und Asche. Wer sich nicht durch die Flucht retten konnte, kam ums Leben. Von ihrem grausamen
Tagewerk erschöpft, schlugen die Schweden in der Nähe ihr Lager auf. Der flackernde Schein ihrer. Feuer erweckte den Anschein,
daß ihre Greueltaten am nächsten Tage ihre Fortsetzung finden könnten. Der Schreck saß den Überlebenden von Moritzreith noch
in den Gliedern. Und so trieb sie die Furcht, ein gleiches Schicksal zu erleiden, im Schutze der Nacht von Haus und Hof.
Tatsächlich kehrten am nächsten Morgen einige habgierige Schweden zu den noch schwelenden Trümmern des Marktes zurück
und fanden zu ihrer Überraschung die am Vortag unbezwungen gebliebenen Höfe verlassen. Zusammen mit ihren rasch
herbeigerufenen Gesellen setzten sie die Plünderung fort und vollendeten die Zerstörung.
Nach Abzug der Schweden war der höher gelegene Teil des Ortes zur Gänze dem Erdboden gleichgemacht. Noch heute
bedecken nur magere Wiesen den Abhang, wo vereinzelte Föhren das öde Bild beleben. Und wenn nach heftigen Gewitterregen
die niederrauschenden Wassermassen den Boden aufreißen oder der Pflug die Erde aufbricht, stößt man hie und da auf Geräte
und Mauerwerk, die die Kunde aus Jener Zeit bestätigen. Der tiefer gelegene Teil der Siedlung wurde später wieder aufgebaut
und bewohnt. Zur Erinnerung an Jene schrecklichen Tage errichteten fromme Einwohner am stillen Waldesrand einen Bildstock,
der im Volksmund das Schwedenkreuz heißt.
(Aufgezeichnet von Walter Landertshammer, 19523, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes,)
Eine Kreuzsage von Sattelbach - A-2532 Heiligenkreuz, Katastralgemeinde Sattelbach
Von dem Kreuz am Kreuzfelsen erzählt man auch, daß es zur Erinnerung an einen Unglücksfall aufgestellt wurde. Ein
verspäteter Wanderer, der nach Heiligenkreuz ging, verirrte sich in der Gegend von Sattelbach und kam über eine Wiese
in einen Wald. Schon nach kurzer Zeit sah er aber in einiger Entfernung ein Licht schimmern. Er ging diesem nach - aber
es war von einem Bauernhaus auf der anderen Seite des Tales, das man von dem Felsen aus sonst frei erblickt - sah in der
Nacht den Absturz nicht und fiel zu Tode.
(Calliano, Carl - Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II)
Der eingemauerte Türke - A-3571 Kotzendorf
2. Variante
Das Kreuz vom Wolfsberg - A-3506 Krems an der Donau, Katastralgemeinde Angern Das Steinkreuz an der Straßengabel - A-2024 Mailberg Das Oberndorfer Kreuz Am Jauerling - A-3620 Maria Laach am Jauerling, Katastralgemeinde Oberndorf Das Latoschenkreuz - A-3512 Mautern an der Donau Der Totenacker von Niederranna - A-3622 Mühldorf, Katastralgemeinde Niderranna Das Raubschützenkreuz - A-2003 Niederhollabrunn, Katastralgemeinde Haselbach Das rote Kreuz zu Tiefenfucha - A-3511 Paudorf, Katastralgemeinde Tiefenfucha Die Brotlaibmarter - A-3820 Raabs an der Thaya, Katastralgemeinde Oberpfaffendorf Das Pestkreuz von Krustetten - A-3511 Paudorf, Katastralgemeinde Krustetten Das Jungfernfeld bei der Krautmühle - A-2000 Stockerau Das Lindwurmkreuz - A-3124 Wölbling
1. Variante
An der Bezirksstraße von Maiersch nach Nonndorf (bei Horn) steht hinter Kotzendorf ein gemauertes Bildstöckl, das ist sehr breit und hoch und hat oben
kleine Türme. Die Leute, die dort in der Nacht vorübergehen, haben schon öfters ein Klappern gehört wie von Gebeinen. Das ist aus dem inneren Hohlraum
des Bildstöckls gekommen und an der Vorderseite oben, wo eine größere Öffnung ist, hat ein Totenkopf herausgeschaut. Das soll der Kopf von einem Türken
sein, den sie vorzeiten dort eingemauert haben. Auf einer Steintafel steht eine ganz verwitterte Inschrift, die lautet: "Gott den Herrn sey Lob und Dank, daß
Raab nun ist in der Christenhand. 29. März 1597".
Im Gemeindegebiet von Kotzendorf, an der Straßenkreuzung nach Nonndorf, Gars und Maiersch, steht ein eindrucksvoller Bildstock: Das "Türkenkreuz". Während der
langwierigen Belagerung von Wien streiften türkische Horden durch das Umland, raubten, mordeten und brandschatzten die Landbevölkerung. Dabei sollen einzelne
Horden auch bis ins Kamptal vorgedrungen sein.
Als einzelne Späher nahe von Kotzendorf gesehen worden waren, zog sich der Großteil der Dorfbevölkerung mit ihrem Hab und Gut in die Wälder zurück. Eine
kleine Gruppe kämpferischer Dorfbewohner wollten nicht ohne Gegenwehr ihr Dorf aufgeben und setzten sich zur Wehr.
Die Türken, die bald darauf vor Kotzendorf erschienen, waren aber weniger an den verlassenen Hütten interessiert, sondern an den angrenzenden Weinkellern,
die sie umgehend aufbrachen und es sich dort gut gehen ließen. Der Wein schmeckte ihnen, doch sie waren den Alkohol nicht gewöhnt und unterschätzten seine
Wirkung. Als sie sich nach einigen Stunden wieder zurückzogen, hatten sie gewaltige Mühe, aufzusitzen und zu den anderen zurückzukehren. Einer hatte es sich im
Weinkeller gemütlich gemacht und den "Rückzug" verschlafen, was ihm letzten Endes das Leben kostete. An der Stelle, wo heute das TÜRKENMARTERL steht,
soll der umgekommene Türke vergraben worden sein.
Zu gewissen Zeiten sollen Wanderer, die diese Stelle bei Nacht passierten, Geräusche vernommen haben, die aus der Gedächtnissäule zu kommen schienen.
Ein Mutiger ließ sich einmal hochheben und blickte durch eine der Öffnungen hinein. Geschockt erzählte er, es habe ihm ein Türkenschädel entgegengegrinst.
Man beschloss, dem Spuk ein Ende zu machen, errichtete einen Bildstock und ließ den Platz segnen. Seit dem ist dort Friede eingekehrt.
(Sachs, Elisabeth: Sagen und Mythen im Raume Gars, hrgg. Von der Marktgemeinde und FVV Gars am Kamp, 2.Auflage 2008, S.33)
Eines Tages fuhr der Besitzer des Schlosses Wolfsberg im Winter mit Frau, Kindern und Diener mit dem Schlitten über Land.
Da damals noch wildes Getier den Menschen gefährdete, ließ der Freiherr auch Waffen im Schlitten verwahren. Decken gaben
der Reisegesellschaft wohlige Wärme. Man fuhr während des Tages über Land und kehrte am Abend zum Schlosse zurück. Als
sie durch den Schloßwald fuhren, brach ein Wolfsrudel aus dem Walde hervor und stürzte sich auf die Pferde. Sie bohrten die
Zähne tief in den Hals der Gäule. Da riß der Schloßherr die geladenen Gewehre hervor und feuerte auf die Wölfe. Er streckte
zwei Tiere nieder. Die anderen ließen ab und ergriffen die Flucht.
Frau, Kinder und Diener waren gerettet. Sie kehrten nun heil, aber stark verängstigt in Schloß zurück. Der Freiherr ließ aus
Dankbarkeit für die glückliche Errettung ein Kreuz nahe dem Schlosse setzen und es mit einem auf das Ereignis hinweisenden
Bilde schmücken.
(Schrefl Anna, Angern, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Von Immendorf führt seit alters her ein Weg nach Norden ins Pulkautal. Weit außerhalb des Ortes gabelt er sich, wobei der linke
Weg nach Untermarkersdorf und der rechte nach Hadres führt. Heute steht an der Stelle ein steinernes Kreuz mit einem gekreuzigten
Heiland, von dem sich die Alten folgendes erzählen:
Vor langer Zeit ging ein Mann schwer beladen mit einem Buckelkorb den Weg durch die Immendorfer Kellertrift. Die Last war
wohl sehr drückend, und so setzte er sich immer wieder in den Schatten eines Baumes, um kurz Pause zu machen. Schon rechnete
er in Gedanken den Gewinn aus, den er mit der Töpferware, die er so mühevoll schleppte, machen würde. Er war mit sich und dem
Geld, das er sich im Voraus ausmalte, sehr zufrieden und so ging er entschlossen weiter. Diese Gedanken beflügelten ihn und er
schritt kräftig aus. Schon erreichte er das Steinkreuz an der Straßengabel, das ihm anzeigte, dass er mehr als die Hälfte des Weges
hinter sich hatte.
Ein letztes Mal stellte er den schweren Korb neben dem Kreuz ab. Er wusste gar nicht, wie es geschah, plötzlich merkte er, dass es
einen Krach machte und das gesamte irdene Geschirr in tausend Scherben zerbrach. Mit einem Schlag verwandelte sich sein
strahlendes Gesicht, große Falten zerfurchten sein Antlitz. Wutentbrannt ballte er seine Faust und grimmend erhob er sie gegen
den Herrgott, voll Zorn umfasste er mit beiden Händen das Steinkreuz. Kaum war die Gotteslästerung geschehen, stürzte das
steinerne Kreuz von seinem Sockel herunter und erschlug den Gottesfrevler.
Später fanden vorbeiziehende Leute den Händler tot im Straßengraben neben dem Kreuz. Heute ist das Kreuz wieder errichtet.
Unter ihm soll ein Notpfennig vergraben sein, den Untermarkersdorfer Bauern in schlimmen Zeiten hier vergraben haben.
(Hofmann, Thomas - Das Weinviertel in seinen Sagen, Weitra 2000)
An der Straße nächst Oberndorf am Jauerling stand einst am Straßenrand ein Wegkreuz. Als man die Straße verbreiterte, stand es
im Wege und man mußte es umlegen. Die Arbeiter legten es in den Acker eines Bauern, der sich nebenan befand. Am nächsten
Tag hörte man in dessen Hause ein Holzschneiden, Hämmern und Hobeln. Die Bauersleute wußten sich die Ursache nicht zu
erklären, aber sie vermuteten, daß dies deshalb sei, weil das Wehkreuz auf ihrem Grunde liege. Da ging der Bauer Leopold Braun
zu den Arbeitern, klagte ihnen sein Leid und bat, das Kreuz an anderer Stelle wieder aufzurichten. Sie entsprachen seiner Bitte,
und seit dieser Zeit verschwanden auch die sonderbaren Arbeitsgeräusche wieder im Hause des Bauern.
(Margarete Braun, Elsarn, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Wo die Gemeindegebiete Mautern und Mauternbach zusammenstoßen, steht an der Bezirksstraße von Mautern nach Melk ein
Steinmarterl, das Latoschenkreuz. Als einst die Pest im Lande wütete und auch zu Mautern und Mauternbach viele Opfer dieser
Seuche zu beklagen waren, wurde an der Stelle, an der sich heute dieses Marterl erhebt, ein Massengrab errichtet, da man nicht
in der Lage war, Jeden Verstorbenen einzeln zu begraben. Man bestattete hier alle Opfer der Pest gemeinsam und setzte ihnen,
als die Seuche erlosch, ein Mahnmal. Lange Zeit hieß diese Stelle "Leutasch" (Asche der Leute). Dann geriet das Grab in
Vergessenheit.
(Anna Fröschl, Förthof, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Einst zogen zwei Männer, von denen Jeder die Kirche von Niederranna bauen wollte, auf der Straße nach Strebitzfeld des Weges.
Der eine kam von oben, der andere von unten. Dort, wo beute der Ziegelofen steht, begegneten sie einander. Sie frugen gegenseitig
nach ihrem Vorhaben und als sie sahen, daß sie beide dasselbe vorhatten, fingen sie zu streiten an. Jeder meinte, er habe das
Vorrecht. Sie schlugen am Ende sogar aufeinander los und kollerten im Kampfe mitsammen über die Äcker hinunter. An einem
Feldwege nahe beim Döpperlbach erschlugen sie einander. Einen dieser Äcker, wo der Kampf sich zugetragen hatte, nannte man
dann den Totenacker. Zum ewigen Gedächnis setzte man ein Kreuzstöckel an die Stelle der Straße, wo beide Männer den Tod
gefunden hatten. Manche Anwohner der Gegend sahen oft dortselbst einen schwarzen Hund mit feurigen Augen um das Kreuz laufen.
(Traude Wagner, Niederranna, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Dort, wo die Haselbacher Flur in die Streitdorfer Flur übergeht, erhebt sich ein gemauertes Marterl, das "Raubschützenkreuz".
Der Name geht auf eine unselige Begegnung zwischen einem wildernden Knecht und einem jungen Bauern zurück.
Der Wilderer fügte den Jagdbesitzern durch sein unrechtmäßiges Treiben argen Schaden zu. Tagsüber und in der Dämmerung
erschoss er das Wild und des nächtens legte er Schlingen und fing damit Hasen und Fasane.
Die Bauern der beiden Orte waren schon sehr zornig auf den Wilderer, doch keinem von ihnen gelang es, ihm das Handwerk zu
legen, er wusste sie stets zu täuschen.
"Heut oder nimmer!", sprach eines Abends ein junger kräftiger Bauernbursche und war festen Willens, dem Wilderer
aufzulauern. Er nahm seinen Hund an die Leine, schulterte sein Gewehr und marschierte in die eiskalte Winternacht hinaus zum
Grenzgraben, wo er ihn vermutete.
Der junge Bauer hatte sich schon ziemlich weit vom Dorf entfernt, als der Hund den Wilderer witterte. Schon sah ihn der
entschlossene Bauernbursch; er erblickte eine dunkle Gestalt, die ein Gewehr geschultert hatte und einen Hasen nachschleifte.
"Halt! oder ich schieße!", herrschte der Bauer die schwarze Gestalt an. "Ich, oder Du!", erklang es als Antwort. Zwei Flüche,
zwei Blitze und zwei Schüsse, dann war es totenstill im stockfinsteren Wald. Beide hatten im selben Augenblick aufeinander gezielt,
geschossen und todsicher den jeweils anderen getroffen. Nur der Hund hatte überlebt und irrte nach Hause. Am nächsten Morgen
fand man den Bauernburschen und den Knecht erschossen im Wald.
Seit dieser Zeit ging es in der Gegend zur Nachtzeit nicht geheuer zu. Die beiden Männer, die ausgezogen waren
um zu töten, konnten lange keine Ruhe finden. Lange noch hörte man ihr Fluchen, die Schüsse und die Todesschreie. Erst, als
man das Kreuz errichtet hatte, war auch der nächtliche Spuk vorbei.
(Hofmann, Thomas - Das Weinviertel in seinen Sagen, Weitra 2000)
Zur Zeit, als die Franzosen unter Napoleon unsere Heimat mit Krieg bedrohten, trug es sich zu, daß auch zu Tiefenfucha auf den
"MUGELN", den Hügeln nördlich des Dorfes, heftige Kämpfe tobten. Die Verluste im Kampfe waren so gewaltig, daß das Blut der
Toten und Verwundeten dort in Bächlein niederrieselte. Vom Dorfe Fucha hatten sich nur rauchende Trümmer erhalten.
Zur Erinnerung an alle diese Ereignisse setzten die Bewohner auf blutdurchtränkter Erde ein Kreuz. das sie rot anstrichen.
Seit dieser Zeit steht des "Rote Kreuz " auf den Mugeln nahe bei dem Dorfe.
(Kaiblinger Regina, Tiefenfucha, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
Am Wege gegen Ober-Pfaffendorf steht eine sehr alte Steinsäule, die als "schwarze Marter" bekannt ist. Sie heißt aber auch
"g'spitzte Marter", wegen ihres spitzt zulaufenden Helmes. Die Sage erzählt folgendes: Als vor etlichen hundert Jahren eine
Hungersnot in der ganzen Gegend herrschte, lebte in Raabs ein hartherziger Bäcker; der hatte noch Brot zu verkaufen. Da kam
ein todhungriger Handwerksbursche an dem Laden mit dem frei liegenden "Bacht" vorbei und eignete sich einen Laib Brot an.
Aber der Bäcker hatte die Entwendung bemerkt, eilte dem Burschen nach und erschlug ihn. - Als Sühne mußte er die Marter
errichten lassen, auf der oben, an einer Seite, heute noch ein eingegrabener Kreis an den Brotlaib erinnert. Eine Inschrift auf
der anderen Seite der Säule soll angeblich über die Tat berichten.
(Kießling, Franz: Frau Saga im niederösterreichischen Waldviertel, [Bd. I-IX] 1924-1930. Bd.5, S.46)
Als einst im Lande die Pest wütete, erkrankten auch in Krustetten viele Leute an dieser schrecklichen Krankheit. Das Dorf war gegen
die Nachbarorte abgeschlossen, denn es durfte niemand die Gemarkung desselben verlassen. Weil die Pest aber schon ein halbes
Jahr gewütet hatte, waren die Nahrungsmittel zu Ende gegangen. Da brachten in dieser Not die Bewohner von Hollenburg Hilfe,
denn sie schafften Lebensmittel bis an jene Stelle heran, wo sich heute das kleine Pestkreuz erhebt, das man zur Erinnerung an die
Errettung vor Hunger und Krankheit errichtete.
(Johann Klein und Karl Kugler, Krustetten, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)
An der Ernstbrunnerstraße erhebt sich nächst der ehemaligen Krautmühle eine Steinsäule, die im Volksmunde das "Dicke Kreuz", auch "Raubritterkreuz" genannt
wird. Die Ackergründe daselbst führen die Bezeichnung "Jungfernfeld". Von der Säule erzählt die Sage, daß in ihrem Grundstein ein Priester lebendig eingemauert
worden sei, der sich gegen seinen Stand schwer vergangen habe. Seit diesem schrecklichen Ereignis ist die Gegend dort nicht mehr geheuer. Das erfuhr ein
Bauernknecht aus Grafendorf an sich, der eines Tages in der Nähe des "Dicken Kreuzes" arbeitete. Als es. Mittag war, setzte er sich neben der Säule zu kurzer
Rast nieder. Wie staunte der Mann, als er plötzlich über der Säule eine Schar von Jungfrauen in Nonnentracht schweben sah. Elf von ihnen waren schwarz, eine
weiß gekleidet; dreimal schwebten sie um die Säule, dann verschwanden sie. Seit jenem Tage führt die Flur die-Bezeichnung "Jungfernfeld".
(Calliano, Carl - Der niederösterreichische Sagenschatz, Bd.V, Wien 1936, S.236f)
Einst gingen Wallfahrer von Statzendorf nach Maria Langegg. In Wölbing hielten sie Rast und stillten im Gasthaus Durst und Hunger.
Die frommen Pilger saßen im Gasthaus, indes eine arme Frau, die nicht einkehren konnte, da ihr das Geld dazu fehlte, einstweilen
allein des Weges weiterzog. Als sie auf der Straße nach Wolfenreith an die Stelle kam, wo heute das Lindwurmkreuz steht, kroch
plötzlich aus dem Gelände neben der Straße ein Lindwurm, der seinen fürchterlichen Rachen weit aufsperrte. Vor Angst floh das
Weib in den Wald und kletterte auf einen Baukin. Dort oben rief sie nun um Hilfe. Bei ihrem Ausruf: "Heilige Maria von Langegg,
hilf mir! Hilf!" erschien diese und zertrat dem Lindwurm den Kopf. Die Frau war gerettet. Zum Angedenken an diese wunderbare
Rettung errichtete man später, das Lindwurmkreuz, auf dem noch heute die Frau und der Lindwurm abgebildet zu sehen sind.
(Schüler der Schule Geiersberg, Geschichten und Sagen des Kremser Bezirkes, 1952)