Deutschland Thüringen Kreisfreie Stadt Erfurt

Egstedt


die andere Seite

Zustand 2005
Foto: Ache

Abbildung bei
Störzner (1984)

Abbildung bei
Köber (1960)

Zeichnung bei
Loth (1896)

PLZ: 99102

GPS: N 50° 55,260', O 11° 3,065'

Standort: An der nördlichen Seite des Ortes, an der Straße nach Erfurt, kurz hinter dem Ortsende auf der rechten Seite.

Größe / Material: 120:77:24 / Sandstein

Geschichte: Malteser Kreuzform aber mit nur schwach dazu ausgeprägten Armen. Das Kreuz wurde neuzeitlich mit einem Betonsockel gesichert der zu Standfestigkeit noch eingesetzte Winkeleisen erhielt. Rückseite sowie die die Fußseiten durch die Witterung stark angegriffen. Ebenfalls im Gesamten zunehmende Oberflächenverwitterung sowie durch seinen Standort unmittelbar an der viel befahrenen Straße eine Gefährdung durch den Verkehr besteht. Das Kreuz wird in einem Zusammenhang mit Thüringer Grafenkrieg gebracht. Dazu liest man in der Veröffentlichung von Max Timpel "Der Steigerwald", 1906 folgendes: Im Jahre 1344 suchten die Grafen von Schwarzburg, von Honstein und von Weimar mit ihren Scharen die Stadt Erfurt zu überfallen und zu strafen, weil die Bürger dem Landgrafen von Thüringen, Friedrich dem Ernsthaften, gute Dienste im Streite gegen die vorgenannten Grafen geleistet hatten. Die Feinde wurden aber aus der Nähe der Stadt vertrieben, von den tapferen Erfurtern bis Egstedt gejagt, wo sich an der "Wagd" (Alter Name für den Stadtwald "Steiger", Anm. Häfner) ein harter Kampf entspann, der noch erbitterter wurde, als Graf Günther von Schwarzburg die Bürger aus dem Hinterhalte überfiel. Mit Hilfe des Landgrafen von Thüringen wurden die Feinde überwunden, zwei Schwarzburger Grafen gefangen genommen und die Fliehenden bis in die Arnstädter Gegend verfolgt, Dort aber stellte sich den ermüdeten Mannschaften Graf Heinrich von Virneburg mit seiner Streiterschar entgegen, und der Kampf entbrannte von neuem. Der Landgraf von Thüringen wurde schwer verwundet, das Heer der Erfurter in die Flucht geschlagen und verfolgt. Da kam von der "Wagd“ her ein Zug Bürger mit Wagen, Reisigen und Pfeifern, um die Verwundeten und Toten vom Egstedter Kampfplätze nach der Stadt zu bringen. Die Virneburger vermuteten neue Heerhaufen, gaben eiligst die Verfolgung auf und gingen nach Arnstadt zurück. Die Erfurter Streiter aber zogen fröhlich in die Stadt, durch einen Zufall vor der schweren Niederlage bewahrt, und freuten sich des erfochtenen Sieges bei Egstedt an der Wagd. (Häffner 03/2009)

Am nördlichen Ortsrand, am nordöstlichen Rand der Landstraße Egstedt - Erfurt. Benennung: "Mordkreuz". Flurname: "Am Kreuzchensbach". Malteser-Kreuzform, Arme nur schwach nach außen verbreitert. Umrißkanten gerundet. Sandstein. Höhe 130cm, Breite: 75cm, Stärke: 24cm. Sehr gut erhalten. Allgemeine oberflächliche Verwitterung.
Hist. Nachweis: 1666 "Vom Kärnerswege nach dem Creuze zu" (StAE, 1-1/XXIIIc - 10, Bl.22b).
"...bald nach dem Kampf bei Egstedt 1342, zu dessen Gedenken noch heute ein Kreuz an der Erfurter Landstraße kurz vor dem Dorfeingang steht und in dem Landgraf Friedrich der Ernsthafte im Verein mit den Erfurtern die Grafen von Weimar und Schwarzburg-Kavernburg schlug,..." (Nebe 1935). Ein solcher Zusammenhang ist nicht erwiesen und erscheint nur wenig glaubhaft! (Störzner 1984)

   Ich wende mich nunmehr zu den Kreuzen, über welche keine Nachricht bis zu unseren Zeiten gedrungen ist. Es sind dies alles einfache Kreuze ohne jede besondere Kennzeichen. Ich kann mich deshalb kurz fassen. Ein solches Kreuz steht auf der linken Seite der Landstrasse, welche nach Stadtilm führt, zwischen dem Waldschlößschen und dem Dorfe Egstädt, nicht weit von diesem Dorfe (6). Es hat ungefähr Manneshöhe. (Loth 1896)

[...] 1342 schlug hier Landgraf Friedrich der Ernsthafte im Bunde mit den Erfurtern die Grafen von Weimar und Schwarzburg. Ein noch vorhandenes Steinkreuz an der Strasse nach Erfurt soll das Andenken an diesen Sieg erhalten. (Tettau 1890)

Sage: 1. Das Steinkreuz soll an eine Schlacht erinnern.
2. Hier soll ein Soldat sein Mädchen erstochen haben.

Quellen und Literatur:
Tettau, Dr. Wilh. Freih. v. - Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises, Halle a.d. Saale, 1890, S.375
Loth, R. - Die Steinkreuze in der Umgegend von Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Nr.18, 1896, S.86
Timpel, Max - Der Steigerwald. Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Thüringerwald-Vereins, 1906
Nebe, A. - Egstedt. Die Geschichte eines Erfurter Dorfes, Erfurt 1935, S.9
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.29, Nr.5
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.56
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Foto von August 2005)
Ergänzungen und aktuelle Aufnahmen von Jost Häffner, Erfurt (Bilder von März 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine