Deutschland Thüringen Saale-Holzland-Kreis

Kahla (I / II)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Kahla I Kahla II

Zustand im
Mai 2012
Fotos: Löffler

Blick zum Standort
Foto: Baltes (2011)

Einweihung durch
Frau Dr. Ines Spazier
vom TLDA und
Bauamtsleiter
Harald Sporleder
Foto: Baltes (2011)

PLZ: 07768

GPS: N 50° 48,116', O 11° 35,166'

Standort: Am Löfflerturm.

Geschichte: Das beschädigte Steinkreuz wird vom örtlichen Bauhof saniert und anschließend wieder aufgestellt. Vom TLDA wurde Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. (Baltes 06/2012)

Am 27.05.2012 wurde das links stehende Steinkreuz liegend am Standort vorgefunden. Augenscheinlich wurde es gewaltsam umgebrochen. (Löffler 05/2012)

Die Steinkreuze lagerten von 1990 bis 2010 im Bauhof Kahla. Erst im Juni 2011 wurde die Neuaufstellung am Löfflerturm realisiert. Dabei wurde (zumindest das links stehende Steinkreuz) seiner Jahrhunderte alten Patina beraubt. Auf der (deplazierten) Erläuterungstafel am Standort ist zu lesen:
Die Steinkreuze gehören zu den mittelalterlichen Rechtsdenkmalen. Sie sind als Bodendenkmal geschützt und im Denkmalbuch des Freistaates Thüringen registriert. Der Grund ihrer Aufstellung ist nur in wenigen Fällen bekannt. Meist ranken sich Sagen und Erzählungen um diese Denkmale. In den meisten Fällen stehen sie im Zusammenhang mit einem Totschlag. In einem privatrechtlichen Sühnevertrag wurde die Aufstellung eines Kreuzes zwischen der Familie des Erschlagenen und des Schuldigen geregelt.
Im 16.Jahrhundert endete diese Rechtsregelung. Die beiden Steinkreuze in Kahla wurden während der Stadtmauersanierung eingelagert und 2010 nach einer Steinrestaurierung wieder am Standort neben dem Löfflerturm aufgestellt. Der ursprüngliche Standort beider Kreuze ist nicht mehr bekannt.
Das Kreuz in lateinischer Form wurde 1900 bei Kanalbauarbeiten in der Bahnhofstraße gefunden und gelangte danach in den Garten des Hospitals. Bei weiteren Bauarbeiten in der Bergstraße wurde es als Füllmaterial verwendet und das Oberteil glücklicherweise 1919 wiederentdeckt.
Das leicht malteser-förmige Kreuz mit einer Schwertdarstellung ist 1919 beim Abriss einer Mauer in der Bergstraße entdeckt worden. Ihren Standort haben beide Kreuze nach 1929 am Löfflerturm erhalten. Sie sind aus Sandstein gearbeitet. Legenden und Sagen sind zu den Kreuzen leider nicht bekannt.

Am südwestlichen Eckturm der Stadtbefestigung (Marterturm, im Volksmund Löfflerturm genannt), hinter dem Haus Bergstraße Nr.8, standen bis 1999 zwei Steinkreuze aus Sandstein. Für die Umgestaltung der Grünanlagen im Bereich des alten Stadtgrabens wurden sie sichergestellt. 2006 sollen sie wieder am alten Standort aufgestellt werden. Das in lateinischer Form gefertigte Kreuz hat keine Zeichen, während das in schwacher Malteserkreuzform gearbeitete Stück mit unterschiedlichen Armansatzhöhen ein plastisch herausgearbeitetes Schwiert mit breiter Klinge, Parierstange und rundem Knauf trägt (vgl. Stürzner 1988, Nr.35, 36). (Archäologischer Wanderführer Thüringnen 2006)

Sage:

Quellen und Literatur:
Archäologischer Wanderführer Thüringnen. Jena und Umgebung, Saale-Holzland-Kreis West, hrgg. vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar 2006, S.93, Nr.49
Blankenburg, Anja - Zeugen von Mord und Totschlag in Kahla, in: Ostthüringer Zeitung vom 10.06.2011
Ergänzungen und aktuelle Aufnahmen von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von Juni 2011) / Barbara und Gert Künzl, Bürgel
Ergänzungen von Frieder Löffler, Greifswald (Fotos vom 27.05.2012)



Kahla (I)
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Abgelagert im
Bauhof

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

Größe / Material: 51:80:25 / Sandstein

Geschichte: Steinkreuz (Gruppe mit Steinkreuz Nr.36. Nördliches Denkmal. Abstand zum südlichen: 4,0m). Im w. Stadtgebiet, hinter dem Haus Bergstraße Nr.8, dicht sw. an der alten Stadtmauer, neben dem Löfflersturm.
Flurname: Am wohl ursprünglichen Standort: Am Kreuz.
Das Steinkreuz ist 1900 bei der Kanalisierung der Bahnhofstraße im Erdreich gefunden worden und gelangte zunächst in den Garten des Hospitals. Bei der Verbreiterung der Bergstraße wurde es als Füllmaterial verwendet, jedoch konnte das Kreuz beim Abriß einer Mauer 1919 wiederentdeckt werden. Nach 1929 geschah die Aufstellung am jetzigen Standort.
Lateinische Kreuzform. Kopf zum Kreuzungsfeld hin schwach eingezogen.
Ursprüngliche H ca. 150; H 51; Br 78; St 26cm.
SW-Seite, im Kreuzungsfeld: Mehrere schwache lineare Einzeichnungen, möglicherweise gespannte Armbrust.
1900 unversehrt geborgen, 1910 zerschlagen. Der Schaft ist nicht wieder aufgefunden worden. - Die Unterkanten des Querbalkens stecken im Erdreich. Kleinere Ausbesserungen mit Zementmörtel. Allgemeine oberflächige Verwitterung. (Störzner / Möbes 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens. Nachtrag, 1965, S.5, Nr.529
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.35 (Gera)
Archäologischer Wanderführer Thüringnen. Jena und Umgebung, Saale-Holzland-Kreis West, hrgg. vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar 2006, S.93, Nr.49
Blankenburg, Anja - Zeugen von Mord und Totschlag in Kahla, in: Ostthüringer Zeitung vom 10.06.2011



Kahla (II)
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Zustand 2013
Foto: Baltes

Zustand im
Mai 2012
Foto: Löffler

Abgelagert im
Bauhof

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

Zustand 1972
Foto: Löffler

Skizze bei
Köber (1965)

Größe / Material: 156:40:18 / Sandstein

Geschichte: Das randalierte Steinkreuz wurde instand gesetzt und am ursprünglichen Standort wieder errichtet. (Baltes 01/2013)

Steinkreuz (Gruppe mit Steinkreuz Nr.35. Südliches Denkmal). Im w. Stadtgebiet, hinter dem Haus Bergstraße Nr.8, 4m sw. vor der alten Stadtmauer und 4m s. vom Steinkreuz Nr.35 entfernt.
Der ursprüngliche Standort ist nicht bekannt. Es wurde 1919 beim Abriß einer Mauer in der Bergstraße gefunden und nach 1929 am jetzigen Standort aufgestellt.
Leicht malteser-kreuzförmig. Unterschiedliche Armansatzhöhen. Umrißkanten, besonders am N-Arm, gerundet. Scharrierspuren.
H 156; Br 39; St 17cm.
SW-Seite, auf dem Längsbalken (und auf die Arme reichend) flächig bis 2cm plastisch herausgearbeitet: Schwert mit breiter Klinge, Parierstange und rundem Knauf (Br 24; sichtbare H 50cm). NO-Seite, im Kreuzungsfeld linear eingeritzt: Kleines Kreuz.
Guter Erhaltungszustand. Allgemeine oberflächige Verwitterung. (Störzner / Möbes 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens. Nachtrag, 1965, S.5, Nr.530
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.36 (Gera)
Archäologischer Wanderführer Thüringnen. Jena und Umgebung, Saale-Holzland-Kreis West, hrgg. vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar 2006, S.93, Nr.49
Blankenburg, Anja - Zeugen von Mord und Totschlag in Kahla, in: Ostthüringer Zeitung vom 10.06.2011
Ergänzungen von Frieder Löffler, Greifswald (Fotos von 1972 und 27.05.2012)
Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl (Foto vom Januar 2013)



Zeugen von Mord und Totschlag in Kahla
Zwei restaurierte Sandsteinkreuze stehen jetzt wieder am Löfflerturm. Woher genau sie stammen ist nicht bekannt.

Dr. Ines Spazier (Landesamt für Denkmalpflege) und Harald Sporleder weihen die Gedenktafel zun den Kreuzen am Löfflerturm ein.

Kahla. (abu) Alte Steinkreuze stehen in den meisten Fällen im Zusammenhang mit einem Mord. Genaueres lässt sich selten ergründen. Dafür blühen häufig Sagen und Mythen um die steinernen, stummen Zeugen.
Gestern weihten Dr. Ines Spazier vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) in Weimar und Kahlas Bauamtsleiter Harald Sporleder die beiden frisch hergerichteten Sandstein-Kreuze am Löfflerturm ein, welche in den 1990-er Jahren im Zuge der Stadtmauersanierung hier entdeckt worden waren und seitdem im Bauhof zwischenlagerten. Das eine, ein Kreuz in lateinischer Form, wurde anno 1900 bei Kanalbauarbeiten in der Bahnhofsstraße gefunden. Das malteserförmige mit Schwertabbild tauchte 1919 beim Abriss einer Mauer in der Bergstraße auf. 1929 kamen beide zu ihrem Standort am Löfflerturm.
"In früheren Jahrhunderten war es Rechtspraxis, einen Mörder zu verurteilen, die Versorgung der Hinterbliebenen seines Opfers zu sichern und ein Steinkreuz zu errichten, erklärt Dr. Ines Spazier. Jedenfalls, wenn der Übeltäter solvent war. So ein Kreuz schlug leicht mit mehreren Monatsauskünften zu Buche.
Eigentlich nur, wenn solche Gedenksteine noch an ihrem Originalplatz gefunden werden, lohnt sich ein Blick in die Archive, ob sich die Geschichte des jeweiligen Falls rekonstruieren lässt.
Im vergangenen Jahr machte Jörg Schindewolf von der Unteren Denkmalschutzbehörde Harald Sporleder darauf aufmerksam, dass das TLDA für derartige Fälle, für die Sicherung von Bodendenkmälern oder die Aufstellung von Tafeln, einen Etat zur Verfügung hat. Aus diesem wurden 1400 Euro bereitgestellt. Die Restaurierung übernahm dafür Steinmetz Schweiger aus Orlamünde.
Anja Blankenburg
(Ostthüringer Zeitung vom 10.06.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine