Geschichte & Forschung Ikonographie Kriegswaffen, Jagdwaffen und Richtwerkzeuge

Armbrust


 Einzeichnungen auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen 

Saubach
Sachsen-Anhalt / Burgenlandkreis

Foto: Saal (1989)


Weißig
Sachsen / Stadt Dresden

Foto: Ache (2005)


Langenhennersdorf
Sachsen / Lkr. Sächsische Schweiz

Foto: Müller /Quietzsch (1977)



Lobeda
Thüringen / Kreisfreie Stadt Jena

Foto: Störzner (1988)


Walldorf
Baden-Württemberg / Rhein-Neckar-Kreis

Zeichen: Armbrust und Pfeil; auf der Gegenseite zusätzlich langes hakenförmiges Instrument.
Foto: Denkmalpflege (1972)


Finkenbach
Hessen / Odenwaldkreis

"Armbruststein". Über dem Sonnenrad die Einzeichnung einer Armbrust. Es ist die einzig bekannte Armbrustdarstellung auf einem Stein in Hessen.
Foto: Rumpf



 Darstellungen in anderer Verwendung 

Abbildung einer Armbrust im Sachsenspiegel (1225-1235). Dargestellt ist hier eine Zwangshandlungen gegen den Vasallen, damit dieser ein Lehen an den Herrn aufläßt.
Quelle: sachsenspiegel-online.de

Die Darstellung einer Armbrust in der Codex Manesse, der Großen Heidelberger Liederhandschrift, die zwischen 1300 und 1340 in Zürich enstand.



 Die Armbrust als Jagd- und Kriegswaffe 

Die Armbrust, anfänglich unter Christen durch Konzile verboten, wurde in dieser Zeit wesentlich verbessert, doch mehr nur als Wallgeschütz, nicht wie bei Engländern und Franzosen als Feldwaffe benutzt. Sie ist in der älteren einfacheren Form ein starker Bogen aus Holz, Eisen oder Horn, am Kopf eines Schaftes (Säule) eingelassen, in dessen Mitte eine Nuß im sogenannten "Nußbrunnen" liegt, die gespannte Sehne an einer Kerbe haltend. Ein Abzugshebel mit der Feder sperrt und löst die Nuß. Die Spannung geschah in der älteren Zeit so, daß der Schütze in einen am Kopf angebrachten Bügel trat und die Sehne mit den Händen, dann mit einem Doppelhaken zurückzog. Bessere Spannvorrichtungen gestatteten schrittweis seit 15.Jh. den Bogen zu verstärken und die Wurfkraft zu erhöhen. Die primitivste ist der Geißfuß, ein Hebel, dessen einer gegabelter Arm in zwei Zapfen neben der Nuß griff, während der andere die Sehne faßte und in die Kerbe zog, so besonders bei Reiterarmbrüsten. Leistungsfähiger ist die Winde mit Kurbel, Zahnrad und Zahnstange und noch mehr der (englische) Flaschenzug, der deshalb auch mehr bei großen Turmarmbrüsten gebraucht wird. Manchmal ist der Spanner als "Säulenhebel" fest mit dem Schaft vereint wie bei den (spanischen) Ballestern und den (italienischen) Schneppern (16.Jh.), die aber fast nur als Jagdwaffe dienten. Hieran finden sich auch Zielvorrichtungen, das Visier (Stuhl) über der Nuß und das Schiff (eine Gabel am Kopf mit einer Kugel an Seidenfäden als Korn). Schon im 15. Jh. finden sich Stein- oder Kugelarmbrüste mit doppelten Sehnen und Tasche, um mit Stein- und Bleikugeln zu schießen, auch in großem Format. Rinnen als Bolzenlager und überdeckte Rohre werden erst Ende 16.Jh. allgemeiner.
(Bergner, Heinrich (Hrg.) - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 2.Band, Leipzig 1906, S.556-557)

links: Mechanismus einer Armbrust Ludwigs XII.
mitte: Balläster, um 1580
rechts: Deutscher Schnepper
Quelle: Berger (1906)

Armbruster
Quelle: Berger (1906)

[...] Am auffälligsten [Region Sächsische Schweiz] sine die Zeichnungen der Armbrust; der Steinkreuzbestand um Pirna bietet eine relativ reichhaltige Sammlung von Abbildungen dieser Waffe. Sie umfasst unter Einbeziehung eines Kreuzes aus der Kninicer Gruppe 6 Stück und reicht von der einfachen Darstellung auf dem in Wünschendorf an der Straße nach Dittersbach stehenden Steinkreuz und der mit groben Strichen geritzten Armbrust auf dem wuchtigen Kreuz am alten Börnersdorfer Kirchweg bis zu der kleinen, mit feinen Linien klar profilierten Zeichnung auf dem einen der beiden Waltersdorfer Steinkreuze.
(Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983, S.56)



 Weiterführende Quellen und Literatur (speziell) 
Azzola / Bormuth - Der Armbruststein vom Kirchpfad zwischen Unter-Finkenbach und Rothenberg, jetzt in der Kirche von Finkenbach, 2002, in: Der Odenwald, 49.Jg., S.100-105
Bergner, Heinrich (Hrg.) - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 2.Band, Leipzig 1906
Harmuth, Egon - Die Armbrust, in: Lexikon des Mittelalters, Graz 1975
Mittler, Elmar / Werner, Wilfried - Codex Manesse, die Große Heidelberger Liederhandschrift. Katalog zur Ausstellung, Universitätsbibliothek Heidelberg 1988
Ost, Gerhard - Die Armbrust auf Steinkreuzen, in: Heimatgeschichtlicher Kalender des Bezirks Gera 1982, S.34-41
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Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983, S.56


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