Die Armbrust, anfänglich unter Christen durch Konzile verboten, wurde in dieser Zeit wesentlich verbessert, doch mehr
nur als Wallgeschütz, nicht wie bei Engländern und Franzosen als Feldwaffe benutzt. Sie ist in der älteren einfacheren Form ein starker Bogen aus Holz, Eisen
oder Horn, am Kopf eines Schaftes (Säule) eingelassen, in dessen Mitte eine Nuß im sogenannten "Nußbrunnen" liegt, die gespannte Sehne an einer Kerbe
haltend. Ein Abzugshebel mit der Feder sperrt und löst die Nuß. Die Spannung geschah in der älteren Zeit so, daß der Schütze in einen am Kopf angebrachten
Bügel trat und die Sehne mit den Händen, dann mit einem Doppelhaken zurückzog. Bessere Spannvorrichtungen gestatteten schrittweis seit 15.Jh. den Bogen
zu verstärken und die Wurfkraft zu erhöhen. Die primitivste ist der Geißfuß, ein Hebel, dessen einer gegabelter Arm in zwei Zapfen neben der Nuß griff, während
der andere die Sehne faßte und in die Kerbe zog, so besonders bei Reiterarmbrüsten. Leistungsfähiger ist die Winde mit Kurbel, Zahnrad und Zahnstange und noch
mehr der (englische) Flaschenzug, der deshalb auch mehr bei großen Turmarmbrüsten gebraucht wird. Manchmal ist der Spanner als "Säulenhebel" fest mit dem
Schaft vereint wie bei den (spanischen) Ballestern und den (italienischen) Schneppern (16.Jh.), die aber fast nur als Jagdwaffe dienten. Hieran finden sich auch
Zielvorrichtungen, das Visier (Stuhl) über der Nuß und das Schiff (eine Gabel am Kopf mit einer Kugel an Seidenfäden als Korn). Schon im 15. Jh. finden sich
Stein- oder Kugelarmbrüste mit doppelten Sehnen und Tasche, um mit Stein- und Bleikugeln zu schießen, auch in großem Format. Rinnen als Bolzenlager und
überdeckte Rohre werden erst Ende 16.Jh. allgemeiner.
(Bergner, Heinrich (Hrg.) - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 2.Band, Leipzig 1906, S.556-557)