Deutschland Thüringen Lkr. Hildburghausen

Lindenau (I)


Vorderseite mit
der reliefierten
Christus-Figur

Abbildung bei
bei Störzner (1988)

Abbildung bei
Köber (1960)

PLZ: 98663

GPS:

Standort: Etwa 1000m nordwestlich des Ortes, 3m nordöstlich der Straße nach Einöd / Heldburg, am südöstlichen Rand des hier in nordöstlicher Richtung von der Straße abwärts wegführenden Feldweges.

Größe / Material: 115:93:32 / Sandstein

Geschichte: Flurname: "Beim steinernen Kreuze".
Lateinische Kreuzform. Hoher Kopf und verhältnismäßig kurz angesetzte Arme. Mächtig.
Südwestseite (Sichtseite zur Straße), im Kreuzungsfeld etwa 3cm plastisch herausgearbeitet: Christus am Kreuz (B: 40; H: 40cm - zierlich wirkend in Anbetracht der Größe des Steinkreuzes). Lehfeldt / Voss (1904) sahen noch einen eingeritzten Kreis, der das Kruzifix umschloß. Eine runde und tiefe näpfchenartige Aushöhlung.
Mehrere alte Abschläge, besonders am Kopf. Stärkere oberflächliche Verwitterung. (Störzner 1988)

Sage: 1. Hier sollen bei einer Kirchweihrauferei fünf Mann erschlagen worden sein.

2. Geht man von Heldburg nach Lindenau, fällt einem ein verwittertes mit Moos bewachsenes Steinkreuz unweit der Straße links im Wiesgrund ins Auge. Das Volk nennt es den Schäferstein oder das Schäferkreuz.
Die Wiesen im Grund der Kreck waren schon seit Menschengedenken ein Zankapfel zwischen der Stadt Heldburg und dem Nachbardorf Hellingen gewesen. Wer konnte die Prozesse zählen, die um ihren Besitz geführt worden waren? War der Anspruch des einen anerkannt, fand sich wieder ein Advokat, der die Entscheidung in Frage stellte. So ging der Streit hin und her, und keiner wollte auf sein wirkliches oder vermeintliches Recht verzichten.
Besonders die Schäfer führten eine erbitterte Fehde mit Schmähungen und allerlei Tort. Jeder wollte den vortrefflichen Weideplatz dem anderen streitig machen. Die Ratsherren aus Heldburg und die Zwölfer aus Hellingen waren schließlich des langen Haders müde und nahmen, als der Hellinger Schäfer verstorben war, den Sohn des Heldburgers in ihren Dienst. Etliche Wochen ging es auch gut: Weidete der Vater seine Herde am oberen Talgrund, trieb der Sohn die Hellinger Tiere in die Mitte; grasten die einen an der Kreck, dann sah man die anderen am Hang nach Hellingen zu.
Doch eines Tages kam es zum Streit zwischen Vater und Sohn. War der eine oder der andere unaufmerksam gewesen oder waren einige Schafe zur anderen Herde hinübergelaufen, - keiner konnte es mehr sagen. Ein Wort ergab das andere. Mit Steinwürfen wollte der Alte die fremden Tiere aus seiner Herde treiben, traf aber seinen Sohn. Als diesen ein Steinbrocken am Kopf traf, schleuderte er voller Jähzorn seine Schippe nach dem eigenen Vater. Und sie traf ihr Ziel, traf es zu gut... Als der Sohn seinen Vater tot am Boden liegen sah, ließ er Herde und Heimat. Niemand konnte sagen, wohin ihn sein Gewissen trieb.
Zur Erinnerung an die unselige Tat errichteten Heldburg und Heilungen ein Steinkreuz an der Stelle, wo der Vater durch die Hand seines Sohnes den Tod gefunden hatte. (Witter 1992)

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.66, Nr.449
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.20 (Suhl)
Witter, Eckhard – Fuhrmann Spörlein, Sagen aus dem Grabfeld und dem Fränkischen Hügelland. Hildburghausen, 1992, S.52-53
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel



Lindenau (II)


der Stumpf des
Originalkreuzes

das Originalkreuz
auf einer Aufnahme
von 1958
VÖ bei Störzner

Blick auf die
Denkmalgruppe

GPS:

Standort: Etwa 2200m nordöstlich des Ortes, südlich eines Waldweges unterhalb des Eichberges, im Fuhrmannsgrund. Hier führte der alte Verkehrsweg zwischen Heldburg und Coburg entlang.

Größe / Material: 160:102:24 / Sandstein (Original-Kreuz)

Geschichte: Flurname: "Fuhrmannsgrund", das Steinkreuz wird hier "Fuhrmannskreuz" genannt.
Malteser-Kreuzform. Umrißkanten gerundet. Auf dem unteren Teil sind ein L und ein R undeutlich zu erkennen.
Alle bekannten Abbildungen (beginnend bei Plat 1920) zeigen das Steinkreuz umgesunken. Nach einer Beschädigung vor 1980 wurde 1981 durch das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens Weimar veranlaßt, daß die Bruchstücke von Kopf und Armen durch einen Heldburger Steinmetzbetrieb zusammen mit dem Schadensverursacher (Staatlicher Fortwirtschaftsbetrieb Hildburghausen) geborgen und das Kreuz rekonstruiert wird. Im Herbst 1986 ist das Steinkreuz rekonstruiert am alten Standort wieder aufgestellt worden. (Störzner 1988)

Sage: 1. Ein hier im Sumpf steckengebliebener Fuhrmann geriet mit einem anderen Fuhrmann, der ihm nicht helfen konnte, in Streit. Dabei ist einer erschlagen worden, und der Täter musste zur Strafe und zur Erinnerung ein Steinkreuz errichten lassen.
2. Zwei Männer hatten sich hier gestritten, wobei einer gleich hier, der andere etwas weiter entfernt starb. Deshalb soll in der Nähe ein zweites Steinkreuz gestanden haben oder noch stehen.
3. Hier sollen zwei Fuhrleute beim Anspannen tödlich verunglückt sein oder sich gegenseitig erschlagen haben.
4. Ein Fuhrmann soll hier erschlagen worden sein.

Ein Fuhrmann, von Heldburg kommend, blieb mit seinem schwerbeladenen Wagen in dem sumpfigen Boden stecken. Er scheute keine Mühe, um mit seiner Fracht weiterzukommen. Doch keinen Meter kam er vorwärts; immer tiefer versank er mit Pferd und Wagen. Ein anderer Fuhrmann, von Coburg kommend, hatte keine Möglichkeit, mit seinem Wagen an dem Unglücklichen vorbeizukommen. Er half auch nicht, den versunkenen Wagen aus dem Sumpf zu ziehen. Die zwei Fuhrmänner gerieten in Streit, in dessen Verlauf der eine erschlagen wurde. Der andere mußte zur Strafe und zur ewigen Mahnung für uneinige Fuhrleute ein Steinkreuz setzen lassen. Eine zweite, aber ähnlich klingende Sage spricht von zwei Steinkreuzen, deren Aufrichten sie so erklärt: Im Fuhrmannsgrund haben sich einst zwei Männer gestritten. Der eine trug so schwere Verletzungen davon, daß er tot auf dem Kampfplatz liegen blieb. Dort steht heute noch das Steinkreuz. Der andere schleppte sich noch ein Stück fort und erlag dort, wo das zweite Kreuz gestanden haben soll, seinen Wunden. (Witter 1992 nach Schromm 1960)

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.66, Nr.450
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.21 (Suhl)
Witter, Eckhard – Fuhrmann Spörlein. Sagen aus dem Grabfeld und dem Fränkischen Hügelland. Hildburghausen, 1992, S.58, nach Schromm, Chronik von Lindenau, 1960
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel


Sühnekreuze & Mordsteine