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Obersynderstedt (I / II)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Obersynderstedt I Obersynderstedt II

Blick zum Standort

PLZ: 99444

GPS: N 50° 51,928', O 11° 25,093'

Standort: In der Kirche auf dem Friedhofsgelände; hier im Raum der Sakristei. Die Kirche ist verschlossen. Der Schlüssel ist im Ort zu erfragen.

Geschichte: Die beiden Steinkreuze wurden 1983 im Aushub des (verschütteten) Raumes hinter dem Altar aufgefunden.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel (Fotos von 2006)
Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl und Manuela Hartung, Jena (2008)



Obersynderstedt (I)
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Abbildung bei
Störzner (1991)

Größe / Material: 44:21:12 / heller Kalkstein

Geschichte: Ausgeprägte Malteser-Kreuzform. Klein, Schaft nach unten stark verbreitert. Umrisskanten abgefast. (Störzner 1991)

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Erster Nachtrag zum Inventarwerk "Steinkreuze in Thüringen", in: Urgeschichte und Heimatforschung, Heft 27, Weimar 1991, Nr.26, S.66



Obersynderstedt (II)
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Detail Einzeichnung
Foto: Baltes

Abbildung bei
Störzner (1991)

Größe / Material: 40:27:10-18 / heller Kalkstein

Geschichte: Ausgeprägte Malteser-Kreuzform. Klein, Schaft nach unten stark verbreitert. Umrisskanten abgefast. Sichtseite, im Umriss linear eingeritzt: Kreuz mit nach außen schwach verbreiterten Balken (Breite19; Höhe 23cm).
Einzelne alte Abschläge. Nicht ortsfest aufgestellt. (Störzner 1991)

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Erster Nachtrag zum Inventarwerk "Steinkreuze in Thüringen", in: Urgeschichte und Heimatforschung, Heft 27, Weimar 1991, Nr.25, S.66



Obersynderstedt (III)


Blick zum Standort

Detail der
Einzeichnungen
Foto: Baltes

GPS: N 50° 51,928', O 11° 25,093'

Standort: Eingesetzt in die nördliche Außenwand der Kirche.

Größe / Material: 87:40:? / Sandstein

Geschichte: Es handelt sich hier um eine eingelassenen Steinplatte mit deutlich erkennbarer Reliefstruktur. Die Darstellung ist heute stark verwittert. (Baltes / Hartung 2008)

Nach weiteren Recherchen und mehrfachen Rücksprachen mit den in der Vergangenheit in diesem Pfarrbezirk tätigen Geistlichen, die selbst aktiv Geschichtsforschung betrieben, lässt sich ein sehr interessantes Geschichtsbild entwickeln. Bei Grabungen im Chorraum in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden verschiedene Kulturschichten angeschnitten mit zeitgemäßen Münzfunden (z.B. Brakteaten). Unter diesen Schichten wurden die beiden Kreuze gefunden was allein schon auf eine sehr frühe Entstehungszeit schließen lässt. Vergleiche erhärten die Annahme, dass sie aus der Frühzeit des Christentums stammen. Sie werden als vermutlich fränkische Kreuze bezeichnet (erkennbar an dem Halbbogen des einen Kreuzes). Weiterhin ist zu vermuten, dass sie nicht unbedingt Grabkreuze sein müssen, sondern auch ehemals Schmuckkreuze gewesen sein können. Nach dem Auffinden der Kreuze wurde in einer weiter tiefer gelegen Schicht ein Pferdegrab gefunden.
In der nördlichen Außenwand wurde auch die jetzt sichtbar gemachte Sandsteintafel gefunden. Sie zeigt im unteren Bereich eine Ritzzeichnung und darüber auf einem Halbbogen ein Kreuz. Da über den Ursprung dieses Steines nichts bekannt ist, muss man nicht unbedingt eine Verbindung von seinem jetzigen Ort (Kirche/Friedhof) zu seinen Darstellungen herstellen. Es steht der Annahme nichts entgegen, dass er beim Bau des Kirchenschiffes als Baumaterial aus einem ursprünglich ganz anderen Bereich gekommen sein kann. Seine Bedeutung war hinfällig geworden, daher auch seine Verputzung. Er war wie zu erfahren war verschiedentlich schon Gegenstand von Erklärungsversuchen und fand auch Erwähnung in einer Ausstellung in den 1990er Jahren in Erfurt. So sieht man in der Ritzzeichnung einmal eine Kopfdarstellung germanischen Ursprungs zum anderen wird auch die Annahme vertreten, dass es sich um die Darstellung einer nordischen Fruchtbarkeitsgöttin handeln könnte. Stellt man nun eine Verbindung zu den Funden im Chor her könnte sich folgendes Gesamtbild heraus kristallisieren.
An dem Standort der heutigen Kirche befand sich einst ein germanischer Kultplatz der mit dem aufkommenden Christentum in der fränkischen Zeit sich in einen christlichen Ort umwandelte. Bringt man die aufgefundene Platte hierzu in einen Zusammenhang würde das Kreuz über der Zeichnung als Sieg des christlichen Glaubens über den vorherigen nordischen Götterglaubens zu deuten sein (vgl. dazu auch Wolgast I / II). Dies alles geriet in den folgenden Jahrhunderten mit seinen baulichen Veränderungen in Vergessenheit und ist auch nach dem Auffinden noch mit vielen Fragezeichen versehen. Einen völlig anderen Eindruck erhält man allerdings wenn man die fotografische Aufnahme dreht (und was spricht dagegen dass die Platte und ihre Darstellung als sie bedeutungslos wurde beim Einmauern nicht auf dem Kopf stehend eingesetzt und verputzt hat). Ohne viel Phantasie zu besitzen erkennt man einen Galgen mit einer gehängten Person und von da aus eine Hindeutung (Pfeil) auf das Kreuz. Ein Erklärungsversuch hierzu würde zu weit in den Bereich der Spekulation führen ohne letztendlich zu einem wirklichen Ergebnis zu führen. Sollten nicht neuere Forschungsergebnisse zu einer weiteren Klärung beitragen ist bei dem heutigen Stand der Erkenntnisse doch ein nicht geringer Unsicherheitsfaktor mit in Betracht zu ziehen. (Häffner 11/2008)

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel (Foto von 2006)
Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl und Manuela Hartung, Jena (Foto von Januar 2008)
Ergänzungen von Jost Häffner, Erfurt (11/2008)


Sühnekreuze & Mordsteine