Líska / Hasel


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Standort: Líska / Hasel ist ein Ortsteil von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz). Von der Bushaltestelle in Líska / Hasel folgt man dem rot markierten Weg in Richtung Pustý zámek / Wüstes Schloss. Auf einer schmalen Straße kommen wir bis zum Haus Nr.14. Dort zweigt der Weg nach links ab und führt aus dem Dorf hinaus. Weiter in Richtung Osten (mit schöner Aussicht auf Kaltenberg / Studenec und Goldberg / Zlatý vrch) auf einem Wiesenweg zum Waldrand, dann bergab durch den Wald an den Rand einer Waldwiese. Mit der roten Markierung zum südlichen (gegenüberliegenden) Rand der Wiese. Dort trifft man auf einen Waldweg, von dem die rote Markierung sofort wieder nach links abzweigt und nach Süden zum Wüsten Schloss führt. An diesem Abzweig gehen wir jedoch auf dem unmarkierten Waldweg weiter in Richtung Westen. Die weißen Querstriche an den Bäumen kennzeichnen eine forstliche Abteilungsgrenze. Wir gehen etwa 400 Schritte, zum Schluss leicht bergab zum Sohlenpunkt einer Senke mit einer Weggabelung (etwa 30 Meter oberhalb steht rechts vom Weg eine große Weymouthskiefer). Hier halblinks weiter, der Abteilungsgrenze folgend. Der Waldweg bringt uns nach weitern ca. 220 Schritten zum Denkmal links des Weges, an einer markanten Kiefer.

Größe / Material: 175:46:32 / Sandstein

Geschichte: Das Denkmal wurde 1998 durch die Stadtverwaltung von Česká Kamenice restauriert. Inschrift:
Als Opfer verruchten Raubmordes
bedeckt mit vielen Wunden
gab hier in der Nacht vom
4. zum 5. Juli 1833
Joh. Gottfr. Blumberg
Handelsmann
aus Hirschfelde
im Königreich Sachsen
36 Jahr 5 Monat alt
seinen Geist auf
Im Sockelstein die Inschrift:
Beweint von den Seinigen
Betrauert von den beßeren Menschen
ruht der Gemordete auf dem Friedhofe
seiner Heimat
Im oberen Teil des Denkmales wurde nachträglich eine Platte mit einer weiteren Inschrift in tschechischer Sprache angebracht:
Jako obět loupežné vraždy zde
v noci ze 4. na 5.7.1833 zahynul
rukou známého lupice Babinského
J.G. Blumberg, obchodník
z Hirschfelde v království saském
(Übersetzung: Als Opfer eines Raubmordes starb hier durch die Hand des bekannten Räubers Babinský in der Nacht vom 4. zum 5.Juli 1833 J.G. Blumberg, Händler aus Hirschfelde im Königreich Sachsen).
Der Überfall und Raubmord an dem Hirschfelder Leinweber und Händler Johann Gottfried Blumberg wurde von dem Räuber Wenzel Babinsky / tschech. Václav Babinský begangen, der danach nach Polen flüchtete. Doch im Herbst 1835 wurde Babinský zusammen mit seiner Geliebten Apolena Hoffmann in seinem Geburtsort Leitmeritz / Litomeřice verhaftet und nach 5 Jahren Untersuchungshaft (!) im Dezember 1840 zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Apolena Hoffmann erhielt 12 Jahre Zuchthaus, starb jedoch kurz nach dem Prozess im Alter von 41 Jahren. Babinský indessen verbüßte die gesamte Strafe. Nach der Entlassung aus der Haft arbeitete er bis zu seinem Tod im Jahre 1879 als Klostergärtner in Řepy bei Prag.
Auf wikipedia.de ist die Geschichte Babinskýs in einem ausführlichen Aufsatz abrufbar. Gustav Meyring verwendete das Schicksal Babinskys für den Roman "Der Golem", Egon Erwin Kisch ("der rasende Reporter") nahm ihn in sein "Prager Pitaval" auf. Noch zu Lebzeiten Babinskýs entstanden Bänkellieder und Erzählungen, welche die tatsächlichen Geschehnisse zumeist romantisch verklärten.
Nach Stein (2003) wurde am Ort des Verbrechens noch lange der Brauch des "Toten Jungen" gepflegt. Die Vorübergehenden legten einen grünen Reisigzweig an die Stelle. Mit der Zeit entstand so ein Reisighaufen, welcher angezündet wurde. So wurde dem Ermordeten gewissermaßen Sühne geboten. Noch heute werden auf dem Denkmal Steine abgelegt und am Fuß Kiefernzapfen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Meixner, Franz - Ortskunde von Preschkau im Bezirke Böhmisch Kamnitz, Preschkau 1914, Druck Albert & Hanselik, Arnsdorf-Haida 1919, S.87 (Nachdruck Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach, Nördlingen 1980)
Stein, Karl - Flurdenkmäler unserer Heimat, Hrsg. Bund der Niederländer e.V., Böblingen 2003, S.61f (erweiterte Neuauflage 2010)
recherchiert und bebildert von Andreas Bültemeier, Strahwalde (Fotos vom 19.01.2014)


Sühnekreuze & Mordsteine