Hůrka / Riehm


Blick zum Standort

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Zeichnung bei
Wilhelm (1902)

PLZ:

GPS:

Standort: Man biegt etwa einen Kilometer vor Liebenstein von der Straße von Polná (Hirschfeld) her rechtwinklig nach links (Richtung Osten) auf einen Schotterweg ab. Nach etwa 600m steht das Steinkreuz ca. 250m südlich des Weges nach einer Koppel am Rande eines Wäldchens, schräg an einer Birke lehnend.

Größe / Material: 90:92:21 / Granit

Geschichte: Das Steinkreuz wird als Sühnemal für den Totschlag an Richter Nickel Rogler im Jahre 1496 angenommen.

   Ob das Kreuz unter dem Grünbühl (neben dem "Mordhübel") bei Seichenreuth das Sühnekreuz des Jörg v. Zedwitz ist, der bei der "Marter zu Riemen" seinen Richter Rogler erschlug, ist fraglich. Es geht dort kein Weg vorbei, wo man gewöhnlich Martern aufstellte, nach Riehm ist so weit wie nach Siechenreuth, das Kreuz an Ort und Stelle aus Granit gebrochen, ganz roh behauen. Es weist 3 Löcher auf, die man mit einer Darstellung der erlittenen Wunden des Erschlagenen deuten wollte. Meiner Meinung nach sind es jedoch bloß Klieblöcher, der Stein spaltet nicht in Richtung der Klieblöcher. (Steidl 1941)

   Riehm: Steht im Liebensteiner Wald gegen den "Mordhübl" zu in der Nähe des alten Weges nach Riehm. Im Egerer Ächtungsbuch findet sich ein Hinweis auf einen Totschlag zu Liebenstein bei der Matter gegen "Ryemen". (4.V.1496.) Siehe: Wilhelm, Erzgebirgszeitung 1901, S.33. Auch: Wilhelm, Unser Egerland, VI. Jahrgang, 1902, S.7. (Dreyhausen 1940)

   40. Liebenstein, unterhalb des Grünbühls gegen den "Mordhübl" zu in der Nähe des alten Weges nach Riehm, ist wahrscheinlich jenes Kreuz, von dem ich in "Unser Egerland" IV., S.51 und in den "Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen" XXXIX., S.208, näher dargelegt, daß es von Jorg von Zedwicz u.a. "zur Sühne für den von ihm an seinem Richter Nickel Rogler uff der Strassen zum Liebenstein bei der Marter gegen Ryemen begangenen Todtschlag" im Jahre 1497 errichtet worden sein dürfte. Die zwei auf der Oberseite des (heute liegenden) Steines sichtbaren und, wie leicht erkennbar, als absichtliche Einmeißelungen - nicht zufällig - entstandenen Löcher dürften wohl die Wunden anzudeuten haben, welche Roglers Tod zur Folge hatten. (Wilhelm 1902)

   25a) Von den zahlreichen, mir im übrigen Egerlande bekannten alten Steinkreuzen will ich hier nur noch eines erwähnen, weil ich - neben den bereits früher besprochenen - auch für dieses die Errichtungszeit und -Ursache urkundlich nachweisen konnte.
   Dieses Kreuz steht im Liebensteiner Walde bei der Ortschaft Riehm und wird, wie die meisten anderen seines Geschlechtes, "Schwedenkreuz" genannt. Nun findet sich im Eger "Ächtungsbuche" zum 4.Mai 1496 die Eintragung, "dass der Hans Rogler zu Hasla den Jorg von Zedwicz zum Liebenstein mit rechter clag, vrteil und folg in die echt bracht hat, darum (weil) er seinen Bruder Nickel Rogler, diezeit Richter gewest zu Hasla, vom leben zum tot bracht hat, und ist geschehen zum Liebenstein bei der marter gegen Ryemen." Und dieser Fall ist - nach dem angebrachten Vermerke - auch "gebüßt und ausgesöhnt" worden. Nebst dieser (gewissermaßen amtlichen) Eintragung finden wir dann noch in des alten Egeraners C.W. Markl "Stadt- und Landchronika (von 1134 bis 1700)" die folgende, zum Jahre 1497 gestellte, zu diesem Falle in Beziehung stehende Notiz: "Hannß Malerzickh erlegt von wegen Georgen von Zedtwitz an seinem Richter uf der Strassen bey Riem begangenen Todtschlags 30 Fl. Rh. Landesschuldigung."
   Aus diesen beiden, ihrer Entstehung nach von einander ganz unabhängigen Nachrichten geht wohl unzweifelhaft hervor, dass das Liebensteiner Kreuz aus den vorerwähnten Gründen (um das Jahr 1497) gesetzt worden sein muss, womit gleichzeitig ein neuer Beweis erbracht ist, wie wenig zutreffend die Bezeichnung "Schwedenkreuz" und andere ähnliche Benennungen für unsere alten Steinkreuze sind. (Wilhelm 1901)

   Im besonderen können wir hier noch auf eine in dem vorerwähnten "Ächtungsbuche" unter dem 4.Mai 1496 geschehene Eintragung hinweisen, nach welcher "Hans Rogler zu Hasla den Jorg von Zedwicz zum Liebenstein mit rechter clag, vrteil und folg in die echt bracht hat, darum er seinen Bruder Nickel Rogler, dizeit Richter gewest zu Hasla, vom leben zum tod bracht hat, und ist geschehen zum Liebenstein bei der Marter gegen Ryemen“. Der Fall ist, wie aus der Durchstreichung der Eintragung geschlossen werden darf, und wie auch eine spätere Abschrift des Aechtungsbuches besagt, "gebußt und ausgesohnt" worden. Doch auch ohne diese Zeichen wußten wir, daß dieses Verbrechen, "wie gewohnt gebußt und ausgesohnt" worden sein muß, denn in C.W. Markls "Egerer Stadt- und Landchronica" (1134-1700) finden wir (Fol.119b) folgende hierher gehörige, zum Jahre 1497 gestellte Eintragung: "Hanns Malerzickh erlegt von wegen Georgen von Zedtwitz an seinem Richter uf der Strassen bei Riehm begangenen Todschlages 30 Gulden rhein. Landesschuldigung" - und da heute noch im Liebensteiner Walde bei der Ortschaft Riehm ein altes "Schwedenkreuz" steht, das, wie aus dem Vorstehenden mit größter Wahrscheinlichkeit geschlossen werden darf, als dasjenige Steinkreuz anzusehen ist, das Georg von Zedtwitz nach altem Rechte "wie Gewohnheit nnd Brauch" zur Sühne für den von ihm an seinem Richter Nickel Rogler begangenen Todtschlag errichten lassen mußte, so hätten wir hier abermals ein Beispiel für ein identificirtes, als Sühnzeichen errichtetes Steinkreuz. (Wilhelm 1900)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, in: Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 39.Jg., 1900, 2.Heft, S.208-209
Wilhelm, Franz - Neue Bausteine zur Geschichte und Verbreitung der alten Steinkreuze im nordwestlichen Böhmen, in: Erzgebirgs-Zeitung, XXII.Jahrgang, Nr.2, Februar 1901, S.33-34
Wilhelm, Franz - Alte Kreuzsteine im Egerlande. Mit einer Figurentafel, in: Unser Egerland, 6.Jahrgang, Nr.1, Hornung - Februar 1902, S.6-9, besonders S.7 und Figurentafel zwischen S.6 und 7
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.90, Nr.114
Steidl, J. Oskar - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, in: Unser Egerland, 45.Jahrgang 1941, II. Teil (Schluß), S.83
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.113, Nr.0934
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von September 2009)
Ergänzungen von Uwe Stößel, Saalfeld


Sühnekreuze & Mordsteine