Geschichte & Forschung Aberglaube & Brauchtum

Christianisierung


 kleinere Abhandlungen 
Golther, Wolfgang - Die germanischen Stämme im Heidentum und zur Zeit der Bekehrung, 1895
Brast, Werner - Der Bildstein von Niederdollendorf, 1970


 Einleitung 

Im Unterschied zur individuellen Bekehrung eines Einzelnen beschreibt Christianisierung den in historischer Dimension verlaufenden Prozess, bei dem ganze Völker oder Kulturkreise mehrheitlich den christlichen Glauben annehmen.
Mission und Christianisierung sind verwandte Begriffe, wobei Mission sich auf den theologischen Aspekt und Christianisierung sich auf den langfristigen kulturellen und historischen Aspekt bezieht. Christianisierung ist erfolgreiche Mission ganzer Völker, im historischen Horizont betrachtet.
Viele der ersten Kirchen wurden auf ehemaligen heidnischen Kultstätten wie Hainen errichtet, da diese Örtlichkeiten bereits als heilig galten und die zu Missionierenden sich dort versammelten. Andere heidnische Orte, wie viele der Hünengräber in Norddeutschland, wurden zu Zwecken der Abschreckung mit unheimlichen Namen versehen (Teufelssteine, Teufelsbackofen etc.), die sie teilweise bis heute tragen.
Manchmal wurden Götterbilder oder heilige Steine in Kirchen eingebaut oder zu christlichen Symbolen umgestaltet. Typische Beispiele sind der in Kirche von Altenkirchen verbaute Svantevitstein und das aus einem Menhir herausgearbeitete Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler Plateau in der Eifel.
Auch erhielten sich heidnische religiöse Bräuche nach der Christianisierung oft noch lange als Brauchtum.
Die Christianisierung war nach den ersten Jahrhunderten der Missionierung durch Mönche und Prediger später häufig auch eine Machtfrage, in Schlachten unterlegene Gruppen und Stämme des frühen Mittelalters etwa ließen sich als Zeichen der Unterwerfung taufen, oder wurden zwangsgetauft. Weltliche und göttliche Macht gingen, wie bei Karl dem Großen, Hand in Hand.
In vielen Fällen wurden bei der Christianisierung nicht nur die christliche Religion, sondern ebenfalls auch Elemente oder große Teile der heidnischen religiösen Kultur vermischend übernommen.
Es gibt jedoch auch Beispiele wie das Christentum in den lokalen kulturellen Kontext übertragen und mit den Mitteln dieser Kultur ausgedrückt wurde. Dazu gehört der sächsische Heliand. [...]
Eine herausragende Rolle in der frühzeitlichen Missionierung von Mitteleuropa um das 6. Jahrhundert spielten iro-schottische Mönche, sowie die Einflüsse Roms. Sie wurde unter anderem vorangetrieben durch die Missionare Gallus, Columban, Bonifatius und Kilian, wobei diese Tätigkeit keinesfalls als ungefährlich zu gelten hatte. Karl der Große besiegte um 800 die Sachsen in Norddeutschland, und erließ in der Capitulatio de partibus Saxoniae Vorschriften wie z.B.:

8. Sterben soll, wer Heide bleiben will und unter den Sachsen sich verbirgt, um nicht getauft zu werden oder es verschmäht, zur Taufe zu gehen.
21. Wer Gelübde nach heidnischem Brauch an Quellen, Bäumen oder Hainen darbringt oder nach heidnischem Brauch opfert und ein Gemeinschaftsmahl zu Ehren der Götzen veranstaltet, zahlt als Edeling 60, als Friling 30, als Late 15 sol. Und wenn er das Geld nicht hat, soll er es im Dienste der Kirche abarbeiten.

(Wikipedia - Christianisierung)



 Denkmale die mit der Bekehrung in Verbindung gebracht werden 

Die sehr verbreiteten Bezeichnungen Bonifatiuskreuz bzw. -stein entstammen späteren Deutungsversuchen des Volkes, vielleicht auch unterstützt durch mittelalterliche Kirchenlehren.

suche: Bonifatiuskreuze
suche: Bonifatiussteine
Einhaus (SH)
Niederdollendorf (NRW)
Ferschweiler (RLP)



 weiterführende Literatur und Quellen 
Dudik, B. - Ueber die sogenannten kyrillo-methodianischen Kreuze, in: Mitteilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der kunst- und historischen Denkmale, IX.Jg., NF, Wien 1883, S.LXXVII-LXXVIII
Přikryl, Dr. Franz - Denkmale der Heiligen Konstantin (Cyrill) und Method in Europa, Wien 1920


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Sühnekreuze & Mordsteine