Im Unterschied zur individuellen Bekehrung eines Einzelnen beschreibt Christianisierung den in
historischer Dimension verlaufenden Prozess, bei dem ganze Völker oder Kulturkreise mehrheitlich den christlichen Glauben annehmen.
Mission und Christianisierung sind verwandte Begriffe, wobei Mission sich auf den theologischen Aspekt und Christianisierung sich auf den langfristigen kulturellen
und historischen Aspekt bezieht. Christianisierung ist erfolgreiche Mission ganzer Völker, im historischen Horizont betrachtet.
Viele der ersten Kirchen wurden auf ehemaligen heidnischen Kultstätten wie Hainen errichtet, da diese Örtlichkeiten bereits als heilig galten und die zu
Missionierenden sich dort versammelten. Andere heidnische Orte, wie viele der Hünengräber in Norddeutschland, wurden zu Zwecken der Abschreckung mit
unheimlichen Namen versehen (Teufelssteine, Teufelsbackofen etc.), die sie teilweise bis heute tragen.
Manchmal wurden Götterbilder oder heilige Steine in Kirchen eingebaut oder zu christlichen Symbolen umgestaltet. Typische Beispiele sind der in Kirche von
Altenkirchen verbaute Svantevitstein und das aus einem Menhir herausgearbeitete
Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler Plateau in der Eifel.
Auch erhielten sich heidnische religiöse Bräuche nach der Christianisierung oft noch lange als Brauchtum.
Die Christianisierung war nach den ersten Jahrhunderten der Missionierung durch Mönche und Prediger später häufig auch eine Machtfrage, in Schlachten
unterlegene Gruppen und Stämme des frühen Mittelalters etwa ließen sich als Zeichen der Unterwerfung taufen, oder wurden zwangsgetauft. Weltliche und göttliche
Macht gingen, wie bei Karl dem Großen, Hand in Hand.
In vielen Fällen wurden bei der Christianisierung nicht nur die christliche Religion, sondern ebenfalls auch Elemente oder große Teile der heidnischen religiösen
Kultur vermischend übernommen.
Es gibt jedoch auch Beispiele wie das Christentum in den lokalen kulturellen Kontext übertragen und mit den Mitteln dieser Kultur ausgedrückt wurde. Dazu gehört
der sächsische Heliand. [...]
Eine herausragende Rolle in der frühzeitlichen Missionierung von Mitteleuropa um das 6. Jahrhundert spielten iro-schottische Mönche, sowie die Einflüsse Roms.
Sie wurde unter anderem vorangetrieben durch die Missionare Gallus, Columban, Bonifatius und Kilian, wobei diese Tätigkeit keinesfalls als ungefährlich zu gelten hatte.
Karl der Große besiegte um 800 die Sachsen in Norddeutschland, und erließ in der Capitulatio de partibus Saxoniae Vorschriften wie z.B.:
8. Sterben soll, wer Heide bleiben will und unter den Sachsen sich verbirgt, um nicht getauft zu werden oder es verschmäht, zur Taufe zu gehen.
21. Wer Gelübde nach heidnischem Brauch an Quellen, Bäumen oder Hainen darbringt oder nach heidnischem Brauch opfert und ein Gemeinschaftsmahl zu
Ehren der Götzen veranstaltet, zahlt als Edeling 60, als Friling 30, als Late 15 sol. Und wenn er das Geld nicht hat, soll er es im Dienste der Kirche abarbeiten. |
(Wikipedia - Christianisierung)