Deutschland Bayern Lkr. Ansbach

Wettringen (I)


Wegskizze

Westseite

PLZ: 91631

GPS: N 49° 15,629', O 10° 7,077'

Standort: Der Standort im Bereich des westlichen Rot(h)bergs ist schwer zu beschreiben, da das Kreuz im Wald und hier nicht unmittelbar an einem Weg steht. Am leichtesten ist es vom württembergischen Reubach aus zu finden: Von der Kirche in Reubach in östlicher Richtung über die Kreuzung mit der K 2532 hinweg, jetzt in nordöstlicher dann nordnordöstlicher Richtung 400m auf der Straße nach Reinsbürg. Bei der Weggabelung rechts (nach NO) halten, über eine kleine Brücke und nach 440m ab der Weggabelung scharf nach rechts (O) abbiegen zum Wald hin. Der Weg führt 640m nach O bzw. SO und knickt dannn nach S bzw. SW ab. Nach 550m ab dem Knick vom Waldweg abgehen und nach rechts (W) im Wald nach dem Steinkreuz Ausschau halten; es steht knapp 50m vom Wegrand entfernt.

Größe / Material: 90:54:25-21 / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz wurde mit den Armen genau in N-S-Richtung gestellt. Der nördliche Arm ist abgeschlagen. Die gesamte Ostseite des Kreuzes ist leicht konkav und die Westseite entsprechend leicht konvex gewölbt. Der Kopf verjüngt sich in der Tiefe um 4cm. Die Kanten, außer bei Kopf und Armen, sind auf ca. 4cm Breite gebrochen. Der verbliebene Arm ist in leichtem Bogen nach unten geschwungen. Er weist bei einer Gesamtlänge von 27cm auf seiner Ostseite im unteren Bereich eine 16cm lange gebrochene Kante mit einer Rille darin auf.

Sage:

Quellen und Literatur:
Befragung eines Einwohnerns von Reubachs sowie mehrerer Bürger, Bürgermeister und Forstbeamte von Wettringen
recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos vom 23. Juli 2008)



Wettringen (II)


Blick zum Standort
Foto: Baltes (2012)

Zustand 2012
Fotos: Baltes

die andere Seite
Foto: Hartig (2009)

GPS: N 49° 15,844', O 10° 10,169'

Standort: Von der Kirche in Wettringen 1,1km Luftlinie nach NO oder 1,5km Luftlinie von der Kirche in Untergailnau nach SW. - Das Steinkreuz steht südlich der Gemeindeverbindungsstraße von Wettringen nach (Unter-)Gailnau auf einem Grünstreifen zwischen Straße und Acker, 1,6m vom Straßenrand entfernt, in der Nähe des Röhrwasens.

Größe / Material: 59:51:16,5 / Muschelkalkstein

Geschichte: Benennung: "Langmantelkreuz". Bis 1953 war das Kreuz, wohl ziemlich genau am heutigen Standort, fast bis an die Unterkante der Arme im Boden versunken. Danach wurde das Kreuz gehoben, die Inschrift zu deuten versucht und später auf einem Betonsockel, mit der Schauseite zur Straße, nach NW, hin ausgerichtet, wieder an seinen Standort gebracht. Die Arme weisen in SW-NO-Richtung. Der rechte Arm fehlt größtenteils. Der Kopf und der linke Arm sind rund abgestoßen. Der Schaft ist beiderseits leicht konkav. Auf der Rückseite ist das Gestein im Kreuzungsbereich und am rechten/südwestlichen Arm flächig abgeplatzt. Ebenso ist auf der Rückseite des Schafts vor Übergang in den Sockel die Tiefe des Materials durch Abbrüche reduziert. Die in lateinischen Großbuchstaben (Versalien) ausgeführte Inschrift ist bruchstückhaft gut erkennbar. Die Rekonstruktionsversuche von Georg Uhl, 1953, mit schwarzer Farbe ausgeführt, lassen auf den Fotos die Rillen der Schriftzeichen deutlicher erscheinen. Demnach ist es in das Jahr 1673 zu datieren. Die noch verbliebene Inschrift lautet:
1679
[HANS] LANGM[ANTEL]
[MET]ZGER V. NÜRN[BERG]
WAR E[I]N
[FR]EYBÄ
NCKER
Hans Gießberger hatte schon 1938 angeregt, das Steinkreuz möge gehoben und in einer Fachwerkstatt vorübergehend gelagert und untersucht werden. Seinen Untersuchungen und Forschungen ist es zu verdanken, dass der Errichtungsgrund und der auf der Kreuzinschrift Benannte Hans Langmantel urkundlich ermittelt wurde.

Sage: Vor vielen Jahren hüteten auf den Äckern und Wiesen dort zwei Schäfer ihre Herden. Sie traten zusammen und unterhielten sich nach ihrer Gewohnheit. Ihr Gespräch muß sie außerordentlich gefesselt haben; denn sie vergaßen darob die Aufsicht über ihre Herden. Als sie sich endlich trennten, nahmen sie mit Schrecken wahr, daß die Schafe sich vermengt hatten. Bei der Ausscheidung kamen sie in Streit; denn selbstverständlich suchte jeder von ihnen die schönsten Tiere für sich zu erlangen. Zuerst setzten sie sich mit Worten zu, dann griffen sie zu den Schippen und schließlich, da Zorn und Wut sie blind machten, zum Messer und stachen aufeinander ein, bis sie blutüberströmt niedersanken und starben.
Bei Nacht gehen manche Leute nur ungern an dem Stein vorbei, denn dort ist es nicht geheuer. Viele wollen in den Lüften das Geschrei der Streitenden gehört haben. Andere sahen auf dem Kreuz ein schwarzes Tier sitzen: eine Ente, Katze oder einen Hund. (Trebes 1954)

Quellen und Literatur:
Trebes, Georg - Die Volkssage zum Wettringer Steinkreuz, in: "Der Bergfried", Rothenburger Blätter für Heimatforschung, Heimatkunde und Heimatpflege, 6.Jg., 1954, Nr.5, S.40
Gießberger, H. - Das Langmantelkreuz bei Wettringen, in: "Der Bergfried", Rothenburger Blätter für Heimatforschung, Heimatkunde und Heimatpflege, 6.Jg., 1954, Nr.9, S.65-69
recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (26.10.2008) und Dr. W.Bauer, Reichenberg
Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von Oktober 2012)



Das Langmantelkreuz bei Wettringen
Ein altes, vielbesprochenes Rätsel - endlich gelöst
Muschelkalk; 61:49:14
.

Kreuze sind an manchem Weg zu finden,
Doch nicht leicht ist's ihren Sinn zu künden.
Viele steh'n fünfhundert Jahr' und meh',
Sind umwittert meist von tiefem Weh.
Oft erzählt Frau Sage mit verhärmtem Mund,
Daß zwei Menschen hier sich schlugen wund,
Bis der Knochenmann sie griff als Beute.
Jeder armen Seele ein Gebet, ihr frommen Leute!

   Im Osten Wettringens, ungefähr 20 Minuten vom Ortsrand entfernt, steht in der Nähe des Röhrenwasens an der Straße nach Gailnau ein verwittertes Steinkreuz. Es ist tief in den Boden eingesunken und hat seinen nach Westen zeigenden Arm durch einen im Volke lebenden Aberglauben stückweise eingebüßt (Abb.1). Bei dichtem Graswuchs wird es leicht übersehen, liegt eine stärkere Schneedecke, ist es kaum zu erkennen. Das Merkwürdigste an diesem Denkmal ist eine in lateinischen Großbuchstaben (Versalien) ausgeführte Inschrift. Sie ist zwar noch in einigen zusammenhängenden Resten erhalten. Bis jetzt ist es aber nicht geglückt, sie auch nur in Teilen zu entschleiern, obwohl sich schon mancher Sachverständige daran versucht hat. Die Wettringer Pfarrbeschreibung schweigt sich über das Kreuz aus. Auch Nachfragen bei erfahrenen alten Leuten der Marktgemeinde hatten keinen Erfolg.
   Daher meine 1938 im "Rothenburger Land" veröffentlichte Anregung, dieses Steinkreuz möchte zur Untersuchung einem Fachmuseum, einer bewährten Steinmetz- oder Bildhauerwerkstätte überantwortet werden. Vorübergehend! Denn ich bin grundsätzlich gegen dauernde derartige Überführungen. Flursteine sollen bleiben, wo sie stehen. Sind sie jedoch gefährdet, wie es z.B. der älteste bezeitete Bildstock Rothenburgs von 1482 im Jahre 1936 war (vgl. "R.L." II, 1937, 7 sowie "Bergfried" 6, 1954, 20), und kann nur durch Sicherstellung ihre Erhaltung gewährleistet oder neues Licht über sie verbreitet werden, dann ziehe ich die Ausnahme der Regel vor. So lauteten meine handschriftlichen Aufzeichnungen zum Kreuz um das Jahr 1940.

Abb.1

Abb.2

Abb.3

   Hätte man damals den Stein von seinem Standort entfernt, wäre schon etwa 15 Jahre früher das Dunkel gewichen, das sich so lange über ihn breitete.
   Inzwischen gingen Jahre ins Land. Das Kreuz blieb, wo es war. Die Entschleierung war nicht vorwärts zu treiben. Da verfiel 1953 ein Heimatkundler aus Oberöstheim, Herr Georg Uhl, auf den glücklichen Gedanken, das tief eingesunkene Denkmal zum mindesten einmal zu heben, um festzustellen, ob die Inschrift sich nach unten nicht fortsetze. Seine Vermutung bestätigte sich. Er füllte nach Säuberung von Moos und Flechten die stark verwitterten Rinnen aller Schriftzeichen mit schwarzer Farbe aus und erzielte dadurch eine größere Deutlichkeit. (Abb.2).
   Klar hervor trat nun die Jahreszehal 1679, die sich später allerdings als nicht ganz richtig erwies; denn die letzte Ziffer muß ein Drei sein. Ferner konnte man den ersten Teil eines Familiennamens erkennen, nämlich "Langm...", als Ganzes vielleicht Langm(antel). Die nächste, ebenfalls unvollständige Zeile konnte als "Metzger von Nürnberg" erschlossen werden. Die dritte zeigte das Wort "waren", das nachträglich jedoch als "war ein" erkannt wurde. Die beiden letzten ausgemalten Zeilen gaben zunächst keinen befriedigenden Sinn. Doch konnten weitere Forschungen auch hier Klarheit schaffen. Durch die Uhl'sche Hebung war man zwar ein gutes Stück vorwärts gekommen; doch standen sofort neue, ungelöste Fragen auf.
   Der Familienname Langmantel ist im Nürnberg des 15. und 16.Jahrhunderts nicht selten. Für unsere Zeit jedoch fehlten die Unterlagen. Die Totenbücher der Nürnberger Pfarreien St. Lorenz und St. Sebald enthielten keinen passenden Beleg. Vermutlich wurde der mit dem Kreuz in Verbindung stehende Tote nicht in Nürnberg beerdigt. Das Rätsel war also über die Nürnberger Sterbelisten nicht zu lösen (Staatsarchiv Nürnberg).
   Was nun den Namen Langmantel betrifft, so glaubte das Landeskirchliche Archiv in Nürnberg meiner Deutung zustimmen zu können. Es teilte mir mit: "1632 bzw. 1633 wurden die Brüder Matthes und Niclas Langmantel, beide Metzger von Beruf, in St. Lorenz getraut. Aus der Ehe des Matthes L. stammen nachweisbar neun Söhne. Einer davon, Hans (I), ebenfalls Metzger, heiratete 1660, starb aber vor seiner Frau († 1676) eines natürlichen Todes. Er kommt also für das Flurmal nicht in Frage, ebensowenig sein Vater Matthes († vor 1660) und dessen Bruder Niclas († 1657). Dagegen könnte unter den acht Brüdern des Hans L. der mit dem Steinkreuz Bedachte zu suchen sein: Stephan (1632), Hans (II, 1638), Endres (1639), Christoph (1640), Matthes (1642), Wolf (1646), Leonhardt (1647) und Ulrich (1652)." Wie sich später herausstellte, war Hans (II), getauft 1638, der bei Wettringen Ermordete. Zunächst aber wollte ich mit Hilfe der Bürgerbücher des Staatsarchivs Nürnberg erkunden, wer von diesen 8 Brüdern Metzger und Bürger in Nürnberg war. Leider konnten Träger des Namens Langmantel in diesen Büchern nicht nachgewiesen werden. Doch bestand noch eine weitere Hoffnung. Möglicherweise enthielten die "Nürnberger Ratsverlässe" Belegstellen. Das war jedoch auch nicht der Fall und so mußten die Nachforschungen in Nürnberg mangels verlässiger Unterlagen eingestellt werden. Darauf wandte ich mich an das Pfarramt in Gailnau und nochmals an das in Wettringen; doch auch hier ohne Erfolg. Meine letzte Hoffnung setzte ich auf die im Stadtarchiv Rothenburg verwahrten Akten der Gemeinde Wettringen. Mit ihrer Hilfe gelang es mir endlich die Geschichte unseres Steinkreuzes vollständig aufzuklären.
   Der Aktenband Nr.754 enthält drei wichtige Handschriften zu unserem Gegenstand. Sie geben erschöpfend Auskunft über alles Wissenswerte. Ihren Inhalt führe ich getrennt voneinander an und bemerke, daß ich die etwas altväterische Ausdrucksweise der Urschriften manchmal in lesbarere Formen gekleidet habe, ohne Sinn und Gehalt anzutasten. Im Übrigen lasse ich die Beweisstücke selber sprechen.

1. Amtsbericht des Reichsritters Joh. Conr. Raab vom 28. Nov. 1673.
   Simon Ludwig Lützelburger, des Landschultheißen Sohn zu Östheim, erklärte heute in der Canzley, daß am gestrigen Tag der Schultheiß von Wettringen ihm einen Boten geschickt und habe sagen lassen, daß man einen toten Mann zwischen Wettringen und Gailnau gefunden, den sie in das Totenhäuslein hätten hineintragen lassen. Hierauf sei er nach Wettringen geritten, habe den Toten besichtigt, jedoch nichts Sonderliches habe beobachten können, außer, daß er auf der Brust etwas "blaulicht" ausgesehen und ihm seine Hosen ausgezogen waren. Seine übrigen Kleider, grauer Rock, rotes Wollhemd, rote Brustfleck, ein schönes Überhemd, graue Strümpf und seine Schuh habe er noch angehabt. Wie dem Toten nun das Unheil widerfahren, darüber könne er nichts aussagen. Doch vermute er, daß er erschlagen worden sei. Conrad Leidenberger zu Oberöstheim habe ausgesagt, daß vorgestern abend ein Metzger aus Franken zu Östheim gewesen und nach feisten Ochsen gefragt habe. Den habe er nach Wettringen verwiesen und ihm von Östheim aus den Weg dahin gezeigt. Dabei habe er gesehen, daß ihm zwei Männer, die seines Bedünkens etwas getragen und Holzhacker gewesen, nachgefolgt seien.

2. Befundbericht des Aktuars David Josaphat Schäfer vom 29. Nov. 1673.
   Johann Conrad Raab, Innerer Reichsrichter, und Andreas Falkenberger, Geschworener Wundarzt, besichtigten von Amtswegen den Toten. Sie fanden ihn nicht weit vom Dorfseelein, ritten dann nach Wettringen und suchten den Kirchhof auf, wohin der Tote auf einem Schragen gebracht wurde. Er ist ein starker, fetter Mann, hat braune Haare und einen rötlichen Bart, trug an Kleidern einen grauen Mutzen, ein rotes wollenes Hemd und ein wollenes Brusttuch, ein neugewaschenes Hemd, graue Strümpf und hatte bei sich auch ein Stücklein Brot. Sein Hut und Käpplein lagen auf ihm und die Schuhe standen vor ihm. Vermutlich ist er ein Metzger - er hatte, wie die Metzger überhaupt, hübsche saubere Händ - und ist erst kürzlich von zu Haus ausgereist. Falkenberger, der Arzt, untersuchte ihn und erklärte bei seiner Pflicht, daß dem Mann das Genick abgeschlagen und er dann erdrosselt worden sei. Am Hals wurden rote Striemen und Risse festgestellt, Mund und Nase waren von Blut erfüllt und der Kopf war leicht hin und her zu bewegen. Der Reichsrichter befahl darauf dem Herrn Pfarrer eine "Vermahnung zu tun", beauftragte den Schreiner eine Truhe zu machen und den Totengräber ein Grab zu schaufeln, damit der Mann ehrlich möchte bestattet werden. Inzwischen gingen wir ins Wirtshaus und ich protokollierte dies alles. Als wir fertig waren, suchten wir die Kirche auf, und als wir den Kirchhof betraten, standen Pfarrer und Schulmeister sowie viele Leute vor dem Grab. Man sang das Lied "Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl" und darnach "Nun laßt uns den Leib begraben". Inzwischen hatte man den Toten bestattet. Dann begaben wir uns in die Kirche. Der Herr Pfarrer hielt auf der Kanzel eine eindringliche Predigt über einen Text aus dem Evangelium Marci, dessen Worte lauteten "Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wenn es Zeit ist." Wir hofften zu erfahren, wer die zwei Kerle gewesen, welche hinter ihm gegangen, konnten aber nichts anderes herausbringen, als daß ein Mann mit einem roten Bart zu Östheim und Gailnau den Abend gewesen und nach feisten Ochsen gefragt habe, welchen sie nach Wettringen verwiesen. Ob es aber dieser tote Mann gewesen, hat Conrad Leidenberger zu Östheim, welcher nach Wettringen geholt worden, nicht zu sagen gewußt, weil das Gesicht des Erdrosselten sich sehr geändert hatte, hat aber doch erklärt, er möchte es aller Mutmaßungen nach doch gewesen sein und könnten ihm die zwei Kerle, welche mit ihm gegangen, wohl umgebracht haben.

3. Schreiben der Nürnberger Metzgerschaft vom 13. Dez. 1673 an den Rat in Rothenburg.
   Die Nürnberger Metzgerschaft hat der Mord an ihrem Mitbürger bestürzt und schmerzlich berührt. Er sei vor 14 Tagen "in das Land nach Vieh gereiset" und auf seine Rückkehr habe man täglich, ja stündlich gewartet. Der Getötete hinterließ acht kleine Kinder und eine Witwe. Die Nürnberger Metzger bedauern "herzschmerzlich" die arme Wittib, weil sie nicht nur um Geld, sondern auch um ihren Mann "räuberisch- und mörderischerweiß" gekommen ist. Langmantel war ein Freibankmetzger mit dem Vornamen Hans, "welcher nit nur für sich, sondern auch für andere freybänkher das Vieh erhandelt und also seine Nahrung mit großer Leibes- und Lebensgefahr auf dem Land gesuchet." Sein Vater hieß Matthes Langmantel und war ebenfalls Nürnberger Bürger und Metzger. Hans Langmantel wird als friedlicher, christlicher Mann bezeichnet. Als mutmaßliche Täter kommen zwei Personen in Frage, die nach geschehener Bluttat "zu Dietershoffen gelegen." Die Nürnberger berichten ferner, sie hätten eine Nachricht erhalten, wornach am Mittwoch vor der Tat zwei Kerle, einer in einem blauen, der andere in einem grauen Rock mit dem Erschlagenen zusammen zu "Gäßla" (Geslau) im Wirtshaus gewesen seien und Bier getrunken. Dort verzehrte Langmantel ein Stück Brot, und da es ihm gut schmeckte, ließ er sich ein weiteres Stück geben und schob es in seinen Ranzen. Dieses Stücklein Brot fand man später auf der Leiche Langmantels liegen. Die beiden Kerle haben im Wirtshaus zu Geslau angegeben, sei wären "Laggeyen" (Lakaien) und wollten zur Armee, woraus zu entnehmen, dass sie zweifellos fahnenflüchtige Soldaten und wohl auch die eigentlichen Täter waren. Wegen des verwegenen Raubmords hatten sie (die Nürnberger) fleißig Nachforschungen eingezogen und sie bitten darum, daß auch in Rothenburg weitere Berichte eingefordert und scharfe Nachfragen gehalten werden möchten, damit die heilsame Justiz nicht nur möge verwaltet, sondern das vergossene Blut gebührend gerochen werden. Und weil man noch keine Nachricht habe erhalten können, ob der übel zugerichtete, doch hoffentlich selig verschiedene Mann für sich allein oder im Namen und Auftrag eines andern hinausgereißet, also kann man auch nicht wissen, wem die Begräbniskosten aufzubürden seien. Doch sollen diese nach Erhalt der Rechnungen ohne Verzug gebührend und dankbar gutgemacht werden.
   Nürnberg, den 13. Dezember 1973.
Beide Püchsenmeister und Geschworene im Namen des ganzen Metzgerhandwerks dahier.

In einem Schreiben des verordneten Reichsrichters vom 18.Dez. 1673 an die geschworenen Meister des Metzgerhandwerks zu Nürnberg ist auch vom "Creutz" die Rede, "so man in dergleichen traurigen Fällen zu des Ermordeten unauslöschlichem Gedächtnis aufzurichten pfleget." Man hat es vermutlich gesetzt im Auftrag und auf Kosten der zahlreichen Verwandten sowie der Nürnberger "Metzgerinnung", wie wir heute sagen würden. Die Witwe mit ihren acht Kindern wird kaum dafür haben aufkommen können. Die Inschrift ist heute wieder hergestellt und zwar so, wie sie einst, mit hoher Wahrscheinlichkeit, gelautet hat. (Abb.3)
   Im Rothenburger Land muß damals allgemeine Unsicherheit geherrscht haben. Beweis genug ist bereits die Geschichte unseres Steinkreuzes, aber auch das Verhalten des Reichsrichters Raab, des Arztes Falkenberger und des Aktuars Schäfer spricht deutlich dafür. An einer Stelle unserer handschriftlichen Unterlagen wird nämlich berichtet, daß sich die drei berittenen Männer in den späten Nachmittagsstunden des 29.November nach ihrer amtlichen Tätigkeit in Wettringen nicht mehr getrauten den kurzen Heimritt (12 km) nach Rothenburg ganz durchzuführen. Sie ritten nur bis Lohr, wo sie übernachteten.
   Das Wettringer Flurkreuz steht nun im Lichte der Forschung. Trotzdem sind noch einige Fragen offen. Wir wissen nicht, ob und wo die Mordgesellen gefaßt wurden, welchen Geldbetrag sie erbeuteten, welche Strafe sie erlitten, wie sie hießen und welcher Herkunft sie waren. Ungeklärt ist auch das Schweigen der Sterbelisten des Wettringer Pfarramts. Doch das sind Rätsel von mehr untergeordneter Bedeutung. Über das Kreuz und seine Geschichte sind wir zuverlässig und ausreichend unterrichtet. Und des wollen wir uns freuen. Denn nur ausnahmsweise einmal wird der Steinkreuzforschung ein Glücksfund beschert wie der unsrige. Die meisten Steinkreuze sind heute stumm und werden es auch bleiben. Zwar knüpft sich an viele eine erdichtete Volksüberlieferung. Doch hat sie mit dem tatsächlichen Geschehen meist nichts zu tun. Auch beim Wettringer Kreuz ist es so. Man lese nur die in unserer letzten Mainummer abgedruckte Sage nach und man wird mir beipflichten. - Bilder Gg. Lang (1), Gg. Uhl (2 u. 3).

H. Gießberger

(Der Bergfried, 6.Jg., 1954, Nr.9, S.65-69)


Sühnekreuze & Mordsteine