alten Standort (Nägele 1913) |
Steinmetzmeisters Baldauf |
Losch (1981) |
am Chor der Leonhardskapelle Rumpf (2006) |
PLZ:
73525GPS:
N 48° 48,182', O 9° 48,291'Standort:
Etwa 50m nordwestlich der St.-Leonhards-Kapelle.Größe / Material:
120:86:28 / SchilfsandsteinGeschichte:
Am Chor der Leonhardskapelle (zur Aalener Straße hin) wurde 2006 eine Kopie des Kreuzes von 1541, das nicht weit entfernt auf dem Friedhof steht, aufgestellt.Sage:
1. Ein Raubritter von Rosenstein soll einen heimkehrenden Kaufmann erschlagen haben.Quellen und Literatur:
Standort:
Unmittelbar neben dem vorigen Kreuz.Größe / Material:
113:61:20 / KalksandsteinGeschichte:
Das Kreuz wurde bei Renovierungsarbeiten an der Kapelle gefunden. Das Kreuz befand sich, zusammen mit dem vorherigen, unmittelbar an der Außenmauer im Chorbereich der Kapelle. Mitarbeiter der Münsterbauhütte, die zeitgleich an der Nordseite der Kapelle die Epitaphe hergerichtet haben, haben die Kreuze von Staub und Schmutz befreit.Sage:
Quellen und Literatur:
Größe / Material:
89:65:25 / SandsteinGeschichte:
Der Steinkreuzrest wurde ebenfalls 1998 bei Renovierungsarbeiten an der St.-Leonhards-Kapelle gefunden. Er war stark beschädigt. Nach Angabe von Steinmetzmeister Baldauf ist der Schaft unterhalb der Arme bei den Bergungsarbeiten abgebrochen, der linke Kreuzarm war zur Hälfte abgebrochen.Sage:
Quellen und Literatur:
GPS:
N 48° 48,550', O 9° 48,232'Standort:
Ca. 1km nördlich der Stadt beim "Klosterhof", an einem Feld- bzw. Waldweg (Rundweg von Mutlangen um das ehemalige Militärgelände), westlich der Höhe 434,2.Größe / Material:
100:83:22 / SandsteinGeschichte:
Lateinische Kreuzform, kräftig, langbalkig, hoher Kopf. Kanten der oberen Kreuzhälften beschädigt. Vertiefung in der Kreuzmitte. Auf der Rückseite Rillen und Vertiefungen. Beidseitig Bearbeitungsspuren.Sage:
Ein Ritter sei dort im Zweikampf gefallen.Quellen und Literatur:
Rumpf (2006) |
GPS:
N 48° 47,278', O 9° 48,734'Standort:
In der Dreifaltigkeitskapelle, Richtung Waldstetten (Dominikus-Debler-Straße). Ein Abguss befindet sich in einer kleinen Anlage hinter der Kapelle.Größe / Material:
70:35:25 / SandsteinGeschichte:
Bis 1945 stand das Kreuz ca. 100m bachaufwärts (dort soll sich noch der Sockel befinden).Sage:
Es handelt sich wahrscheinlich um ein "Bußkreuz".Quellen und Literatur:
GPS:
N 48° 47.9', O 9° 47.537'Standort:
Das Kreuz steht heute in Schwäbisch Gmünd am Kroatensteg, am Brückle über den Josefsbach in Richtung Kreissparkasse in der "Parlerstraße".Größe / Material:
Angulaten-SandsteinGeschichte:
Der jetzige Standort ist nicht der ursprüngliche. Im unteren Querarm trägt das Kreuz die Jahreszahl 1646.Sage:
Quellen und Literatur:
Das Doppelkreuz am Kroatensteg |
Bild des aufgefundenen Fläschleins |
Versuch einer ikonographischen Deutung
Über 300 Jahre lang stand an der alten Lorcher Straße, weit draußen vor der Stadt, ein seltsames Kreuz, dessen Herkunft und Bedeutung man nicht zu erklären
vermochte. Als der Beschluß gefaßt wurde, das Gelände, an dessen Rand es im Schutz tiefhängenden Baumgeästs ein kaum beachtetes Dasein fristete, zu überbauen,
kam man auf die glückliche Idee, dieses Kreuz am Eingang zum Graben neben dem Kroatensteg aufzustellen.
Aus welchen Gründen wurde es seinerzeit gestiftet und von wem stammt es? - Um diesen Fragen näher zu kommen, ist eine Vorbemerkung nötig. Kreuze, die an
Straßen und Wegen außerhalb geschlossener Ortschaften errichtet wurden, haben in der Regel eine ganz bestimmte Bedeutung: Entweder sind sie Sühnekreuze zur
Erinnerung an ein Verbrechen oder Gedenkkreuze für einen tödlichen Unfall. Im Kreis Schwäbisch Gmünd sind über drei Dutzend solcher Kreuze vorhanden, von denen
einige allerdings falsch gedeutet wurden. Geistliche Stifte und Klöster pflegten nämlich das ihnen gehörende Territorium durch Besitzkreuze zu markieren, die an den
Grenzübergängen aufgestellt wurden; die lorchischen und ellwangischen Kreuze, von denen noch etliche existieren, gehen auf diese Gepflogenheit zurück. Die
sogenannten Votivkreuze, die den Passanten zu frommen Gedanken mahnen sollen, sind fast alle relativ jungen Datums. Wahrscheinlich aber hat unser Kreuz am
Kroatensteg mit allen diesen Herkunftsmöglichkeiten nichts zu tun.
Die Datierung steht fest, denn auf dem unteren Kreuzbalken ist die Angabe 1646 zu lesen. Im gleichen Jahr wurde für Michael und Susanna Beiswinger eine
Jahrtagsmesse gestiftet und diese mit 100 Gulden dotiert. Als Pfand für diesen Betrag ist im Anniversar des Münsters ein Gut bei der Kreuzmühle erwähnt, das sich
dort befand, "wo das neue Kreuz nächst der Mühl aufgerichtet worden". Die Frau des Michael Beiswinger war - wie Stadtarchivar Deibele ermittelte - eine geborene
Frey. Sie oder ihr Vater sind demnach die vermutlichen Stifter des Kreuzes, denn unter den Füßen Christi ist auf einem Schildchen der Buchstabe "F" eingemeißelt.
Über dieser Signatur erkennt man die Inschrift H I S O S T M, die Pfarrer Weser mit Hoc In Signo Omnis Salus Totius Mundi (In
diesem Zeichen liegt das Heil der ganzen Welt) interpretierte. Ungewöhnlich ist die Form des Doppelkreuzes, dessen Balkenenden als Variante zwischen dem Anker-
und dem Astkreuz ausgebildet sind. Obwohl die Heraldik der Kreuzfigur über 30 Muster kennt, war das Doppelkreuz in Westeuropa nicht üblich. Seine älteste
überlieferte Form mit zwei gleichen Balken ist das Jagellanem-Kreuz, aus dem das litauische und das slowakische Doppelkreuz abgeleitet sind. Beim russisch-orthodoxen
Kreuz ist der untere Arm, der zuweilen schräg angebracht ist, größer als der obere. Aus dieser Doppelform entstand das Patriarchenkreuz, dessen Balkenenden nach
dem Muster des sogenannten Tatzen- oder Breitrandkreuzes ausgebildet wurden. Letzteres war auch das Vorbild für die Fasson des Kriegsordens Eisernes Kreuz. In
der römischen Kirche tragen die Kardinäle als Zeichen ihrer Würde ein Doppelkreuz, dessen Balken in ein Kleeblatt auslaufen. Das päpstliche Kreuz zeigt sogar drei
Querarme, die in Stufenform angeordnet sind.
In Mittel- und Westeuropa war als kirchliches und heraldisches Symbol ausschließlich die römische Form des einfachen Kreuzes üblich. Allerdings mit einer
Ausnahme: das doppelbalkige Lothringer Kreuz, das aber wohl slawischen Ursprungs ist. Nach dem Tode Augusts des Starken, König von Sachsen und Polen, war
es 1733 zu einem Erbfolgekrieg gekommen, der durch den Wiener Frieden von 1738 mit einem Kompromiß beendet wurde. Der Sachse August III., Sohn des
verstorbenen Königs, erhielt den polnischen Thron zugesprochen; der Pole Stanislaus Leszcinski, Schwiegervater Ludwigs XV. von Frankreich, wurde mit dem
habsburgischen Herzogtum Lothringen entschädigt, das nach seinem Tod vertragsgemäß 1766 an Frankreich fiel. Die Ikonographie nimmt an, daß eben dieser Stanislaus
das polnische Doppelkreuz, das er selbst im Wappen trug, in Lothringen einführte.
Im außerkirchlichen Bereich kannte man allerdings im Mittelalter dennoch das Doppelkreuz, das der Aberglaube mit mystischen Vorstellungen umgab, die bis in
die Zeit der Kaiserin Helena zurückzuverfolgen sind. Als deren Sohn Konstantinus im Jahre 326 die Höhle des Heiligen Grabes in Jerusalem aufdecken ließ, fand Helena:
darin - so behauptet die Legende - das Kreuz Christi, das die Kaiserin nach Konstantinopel schickte. Ihm maß man Wunderkraft zu, die man übertragen zu können
vermeinte, wenn man das Kreuzeszeichen - nicht als Segen, sondern als Beschwörung - mit der Hand schlug, eine Geste, die noch heute in weiten Volkskreisen als
Schutzmittel gegen böse Geister gilt. Dabei verbanden sich christliche und heidnische Vorstellungen, denn auf den germanischen Runensteinen findet sich der in
Kreuzform eingehauene Hammer des Gottes Thor.
Die zweifach Balkenform sollte - so meinte man - auch doppelte Heils- und Abwehrkraft in sich bergen. Die "Weibspersonen" und "Metzenzimmer" (Jungfern) trugen
sie deshalb als Amulett um den Hals, was Johann Eustachius Jäger von Jägersberg, von 1694 bis 1711 Ratskonsulent in Gmünd, zu einer geharnischten Epistel
veranlaßte, als er für "Gamundia rediviva" Vorschläge zur Verbesserung der Zustände in der "tüeff gesunkenen Reichsstatt" ausarbeitete.
Insbesondere war es Brauch, solche Doppelkreuzlein (meist aus Messing) unter die Türschwelle zu legen, um Unheil zu bannen. An die Dachbaiken genagelt,
sollte es vor Blitzschlag bewahren; in die Zimmerwand gemauert, vor Krankheiten schützen. Aus diesem Aberglauben des sogenannten "Haussegens" folgerte Albert
Deibele, dem Kreuz an der Lorcher Straße habe der gleiche Sinn innegewohnt, zumal es ja während des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurde. Eine andere
Kombination, die in dem unheilbannenden Doppelkreuz ein Abwehrzeichen gegen die Pest erblicken wollte, scheidet wohl aus, denn diese entsetzliche Seuche war
schon acht bis neun Jahre vor der Stiftung dieses Kreuzes in Schwäbisch Gmünd erloschen.
Nun hat man aber bei der unlängst vorgenommenern Reparatur dieses Kreuzes zwischen dem Titulus INRI und dem Christushaupt eine kaikverschmierte Stelle im
Angulaten-Sandstein entdeckt, die sich als Verschluß einer Nische herausstellte, in der sich ein Fläschchen befand, das ein Haussegen-Kreuzlein enthielt. Gerade
diese Tatsache spricht jedoch gegen die bereits erwähnte Deutungsmöglichkeit, denn diese Nische ist mindestens 100 Jahre nach der Aufstellung des Kreuzes
eingehauen worden; in der Mitte des 17. Jahrhunderts kannte man noch keinen Schraubverschluß.
Wenn man also Skepsis gegenüber der These hegt, das Doppelkreuz an der Lorcher Straße sei mystischen Assoziationen um den "Haussegen" entsprungen, der
doch im Grunde eine obskure Glaubensangelegenheit war, dann bleibt immer noch eine weitere Kömbinationsmöglfchkeit offen: Im Dreißigjährigen Krieg waren die
slawischen Hilfsvölker aller Feldherrn wegen ihrer Brutalität und Habgier am meisten gefürchtet. Wir wissen, daß diese häufig durch das Remstal zogen und die Stadt
Gmünd bedrohten. Könnten deshalb nicht die Familien Beiswinger und Frey auf die Idee gekommen sein, den slawischen Soldaten ihr eigenes Kreuz entgegenzuhalten,
um sie zur Milde und christlicher Gesinnung zu mahnen?
Wir werden alle diese Fragen wohl nie mit einiger Sicherheit ergründen können; die letzte, die uns im Rahmen dieser Betrachtung noch gestellt bleibt, ist dagegen
relativ einfach zu beantworten; Wer schuf dieses Kreuz? - Der bedeutendste Baumeister und Bildhauer war zu jener Zeit in Schwäbisch Gmünd der jüngere Caspar
Vogt, der im selben Jahr (1646) starb, in dem unser Kreuz aufgestellt wurde. Wenn man seine künstlerische Handschrift und seine technische Arbeitsweise auf dem von
ihm ausgestalteten Salvator gründlich studiert hat, kann kein Zweifel bestehen, daß der Corpus des Doppelkreuzes beim Kroatensteg aus seiner Werkstatt stammen
muß. Die stark naturalistische Durchbildung des Körpers, die Faltung und Raffung des Lendenschurzes sowie die Kopfhaltung des Heilandes sind absolut Vogtsche
Manier. Caspar Vogt, geboren um 1586, gehörte zwar dem Stilkreis der Renaissance an, doch ist es für ihn geradezu typisch, wie sehr er künstlerisch gotischen
Traditionen verhaftet blieb.
(Einhorn, Nr.57, 1963, S.11-13)