Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Reutlingen

Tigerfeld / OT von Pfronstetten


Detail Einzeichnung

Abbildung bei
Losch (1981)

PLZ: 72539

GPS:

Standort: Links an der B 312 nach Tigerfeld beim Markungsgrenzpfahl der Ortsteile Tigerfeld / Huldstetten.

Größe / Material: 65:62:16 / Jurakalk

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz". Tatzenkreuz. Ansicht innerhalb Konturenband vertieft. Inschrift: Im Querbalken l V IHS (mit Kreuzzeichen) F 7, darunter im Schaft 26. (Losch 1981)


   An der Grenze der Markungen Tigerfeld und Huldstetten, das früher mitten auf dem anstoßenden Acker etwa 150m von der Straße entfernt stand, Form des eisernen Kreuzes, 0,72m hoch, 0,62m breit, angebliches Sühnekreuz; eine Frau soll dort von einem Mann ermordet worden sein. In der Kreuzung der Arme ist die Jahreszahl 1726 angebracht mit einigen nicht näher erklärbaren Buchstaben (Nägele S. 411, Nr.7); angebliches Schwedenkreuz. Auf diesem Feld werden öfters Gebeine und Waffen ausgepflügt, die als Ueberreste einer Bauernschar angesehen werden, die am 2. April 1525 hier von dem Truchseß von Waldburg (Bauernjörn) niedergemacht wurden. (Ernst 1934)

   Bei Tigerfeld, ½m entfernt vom Markstein der Grenze von Huldstetten und Tigerfeld steht ein massiges Steinkreuz nach Form des eisernen Kreuzes, 0,75m über, 0,16m unter dem Boden, also 0,91m hoch, 16-18cm dick; die Breite nimmt von oben nach unten ab und wächst dann wieder; Stamm oben vorn 0,26m, hinten 0,28m, in der Mitte 0,21m, Querarme, links oben 17,5, unten 21cm, rechts oben 15, unten 21cm breit, ganze Breite des Querarms oben 54, unten 62cm; des Stamms unten 40cm.
   Seltene Beigabe dieses Steinkreuzes ist eine Inschrift in der Kreuzung der Arme:
   Ich löse die Inschrift, die Analogien auf bayrischen Steinkreuzen hat, also auf: Wir sehen immer bei solchen Inschriften zusammen die zwei Anfangsbuchstaben des Namens dessen, der hier geendet, V.F., dann folgt das Monogramm Christi, in dieser Form öfters nachweisbar I H S , auf dem I---I wie nicht selten ein Kreuz in der Mitte aufgesetzt; die Hunderter der Jahreszahl 1726 sind hier nach Tausend- und Hundertziffer geschieden von den Zehnern.1)
   Die Sage geht im Volksmund, es seien hier Schwedensoldaten begraben, oder ein Offizier. Tatsächlich werden auf diesem Feld öfters Gebeine und Waffen ausgepflügt, wohl die Überreste von den Gräbern einer Bauernschar, die hier am 2. April 1525 von Bauernjörn niedergemacht wurde.2) Gegen die Deutung auf den Schwedenkrieg, mit dem so oft die Steinkreuze trotz älterer oder jüngerer Datierung in Verbindung gebracht werden, spricht ebenso die Inschrift. Der Name des hier Verunglückten ließe sich nach den Anfangsbuchstaben vielleicht aus den Kirchenbüchern ähnlich exuieren wie bei dem Kreuz und seiner Aufschrift in Raisting am Ammersee.3)
1) Diese Lesung, wonach das erste Zeichen = 1 statt J, das zweitletzte eher ein F statt 1, die Hunderter die zwei äußersten Zahlzeichen = 17, die zweitäußersten V.F. als Namen zu lesen ist, dürfte nach abermaliger Untersuchung richtiger sein als die von mir zuerst in Berliner Zs. f. Volkskunde 1912 S.264 mitgeteilte.
2) Martens, Kriegerische Ereignisse, S.205, Münsinger Oberamtsbeschreibung 1912, S.776
3) Meine Anfrage erhielt keine Beantwortung seitens Pfarramt und Vikariat. H. Pfr. Wurst-Huldstetten hat die Kirchenbücher jetzt nachgeschlagen, aber keinen Toten dieses Namenszugs identifizieren können. (
Nägele 1913)

Sage: 1. Schwedische Soldaten oder ein Offizier sollen dort begraben sein.
2. Es soll sich um ein Sühnekreuz handeln; eine Frau soll dort ermordet worden sein.

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.411a
Ernst, Max - Alte Steinkreuze in der Umgebung Ulms, in: Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben, Heft 29, 1934, S.46
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen


Sühnekreuze & Mordsteine