Deutschland Baden-Württemberg Neckar-Odenwald-Kreis

Weisbach (I) / OT von Waldbrunn

PLZ: 69429

GPS: N 49° 26,691', O 9° 06,250'

Standort: Im Vorgarten des alten Schul- und Rathauses Mosbacher Straße 20, links der Treppe auf der Rasenfläche.

Größe / Material: 60:70:15,5 / Buntsandstein

Geschichte: Ca. 1978 wurde das Kreuz neu aufgestellt, nachdem ein Lkw es umgefahren hatte. Bruchstelle am Schaft repariert. Rechtes Armende am oberen Teil schräg nach außen abgeschlagen. Kopfende nach vorne abgeschrägt. Querbalken in Länge und Ansicht betont, Arme leicht verschmälert. Kopf und Schaft sind etwas gegeneinander versetzt. Datierung: ca. 16. Jh. (Losch 1981)

Sage: Da haben sich zwei einander totgeschlagen.

Quellen und Literatur:
Walter, Max - Vom Steinkreuz zum Bildstock, 1923, S.8a und S.30
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.173
Recherchen, Wegbeschreibungen und aktuelle Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach



Weisbach (II) / OT von Waldbrunn

GPS: N 49° 26,702', O 9° 05,927'

Standort: Am westlichen Dorfrand im Gewann "Dorfwiesen", am Herdweg, gegenüber Haus Nr. 34.

Größe / Material: 65:63:20 / Buntsandstein

Geschichte: An den Balkenenden kleine Beschädigungen. Das Kreuz wurde neu in den Boden zementiert. Form: Kräftig, dennoch zierlich wirkend. Längsbalkenansicht betont. Datierung: ca. 16./17. Jh. Bei Walter (1923) als "abgebrochen in der Wiese liegend" beschrieben.

Sage: Da haben sich zwei einander totgeschlagen

Quellen und Literatur:
Walter, Max - Vom Steinkreuz zum Bildstock, 1923, 1923, S.8 b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.173, Nr.VII
Recherchen, Wegbeschreibungen und aktuelle Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach



Weisbach (III) / OT von Waldbrunn

GPS: N 49° 26,664', O 9° 06,473'

Standort: Am "Fahrenbacher Weg", kurz nach der Abzweigung vom Roberner Weg, am Ende der Wilhelmstraße.

Größe / Material: 40:51:21 / Sandstein

Geschichte: Das bei Losch in Zusammenhang mit diesem Kreuz erwähnte (östliche), wurde nach Auskunft vom Bürgermeisteramt Waldbrunn entsorgt.

Das Kreuz wurde zusammen mit einem weiteren, weiter östlich stehenden Kreuz Ende 1977 zur Restaurierung sichergestellt. Ein Arm war abgebrochen und wurde repariert. Kopf und Arme durch Beschädigungen nachträglich gerundet. Datierung ca. 16. Jh. Benennung: "Mordkreuz", das östlich anschließende Gewann heißt "Kreuzacker". (Losch 1981)

Sage:

Quellen und Literatur:
Walter, Max - Vom Steinkreuz zum Bildstock, 1923, S.8 Ziff.c und S.30
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.173
Recherchen, Wegbeschreibungen und aktuelle Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach



Weisbach (IV) / OT von Waldbrunn


Abbildung bei
Haas (1976)

Abbildung bei
Azzola (1985)

GPS: N 49° 26,606', O 9° 05,522'

Standort: Vom Waldparkplatz, wo ein Tisch, eine Bank und ein alter Grenzstein stehen, nicht (!) den gekennzeichneten Wanderweg ins Tal, sondern in Richtung Süden, den Waldweg, der etwa parallel zur Landstraße verläuft, gehen. Nach ca. 200-300m, etwa auf der Höhe wo das Telefonkabel über den Weg gespannt ist links in den Wald, nach ca. 20-30m.

Größe / Material: 125:82:24 / Buntsandstein

Geschichte: Aufrecht stehendes Weberschiffchen im Kopf. Kreuz in der Kreuzmitte, oberflächlich geritzt. Ca. 15. / Anfang 16. Jh.
Der "Müllerspfad", an dem das Kreuz einst stand, ist nicht mehr vorhanden. Sein früherer Verlauf wird durch ein Telefonkabel gekennzeichnet.

Ein Kreuz westlich vom Dorf am Fußweg nach der Talmühle. Waldabteilung Hammelsrain. Umgestürzt unter Hecken liegend. 110:83:23. Auf der Vorderseite des Kreuzkopfes ist eine längliche kräftige Vertiefung, mit besonders gezeichneten Umrissen. Länge 20cm. Darunter flach eingerissen ein Kreuz, 28cm lang. (Walter 1923)

Sage: 1. Ein Mädchen ging trotz Verbote und der Warnung vor dem Bösen in das benachbarte Dorf zur "Vorsetz", der Spinnstube. Auf dem Heimweg aber drehte ihr in der Nacht der Teufel das Genick um. (Walter 1923)

2. Eine Dienstmagd der Weisbacher Mühle ging einst an einem Winterabend zur Spinnstube hinauf nach Weisbach. Dort ging es immer lustig zu. (!) Als die Zeit des Aufbruchs gekommen war, hub ein schreckliches Unwetter an, so daß man das Mädchen bat, lieber die Nacht über im Dorf zu bleiben, als bei diesem schrecklichen Wetter den Heimweg nach der Mühle anzutreten. Mit den Worten "Und wenn der Teufel auf Stelzen kommt, hab' ich keine Angst!" verließ es das Haus und wandte sich heimwärts. Am anderen Morgen, jedoch fand man an der Stelle, wo sich jetzt das Kreuz befindet, das Mädchen tot am Boden liegen. Abergläubische Leute behaupten, der Teufel hätte das Mädchen geholt. (Glaser 1978 / Losch 1981 / Assion 1983)

Die Sage ist ähnlich der Sage zu Elztal-Dallau und Fahrenbach, wahrscheinlich erzählt, um junge Frauen davon abzuhalten in die "Spinnstube", wo es lustig (!) zuging, zu gehen.
Max Walter schreibt 1923 (S.31) hierzu:
Ebenfalls als Totenmale betrachtet eine zweimal in gleicher Form auftauchende Sage das Kreuz bei Fahrenbach und eines in Weisbach. Die Sage in Weisbach berichtet, ein Mädchens sei trotz Verbotes an einem Abend nach dem benachbarten Schöllbrunn (heute: Schollbrunn) zum Spinnen gegangen. Als sie spät in der Nacht heimkehrte, wurde sie am Waldrand, wo das Kreuz steht, vom Teufel geholt. Fast gleichlautend die Fahrenbacher Erzählung: Ein Mädchen, das trotz mütterlichen Verbots abends zum Spinnen nach Lohrbach gegangen war, kehrte nicht mehr zurück. Man suchte sie, fand aber von ihr nichts mehr als die Kleider und ihr Spinnrad an der Stelle, wo das Kreuz stand. Weil sie gespottet hatte, sie fürchte sich vor dem Teufel nicht, hatte dieser sie geholt.
Beide Kreuze werden nach ihrem Äußeren (das als "Rocken" gedeutete Zeichen auf dem Weisbacher, die Form des "Brummers" beim Fahrenbacher) mit der Sage verbunden; es kann der Fall vorliegen, daß eine im Volk lebende Sage an diesen beiden Steinen haften blieb, lange nach deren Errichtung ihren Niederschlag an ihnen fand.

Wie Uwe Henkhaus darstellt entsprangen solche Schauergeschichten auch der Spinnstube selbst: "Besonders gruselige Geschichten von Hexen, weisen Frauen, Werwölfen, zurückgekehrten Toten und dem Teufel wurden gerne am Ende der Spinnstube erzählt. Die Mädchen sollten auf diese Weise davon abgehalten werden, den Heimweg allein anzutreten, und sie sollten den starken Arm ihres Begleiters benötigen."
Sowohl die Männer als auch die Frauen unterzogen sich bei Spinnstubenabenden Mutproben. Henkhaus: "Bevorzugte Mutproben waren mitternächtliche Gänge auf den Friedhof oder andere wenig geheure Orte, wo es galt, etwa aus dem Beinhaus einen Knochen, einen Schädel oder ein Kreuz von einem frischen Grab zu holen. Es versteht sich von selbst, daß diesen Prüfungen – um den Nervenkitzel zu erhöhen – das Erzählen von Schauer- und Spukgeschichten vorausging [...]
Eine beliebte Freveltat in den Spinnstuben war die "Katzentaufe", wobei eine Katze mit allen kirchlichen Zeremonien getauft wurde. Der weit verbreiteten Sage nach kommt in der Regel der Teufel, der die Gotteslästerer aus den Stuben hinausruft und vernichtet."
Daß die Waldbrunner Gegend eine fruchtbare Gegend für Spinnstubensagen war oder ist, zeigen die beiden bei Henkhaus genannten Sagen aus Strümpfelbrunn und (Ober-oder Unter-)Dielbach:
Fritz Ernst hat 1935 die Sage von der "Katzentaufe von Strümpfelbrunn" aufgeschrieben (zitiert nach Henkhaus):
Es war schon in etwas vorgerückter Stunde, und die Mädchen gingen daran, ihre Spinnräder auf die Seite zu stellen oder ihr 'Strickzeug' zusammen zu machen, als einer der anwesenden Burschen auf den Einfall kam, eine Katze zu taufen. Unter dem lustigen Gelächter der Burschen und Mädchen entfernte sich der 'Täufer' und kam bald darauf mit einer Katze in den Händen zurück. Mit gut gespielter Wichtigkeit setze er das verdutzte Tier auf den Tisch und begann darauf die kirchliche Taufformel zu sprechen.
Kaum war dies geschehen, so klopfte es ans Fenster, und eine Stimme von draußen forderte: "Derjenige, welcher die Katze getauft hat, soll herauskommen." Als niemand darauf einging, wiederholte sich das Klopfen und die Forderung. Nun bekamen es die in der Stube Versammelten doch mit der Angst zu tun und sahen einander ratlos an. Mittlerweile klopfte und rief es zum dritten Mal. Da fuhr ihnen richtiger Schrecken in die Glieder und fürchtend, es könne ihnen allen Uebles geschehen, schoben sie den sich mit Händen und Füßen sträubenden 'Täufer' zur Türe hinaus. Gleich darauf hörten sie einen markerschütternden Schrei. Kaum wagten die Verängstigten nach der Ursache zu schauen. Als sie es jedoch trotzdem taten und vor das Haus gingen, war kein Mensch mehr zu erblicken.
Im benachbarten Dielbach soll eine solche Blasphemie für den Gotteslästerer glimpflichere Folgen gehabt haben. In dem Haus in welchem die 'Taufe' stattgefunden hatte sei das Licht ausgegangen, während gleichzeitig Fenster und Türen auf- und zuflogen. Nach einer Weile sei das Licht wieder angegangen und das Geklapper der Türen und Fenster hätte aufgehört.
In der Gegend um Waldbrunn findet man noch die Spinnmädchensagen zu den Steinkreuzen in Fahrenbach und Dallau (OT von Elztal) sowie dem verschwundenen Kreuz (Heben- oder Heppenstein) in Neckarburken (OT von Elztal), das einst in der nach ihm benannten Waldabteilung Heben- oder Heppenstein am alten Weg nach Sattelbach stand.
Dies zeigt wie Sagen bisweilen in einem bestimmten Gebiet weitergetragen werden und dann schließlich dort gehäuft auftreten.

Worterklärung: Der Rocken
Dies ist ein mehr oder weniger kunstvoll gefertigter Stab, meist aus Holz, an dem die zu spinnenden Fasern befestigt werden. Er kann fest aufgestellt, unter dem Arm festgeklemmt oder am Spinnrad befestigt werden. Für das Spinnen von Leinen und Baumwolle ist er besonders wichtig. (die-spinnerey.de)

Quellen und Literatur:
Walter, Max - Vom Steinkreuz zum Bildstock, 1923, S.8 Ziff.d
O. Glaser, 1978, S.36; nach Fritz Ernst: Odenwaldsagen. In: Eberbacher Geschichtsblatt 64, 1965, S.39-50, S.46
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
Assion, Peter u.a. - Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch, 1983, Ziff.290
Azzola, Juliane und Friedrich Karl - Spinnrocken und Handspindel - zwei steinerne Denkmale von 1447, in: Schwäbische Heimat 36.Jg., 1985, S.37-45
Haas, Werner - Steinerne Stege und ihre Steige im südlichen Odenwald, 1976, in: Zu Kultur und Geschichte des Odenwaldes, Breuberg
Henkhaus, Uwe - Das Treibhaus der Unsittlichkeit. Lieder, Bilder und Geschichte(n) aus der hessischen Spinnstube, Marburg 1991, S.94/95
Ernst, Fritz - Odenwälder Spinnstubengeschichten. In: Unter der Dorflinde (im Odenwald), Zeitschrift des Odenwaldklubs e.V. (seit 1998 "Die Dorflinde"), Nr.21, Darmstadt 1935, S.90
die-spinnerey.de
Recherchen, Wegbeschreibungen und aktuelle Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach


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