Rockenstube
wurde im Hochstift Bamberg im 16. u. 17.Jh. nicht wechselnd in verschiedenen Häusern gehalten, sondern es wurde bei einer armen Person die Stube
gemietet u. der Inhaber entschädigt.
Sonntag nach dem h. Dreikönigstag 9.1.1605 verehren [= beschenken] die Mägde zu Markleugast
(Stadtsteinach Obfr.) ihren Rockenwirt Hs. Schicker, bei dem sie die Rockenstube gehalten.
1608 Memmelsdorf (Bamberg Obfr.): Die Frau, bei welcher die Rockenstube
angestellt, ist sehr arm, hat kleine unerzogene, nackte und unbekleidete Kinder, kann dieselben nicht ernähren, ihre Steuer u. Anlage nicht geben.
Sie hat den Vogt, solche Rockenstube zuzulassen bis Lichtmeß, damit sie ihren Ausstand u. ihre Kinder ein Stück Brot bekommen. Sie mußte 2½
Gulden in die Vogtei liefern (Strafgeld? Denn die Rockenstube war durch fürstl. Mandat schon verboten). Mord u. Totschlag folgten nicht selten auf die
lustige Unterhaltung: 1589 Breitengüßbach (Schleßlitz Obfr.), 1598 Leutendorf
(Sonneberg Koburg). Die Rockenstube war beim Hutmann (Schäfer); 1605 beim Schäfer zu Memmelsdorf.
Das Wort Rockenstube, Rocken kennt man in Schwaben nicht; dafür Kunkelstube; Kunkel ist eigentlich nur die hölzerne, auf
einem kleinen Gestell stehende, meist geschnitzte Stange, an die man das Knützle (Flachs) anlegt; dieses wird unterschieden von Wickele (Werg), das
auf die Werg-Gabel gelegt wird (Bebenhsn., Babenhsn. Schw.), in der Gegend von Straubing "Rupfe".
Auch im Allgäu kam es mancherorts vor, daß man das Kunkelhaus nicht wechselte, sondern daß eine Kunkelhausgesellschaft
sich für den ganzen Winter um ein Haus, "wo man's hineinließ", gegen entsprechende Entschädigung umsah.
(Deutsche Gaue, 28.Band, 1927, 2.Lief., N.533-536, S.69)
Das Handspinnen
Das Spinnen ohne Spinnrad, nur mit der Hand, war einst allgemein; bes. bevor das Spinnrad erfunden wurde (angeblich 1530 von dem
Braunschweiger Jürgen).
Der Flachs wurde an die Kunkel angelegt u. mit einem Band umwickelt (s. Bild links). Mit der linken Hand wurden die Fasern ausgezogen, die rechte
Hand drehte die Spindel am oberen Ende; die Spindel war ein Stäbchen, nach beiden Enden spitz verlaufend; gegen das untere war der Spinnwirtel angesteckt; die
Spindel tanzte aufrecht sich drehend auf dem Fußboden.
Der Spinnwirtel war ein Ring oder eine durchlochte kleine dicke Scheibe, auch Kugel aus Horn, Zinn,
in urgeschichtlichen Zeiten auch aus Stein (Grabfund aus der Steinzeit; nach Much).
Unser Bild ist ein Ausschnitt aus Blatt "60 Jahr" der Kupferstichsammlung "Nützliche Zeitberachtung" von Konrad Meyern Straalern in Zürich, 18.Jh.
(Deutsche Gaue, 30.Band, 1929, 5.Lief., N.584-585, S.153)
Geisleden in Thüringen. In ihrem Wappen in rot mit silbernen, zweifach geteilten Wellenflanken und zeigt
eine golden bekleidete Frau in Eichsfelder Tracht auf einem silbernen Schemel sitzend, die Rechte an einem silbernen Spinnrocken, mit der Linken eine silberne
Spinnwirtel haltend.