Deutschland Baden-Württemberg Neckar-Odenwald-Kreis

Fahrenbach


Abbildung bei
Haas (1976)

PLZ: 74864

GPS: N 49° 25,405', O 9° 08,828'

Standort: An der alten Straße nach Lohrbach, Verlängerung Lohrbacher Straße, ca. 200m vor dem Wald, rechts des Weges auf der Böschung. Ein paar Meter vom Kreuz entfernt auf der Wiese ist ein kleiner Grenzstein aus Buntsandstein in den Boden eingelassen. Das Kreuz könnte daher zeitweise als Grenzstein zwischen zwei landwirtschaftlichen Flächen gedient haben.

Größe / Material: 75:82:16 / Buntsandstein

Geschichte: Dem Kreuz fehlte ein Arm. Es wird deshalb als "Brummer" bezeichnet, einem der Form nach ähnlichen Teil eines Spinnrads.
Es war beim Bestellen des Feldes im Weg und wurde deshalb 1919 vergraben. 1975 wurde das Kreuz wieder ausgegraben, der fehlende Arm wurde durch einen neuen, quaderförmigen ersetzt.
Form: Der noch vorhandene Arm lässt auf einen langen Querbalken schließen. Der Kopf ist beschädigt. Der neu angefertigte Arm wirkt wie eine "Prothese", im Sinne einer unnötigen Verunstaltung.
Man hätte das Kreuz besser gelassen wie es war, es hatte seine volkstümliche Bezeichnung ja gerade von seiner verstümmelten Form.
Datierung: ca. 16. / Anfang 17. Jh. Flurname: "Kreuzäcker", "Kreuz und Forst". (Losch 1981)

Max Walter beschreibt es 1923 so: Ein Kreuz am alten Weg nach Lohrbach, etwa 600m vom Dorfe entfernt. Gewann Dornklinge. Seit einigen Jahren verschwunden. Beseitigt, um "eine Einfahrt zu verbessern". Das Kreuz war stark beschädigt und bestand nur noch aus der unteren Hälfte des senkrechten Balkens und einem wagrechten Arm.
Es sah aus wie "e Brummer" (Teil eines Spinnrads) und trug daher den Namen "Brummer". Höhe des Stumpfes etwa 75cm. Angeblich ohne Figur und Inschrift.
Das Fahrenbacher Kreuz war sicher ursprünglich von gleich vollkommener Gestalt wie alle übrigen; frühzeitig verstümmelt, war es eben bald nur noch als "Brummer" bekannt. (Walter 1923)

Der [...] Gewährsmann Karl Kirschenlohr war [...] bereit, ein Geheimnis zu lüften. Er wüßte die Stelle, wo 1919 der "Hasenpeter" das ihn bei der Ackereinfahrt störende Kreuz des Kreuzackers vergraben hätte. Solche Auskünfte können im Dorf ihre Folgen haben; noch lebt die Nachkommen- und Verwandtschaft! Da die Auskunft in der Öffentlichkeit des Gasthauses "Zum Grünen Baum" geschah, war das halbe Dorf gespannt, und mehrere freiwillige Helfer fanden sich zum Ausgraben bereit. In 50cm Tiefe kam in der Ackereinfahrt zum Kreuzacker das besagte Kreuz zum Vorschein. Leider fehlte ein Kreuzarm. [...] (Haas 1976)

Sage: Es handelt sich um ein sog. "Spinnmädchenkreuz". Einem Kreuz also, das aufgestellt worden sei, wo ein Mädchen / eine junge Frau auf dem Weg von der oder zur Spinnstube umgekommen sein soll.
Diese Sagen wurden erzählt, um Frauen vom Gang zur Spinnstube abzuhalten, da es dort sehr freizügig zuging.

Die Sage gibt es unter anderem auch zu folgenden Kreuzen: Elztal / OT Dallau, Weisbach IV (am "Müllerspfad"), "Rockenmagd" in Unter-Schönmattenwag, "Spinnmädchenkreuz" in Wald-Amorbach, Rai-Breitenbach, Kirchbrombach, Wallbach, Brackenheim-Haberschlacht und Wittmersklingen.

Nach Losch, 1981: Zur Erinnerung an den gewaltsamen Tod einer Spinnstubenbesucherin. "Heute würden wir sagen: an ein unaufgeklärtes Sexualverbrechen [...]" (Haas 1976)

Quellen und Literatur:
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.163f.
Walter, Max - Vom Steinkreuz zum Bildstock, 1923, S.5
Haas, Werner - Steinerne Stege und ihre Steige im südlichen Odenwald, 1976, in: Zu Kultur und Geschichte des Odenwaldes, Breuberg, S.68/69
Haas, W., 1976, S.69 mit Bezug auf Adolf Weber: Gedichte und Prosa. Fahrenbach 1965, S.57
Recherchen, Wegbeschreibungen, aktuelle Infos und Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach


Sühnekreuze & Mordsteine