Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Karlsruhe

Zeutern / OT von Ubstadt-Weiher


Abbildung bei
Hupp (1958)

PLZ: 76698

GPS: N 49° 10.612' O 8° 42.245'

Standort: Gewann Vituskreuz, südlich der Waldmühle, auf der Böschung eines nicht mehr begangenen Hohlweges.

Größe / Material: 110:79:18 / Sandstein

Geschichte: In den Armen und dem Kopf ist je ein viergeteilter Ring angebracht, in der Mitte befindet sich eine nach links gerichtete Axt. Der rechte Arm ist etwas schmäler, jedoch sind die Zeichen dort durchgezogen, was auf eine ursprüngliche Verschmälerung des Armes hindeutet. Das Kreuz wird als "Viteleskreuz" (Vituskreuz) bezeichnet.

   Reich an Kruzifixen, Bildnischen und Muttergottesbildern ist die Gemeinde Zeutern. So gehört die Olberggruppe an der Südseite der Kirche zu den wertvollsten Kunstdenkmälern des Kraichgaus. Im Gewann Vituskreuz, im Volksmund Viteleskreuz genannt, steht das einzige Steinkreuz, das die Gemarkung aufzuweisen hat. Der Name dürfte als Personenname gedeutet werden. Die Bilder wurden von einem Bruchsaler Heimatfreund Hans Hagn, der schon im Heft 4 des Jahrgangs 1924 von "Mein Heimatland" auf Seite 85 auf das Vituskreuz in Zeutern hinwies, als 3 Räder und als Axt gedeutet. Da früher der Wald bis an die Straße heranreichte, an deren Rand das Kreuz steht, kommt er zu der Vermutung, daß hier ein Holzhauer von einem Wagen überfahren wurde. Die Zeuterner Schuljugend hat eine andere Überlieferung in Erfahrung gebracht. An der Stelle, an der das Kreuz steht, haben sich zwei Handwerksburschen im Kampfe um das letzte Stückchen Brot gegenseitig erschlagen. Die drei Kreise werden als Brote angesehen, das Bild in der Kreuzmitte ist ein Hackbeil. Denn der eine Handwerksbursche war ein Bäcker, der andere ein Metzger. (Hupp 1958)

Sage: 1. Zwei Handwerksburschen, ein Bäcker- und ein Metzgergeselle, waren auf Wanderschaft. Ihr Hunger war groß und ihre Wegzehrung nur noch gering. Im Streit um das letzte Brot sollen sie sich so übel zugerichtet haben, dass beide am Ort der Auseinandersetzung liegen blieben. Das im Kreuz gezeigte Beil deutet auf den Metzgerburschen, die drei Kreise (Brote) erinnern an den Bäckergesellen.
2. Gewaltsamer Tod eines Müllers – bei dieser Version wären die Kreise als Mühlräder zu interpretieren und das Beil als "Bille" (Werkzeug zum Schärfen des Mühlsteins).

Quellen und Literatur:
Hagn, Hugo - Das Vituskreuz, in: Mein Heimatland, 11.Jg., Heft 4, September 1924, S.85
Hupp, Georg - Steinkreuze im Bruhrain und Kraichgau, in: Badische Heimat, 1958, S.276-277
Assion, Peter u.a. - Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch, 1983, Ziff.108
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Das Vituskreuz
von Hugo Hagn, Bruchsal

   Es ist bedauernswert, daß die kunstgeschichtliche und auch größtenteils die historisch-heimatkundliche Forschung das Steinkreuz ziemlich unbeachtet gelassen hat. Das inhaltreiche Heft Max Walters "Vom Steinkreuz zum Bildstock" wird für Baden bisher wohl der einzige Versuch sein, die Steinkreuze einer bestimmten Gegend möglichst vollzählig zu beschreiben und womöglich eine Erhlärung über Wesen, Geschichte und Sagenkreis der Steinkreuze zu geben. Dem hier abgebildeten Steinkreuz geht es wie so vielen anderen unserer Heimat, es wird übersehen.
   Das Kreuz steht zwischen Zeutern und Odenheim (Amtsbezirk Bruchsal) oberhalb der sogenannten Waldmühle an einem Rain, ungefähr 100 Meter vom Walde entfernt. Nach dem Namen der Mühle zu schließen, kann man wohl annehmen, daß der Wald früher bis herab zur Straße zwischen Zeutern und Odenheim ging, so daß also das Kreuz im Walde gestanden hätte. Vielleicht könnte man hieran auch den Versuch einer Erklärung der Zeichen anschließen. Das obere Ende des Längsbalkens, wie auch die Enden des Querbalkens tragen Zeichen, die doch unzweifelhaft als Räder anzusprechen sind. In der Mitte ist eine Axt eingehauen. Die Erklärung wäre vielleicht diese. Daß hier an dieser Stelle ein Holzhauer von einem Wagen totgefahren wurde. Diese Erklärung klingt vielleicht etwas romantisch und unwahrscheinlich, aber immerhin ist sie besser als garkeine. Ich wäre dem Leser dankbar, der die Zeichen besser deuten kann. Der Name "Vituskreuz" ist auf der Generalstabskarte angegeben. Es ist mir leider nicht gelungen, den Namen aus der einschlägigen Heimatliteratur erklären zu können. Jahreszahl oder Schriftzeichen konnte ich trotz genauester Untersuchung nicht finden.
(Mein Heimatland, 11.Jg., Heft 4, September 1924, S.85)


Sühnekreuze & Mordsteine