Deutschland Hessen Lkr. Hersfeld-Rotenburg

Bad Hersfeld (I)

PLZ: 36251

GPS:

Standort: In den Anlagen zwischen Stiftsbezirk und Vitalisstraße (Nachbildung).

Größe / Material: 120:80:15 / Sandstein

Geschichte: In den Anlagen zwischen Stiftsbezirk und Vitalisstraße wurde eine Nachbildung aufgestellt.Das Originalkreuz ist im Städtischen Museum aufbewahrt, es stand ursprünglich auf der niedergelegten Stiftsmauer gegenüber dem Haupteingang der Stiftsruine bis 1878. Nach Zerstörung im Jahr 1960 wurde es wieder zusammengesetzt und ins Städtische Museum gebracht. Die Originalmaße: 120 / 74 / 17.
Das "Vitaliskreuz" errichteten die Bürger der Stadt Hersfeld zum Andenken an die Ereignisse der Vitalisnacht (27./28.April 1378) als Erinnerungs- und Sühnekreuz an der Stelle, an der der Ritter Eberhard von Engern an der Spitze seiner Mitkämpfer die Stadt erstürmen wollte und durch einen Pfeil erschossen wurde. Über die Kreuzarme hinweg lesen wir - wegen der starken Verwitterung nur mit Mühe - die Inschrift
ANNO DOMINI MCCCLXXVIII
auf dem sich verbreiternden Fuß folgt
ISTIC HERSFELDIS FUIT TRADITA POST VITALIS
Der Sockelbau von 1878 trägt auf den vier Seiten Inschrifttafeln, die von den Vorgängen der Vitalisnacht berichten; als Chronogramm sind die Jahreszahlen 1378 und 1878 angegeben. Beim Vitaliskreuz sind Kopf, Arme und Schaft achtkantig zugehauen und haben jeweils auf der Innenseite eine dornartige Spitze. Damit gehört es eindeutig in die gotische Zeit, stammt also aus der Zeit der Aufstellung bzw. könnte einige Jahrzehnte älter sein. Der sich zum Fuß hin verbreiternde Schaft läßt vermuten, daß es sich ursprünglich um ein Giebelkreuz handelt, das auf dem Westgiebel einer Kirche oder einer Kapelle stand. Während der Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und der Abtei wurden sowohl das Stift selber wie auch die Propstei auf dem Petersberg stark verwüstet; es ist also denkbar, daß in diesem Zusammenhang von einer der beiden Stellen ein Giebelkreuz entfernt und als Sühnekreuz benutzt wurde.

Sage:

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.110, Ziff.5124.1
recherchiert und bebildert von Thorsten Pirkl, Petersberg



Bad Hersfeld (II)


Abbildung bei
Riebeling (1977)

Felgen-Schablonen
(Links oben)

GPS:

Standort: Im Städtischen Museum.

Größe / Material: 83:70:22 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz befindet sich als Leihgabe des Landesmuseums Kassel seit 1920 im Städtischen Museum. Nach einem Inventar-Vermerk soll es aus der Hersfelder Gegend stammen - Angabe: Landeck. Kanten und Vorderseite zeigen saubere Steinmetzarbeit, die Rückseite ist nur grob behauen; die Oberkanten von Kopf und Armen zeigen deutliche Wetzspuren. Auf der Schauseite sind zwei vertiefte Kreuze mit eingezogenen Enden sowie ein Spieß und ein an einen Gerberschaber erinnerndes Werkzeug eingemeißelt. (Riebeling 1977)

Das in der Beschreibung von Riebeling (1977) erwähnte "an einen Gerberschaber erinnernde Werkzeug" ist in Wirklichkeit die Radfelgen-Schablone eines Stellmachers (andere Berufsbezeichnung auch Wagner). Belegt wird diese Erkenntnis unter anderem durch die ebenfalls angefügte Abbildung einer historischen Stellmacherei / Wagnerei im Freilichtmuseum an der Glentleiten bei Großweil. Links oben hängen die Felgen-Schablonen. (Azzola 2000)

Sage:

Quellen und Literatur:
Stein, Ferdinand - Steinkreuze an der Grenze der Kreise Fulda, Lauterbach und Hersfeld, in: Buchenblätter, Nr.16 vom 7.August 1971, S.61-62
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.112, Ziff.5124.5
Azzola, Prof. Dr. Friedrich Karl, in: "Mein Heimatland", Zeitschrift für Geschichte, Volks- und Heimatkunde Nr.6, Juni 2000, Band 39, Beilage der Hersfelder Zeitung und in deren Nr. 146 am 23. Juni 2000 erschienen.
Recherche und aktuelle Aufnahme von Thorsten Pirkl, Petersberg
Ergänzungen von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund



Bad Hersfeld (III)

GPS:

Standort: Am Marktplatz neben dem Lingg-Denkmal.

Größe / Material: 151:57:14 / heller Sandstein mit roten Farbspuren

Geschichte: Schon wegen seiner Form gehört das "Lulluskreuz" zu den eigenartigsten Steinkreuzen nicht nur des Hersfelder Raumes, sondern ganz Hessens, da es ein echtes Doppelkreuz ist; teilt man nämlich den mittleren Längsbalken waagerecht in der Mitte, so steht auf dem unteren ein zweites, kleineres Kreuz, und die zunächst als zu kurz geraten empfundenen Seitenarme werden dann in ihrer Proportion sinnvoll. Das Lulluskreuz ist sicherlich nie ein Sühnekreuz, sondern ein echtes Grenzkreuz gewesen, da es die Grenze des Stiftsbezirkes gegen die Stadt hin bezeichnet; ihm gegenüber auf der anderen Seite des Marktplatzes, der früheren Ebenheit oder Freiheit, wird der ursprüngliche städtische Gerichtsplatz vermutet, und zwar da, wo nach alter Tradition in der Lollswoche das "Lullusfeuer" brennt. In unmittelbarer Nähe des Lulluskreuzes muß die Linde gestanden haben, unter der das Hochgericht des Stiftes getagt hat, so daß das Kreuz eigentlich drei verschiedene Funktionen hatte: es trennte die Hoheitsgebiete des Stiftes und der Stadt voneinander, es gab die Grenze der städtischen Gerichtsbarkeit an und führt schließlich zu einem Gerichtsort hin. Über das Alter des Lulluskreuzes gibt es nur Vermutungen. Nach kunsthistorischen Überlegungen könnte es aus dem 12. Jahrhundert stammen, nach dem Erhaltungszustand möchte man die Entstehung wesentlich später ansetzen. Es ist zu bedenken, dass das Material ein quarzitähnlicher Sandstein ist, wie er in einer bestimmten Gesteinsbank in den Steinbrüchen unterhalb des Stoppelsberges vorkommt; er ist außergewöhnlich widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Hinzu kommt, daß das Kreuz - vielleicht von Anfang an, vielleicht auch nur zeitweise - mit roter Farbe bemalt war, dadurch wurde die Verwitterung stark vermindert.

Sage:

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.111, Ziff.5124.2
recherchiert und bebildert von Thorsten Pirkl, Petersberg


Sühnekreuze & Mordsteine