Deutschland Hessen Odenwaldkreis

Ober-Mossau (I) / OT von Mossautal


Ringe nachgezeichnet
Foto: Borck (2012)

Perspektive
Foto: Borck (2012)

Das Kreuz und
die Steinplatte
Foto: Wild (2007)

PLZ: 64756

GPS: N 49° 40,465', O 8° 55,572'

Standort: Früher an der Straße zur Spreng (N 49° 41,490', O 8° 55,163'), jetzt in der Johanniterkirche, unter dem Aufgang zur Kanzel.

Größe / Material: nach Riebeling 40:78:17 / roter Sandstein

Geschichte: Das Kreuz hat auf Kopf Fuß und Arm(en) sowie im Kreuzungsfeld eingetiefte Ringe.
Das einarmige Kreuz lag lange Zeit im Graben neben der Straße.
Wahrscheinlich handelt es sich um das "steinen cruze", das durch schiedsrichterlichen Entscheid vom 20. November 1324 wegen "dotslac" gefordert wurde. Der Text der Urkunde ist nachzulesen bei G. Simon, "Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes", 1858 (Dritter Theil, S.24, Urkunde XXII). Die Urkunde selbst ist im 2. Weltkrieg verbrannt.
Nach meiner Einschätzung zeigt der Kopf nach rechts, der erhaltene Arm nach oben und somit der Schaft nach links. (V. Rumpf)

Neben dem Kreuz steht eine Steinplatte mit einem erhabenen Kreuz, erst 1981 gefunden. (Sattler 1981)

Sage: Dort soll ein Spinnmädchen ermordet worden sein.

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.189, Nr.6319.1
Bormuth, Heinz - Die Spinnmädchen-Kreuze um die Böllsteiner Höhe, in: Schnellerts Bericht 1979, S.18-22
Sattler, Peter W. - Trägt neu entdeckte Grabplatte das Johanniterkreuz? - e. Kreuzstein aus d. Pfarrgarten in Ober-Mossau mit vielen Raetseln, In: Odenwälder Wochenblatt, Michelstädter Zeitung, Bd.13 (1981), 37 vom 10.9.1981, S.1-2
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund, und Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Fotos von 2007)



Ober-Mossau (II) / OT von Mossautal


Aufnahme von 2000
(V. Rumpf)

GPS: N 49° 42,029', O 8° 54,564'

Standort: Köblerstein am Morsberg, ca. 500m nordwestlich vom Forsthauses Reichenberg an einem Waldweg, der nahezu parallel zur L 3260 verläuft.

Größe / Material: 40:50:36 / roter Sandstein

Geschichte: Der Steinblock mit einem erhabenen Kreuz Kreuz trägt auf einer Schmalseite eine Inschrift:
I. L. KOEBLER
† 25. NOVBR.
1862
Er erinnert an den Freitod eines erbachischen gräflichen Jagdgehilfen, dem man berufliche Unredlichkeiten nachsagte.

Sage:

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.187, Ziff. 6219.13
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund, und Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Ober-Mossau (III) / OT von Mossautal


Inschrift am Nees-Stein

GPS: N 49° 41,500', O 8° 54,099'

Standort: Neesstein, zwischen Lärmfeuer und Morsberg, ca. 400m östlich vom Steinernen Tisch.

Größe / Material: 130:45:28 / Sandstein

Geschichte: Gedenkstein für einen missglückten Mordanschlag. Der Stein trägt die Inschrift:
Hier sollte
der gräfliche
Wildmeister
ERNST NEES
von mehreren
Wilderern erschoszen
werden, im Jahr 1836,
wobei er jedoch nur
das linke Aug verlor.
Am nahen Höhen-Wanderweg weist eine Info-Tafel des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald auf den Stein hin:

Die Rache der Wilderer beim Steinernen Tisch
Wie der Gräfliche Wildmeister Ernst Nees sein Auge verlor – ein "Mossautal-Krimi" aus dem Jahr 1836

Steinerne Tische befinden sich meist an exponierten Wegekreuzungen. Einst dienten sie den landesherrschaftlichen Jagdgesellschaften als Lagerplatz. – Lange Zeit war das Jagdwesen auch mit dramatischen Konflikten zwischen Wilddieben und Wildhütern verbunden Sogenannte "Schwarze Schützen" hatten es in Zeiten bäuerlicher Armut auf das Wild in den herrschaftlichen Wäldern abgesehen. Philipp Buxbaum (1843-1918) hat uns dazu einige spannende Erzählungen hinterlassen; eine davon ereignete sich hier, ganz in der Nähe des Steinernen Tisches:
Im Jahr 1835 wurde ein Wilddieb vom Gräflichen Wildmeister Ernst Nees auf der Flucht erschossen. Nach einer langen Gerichtsverhandlung besagte das richterliche Urteil, der Wildmeister habe in berechtigter Notwehr gehandelt. Die Freunde des Getöteten aber, allen voran der Lange Gilles, wollte sich damit nicht abfinden. So trafen sie sich auf dem "Hohen Zorn" und schworen dem Wildhüter Rache.
In einer lauen Frühlingsnacht des Jahres 1836 vernahm Ernst Nees vom Steinernen Tisch her Schüsse und machte sich mit seiner Büchse auf, um nach dem Rechten zu sehen. Dort angekommen, hörte er plötzlich einen Ast knacken und wollte in Deckung gehen, als er wenige Meter vor sich schon einen baumlangen Kerl – es war niemand anderes als der Gilles – das Gewehr auf sich richten sah. Beide Männer schossen im gleichen Augenblick. Den Langen Gilles erwischte es am Arm. Mit Hilfe seiner Kumpanen konnte er fliehen, trug aber eine Verletzung davon, die ihm zeitlebens den Umgang mit der Büchse erschwerte. Wildhüter Nees traf eine Kugel an der Schläfe. Schwer verletzt überlebte er, doch sein linkes Auge war nicht mehr zu retten.
An dieses Attentat auf den Wildmeister erinnert uns heute der Neesstein. Sie können ihn entdecken, wenn Sie etwa 300 Meter auf dem Rundweg Mo 7 in östliche Richtung gehen und rechterhand ein wenig vom Weg abweichen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Mößinger, Friedrich - Steinkreuze und Bildsteine, in Volk und Scholle, 6.Jg. 1928, S.246
Denkmal-Topographie Odenwaldkreis S. 566
vgl. Heinz Bormuth - Herrschaftliche Jagd, Wilddieberei und bäuerliche Not – zur Geschichte der Jagd und des Jagdfrevels im Odenwald, in: Der Odenwald, 46.Jg. 1999, mit Titelbild von Gg. Dascher
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto Inschrift vom 26.12.2006)
aktuelle Aufnahme von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Foto vom 15. Februar 1998)



Ober-Mossau (IV) / OT von Mossautal


Abbildung 46
bei Mößinger (1968)

Gehäuse mit Wappen

GPS: N 49° 40,275', O 8° 53,578'

Standort: Am Wanderweg nördlich vom Lärmfeuer.

Größe / Material: 205:53:37 / Sandstein

Geschichte: In der Einsamkeit des alten Forstes Reichenberg erhebt sich das Mossauer Bild (Abb. 46). Es deutet uns durch seine Lage an, daß einstmals der Weg, an dem es steht, von größerer Wichtigkeit war als heute. Noch ist die Erinnerung vorhanden, daß hier die Pilger vorbeikamen, die von der Bergstraße durch Kolmbach und an Laudenau vorüber nach Walldürn zogen. Besonders vertraut muß der Weg den Hammerschmieden gewesen sein, die früher in Mossau arbeiteten und ihn bei ihrem Verkehr nach den Erzgruben der Rohrbacher Gegend und dem Roten Kandel benutzten. Am Schaft des Bildstockes brachten sie auf einem Wappenschild ihr Zeichen, Hammer und Zange, an. Ob der Bildstock ein Mal des Dankes oder der Verehrung sein soll und deshalb auf der höchsten Stelle des alten Weges steht, um beim Anstieg von beiden Seiten früh in die Augen zu fallen und zu einer Rast nach der Anstrengung einzuladen, wissen wir nicht.
Er ist fast 1,80 Meter hoch, das kräftig überragende Bildhäuschen besitzt auf beiden Seiten gotische Spitzbögen. Auch der Schild ist spitzbogig. Entstanden muß der Bildstock allerdings erst im 16. Jahrhundert sein, denn er wird im "Verzeichnis des gantzen Morspergs" von 1576 im gräflich Erbach-Fürstenauischen Archiv "neu" genannt: "Es liegt ein stücklein Aichen holtz bey dem Neuwen Bildt in deren von Mosen güether ..." (Mößinger 1962)

Das Mossauer Bild gehört zu den ältesten Bildstöcken im Odenwald. Die Formen des Häuschens verweisen auf die spätgotische Zeit um 1500. Auf dem Schaft befindet sich ein Wappenschild mit dem Zunftzeichen der Mossauer Hammerschmiede. Vermutlich waren sie es, die diesen Bildstock errichtet haben, um auf ihrem Weg zur Arbeit in den Erzgruben bei Rohrbach und im Ostertal hier eine Rast einzulegen. Dieser Ort im alten Reichenbacher Herrschaftswald hat aber auch eine unheimliche Vergangenheit. Hier trafen sich Anfang des 19. Jahrhunderts Wildererbanden, um auf die Jagd zu gehen. So wird berichtet, dass 1817 ein junger Forstmann von der Erbacher Forstbehörde zum Mossauer Bild geschickt wurde, um das Treiben der Wilderer zu beobachten. Als er von seinem Dienstgang nicht mehr zurückkehrte, stellte man Nachforschungen an, fand jedoch lediglich eine Blutlache unter einer Eiche und ein eingeritztes Kreuz in der knorrigen Rinde des Baumes. (Textquelle: odenwald-termine.de)

In der Einsamkeit des Reichenberger Forstes, an einem ehemaligen Pilgerpfad und am Wanderweg zum Lärmfeuer, steht das Mossauer Bild, ein gedrungener spätmittelalterlicher Bildstock aus Buntsandstein. Im Jahre 1576 wird dieser Bildstock als "neu" bezeichnet, kann demnach nicht allzu lange Zeit vorher gesetzt worden sein. Er ist auf beiden Seiten mit gotischen Spitzbögen und auf der Vorderseite mit einem spitzbogigen Schild verziert. Dieser Wappenschild trägt Hammer und Zange. Man nimmt an, daß der Bildstock von einem Hammerschmied am einstmals vielbegangenen Weg gestiftet worden ist. Dieses bedeutende und eindrucksvolle Flurdenkmal ist eines der wenigen noch im Odenwaldkreis erhaltenen seiner Art vom Häuschentyp. (Textquelle: pension-ross.de)

Sage: Im 19. Jahrhundert hat das Bild als Platz für die nächtlichen, geheimen Zusammenkünfte von Wildererbanden gedient. Hier wurde auch, wie Leonhard Heß berichtet, im Jahre 1817 ein junger Jägersmann ermordet, der von den Forstbehörden in Erbach dorthin geschickt worden war, um das Treiben der Bande aus dem Hintergrund zu beobachten. Er ist von diesem Dienstgang nicht zurückgekehrt und blieb verschollen. Außer einer Blutlache vor einer Eiche, etwa 100 Meter vom Bildstock entfernt, wurde keine Spur von ihm gefunden. Man erzählt noch von einem Kreuz, das in die knorrige Rinde der Eiche eingeschnitten wurde. So verbindet sich bei dem einfachen, aber stattlichen Bild unter den hohen Bäumen das geheimnisvolle Alte mit dem Unheimlichen der neueren Zeit zu einer unlösbaren Einheit für den dort wandernden Beschauer. (Mößinger 1962).

Quellen und Literatur:
Mößinger, Friedrich - Bildstöcke im Odenwald, 1962, S.38ff.
Teubner, H. / Bonin, S. - Kulturdenkmäler in Hessen. Odenwaldkreis, 1998
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto vom 8.01.2007)


Sühnekreuze & Mordsteine