Kreuz-Einzeichnung |
Möller (1942) |
Johnsen(o.J.) |
PLZ:
GPS:
Standort:
Südöstlich des Ortes, wo der "Schwarze Weg" und die Landstraße von Schalkholz nach Tellingstedt zusammenstoßen.Größe / Material:
100:80:? / GranitGeschichte:
Der Stein heißt hier "Klaas Groht-Stein". Der Sühnestein mit teilweise deutbarer Inschrift wurde hier 1580 aufgestellt. Auf der Erläuterungstafel ist zu lesen:Sage:
Der Sage nach soll hier ein Carsten Groht seinen Bruder erschlagen haben. Die Sage hat aus dem Opfer einen Klaas Groth gemacht, der hier wegen einer Liebesgeschichte umgebracht wurde.Quellen und Literatur:
Hansen und Wolf: Chronik von Dithmarschen, S.76. - Schröder: Top. Holstein, S.206. - Oldekop: Top. Holstein I, VI 47. - Müllenhoff: Sagen, S.45. - R. Haupt: Bau- und Kunstdenkmäler I 97 und VI 504. - H. Handelmann: Klaas-Steen. Zeitschrift XI 231. - Heinrich Carstens: Wanderungen durch Dithmarschen. S.29-30. - E. Rolfs: Martelkreuze (Sühnesteine) in Dithmarschen. Nordelbingen, I 161. - Marten u. Mäckelmann: Dithmarschen, S.441. - Wilhelm Johnsen: Das Geheimnis des Klaasensteens. Dithmarschen, 9.Jahrgang, S.38-44.
Wer von Tellingstedt nach Schalkholz geht, findet dort, wo der sogenannte "schwarze Weg" mit der Landstraße zusammenstößt, einen
granitenen Denkstein von ca. 1m Höhe und 0,80m Breite, dessen Vorderseite von oben bis unten mit Schrift und Zeichen bedeckt ist. Es ist der berühmte "Klaassteen
von Schalkholt". Hausen und Wolf in ihrer Chronik von Dithmarschen und, nach ihnen, Schröder (Top. Holstein) verlegen ihn fälschlicherweise nach dem südöstlich von
Tellingstedt gelegenen Dorfe Gaushorn. Der Stein stand früher auf der Koppel des Besitzers Ch. H. Kruse; jetzt hat er seinen Plstz vor dem Tor der Koppel, am Wege.
Klaassteen bei Schalkholz Klaassteen bei Schalkholz. Aus Dithmarschen, 9.Jg.
KARSTEN GROTH
An diesen Stein schließt sich die Sage vom Brudermord, die Müllenhoff mitteilt.
Eines Mädchens wegen, in das beide verliebt waren, schoß der ältere, Klaus, seinen jüngeren Bruder Karsten tot. "Zur Erinnerung an diese Tat ward der Stein gesetzt,
und man will darauf die Worte lesen: Klaes Groth sloeg hyr synen Broder doet." Dieses reimt sich gut, stimmt aber nicht.
Um die Entzifferung der Inschrift hat sich mancher gemüht. Sie ist auch oft, und wohl nicht immer richtig, nachgezogen worden, wodurch die
Entzifferung heute nur erschwert worden ist. Daraus erklären sich die verschiedenen, voneinander abweichenden Lesarten. Erst Wilhelm Johnsen ist es gelungen,
sie völlig und richtig zu lesen und damit dem Klaassteen sein Geheimnis zu einem guten Teil zu entreißen. Aus seinen Ausführungen sei folgendes hierhergesetzt:
"Oben rechts ist augenscheinlich erst in neuerer Zeit ein Stück abgeschlagen worden; es haben jedoch auch die älteren Schriftsteller dort
ein th gelesen, so daß an dem Namen Groth nicht zu zweifeln ist. Das N wird hartnäckig falsch herum geschrieben, das D das erste mal
falsch, mit dem Bogen nach links, das zweite mal richtig. Unter die lateinischen Großbuchstaben sind Kleinbuchstaben gemischt, das lange s und das
t. Das i gegen Ende der dritten Zeile trägt ein sehr deutliches Kürzungszeichen über sich, und einen solchen Kürzungsstrich ergänze ich nun auch
über dem t E der zweiten Zeile, es scheint auch, als ob über dem t eine derartige Rille gezogen worden
sei (t); während über die übrigen Zeichen der Inschrift häufig mit Kreide und auch wohl sonst wie nachgearbeitet worden sind, hat niemand daran gedacht, hier einen
Strich zu lesen und die Inschrift überhaupt so aufzufassen. Wenn wir jetzt die Worte richtig abteilen, die Kürzungen auflösen, die römischen Majuskeln ordentlich
durchführen und auch unsere heutige Zeichensetzung anwenden, so ergibt sich folgende Inschrift, die, mag sie noch so ungeschickt ausgeführt sein, doch sinnvoll
und sprachlich richtig gedacht war:
Daß an das Jahr 1580 zu denken ist, ergibt sich eindeutig aus dem Gepräge der Buchstabenformen (siehe z.B. das Dürerische A!). Auch hätte man 1680 etwa wohl
schon nicht mehr niederdeutsch geschrieben." Außer dieser Inschrift trägt die Schauseite des Steines noch 3 Zeichen: ein großes Kreuz mit Querbalken an den Enden
und zwei Hausmarken, von denen die eine () sich inmitten der Schrift, die andere
() sich unterhalb derselben, nahe dem rechten Steinrande befindet. Handelmanns Behauptung,
daß diese Marken an der Tellingstedter Kanzel von 1604 sich finden, stimmt nach Johnsen nicht. Die zweite Marke "ist allenfalls zu vergleichen mit der Hausmarke des
Jacobus Grote von 1616 in Weddingstedt, wo er genannt wird: D. JACOBVS GROTE, CAPLAN VND PREDIGER DISER KERKEN 49 JHAR; seine Hausmarke:
- -. Ob man nun die Hausmarke als die der Groth in der Tellingstedter Gegend ansprechen
kann, scheint mir noch zu gewagt." Johnsen. (Briefliche Mitteilung 1940.) Im übrigen sind es Marken, wie sie in dieser und ähnlicher Form überall vorkommen, auch in
Dithmarschen. Sie können über die in Frage stehenden Personen kaum etwas aussagen.
IS GESHATE[N], DEN
GOT WIL GNEDI[G SIN]. A[NNO]80.
Wer war nun der erschossene Karsten Groth, wer sein Mörder? War es ein Brudermord? Darüber hat sich bisher nichts ermitteln lassen.
Der Name Groth ist auf der norddithmarscher Geest nicht selten, auch in Schalkholz haben Groths gewohnt, aber Nachrichten über Beziehungen zu den Klaassteen
fehlen.
Der Dichter Klaus Groth aus Heide fand in Tellingstedt sein "Jugendparadies", und der Stein bei Schalkholz, der seine jugendliche Phantasie
gewiß nicht wenig erregte, ward ihm später zum Anlaß für sein Gedicht: "De Stehen bi Schalkholt". Daß er später einmal durch eine mehr als leichtfertige
"Berichterstattung" noch in ganz anderer Weise mit diesem Stein in Verbindung gebracht werden könnte, hat er sich gewiß nicht träumen lassen. Museumsleiter
Matzen in Heide schrieb mir vor kurzem: "Vor etwa einem Jahr sah ich auch schon ein Zigarettenbild mit dem Klaassteen, auf dem auf der Rückseite berichtet wurde,
dass der Dichter Klaus Groth hier an dieser Stelle seinen Bruder erschlagen habe!" Auch so können "Sagen" entstehen!
Allgemein wird der Klaassteen als "Sühnestein" angesprochen. Dafür liegt kein Nachweis vor. Es spricht dagegen auch das Alter des Steines,
der 1580 gesetzt wurde, während nach W. Funk (Alte deutsche Rechtsmale, S.82) das Erlöschen
des Brauches, Sühneverträge zu schließen und Sühnemale zu errichten, bereits in das frühe 16. Jahrhundert fällt.
(Möller, Theodor - Sühne- und Erinnerungsmale in Schleswig-Holstein, in: Nordelbingen, Bd.17/18, 1942, S.93-99)