Geschichte & Forschung Ikonographie Werkzeuge & bäuerliches Gerät

Hammer / Schlegel


 Einzeichnungen auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen 

Deidesheim
Rheinland-Pfalz / Lkr. Bad Dürkheim

Hammer im Kreuzungsfeld, schräggestellt.
Foto: Wild (2006)


Salzhemmendorf
Niedersachsen / Lkr. Hameln-Pyrmont

Auf dem Schaft sind Hammer und eine Zange abgebildet, der Hammer gerillt, die Zange herausgehauen.
Foto: Müller / Baumann (1988)


Reicholzheim (XII)
Baden-Württemberg / Main-Tauber-Kreis

Hammer bzw. Küferschlegel.
Foto: Rumpf (2000)



Buchenau
Thüringen / Wartburgkreis

Hammer im Kreuzungsfeld.
Foto: Beck (2007)


Pfinztal
Baden-Württemberg / Lkr. Karlsruhe

Hammer im Kreuzungsfeld
Foto: Losch (1981)


Bad Mergentheim
Baden-Württemberg / Main-Tauber-Kreis

Doppelhaken und Hammer (Schieferdecker-Werkzeuge).
Foto: Losch (1981)



 Darstellungen in anderer Verwendung 

Das Wappen eines Huf- und Wagenschmiedes auf einer Grabplatte von 1549. Dargestellt sind: Hufeisen, Abtauch- oder Treibhammer (zum Eintreiben der eisernen Reifen um die nabe), Beschlag-Hammer und Radnabe.
Quelle: Deutsche Gaue (1904/05)

Relief am Hause eines Böttchers in Rhens am Rhein aus dem 16. Jahrhundert.
Quelle: Schmidt (1940)



 Der Hammer / Schlegel als Werkzeug 

Ein Werkzeug zum Schlagen, doch nur ein solches, wo sich das Haupt oder der eigentlich schlagende Teil auf einem senkrechten Stiele (Helme) befindet. Der Hammer ist entweder von Holz (für Böttcher) oder Eisen und ein Werkzeug der meisten Handwerksleute und Künstler. Der oberste Teil wird das Haupt oder der Kopf; die breite Fläche oder das Unterteil am Haupte, die Bahn genannt. Das oberste schmale Stück, die Finne; die Seiten, die Backen; das Loch, worin der Stiel befestigt ist, das Auge; und das Ende darüber, die Haube genannt.
Der eiserne Hammer ist eine Arbeit der Zeugschmiede. Wenn der Hammer auf die gewöhnliche Art geschmiedet ist, wird auf die Bahn eine Stahlplatte gelegt, und durch das Zusammenschweißen mit dem Eisen vereiniget. Bei dem Verstählen der Finne spaltet man diese mit einem Meissel von einander, steckt ein geschmiedetes Stück Stahl in den Einschnitt, und schweißt beide Metalle zusammen. Das Loch für den Stiel schlägt der Zeugschmid mit einem Durchschlag durch. Soll der Hammer künstlich ausgearbeitet werden, so bedient er sich hierbei des Meissels und der Feile.
Bei einer Haus- und Landwirtschaft, haben die dazu in verschiedener Größe benötigten Hämmer ihren Platz in der Geschirrkammer, und sind entweder gewöhnliche Handhämmer, oder Dengelhämmer zum Schärfen der Sicheln und Sensen durch das Hämmern. Die Hämmer der Handwerksleute und Künstler, erhalten, teils von ihrer Gestalt, teils ihrem Gebrauche, verschiedene Benennungen. Die bekanntesten derselben sind folgende:
Bergleute verwenden die so genannten Fäustel, Handfäustel oder Schlägel, Spitzhammer und Schlageisen. Der Hammer, welcher an dem andern Ende ein Beil hat, wird das Hammerbeil genannt. Böttcher verwenden einen Schlägel. Buchbinder haben einen Schlaghammer, einen Leimhammer, und einen kleinern Hammer. Der Schmied verwenden Schrothämmer, Zahnhämmer, Schlicht-Hämmer und Setzhämmer. Die Kupferschmiede haben Verschlaghämmer, Kreutz-Hammer, Stämphammer, Falzhammer, Krughammer usw.
Auf einigen Dörfern in Obersachsen ist die Herumschickung des Hammers ein Zeichen, wodurch der Richter oder Schulze die Gemeinde zusammen beruft. Im Osnabrückischen bedient man sich in manchen Fällen eines Hammers, wenn jemanden von der Gemeinde ein Stück Land abgetreten wird, da dem der Hammer aus einem Wagen unter dem linken Beine durchgeworfen wird, die Größe dieses Stückes zu bezeichnen. Dieser Brauch wird "der Hammerwurf" genannt.

Hanns Gebenpack, ein Büttner, Detail aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung fol. 103v, verstorben am 3.2.1485, mit seiner rechten Hand einen spätmittelalterlichen Schlegel führend.
Quelle: Azzola (1994)

Der 195., namenlos überlieferte Bruder, ein Büttner und Mesner, 1478, im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung in Nürnberg, Band I, Blatt 97r.
Quelle: Azzola (1993)

Der Kesselflicker mit Hammer und anderen Werkzeugen.
Nach einem Aquarell im Museum zu Ottobeuren (Memmingen), wohl aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.



 weitere Deutungsversuche 

Der Hammer als Rechtssymbol
Hammer, ist ursprünglich sowohl Handwerkszeug als Waffe, und zwar aus Flins- oder Feuerstein verfertigt. Er ist das Attribut des Gewittergottes Donar und heisst als solcher Donnerhammer, Blitzhammer und Donneraxt. Noch wird in Flüchen für "Der Donner schlage Dich" der Ausdruck gebraucht: Der Hammer schlage Dich! oder beim Hammer! potz Donnerhammer!
Noch Karl Martell hatte seinen Namen vom Streithammer, Karl der Grosse kannte ihn nicht mehr. Da Donar zugleich der das Land segnende und bewahrende Gott und der Schützer der Rechtsgeschäfte war, so diente in solchen Fällen der Hammer als Symbol. Mit dem Hammer wurden bei den Skandinaviern Becher geweiht, durch ihn geschah die Brautweihe. Er war ein heiliges Gerät, durch dessen Wurf das Recht auf Grund und Boden, auf Wasser und Flüsse oder andere Befugnisse bestimmt werden konnten; wo der geworfene Hammer einfiel, war der Grenzpunkt. Im Norden berief neben dem Stock oder Pfeil der Hammer die Volksgemeinde. In Obersachsen wurde durch einen herumgetragenen Hammer Gericht angesagt. So ist der Hammer für den Teilhaber an einem Gemeindewalde Zeichen des Mitbesitzes und mit den Anfangsbuchstaben des Namens seines Eigentümers versehen. Das Recht, einen solchen Hammer zu verleihen, gebührt nur dem obersten Vorsteher der Mark. Öffentliches Aufgebot von Gegenständen geschieht unter dem Zeichen des Hammers, der durch Aufschlagen den Meistbietenden in den Besitz der Sache symbolisch einweist.
(Götzinger, Dr. E. - Reallexikon der Deutschen Altertümer. Ein Hand- und Nachschlagebuch der Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Leipzig 1885, S.354)




 Weiterführende Quellen und Literatur (speziell) 
Azzola, F.K. / Kubes, Karl - Die spätmittelalterliche Grabplatte eines Maurers und Steinmetzen an der Kirche von Aggsbach-Markt an der Donau in Niederösterreich, in: Steinmetz + Bildhauer, 1.Jg. 1991, H.5, S.76-78, 80
Azzola, F.K. - Zwei spätmittelalterliche Denkmale mit identischen historischen Küferzeichen im Regensburger Domkreuzgang, in: Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, 17.Jg., 1994, S.123-130
Azzola, F.K. / Bormuth, H. - Überregionale Entwicklungszüge historischer Handwerkszeichen der Hufschmiede, in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften, hrg. vom Breuberg-Bund, Breuberg-Neustadt 1986, S.569-576 + Bildteil
Götzinger, Dr. E. - Reallexikon der Deutschen Altertümer. Ein Hand- und Nachschlagebuch der Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Leipzig 1885
Grabplatten und Handwerkerplatten, in: Deutsche Gaue, Jahrgang 6, 1904/05, S.53-65
Schmidt, Dr. C.W. - Verborgene Schätze, Wunder und Kuriosa, Berlin um 1940


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