Geschichte & Forschung Ikonographie Werkzeuge & bäuerliches Gerät

weitere bäuerliche Attribute
Dreschflegel, Mist- und Heugabel etc.


 Einzeichnungen auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen 

Döben (I)
Sachsen / Muldentalkreis

Im Kopffeld beginnen und weit auf den Schaft reichend als Flachrelief ein Dreschflegel.
Foto: Ache (2005)


Sirgwitz (II)
Polen / Kreis Löwenberg

Auf dem Kreuz ist eine für Sühnekreuze seltene Abbildung einer Heugabel.
Foto: Liebetrau


Reinprechtspölla
Österreich / Bezirk Horn

Nach unten gerichtete, dreizinkige Mistgabel.
Foto: Hula (1948)



Stadtilm
Thüringen / Ilm-Kreis

An der nach Stadtilm weisenden Südostseite des Kopfes findet sich eine plastisch herausgearbeitete, horizontal liegende zweizinkige Gabel. Die Gabel war Wappenzeichen der Schwarzburger Grafen.
Foto: Störzner (1984)


Sintmann
Bayern / Lkr. Erlangen-Höchstadt

Im Kreuzungsfeld befinden sich zwei gekreuzte Gabeln, eine mit drei, die andere mit vier Zinken.
Foto: Basler (2008)





 Darstellungen in anderer Verwendung 

Bauer mit Mistgabel auf einer Darstellung im Sachsenspiegel (1225-1235) des Eike von Repgow.
Quelle: sachsenspiegel-online.de

Tanzende Bauern von S. Beham.
Quelle: (Bergner 1906)



 Die Gabeln und der Pflegel als bäuerliche Werkzeug 

Die Gabeln unterscheiden sich je nach Gebrauch, Alter und regionalen Eigenheiten. Alle Gabeln sind aber als bäuerliche Werkzeuge zu betrachten.

Zweizinkige Ofengabel im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)

In einem Ökonomischen Wörterbuch des 17.Jh. lesen wir zum Dreschflegel:
Das Werkzeug, womit nach dem gemeinen Landesgebrauch die Körner aus den Ähren und Hülsen geschlagen werden, wird der Dreschflegel, oder Dreschknittel, auch nur schlechthin der Flegel, um Bremen der Flogger, in Oberdeutschen der Drischel, auch der Ackerbolz genannt. So einfach auch dieses Arbeitszeug ist, so kommt es doch auf dessen geschicktes Verhältniß an. Es besteht dasselbe aus einem Stiel und einem Klöppel. Der Stiel, oder die Handrute, muß 2½ bis 2¾ Ellen lang sein, und sich hierin dergestalt nach der Mensur seines Mannes richten. Der Flegel, wenn er ihn gerade vor sich stellt, sollte ihm bis zum Kinn reichen. Am liebsten nimmt man weißbüches Holz dazu, und zwar, wo möglich, vom Ende des Stammes. Von diesen beiden Stücken hat ein jedes seine besondere lederne Kappe, wovon die eine die Ruthenkappe, die andere die Flegelkappe genannt wird. Die beiden Kappen sind mittels zweier lederner Nähriemen und durch ein starkes langes Mittelband miteinander befestigt. Dieses gibt gleichsam das Scharnier ab.
Man pflegt die Klöppel an den Dreschflegeln entweder selbst zu schneiden, oder auch, wie in Schlesien üblich, von dem Drechsler machen zu lassen. Die geschnittenen sollen besser sein als die gedrechselten. Denn weil dieselben breite Seiten haben, so ist es auch ganz natürlich, dass damit bei jedem Schlage eine größere Fläche des Getreides getroffen werden muß, als mit einem gedrechselten.
Bei den Dreschern unterschied man zwischen Erbdreschern, Hofdreschern, Zwangdreschern und freiwilligen Dreschern.

Dreschflegel als Waffe
Da die Dreschflegel eine enorme Schlagkraft entwickeln können, ist es leicht möglich, damit mit einem einzigen Hieb einen Menschen zu töten. Deshalb wurde der Dreschflegel im Mittelalter neben der Sense oft als einfache Verteidigungswaffe verwendet. Die meisten Bauern kämpften im deutschen Bauernkrieg mit diesen beiden Waffen, während der Hussitenkriege gehörten Dreschflegel zu den bekanntesten und effektivsten Waffen des Hussitenheeres.
Der aus den asiatischen Kampfkünsten bekannte Nunchaku war ursprünglich ebenfalls ein Dreschflegel, den die Bauern zum Reis-Dreschen verwandten. Möglicherweise haben sich aus diesem Provisorium später der Streitflegel und/oder der Morgenstern entwickelt.
(Quelle: Wikipedia)

Dreschflegel, die Befestigung des Klöppels am Stiel mit Lederriemen. Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)




 Weiterführende Quellen und Literatur (speziell) 
Bergner, Heinrich - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 2.Band, Leipzig 1906
sachsenspiegel-online.de - Nach öffenen der Seite oben links auf "Browser" klicken um die Handschrift und Erläuterungen dazu einzusehen.
Wikipedia - Dreschflegel


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