Österreich Niederösterreich Bezirk Horn

Reinprechtspölla


Detail Näpfchen

Detail Einzeichnung

Abbildung bei
Paul (1975)

Skizze bei
Schneeweis
(1971/1977)

Abbildung bei
Hula (1948)

PLZ: A-3713

GPS: N 48° 36,704', O 15° 44,627'

Standort: Etwa 1km westlich der Ortschaft an der Landesstraße L1234 am südlichen Straßenrand.

Größe / Material: 100:74:18

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz".

11. Reinprechtspölla
Das ca. 1m hohe Steinkreuz aus Sandstein steht an der Straße gegen Loibersdorf, etwa 1km vom Ort entfernt zur linken Hand. Von der Ortsbevölkerung wird es "Schwedenkreuz" genannt.
Die Legende erzählt: Als 1645 die Schweden die Gegend mordend durchstreiften, wurde an dieser Stelle eine Bäuerin von einem Soldaten überfallen. Sie wehrte sich mit einer Mistgabel und erstach den Soldaten, der an der gleichen Stelle starb und begraben wurde.
Am Stamme des Kreuzes ist eine Mistgabel mit drei Zinken erkennbar. Am Scheitel und den Querbalken des Kreuzes befinden sich eiförmige Vertiefungen (Seelennäpfchen).
Die primitiv eingemeißelte "Mistgabel", die der Form nach dem "Donarzeichen" entspricht wie die Pechnäpfchen (Schalenstein) könnten diesen Stein als germanischen Opferstein erscheinen lassen, der von der Legende umfunktioniert wurde.
Der Ort selbst ist im 12.Jh. urkundlich Polan genannt. Seit 1213 wird er zum Unterschied von Altpölla als Reinprechtspölla bezeichnet. 1620 erhält das Dorf tatsächlich schwere Schäden durch den 30jährigen Krieg. Eine Landgerichtsgrenze ist jedoch an dieser Stelle weder nachzuweisen noch anzunehmen, denn seit 1200 besaß das Stift Klosterneuburg einige Lehenshöfe in Polan. (Paul 1975)

[...] Das sogenannte Schwedenkreuz in Gars z.B. zeigt Stilformen, die uns nötigen, seine Entstehungszeit lange vor das Jahr 1648 zurückzuverlegen, und auch das einfache Steinkreuz bei Reinprechtspölla, von dem erzählt wird, daß dort eine Bäuerin einen sie bedrängenden schwedischen Soldaten mit der Mistgabel erschlug, dürfte nur ein Unfallskreuz sein. Die auf dem Kreuze eingemeißelte Gabel, die wahrscheinlich den Anlaß zur Bildung der Sage gab, ist entweder die Ursache des Unfalles gewesen oder sollte den Berufsstand der verunglückten Person bezeichnen (also ein Landmann). (Hula 1948)

   97. An der Straße zwifchen Harmansdorf und Reinbrechtspölla befindet fich ein einfaches, stark verwittertes, aber ganz eigenthümliches Steindenkmal. Es hat die Gestalt eines niedrigen Kreuzes, das aus einem Dreieck von 27 Zoll Basis emporfteigt; die Kreuzesbalken sind sehr breit (11 Zoll), bei einer Dicke von 8½ Zoll, und endigen mit einer Abrundung, der Kopftheil ist ungewöhnlich kurz. Jedesfalls steckt das Monument ziemlich tief in der Erde. Auf der Oberseite der beiden Kreuzesbalken und auf der Vorderseite des Kreuzes sind allerlei buchstabenähnliche Zeichen eingegraben, deren Lösung leider nicht mehr möglich ist. Dem ganz fremdartigen Charakter nach mag dieses Denkmal in eine sehr frühe Zeit zurückreichen, jedenfalls ist es einer gewissen Beachtung würdig. (Mitt. d. K.K. Central-Commission 1877)

Sage: Als 1645 die Schweden die Gegend mordend durchstreiften, wurde an dieser Stelle eine Bäuerin von einem Soldaten überfallen. Sie wehrte sich mit einer Mistgabel und erstach den Soldaten, der an der gleichen Stelle starb und begraben wurde.

Quellen und Literatur:
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale, III.Jahrgang Neue Folge, Wien 1877, S.CLVI, Nr.97
Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.36 und Tafel 32/8
Schneeweis, Emil - Steinkreuze (Sühnekreuze) in Salzburg, Niederösterreich und im Burgenland, 1971/77
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, 1975, Nr.11
Maurer, Hermann - Ein Schalenstein aus dem niederösterreichischen Waldviertel, in: Das Waldviertel 32, 1983, S.174-180
Maurer, Hermann - Das Schwedenkreuz von Reinprechtspölla - ein germanischer Opferstein? in: Heimatkundliche Nachrichten zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Horn, 1985, Folge 9 und 10
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos vom 21.August 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine