Der Krummstab (auch: Abtsstab, Baculus pastoralis, Bischofsstab, Hirtenstab, Pastoralstab und Pedum oder Virga) gehört zu den
Pontifikalien und besteht aus einem Schaft und der an seinem oberen Ende anschließenden Krümme. Die Krümme besteht aus vergoldetem Silber oder Kupfer und ist oft
künstlerisch gestaltet; der etwa 1,5 Meter lange Schaft besteht meist aus Holz.
Ein ähnlicher Stab zählte bereits zu den Insignien der Pharaonen und römischen Auguren, die u.a. das Geschick aus dem Vogelflug deuteten. Älteste Darstellungen
zeigen den ägyptischen Gott Osiris, der als Hirte der Seelenherden mit dem Hirtenstab abgebildet wurde. Der Stab gilt als Zeichen der Autorität.
Seine Herkunft wird von dem italisch-etruskischen Hirtenstab abgeleitet. Kaiser Konstantin erteilte im 4. Jahrhundert den Bischöfen durch das privilegium fori die
Erlaubnis als Zeichen geistlicher und weltlicher Rechtsprechung einen dem Augurenstab ähnlichen Stab zu tragen.
Zu den ersten Erwähnungen zählt der Hirtenstab, den der Erzbischof von Canterbury dem Abt Theodor von Canterbury verlieh. Erstmals bezeugt wurde der Amtsstab
um das Jahr 600 bei der Weihe des Heiligen Kolumban. Der eigentliche Krummstab verbreitete sich in seinem Gebrauch vor allem bei kirchlichen Würdenträgern im
7. Jahrhundert in Spanien und Frankreich, außerhalb der Liturgie als Symbol der Gerichtsbarkeit.
(Wikipedia)
Der Krummstab (posturale, pedum, virga, ferula,
baculus), der ebenfalls dem Bischöfe bei der Weihe überreicht wurde, ist eins der ältesten Abzeichen der bischöflichen Würde, aber auch von Äbten und Äbtissinnen
getragen, und dem Sinne des Hirtenstabes entsprechend, oben mit einer Krümme, unten mit einem Stachel versehen. Die sinnbildliche Bedeutung des Stabes und
seiner Teile spricht sich in den oft als Inschrift angebrachten Versen aus: "Attrahe per curvutn, medio rege, punge per imum", oder; "Collige, sustenta,
stimula vaga, morbida, lenta", oder wie am Godehardastabe zu Hildesheim: "Sterne resistentes, stantes rege, tolle jacentes".
Als Memento für den Stabführer wurde auch wohl an den Kuopf: homo und an den unteren Teil parce geschrieben.
Bemerkenswerte Krummstäbe von hohem Alter haben sich verhältnismäßig zahlreich erhalten, da sie teils als Reliquien heiliggesprochener Bischöfe in hoher
Verehrung standen, teils verstorbenen Bischöfen wie Kelch und Ring mit ins Grab gelegt wurden. Die ältesten sind einfach von Holz oben nur mit einer geraden
Krücke von Elfenbein versehen, so der angebliche des heil. Rupert in St. Peter zu Salzburg und der des heil. Heribert
zu Deutz. Daneben findet sich ebenfalls schon in ältester Zeit die Form, in welcher das obere Ende gemshornartig
umgebogen war, so bei dem einfachen hölzernen, den angeblich Petrus dem h. Hermagoras, Bischof von Aquileja, gegeben haben soll, im Dome zu Görz,
dem elfenbeinernen des h. Anno zu Siegburg und dem mit Goldblech überzogenen einer Äbtissin zu Quedlinburg.
In der romanischen Zeit nimmt die durch einen starken Nodus vom Stamme getrennte Krümme typisch die Form einer Schlangenwindung an, läuft in der Regel auch in
einen Schlangenkopf aus, innerhalb derselben aber werden dann ein Kreuz, oder das Agnus dei, oder das Einhorn, wohl auch Tauben oder Engel im Kampf mit der
Schlange als Sinnbilder der Überwindung der Sünde angebracht innerhalb mannigfachen Banken- und Blatt-Ornamentes. Früh aber kommt schon auch an dieser Stelle
die Marienverehrung zum Ausdruck. Wir nennen von elfenbeinernen Stäben dieser Art: die angeblichen des heil. Bernward und Godehard in Hildesheim
(bei ersterem die Elfenbeinkrümme 1492 durch eine silberne ersetzt); einen andern des heil. Godehard in Nieder-Altaich und
den des h. Utto im Bischöfl. Museum zu Metten bei Regensburg; ferner die des h. Wolf gang in St. Emmeram und des h.
Erhard im Niedermünster zu Regensburg (letzt. aus Büffelhorn); den Stab im Kloster Nonberg
bei Salzburg von 1242, zu Admont, Altenburg in Nied.-Österreich, zu
Klosterneuburg (mit der Darstellung des englischen Grußes im ganz geschlossenen Kreise der Krümme), zu Zwettl
und zu Göttweih; ferner aus bereits frühgotischer Zeit einen aus dem Dome zu Metz,
mit doppelseitiger Darstellung der Kreuzigung und der stehenden, von Engeln verehrten h. Jungfrau in der Krümme und einen mit der Krönung Maria in den
Vereinigt. Sammlungen zu München. - Neben den elfenbeinernen kommen in dieser Zeit solche aus vergoldetem Kupfer,
ganz mit Email bedeckt häufig vor; wir nennen von solchen die in Trier in den Gräbern der Erzbischöfe Egilbert ( 1101)
und Bruno ( 1124) gefundenen, den zu St. Wolfgang in Oberösterreich und zu St. Peter in Salzburg, zwei im
Privatbesitz zu Frankfurt a.M.; auch im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin befindet
sich ein solcher mit der Krönung Maria und im Herzogl. Museum zu Braunschweig ein fast identischer mit der Verkündigung
Maria. In Görz befindet sich ein romanischer von Bergkrystall mit der Krümme von vergoldetem Silber. - In der gotischen
Zeit bildet sich der Nodus ähnlich wie am Kelch zu einem kleinen Architekturwerke aus, die symbolischen Darstellungen in der Krümmung verlieren sich und es treten
auch an ihre Stelle die architektonischen und Laubwerkverzierungen der Gotik und allerhand Heiligenfiguren, überwiegend dem Marienkultus angehörig. Auch hörte
die Verwendung des Elfenbeins ganz auf und machte ausschließlich der Goldschmiedekunst Platz, indem man den Stab wohl auch ganz von kostbarem Metall
herstellte und mit Edelsteinen besetzte. Die Krümmung veränderte daneben ihre Form ein wenig, indem sie nunmehr sichelförmig an den Stab ansetzte und es wurde
Brauch, an oder unter der Krümmung das Sudarium (auch punnisellus, velum, orarium genannt, anzuhängen, ein
mehr oder minder reich verziertes Tuch, zunächst zum Abtrocknen des Schweißes im Sommer bestimmt. Wir nennen von solchen gotischen Stäben in
Goldschmiedearbeit einen im Domschatze zu Köln aus dem XIV. Jahrh. und einen im Privatbesitz zu
München und verweisen auf die im Österr. Atlas Taf. 90 abgebildeten aus Stift Raigern
und St. Georg zu Prag aus dem XIV. Jahrh., aus Stift Nonberg bei Salzburg,
XV. Jahrh., St. Peter zu Salzburg von 1487 und St. Stephan zu Wien vom Ende
des XV. Jahrh. Bei Bechstein, Kunstdenkmäler in Deutschland etc. I, findet sich die Abbildung eines interessanten
hölzernen von einer Bischofsfigur am Schnitzaltar zu Hersbruck. Gotische Stäbe aus Bischofsgräbern finden sich z.B. in der
Mittelalt. Sammlung zu Basel (Bischof Johann von Veningen 1478) und im Dome zu Brandenburg
(Bischof Joachim von Bredow 1507).
(Otte, Dr. Heinrich - Kunst-Archäologie des Deutschen Mittelalters, Erster Band, 1883, S.278-280)