Deutschland Niedersachsen Lkr. Hildesheim

Einum (I) / OT von Hildesheim


Blick zum Standort

Erläuterungstafel

Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

PLZ: 31135

GPS: N 52° 9,663', O 10° 0,697'

Standort: An der Ecke "Alte Heerstraße" / "Löwentorstraße" steht der Schaft des ehemaligen Scheibenkreuzes auf einem dünnen Betonsockel.

Größe / Material: 160:42-76:20 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Glockenstein". Dies ist nicht der ursprüngliche Standort. Mehrere Male wurde der Stein beschädigt und umgesetzt. Seinen jetzigen Standort erhielt er im Mai 1999.

Am westlichen Ortsende, nordseitig der Bundesstraße 1, auf einem Tankstellengrundstück, in einem Rosenbeet.
Vorhanden ist nur noch das leicht keilförmige Unterteil eines ursprünglich über 2 Meter hohen Scheibenkreuzes. Erste Erwähnung findet sich in einer sich mit Hut- und Weidestreitigkeiten befassenden Urkunde (CLXXXIII, 20) des Stadtarchivs Hildesheim, in der es heißt:
"...bey dem langen steine oder creutze an der Heerstrassen, sonsten am Rhohr (?) genannt...".
Aufgrund der infolge Verwitterung entstandenen, an eine Glocke erinnernden Form und nach einer im 17. Jahrhundert vom Lehrer Georg Ebers (vom Gymnasium Josephinum) aufgezeichneten Sage hat der Volksmund das Denkmal "Glockenstein" benannt. Mehrere Jahrhunderte hindurch stand er in der später auch nach ihm genannten Feldflur. 1877 hat der Pächter des Bankschen Hofes, Bode, weil ihm bei der Arbeit hinderlich, den Stein umgelegt und vergraben. Protest der Dorfbewohner zwang ihn zur Wiederaufstellung nahe der heutigen Bundesstraße 1 (TK 25, Nr. 3825, R3568380,H5781350), wo ihn unbekannte Täter in der Silvesternacht 1946/47 zertrümmert haben. 1949 gelang es dem damaligen Kreisheimatpfleger H. Blume, beim Landeskonservator Restaurierung und Neuaufstellung auf einem der Straßenverwaltung gehörenden Platz (bei km 3,7 nördlich der Autobahn) zu erwirken. Als in den 60er Jahren die Begradigung der Bundesstraße 1 für den nahen Autobahn-Anschluß notwendig wurde, mußte der Stein abermals weichen und erhielt den jetzigen Standort, nicht ohne dabei wieder beschädigt worden zu sein. Als älteste Beschreibungen sollen hier die des Pfarrers A. Strecker (von 1886) und des Herrn E.W. Rohde (von 1899) vereint wiedergegeben werden. Die ihnen seinerzeit noch besser als heute erkennbar gewesenen eingerillten Darstellungen beschreiben sie als
"eine knieende Figur, die mit vornehmem, einer gotischen Casel ähnlichem Gewände bekleidet war und mit zurückgebeugtem Kopfe in den erhobenen Händen ein in Tücher gehülltes Kind hielt. Die Inschrift auf dem an einem Rande entlangführenden Schriftband ließ in gotischen Majuskeln nur noch das Wort ANTONI oder A Zoni erkennen."
Ergänzend hierzu sei bemerkt, daß sich nach der Beschreibung von A. Hoffmann (1935) entlang dem anderen Rande ein zweites Schriftband befand. Auch will er das Wort "ORA" gelesen haben. - Wesentlich ist die Tatsache, daß sich am Kopf des verstümmelten Steines als Rest der zerstörten Scheibe eine tiefgerillte Kreislinie befindet. Die Rückseite ist ohne Zeichnung. Die nach Westen zeigende Schmalseite weist eine ca. 35cm lange Wetzrille auf. Schräg über das Denkmal laufende Bruchstellen sind mit Mörtel ausgebessert. (Müller / Baumann 1988)

   Auf der linken Seite der landstraße von Einum nach Hildesheim steht zwischen km 3,9 und 4,0 an der Ackergrenze der fast zwei Meter hohe "Glockenstein". Er soll ehemals, von weitem gesehen, die Gestalt einer Glocke gehabt haben, woran die sich nach oben verjüngende Form heute noch etwas erinnert. Der Stein besteht aus stark von Eisenoxyd durchsetztem muschelkalkartigem Gestein und ist infolge der Verwitterung schalenförmig so abgeblättert, daß die auf der Vorderseite eingehauene Umrißzeichnung, eine knieende Gestalt, die etwas - vielleicht ein Kind - hochhält, nur mit Mühe zu erkennen ist. Zwischen beiderseitigen senkrechten Spruchbändern ist noch das Wort "ora", d.h. bete, zu lesen. Auf der erheblich abgeblätterten Rückseite kann keine Spur von Zeichnung entdeckt werden.
   Sage: Der Stein soll ursprünglich mitten im Felde gestanden haben und die Stelle bezeichnen, "wo der Glockengießer Johann von Halberstadt, der die große Hildesheimer Glocke umgießen sollte, einen Knaben, der ihm die Freudenbotschaft brachte, daß der Guß ohne ihn gelungen sei, um das "Jahr 1370 aus Neid und Zorn getötet" haben soll. Die Sage ist bei Stein Nr.60 bei Eldagsen sehr ähnlich. (Hoffmann 1935)

Sage: Einem Lehrling gelingt in Abwesenheit des Glockengießermeisters Johann von Halberstadt (nach einer Fassung um 1370, nach einer anderen um 1590) der Neuguß der beim unvorsichtigen Läuten in der Winterkälte gesprungenen großen Domglocke. Er wird darauf vom zurückgekehrten Meister aus Neid und Zorn ob dieser Vorwitzigkeit getötet, zum Andenken an die Tat der Stein gesetzt. - Hier handelt es sich um eine Variante der häufig vorkommenden Glockengießersagen (Wandersage).

Quellen und Literatur:
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.37-38
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.3826.1
Müller, Werner - Wegweiser zu den Kreuzsteinen im Landkreis Hildesheim, 2001, S.34-35
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Thale (Fotos von August 2007)



Einum (II) / OT von Hildesheim


die andere Seite

Blick zum Standort

Abbildung bei
Müller (2001)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

GPS: N 52° 9,418', O 10° 1,278'

Standort: Nachdem die Straße "Große Barte" in einen Feldweg übergeht, steht der Kreuzstein inmitten einer kleinen Baumgruppe auf einem schmalen Betonsockel.

Größe / Material: 69:66:18 / Sandstein

Geschichte: Bis zur Verkoppelung im vorigen Jahrhundert soll das Scheibenkreuz zusammen mit dem Kreuzstein in Bettmar westlich von Einum, an der Grenze der Wackenstedter Feldmark (der alte Ort Wackenstedt ist um 1440 Wüstung geworden) gestanden haben. Man versetzte es dann an einen vom jetzigen Standort ca. 30m östlich gelegenen Platz, wo es Anfang der 70er Jahre bei einem Manöver umgefahren und 1976 dann gesichert an dem Ackerrain des oben genannten Weges neu aufgestellt wurde.
Die Scheibe, am oberen Rande beschädigt, zeigt auf beiden Seiten erhaben herausgearbeitet ein gleicharmiges nasenbesetztes Kreuz, dessen Enden nahtlos in den erhöhten Scheibenrand münden. Den leicht konischen, nach der Reparatur stark verkürzten Schaft hat man mittels innen angebrachter Eisenstäbe zwar solide, aber auf einem unschönen Betonblock befestigt.
Seit mehr als 100 Jahren dient das Scheibenkreuz der katholischen Gemeinde als Station bei der jährlichen Hagelfeierprozession. (Müller / Baumann 1988)

   Wo sich der von Einum aus nach Süden abzweigende "Barnteweg" scharf nach Osten wendet, steht ein sehr beschädigter Kreuzstein, der auf beiden Seiten gleichartig gestaltet ist. (Hoffmann 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.38
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.3826.2
Müller, Werner - Wegweiser zu den Kreuzsteinen im Landkreis Hildesheim, 2001, S.35-36
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Thale (Fotos von August 2007)



Einum (III) / OT von Hildesheim


die Marien-Kapelle

GPS: N 52° 9,87', O 10° 0,573'

Standort: Man fährt die Löwentorstraße in Richtung Ortsausgang bis rechts die Straße "An der Klus" einmündet. Links von dieser Einmündung befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege. Dort steht auch eine Kapelle, die Klus genannt, an deren Rückseite der Kreuzstein in einer Höhe von etwa 95cm eingemauert ist.

Größe / Material: 43:62:? / Sandstein

Geschichte: Die "Klus", eine Muttergotteskapelle, die um das Jahr 1310 entstand, ist das Wahrzeichen und Wappenbild des früheren Dorfes Einum. Ursprünglich stand hier die Klause eines Klausners.

Es ist das Bruchstück (Mittelteil) eines Scheibenkreuzes und zeigt 1cm tief eingerillte und 7cm breite Kreuzbalken. Sechs napfartige Vertiefungen sind vorhanden. Das Bruchstück soll in der Nähe der Marien-Kapelle (jetzt Gefallenenehrenmal für die Toten beider Weltkriege) gefunden worden sein. Das kleine, im Ortswappen geführte Bauwerk hat bereits um 1300 als Wegekapelle (möglicherweise für einen Klausner) an der damals nördlich vom Ort vorbeiführenden Heerstraße von Hildesheim nach Braunschweig existiert. Grund und Boden gehörten dem hildesheimischen Godehardikloster, das hier zwei Meierhöfe besaß. Der Sage nach stiftete ein wohlhabender Mann die Kapelle, neben der sich ein heilkräftiger Brunnen befand, der Gottesmutter als Dank für die Heilung seines erblindet gewesenen Sohnes. - Sowohl nach den im Dreißigjährigen Krieg erlittenen Schäden als auch in den nachfolgenden Jahrhunderten sind mehrfach bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Die Einmauerung des Scheibenkreuzbruchstückes soll 1934 erfolgt sein, als der Eingang der Kapelle von der Südseite an die Ostseite versetzt wurde. (Müller / Baumann 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.3826.3
Müller, Werner - Wegweiser zu den Kreuzsteinen im Landkreis Hildesheim, 2001, S.35
Stadtarchiv Hildesheim
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Thale (Fotos von August 2007)


Sühnekreuze & Mordsteine