Deutschland Rheinland-Pfalz Westerwaldkreis

Liebenscheid (I)


Blick zum Standort

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

Reproduktion
eines alten Planes
bei Brockpähler
(1963)

PLZ: 56479

GPS: N 50° 41,880', O 8° 6,586'

Standort: Das Kreuz steht am Grenzweg, der die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz begleitet, ca. 100m nordwestlich der Straße Liebenscheid-Oberdresselndorf, die der Grenzweg kreuzt.

Größe / Material: 71:78:14-32 / Basaltlava

Geschichte: Nach einem Streit um die Hutherechte, zwischen Ober- und Niederdresselndorf auf der einen Seite und Liebenscheid auf der anderen Seite, wurden die Grenzsteine 1766 von einem königlich-preußischen Landvermesser gesetzt. (Otto 02/2011)

Der 50cm neben dem Kreuz stehende Grenzstein trägt die eingemeißelten Buchstaben HN / GLBD / N 199 auf der Westseite und KP / GODF / N 199 auf der Ostseite. Das archaisch wirkende Kreuz ist einseitig in den Boden eingesunken, so dass es schräg steht und der nach Nord-Westen weisende Arm auf dem Erreich aufliegt. Der Kopf geht geschweift in die Arme über, jedoch sind die Übergänge nicht als Winkelstützen zu bezeichnen. Soweit ohne Ergraben feststellbar scheint der Schaft erheblich breiter als der Kopf zu sein. An keiner Stelle weist das Kreuz scharfe Bearbeitungskanten auf. Die gerundeten Formen scheinen ursprünglich zu sein und sind nicht durch Verwitterung verursacht. (Rumpf 08/2009)

Die hessische Grenze ist ca. 4km südöstlich, Fehler bei Brockpähler (1963): Im südlichsten Zipfel Westfalens, bei Oberdresselndorf im siegerländischen "Hickengrund", ragt ein Stück hessen-nassauischen Bodens (heute Rheinland-Pfalz) halbkreisförmig in das westfälische Gebiet hinein. Inmitten dieses Halbkreises liegt, 3km südwestlich von Oberdresselndorf, die kleine hessische Gemeinde Liebenscheid. Ihre Gemarkungsgrenze fällt im nördlichen Bogen mit der hessisch-westfälischen Landesgrenze zusammen.
Das ist zwar historisch korrekt stimmt aber nicht mehr mit den jetzigen Verhältnissen überein.
Richtig: Inmitten dieses Halbkreises liegt, 3km südwestlich von Oberdresselndorf, die kleine rheinland-pfälzische Gemeinde Liebenscheid. Ihre Gemarkungsgrenze fällt im nördlichen Bogen mit der rheinland-pfälzischen - westfälischen Landesgrenze zusammen. (Stößel 08/2009)

Im südlichsten Zipfel Westfalens, bei Oberdresselndorf im siegerländischen "Hickengrund", ragt ein Stück hessen-nassauischen Bodens (heute Rheinland-Pfalz) halbkreisförmig in das westfälische Gebiet hinein. Inmitten dieses Halbkreises liegt, 3km südwestlich von Oberdresselndorf, die kleine hessische Gemeinde Liebenscheid. Ihre Gemarkungsgrenze fällt im nördlichen Bogen mit der hessisch-westfälischen Landesgrenze zusammen. Auf diesem Grenzzug standen nach einer alten Karte früher sieben Steinkreuze als Grenzmale. Fünf von ihnen konnten bisher gut erhalten im Gelände festgestellt werden; drei stehen noch am alten Platz unmittelbar am Grenzweg, zwei sind ein Stück landeinwärts versetzt worden (Vgl. die nebenstehende Karte). [...]
Alle Kreuze sind von der gleichen plumpen Art und nur roh behauen. Sie haben kurze Querarme und stumpfe Kopfstücke, die nicht ganz rechtwinklig von den Armen abgesetzt sind. Breite und Dicke des Schaftes nehmen nach oben hin beträchtlich ab. Die Kreuze sind ohne Sockel und stecken mit einem grob behauenen dicken Ende im Boden. Bei Nr.5, das bei der Wiederaufrichtung nicht tief genug in den Boden eingelassen wurde und das darum größer erscheint als die anderen, ist das verdickte Ende gut erkennbar. Das Material ist Basaltlava, die hier früher in zahlreichen kleinen Brüchen gewonnen wurde.
In dem alten Plan werden die Kreuze, die als solche ganz naturalistisch in ihrer typischen plumpen Form eingezeichnet sind, Malsteine genannt, in einem Weistum von 15592 heißen sie "Margsteine". Heute steht neben jedem der am alten Platze verbliebenen Kreuze ein neuerer Grenzstein. Danach haben wir es hier mit den Grenzmalen der alten Freiheit Liebenscheid zu tun, die gleichzeitig auf der Landesgrenze stehen, weil Orts- und Landesgrenze hier zusammenfallen. Der heute unbedeutende Ort Liebenscheid wird 1323 als Eigentum der Grafen von Nassau genannt, erhielt 1360 Stadtrechte, war zeitweise Residenz der kleinen Grafschaft Beilstein-Liebenscheid und wurde zu Ende des 16.Jahrhunderts zu einer Festung nach niederländischem Vorbild ausgebaut. Von den Kreuzen trägt keines eine Inschrift. Ein schwaches eingeritztes Zeichen findet sich nur auf Nr.4, und zwar auf der Oberdresselndorfer Seite. Ein eisernes Gerät dieser Form gehörte zur Wolfsangel. Sie bestand aus zwei Teilen: der eigentlichen Angel, also einem Widerhaken, auf den der Köder gesteckt wurde, und - mit der Angel durch eine Kette verbunden - einem halbmondförmigen Anker mit Ösen zur Befestigung an einem Baumast. So wurde das Raubtier am Platze festgehalten, wenn es nach dem Köder sprang und der Widerhaken sich in seinen Schlund einbohrte; zumindest verletzte es sich schwer. Eine solche vollständige Wolfsangel fand ich eingeritzt in die Siegerländer Seite eines alten Grenzsteines (Nr.66), der einige hundert Meter von unserm Kreuz im Walde steht.
Die Wolfsangel ist die siegerländische Grenzmarke; sie wird auch sonst sehr oft als Grenzzeichen verwendet.
Die Kreuze werden im Volksmund "steinerne Männer" genannt; die Sage hat sich mit ihnen nicht beschäftigt. (Brockpähler 1963)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.95, 108, 133, 139 (Nr.3)
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Fotos vom 16.08.2009) und Uwe Stößel, Saalfeld
Ergänzungen von Erich Otto, Ortsvorsteher Oberdresselndorf (02/2011)



Liebenscheid (II)


Blick zum Standort

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

GPS: N 50° 42,040', O 8° 4,813'

Standort: Das Kreuz steht an einem von Liebenscheid in nordwestlicher Richtung verlaufenden Waldwirtschaftsweg, ca. 1km vom Ortsrand entfernt.

Größe / Material: 90:78:18-36 / Basaltlava

Geschichte: Das Kreuz hat eine frappierende Ähnlichkeit mit dem auf der Landesgrenze stehenden Kreuz Liebenscheid I. Der Kopf geht in geschweifter Linie in die kurzen Arme über, ohne daß deutliche Winkelstützen ausgebildet wären. Der linke Arm ist durch Abschläge gerundet. Nach kurzem Rücksprung unter den Armen verbreitert sich der flächige Schaft bis auf das Maß der Armspanne. Gleiche Gestaltungsmerkmale finden sich bei Liebenscheid II. Auf der Vorderseite sind in Kopf und Kreuzungsfeld Vertiefungen erkennbar, deren Entstehung und eventuelle Bedeutung unklar ist. Da in der Nähe von Liebenscheid einige Kreuze auf der Landesgrenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz stehen oder standen, ist die Vermutung nicht abwegig, dass auch dieses Kreuz einst auf der Landesgrenze gestanden hat, von der es heute nur 300m entfernt ist. Möglicherweise ist es im Zuge des Baus des Siegerland-Flugplatzes versetzt worden.

Sage:

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.95, 108, 133, 139 (Nr.5)
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Fotos vom 16.08.2009)



Liebenscheid (III)


Blick zum Standort
daneben: Grenz-
stein Nr.200

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

GPS: N 50° 42,195', O 8° 5,976'

Standort: Das Kreuz steht wie auch die Kreuze Liebenscheid I und IV auf der Grenze Nordrhein-Westfalen / Rheinland-Pfalz ca. 120m östlich der Südostecke des Flughafens Siegerland in recht unwegsamem, mit Buschwerk bestandenem Gelände.

Größe / Material: 77:52:18 / Basaltlava

Geschichte: Das Kreuz ähnelt sehr stark den Kreuzen Liebenscheid I, II und IV und hat wie diese einen breiten, flächigen Schaft, dessen geschweifte Verbreiterung gleich unter den stummelhaften Armen beginnt. Der kurze Kopf ist ebenso breit wie die Arme. Das Kreuz steht ca. 60cm neben dem neueren Grenzstein mit der Nummer 200.

[...] Ein schwaches eingeritztes Zeichen findet sich nur auf Nr.4, und zwar auf der Oberdresselndorfer Seite. Ein eisernes Gerät dieser Form gehörte zur Wolfsangel. Sie bestand aus zwei Teilen: der eigentlichen Angel, also einem Widerhaken, auf den der Köder gesteckt wurde, und - mit der Angel durch eine Kette verbunden - einem halbmondförmigen Anker mit Ösen zur Befestigung an einem Baumast. So wurde das Raubtier am Platze festgehalten, wenn es nach dem Köder sprang und der Widerhaken sich in seinen Schlund einbohrte; zumindest verletzte es sich schwer. Eine solche vollständige Wolfsangel fand ich eingeritzt in die Siegerländer Seite eines alten Grenzsteines (Nr.66), der einige hundert Meter von unserm Kreuz im Walde steht.
Die Wolfsangel ist die siegerländische Grenzmarke; sie wird auch sonst sehr oft als Grenzzeichen verwendet. (Brockpähler 1963)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.95, 108, 133, 139 (Nr.4)
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Fotos von Mai 2010)



Liebenscheid (IV)


Blick zum Standort

die andere Seite

Zustand 2007
Foto: Otto

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

GPS: N 50° 41,215', O 8° 7,262'

Standort: Auch dieses Liebenscheider Kreuz steht auf der rheinland-pfälzisch - nordrhein-westfälischen Grenze am Grenzweg ca. 1km nordöstlich von Weißenberg.

Größe / Material: 82:58:14 / Basaltlava

Geschichte: Auch auf dieses Kreuz trifft die formale Beschreibung der drei übrigen Liebenscheider Kreuze zu mit der Ausnahme, dass es mit nur 14cm erheblich dünner ist. Der niedrige, breite Kopf und die sehr kurzen Arme sind gerundet. Es steht nur wenige Zentimeter neben dem neueren Grenzstein mit der Nummer 195.

Sage:

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.95, 108, 133, 139 (Nr.1)
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Fotos vom Mai 2010)
Bild-Ergänzung von Erich Otto, Ortsvorsteher Oberdresselndorf (Foto vom 20.05.2007)


Sühnekreuze & Mordsteine