PLZ:
76744GPS:
N 49° 3,569', O 8° 4,744'Standort:
In der Gartenmauer des Anwesens "Speyerer Straße 58".Größe / Material:
v.l.n.r. (I): 77:54:? / SandsteinGeschichte:
In die Backsteinmauer sind drei Steinkreuze eingelassen. Von einem vierten ist nur der Kreuzstamm erhalten. Die Mauer und das daneben stehende Portal gehören zu einer um 1740 erbauten Ziegelei. Es handelt sich um die Grabkreuze von Gastarbeitern, die nicht der katholischen Kirche angehörten. Deshalb durften sie nicht auf dem katholischen Friedhof neben der Kirche begraben werden. So hat man sie auf dem Firmengelände beigesetzt. Der heutige Friedhof wurde 1820 durch die politische Gemeinde angelegt, so dass es hier keine so strengen Regeln gibt. Die Kreuze müssten demnach aus der Zeit zwischen 1740 und 1820 stammen.Sage:
Quellen und Literatur:
Hula (1970) |
Deutsche Gaue (1932) |
GPS:
N 49° 3,602', O 8° 5,011'Standort:
Früher im Kirchhof, heute in der Kirche.Größe / Material:
~230:40:40 / SandsteinGeschichte:
Die 1482 datierte Totenleuchte wurde ca. 1970 zum Schutz vor der Verwitterung im Untergeschoss des Kirchturms aufgestellt. Dieses ist vom Kirchenschiff aus zugänglich.Sage:
Quellen und Literatur:
Eine zweite Totenleuchte steht vor dem Turm der Pfarrkirche in Schaidt auf dem ehemaligen Friedhof. Hier begegnen wir der volkstümlichen
Form der Friedhofsleuchte, die in ihrem Aufbau an den Bildstock erinnert. Auf der kräftigen Sockelplatte erhebt sich ein vierseitiger abgefaster Pfeiler. Auf seiner
schräg ansteigenden Deckplatte ruht der Tabernakelaufbau, den auf drei Seiten ein kielbogig geschwungener Giebelaufsatz krönt. Dieses Gehäuse, das einst das
Licht barg, ist mit Butzenscheiben verglast. Den Schaft des etwa 2,30 Meter hohen Mals zieren das Wappen des Speyerer Bischofs, ein Weihwasserbecken und die
Jahreszahl 1482.
Das fast ein halbes Jahrtausend alte Friedhofslicht wurde im Jahr 1956 renoviert. Die aus dem bodenständigen roten Sandstein geschaffene Arbeit ist kein
aufsehenerregendes Kunstwerk. Es ist ein schlichtes Kultmal, in dessen anspruchsloser Form die Zeit der späten Gotik zu erkennen ist.
Früher brannte in solchen Leuchten jede Nacht das Licht, das, oft auch von einzelnen gestiftet, für alle Toten leuchtete. Das wesentliche Merkmal ist also sein
Kollektivcharakter. Die Flamme sollte nicht nur zum Gebet für die Verstorbenen mahnen, sondern auch die Hinterbliebenen trösten, wie Peter Venerabilis, ein im
12. Jahrhundert lebender Abt des Klosters Cluny, schreibt.
Das klassische Land der mittelalterlichen Totenleuchten ist Frankreich. Die Wissenschaft nimmt an, daß der Brauch höchstwahrscheinlich in Cluny in Burgund
entstanden ist, wo er sich unter benediktinischem Einfluß rasch ausbreitete. Er wurde dann von dem in jener Zeit aufstrebenden Zisterzienserorden übernommen und in
weite Regionen Europas verpflanzt.
Zu Anfang des 14. Jahrhunderts verebbte dieser Brauch in Frankreich wieder, als die Gotik ihren Höhepunkt überschritten hatte. In anderen Ländern kam das Kultmal
nun erst voll zur Entwicklung, vor allem im mittel- und osteuropäischen Raum, wo das mystische Gedankengut des Mittelalters sich besonders reich entfaltete. Hier wurde
eine seelische Eigenart angesprochen, und die Totenleuchte hielt sich über Jahrhunderte. Es war die Zeit der Kreuzzüge, der Prozessionen und Fernwallfahrten, die nicht
nur eine innige Verbindung mit Gott suchte, sondern auch mit den Seelen der Verstorbenen. In jener Zeit hat sich der Totenkult besonders entfaltet und die Totenleuchte
rasch verbreitet. Die meisten dieser Kultmale finden wir heute noch in den österreichischen Bundesländern.
Eine Abart der Totenleuchte ist das Lichthäuschen und die Lichtnische, die an der Außenwand der Kirche oder des Beinhauses eingefügt sind. Die Nischen sind
ohne großen architektonischen Aufwand in der Mauer angebracht, die Lichthäuschen dagegen nehmen oft die Form eines Erkers oder einer Laterne an. Diese Variante
ziert ein Treppentürmchen an der Simultankirche in Dörrenbach. Das Licht erstrahlte hoch über dem Friedhof, huschte gespenstisch über die Gräber, die hier noch von
trutzigen Mauern und Flankierungstürmen eingeschlossen sind; denn der Friedhof war einst zu einer Kirchenburg ausgebaut worden.
(Text und Foto: Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.88-90 = Kultmale unserer Heimat, in: Der
Pilger, 122.Jg., Nr.47, S.1440, 19.11.1972)
Schaidt (VI) / OT von Wörth am Rhein
GPS:
N 49° 01,175', O 8° 06,166'Standort:
Etwa 4km südlich von Schaidt, an der Straße Richtung Bienwaldmühle.Größe / Material:
~500:~200:24 / HolzGeschichte:
Das fünf Meter hohe Forstdenkmal [...] wurde mehrmals erneuert - zuletzt 2001. [...] Nach der Beschädigung in der Nacht zum 10.Januar drohte es umzufallen. Nur der alte Arm von 2001 konnte noch verwendet, der Stamm musste vom Forstamt neu aus einer Eiche rausgeschnitten werden. [...] Am Freitag wurde das Kreuz [...] mit Hilfe eines großen Gabelstaplers aufgestellt. (Pfälzer Tageblatt 06/2015)Sage:
Wie August Becker und Gustav Getto zu berichten wissen, ist im 19. Jahrhundert der Übergriff auf die Förster kein Einzelfall gewesen.Quellen und Literatur:
Wer von Schaidt zur Bienwaldmühle fährt, der findet in den ausgedehnten Wäldern an der Straße ein Kreuz. Es ist ein hohes Holzkreuz, ohne Korpus, das wegen
seines Anstrichs im Volksmund "Weißes Kreuz" genannt wird. Seine Entstehung verdankt es einer bekannten Wilderergeschichte.
An der deutsch-französischen Grenze herrschten im wildreichen Bienwald in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ungeordnete Verhältnisse. Das
Wildererunwesen hatte überhandgenommen, zumal die damals noch ungesicherte Grenze den meist aus dem Elsaß kommenden Wilddieben die Möglichkeit gab, leicht
wieder nach Frankreich zu entkommen.
Im Jahre 1818, als die Pfalz bayerisch geworden war, kam ein Förster namens Alwens nach Schaidt, der den Wilddieben das Handwerk legen wollte. Er war 1814
aus dem französischen Heer entlassen und dann in den pfälzischen Forstdienst übernommen worden. Zuletzt war er Forstmeister in Neustadt.
Nachdem er nun energisch gegen die Wilddiebe im Bienwald vorging, erhielt er eines Tages einen Drohbrief. Man schrieb ihm, daß man ihm als Warnung einen
Knopf an seinem Jagdrock abschießen werde, wenn er die Wilderer weiterhin verfolge.
An einem Winterabend, als er den dunklen Gesellen wieder einmal nachstellte, lockten ihn diese in eine Falle. Sie ergriffen ihn, zogen ihn bis aufs Hemd aus und
hingen ihn mit dem Kopf nach unten an einer Eiche auf. Da bat er inständig um sein Leben, indem er auf seine unversorgten Kinder hinwies. Die Wilderer ließen ihn
später gegen das Versprechen laufen, daß er künftig nie mehr mit einer Schußwaffe den Wald betreten dürfe.
Nur mit dem Hemd bekleidet eilte der Förster frierend nach Schaidt, wo ihn am Ortsrand mitleidige Bekannte mit einer Hose versahen. Diese Geschichte muß
sich Ende der dreißiger Jahre des verflossenen Jahrhunderts zugetragen haben, denn das "Weiße Kreuz" wurde von einem Freund und Kollegen des Försters, der
1838 nach Schaidt kam, aus dem Holz der Eiche errichtet, an dem man Alwens in der besagten Nacht aufgehängt hatte.
Inzwischen sind weit über hundert Jahre vergangen. Das Kreuz wurde mittlerweile mehrmals von der Forstverwaltung erneuert. Es existiert heute nicht mehr in
seiner ursprünglichen Höhe von sieben Metern. Die Unterlagen für die hier so nüchtern vorgetragene Darstellung verdanke ich einem Enkel des besagten Alwens, der
sich wiederum auf die Berichte im engeren Familienkreis beruft. Ich will damit all den in verschiedenen Veröffentlichungen erschienenen romanhaft aufgebauschten
Schauergeschichten gegenüber den wahren Tatbestand festhalten, der zur Errichtung des "Weißen Kreuzes" im Bienwald geführt hat.
(Text und Foto: Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.73-75 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger,
122.Jg., Nr.20, S.625, 14.5.1972)
Die Büchelberger sind ein interessantes Völkchen, ganz von den offenen Orten des Gaues abgeschlossen, eine Bevölkerung von fast lauter
Holzhauern, Wilddieben und Wildschützen und von den Bewohnern der Umgegend leicht zu unterscheiden, wie denn auch heute noch der französische Akzent im
Dialekt durchklingt und eine Menge Undeutscher Namen existieren. Die Büchelberger sind ein armes, aber ein kühnes, verschlagenes und zu Zeiten auch gefährliches
Völkchen. Die Langenberger Förster und Grenzjäger können davon erzählen und wissen wohl, wie auch sonst der Bienwald auf die Leute die um seinen Saum wohnen,
eine verwildernde Einwirkung ausübt. Den Wildschützen des Bienwaldes ist nicht gut zu begegnen. Da fand man schon manchen Grenzjäger erschossen im Waldgrund,
manchen Forstgehilfen an den Baumästen, manchen Gendarmen zerhackt oder mit dem Kopf in einen Ameisenhaufen gehängt. Der Bienwald zieht oft gar schreckliche
Menschen und kein Forstmann, der je hier Dienst versah, verließ ihn ohne ein Abenteuer gehabt zu haben, das ihn dem Tode nahe brachte. Jede Eiche kann den
Mörder verbergen. Selten ist Erbarmen in der Seele dieser Menschen, – selten ertönt der warnende Ruf: "Halt!" oder "Zurück!" Grauenvolle Dinge werden hiervon erzählt.
Begegnisse zwischen Forstleuten und Wildschützen führen fast jedesmal zu improvisierten schaudervollen Duellen auf Büchsen. Wer auf den Langenberg kommt oder
überhaupt in die Gegend des Bienwaldes, mag sich solche Geschichten erzählen lassen; auch die Annalen der pfälzischen Schwurgerichte wissen davon zu erzählen.
Es gibt hier so kühne Schmuggler wie Wildschützen. Auf den einsamen Waldwegen schleicht der bewaffnete Trupp der Grenze zu an die Lauter, entschlossen,
jedem Angriff zu begegnen. Oft überschreiten verschiedene Trupps die Lauter an verschiedenen Stellen um die Mautmannschaft zu zersplittern; oft sucht man die
Aufmerksamkeit durch falsche Gerüchte oder scheinbare Schmugglerübergänge abzuleiten, während der Haupttrupp die "Contrebande" sicher über die Grenze bringt.
Die ganze Strecke der Lauter von Bundenthal im Gebirge bis an den Rhein ist der eigentliche Bereich der Schmuggler. Manchmal wird, sobald man die Contrebande
ausgewittert hat von den Grenzjägern auch das ganze Forstpersonal des Bienwaldes zu Hilfe gezogen, denn nur in großer Anzahl kann man den Kampf mit den
Verwegenen aufnehmen. Am St. Remig an der "Bienwaldmühle", bei Scheibenhardt und Berg kommen solche Schmugglerübergänge an der Lauter vor; soweit das
Flüßchen am Saum des Bienwaldes hinfließt kann es von solchen Kämpfen und Abenteuern erzählen.
So führt uns dieses Grenzland Deutschlands gegen Frankreich, besonders aber der einsame Bienwald, die düstere Romantik vor Augen, mit der die Novellisten
wirksam die Lesewelt zu fesseln wissen. [...]
(Becker, August - Die Pfalz und die Pfälzer, München 1857 - Neuauflage 1988, S.335-336)
*) Titel zum vorstehenden Text in: Die Rheinpfalz, Nr.97, 26.4.2003
Schaidt (VII) / OT von Wörth am Rhein
alten Bildeiche um 1945 |
GPS:
N 49° 2,978', O 8° 5,426'Standort:
Südöstlich von Schaidt, an der Kreisstraße 15 Richtung Wörth.Größe / Material:
HolzGeschichte:
Der Baum mit einer vergitterten Nische für ein Heiligenbild wurde 1995 erneuert und eine neu angefertigte Kopie einer Pietà aufgestellt. Das alte Heiligenbild kam ins Heimatmuseum.Sage:
1. Ein Auswanderer habe die Pietà in den Baum geschnitzt um für eine glückliche Überfahrt nach Amerika zu bitten.Quellen und Literatur:
[...] Einer der beliebtesten Ruheplätze ist "s'Bild". Von diesem Bild soll heute erzählte werden. Es ist am Werktag der Ruheplatz, am Sonntag
das Wanderziel der Jungen und Alten; immer mit frischen Blumen geschmückt; und die Kinder wie die Erwachsenen lüpfen den Hut, wenn sie daran vorbei gehen. Dort
nun lieber Leser, wollen wir einen Besuch abstatten. Wir gehen durch die Speckstraße zum Bienwald. Am Ende der Speck spaltet sich der Dorfweg, rechts geht es
zum "Weißen Kreuz" nach Salmbach und zur Bienwaldmühle, links nach Lauterburg. Links biegen wir ein und sind bereits in so 15 Minuten am Ziel.
Seit Frühjahr hat sich hier alles stark verändert. Ehedem hättest du als Fremdling, ohne Führer, kaum das "Bild" gefunden. Um dem landarmen Bienwalddorf zu helfen,
überließ der Staat dieses Waldstück den Bauern zur Rodung. Schon haben fleißige Hände den Wald abgetrieben und die Bildeiche steht nun frei am Rande des
Rodungslandes, dicht bei der Lauterburger Straße. Diese Rodung besiegelt vielleicht, da nun der Baum schutzlos den Herbst- und Winterstürmen preisgegeben ist, das
Schicksal dieser krüppeligen Eiche, deren Alter der Forstmann auf mindestens 200 Jahre schätzt. Eigentlich ist es nur mehr die Schale einer Eiche, aber sie grünt noch
und erfreut in jedem Frühjahr mit neuem hoffnungsvollen Laubwerk, als müsse sie, trotz ihres gebrechlichen Zustandes, noch lange ihre Mission, die Wohnung der
schmerzhaften Mutter Gottes zu sein, erfüllen. Daß es ihr zeitlebens einmal gut gegangen wäre, merkt man ihr nicht an, so kümmerlich ist ihr Wuchs, nichts hat sie von
den Eigenschaften ihrer wetterfesten, truzigen Schwestern im Walde. Da einmal der Blitz einschlug, ist sie von oben bis unten aufgespalten und ausgehöhlt. Als gar ein
Bienenschwarm einzog, legten Buben Feuer drinnen an und brannten sie aus um die stacheligen Gäste zu vertreiben. In einer weiten Asthöhle, dem Pfade zugewandt,
steht hier, man weiß nicht wie lange schon, eine alte, geschnitzte Pieta. Wir halten sie für Bauernkunst; aber die Formen sind trotz der derben Technik des Künstlers
edel, sie fesseln uns und dieses Bild der Pieta hat hier in dieser Eiche, die selbst Sinnbild der Schmerzensreichen ist, ein sinnvolles Plätzchen. Vor der Pieta stehen
kunstlose Porzellan- oder Gipsfigürchen, die von unbekannter Hand immer erneuert werden, wenn sie alt und schadhaft geworden sind. Aber was uns besonders freut, ist
der stets frische Blumenschmuck, der ebenso unaufgefordert und regelmäßig, sei es von Kindern oder Erwachsenen besorgt wird. Und es wird so geübt, soweit die
Lebenden sich zurückerinnern können; es ist Heimatbrauch! Hier aber, lieber Leser, will ich dich auf etwas aufmerksam machen, was, wie du ersehen wirst, uralter
Brauch im Bienwald ist, nämlich hohle Bäume mit Bildstöcken zu schmücken.
Vor etwa vierzig Jahren gab es am Unterdörfer Weg noch eine 2. Bildeiche, die ebenfalls mit einer Pieta ausgestattet war. In einer Sturmnacht wurde sie geknickt
und das Bildstöckel kam abhanden. Aber an der Stelle ist wieder eine Fichte mit einem neuen Bilde geschmückt: die Schaidter geben ihre Heimatbräuche nicht auf!
Wenn du die Wanderkarte studierst, findest du einen Bildsee, eine Bildallee und eine Bildstraße. In letzterem Zusammenhang dünkt mir in der Namensgebung die
älteste Überlieferung dieses einzigartigen Heimatbrauches bezeugt zu sein. Die Bildstraße ist sozusagen die größte und einzige Längsstraße, die den Bienwald
durchzieht. Sie fällt von der "Blauen Brücke" ab mit der uralten Mundatgrenze zusammen und dieses Monument, wie ihre ganze Anlage, veranlassen den Kenner des
Bienwaldes, sie als einen der ältesten Waldwege anzusehen. Daß sie aber von einem Bildstöckel ihren Namen herleitet, beweist zweifelsohne das hohe Alter des heute
noch geübten Heimatbrauches: Hohle Bäume mit Bildstöckchen zu schmücken. Wann unsere Eiche ihr "Bild" erhielt, läßt sich schwerlich mehr ergründen. Es gibt
heute 3 Darstellungen, die darüber im Volksmunde im Umlauf sind. Unser Totengräber Schimpf, der vor mehreren Jahren als hochbetagter Greis starb, erzählte folgende
Art: Um die Wende des vorigen Jahrhunderts gab es in Schaidt einen Schreinergesellen seines Namens. Er war in der Speck beheimatet, am Rohrgraben, wo jetzt die
Familie Bersch wohnt. Schimpf entstammte einer alten Schaidter Familie, die mit Werksinn künstlerische Begabung vererbte. Dafür finden sich noch heute Beweise.
So gibt es in verschiedenen Familien noch Bilder und Zeichnungen von nahen Verwandten dieses Schreinergesellen, die viel Zeichentalent verraten, ebenso gibt es zu
Weißenburg und Straßburg Abkömmlinge dieses Stammes, die als tüchtige Kunstschreiner geachtet und bekannt sind. Unser Schreinergeselle beschäftigte sich in
seinen Mußestunden mit allerhand religiösen Schnitzarbeiten, was ihm im Dorf den Namen Herrgottschnitzer eintrug. Da es sich in jener Zeit sehr traurig in der Heimat
lebte, sehnte er sich wie so viele Zeitgenossen nach den anderen Ufern des Ozeans und er entschloß sich nach Amerika auszuwandern, um dort sein Glück zu finden.
Eine Seefahrt aber barg zu jener Zeit allerhand Gefahren. Darum stellte der fromme Herrgottschnitzer seine lange, beschwerliche Reise unter den besonderen Schutz
der Himmelsmutter. Um die gewünschte glückliche Überfahrt zu finden, schnitzte er die Pieta, die jetzt, wie ein Stück Bauernkunst als altes, ehrwürdiges Bildstöckl
die Bildeiche ziert.
Anders erzählte ein in der Heimatgeschichte ebenfalls bewanderter Bürger des Dorfes, der pensionierte Eisenbahner Frey, der vor mehreren Jahren auch im hohen
Alter hier verstarb. Wie Frey überlieferte, ließ der Revierförster Alwens, ein Bruder eines ehemaligen Regierungspräsidenten der Pfalz, die Bildstöckchen in hohle
Eichen aufstellen. Alwens hatte als Hauptmann bei den Kaiserjägern unter Napoleon den Feldzug gegen Rußland mitgemacht. Nach dem 2. Pariser Frieden kam er als
Revierförster nach Schaidt um hier den königlichen Wald zu betreuen. Damals bestanden die gleichen Verhältnisse wie heute: Die Lauter Grenzfluß, der Bienwald,
drüben Frankreich! Grenzwälder sind bekanntlich Domänen der Wilderer und die "Brakanje" setzten dem herrlichen Wildbestand, zu jener Zeit gab es sogar noch
stattliche Hirsche, oft böse zu. Alwens fühlte sich in Schaidt stets heimisch. Er baute ein Familienhaus (jetzt Metzgerei Martin) und hob, wie die Bücher melden,
mehrere Kinder in der in Pfarrkirche über die Taufe. Nur die Wilderer bildeten seine ständige Sorge. Gegen sie führte er seinen ständigen Kampf. Oft gingen ihm
Warnungen der gefährlichen Gesellen zu. Aber er ließ sich nicht beirren. Da holten die "Brakanje" zum Schlage aus. In eine gefährliche Falle gelockt, wurde er von
7 schwarzen Gesellen gefangen genommen, am Jägerrondell entkleidet und mit dem Kopf nach unten, über einen Ameisenhaufen an den Ast einer Eiche aufgebunden.
Ein grauenvolles Ende drohte dem Hilflosen! Doch auf sein inständiges Bitten, mehr aber gegen das eidliche Versprechen, nie mehr den Wilderern nachzusetzen, ließen
sich die rohen Gesellen erweichen. Sie gaben ihn frei, aber ohne seine Kleider mußte er in strenger Winternacht zu seiner Familie heimkehren, die in schwerer Sorge
um den Vater bangte, der zu so unheimlicher Zeit so lange im Walde verweilte. Wo sich dies zutrug, ließen Freunde des Revierförsters später das Weiße Kreuz
errichten, das noch jetzt die gruselige Geschichte in der Erinnerung wachhält. Alwens selbst aber habe, so Frey von seinen Vorfahren wissend, zum Dank für seine
Errettung in verschiedenen hohlen Eichen Bildstöckchen aufstellen lassen. Unser Bild sei das letzte hiervon.
Noch eine dritte Darstellung gibt es. Am Bild vorüber geht ein bequemer, gern benutzter Pfad zu den Waldäckern. Zur Erntezeit habe dort eine Familie mit all den
Kindern Korn geschnitten. Der Tag war schwül, schwere Gewitterwolken zogen verdeckt hinter dem Walde am Himmel auf. Zu spät wurden die Bauern auf die Gefahr
aufmerksam. Grelle Blitze zuckten und fürchterlich grollte schon der Donner. Über den Bildweg wollte man nach Hause eilen. Die Kinder stürmten voran. Jetzt prasselte
der Regen hernieder. Bei der Bildeiche wollten sie, die Mahnung der Schule vergessend, Obdach suchen. Die nacheilenden Eltern trieben sie hier weg. Doch kaum
hatten die Kinder die Eiche verlassen, da schlug der Blitz ein und spaltete den Baum von oben bis unten auf. Ein Wunder war unverkennbar! Zum Dank und um die
Kinder bei Gewittergefahr vor der Eiche zu warnen, habe eine schmerzhafte Muttergottes in den vom Blitz ausgehöhlten Baume Aufstellung gefunden.
Drei Erzählungen berichten über die Geschichte der Bildeiche. Sie sind schon vor Jahrzehnten dem Munde der Dorfältesten abgelauscht. Da sich keine auf ihre
Richtigkeit prüfen läßt, geht die Geschichte des Bildes schon in das Reich der Sagen und Legenden über.
Aber uralter Volksbrauch wird dort geübt, wo das Bild, im Sommer mit frischen Blumen, im Winter mit Tannengrün geschmückt wird. Der Vorübergehende zieht die
Mütze und flüstert ein stilles Ave. Schon öfters ließ das Forstamt an der Stätte Sitzbänke herrichten, die leider von roher Bubenhand zerstört wurden. Dort ruhte man
gern am Werktag auf dem Arbeitsweg, am Sonntag beim herkömmlichen Waldgang. Gar mancher trug auch schon sein Anliegen der Gottesmutter in der Waldeiche
vor und es gibt Leute, die diesen traulichen Platz als Gnadenort ehren. Nun ist der Bildeiche eine neue Aufgabe zugefallen. Wenn das landarme Dorf Schaidt aus
seinem Bienwald, dem die Ahnen einst die Heimatflur mit Spaten und Grabscheit abrangen, Neuland zur Rodung bekommt, so verdient das in der Ortsgeschichte
besonders vermerkt zu werden. Dieses Neuland aber steht seit mehr denn hundert Jahren unter dem Schutz der hohen Frau in der Bienwaldeiche. Diese Eiche in der
neuen Flur, wo bald Saat und Ernte wechseln sollen, zu erhalten, heißt die mit saurem Schweiß gerodete Scholle unter den Schutz der Himmelsmutter auch weiterhin
zu stellen. Mit tiefem Dank sehen darum die Schaidter das Mühen des Ortspfarrers um die Erhaltung der Eiche und eine würdige Anlage des Platzes rings um sie
herum. Einem lebhaften Wunsche der Dorfbewohner entspricht der Plan. die Bildeiche zur Wallfahrts- und Ehrenstätte zu prägen um dem uralten Schaidter Brauchtum,
das die Bildeiche vererbt, tieferen Sinn und neuen starken Auftrieb zu geben. Keiner aber wird sich ausschließen, wenn am Rosenkranzfeste die Lichterprozession zur
Eiche geht und unter Sternenschein, im Strahlenkranze hundertfältiger Lichtlein die Gottesmutter in der uralten Eiche insbesonders das Neuland der Heimat segnet, das
die Schaidter mit dem Aufbruch des Winters in den Bau und Arbeit nehmen.
(aus einem Text von Lehrer Gustav Getto, veröffentlichet im Pilger Nr.40 vom Jahr 1935, zitiert in: XVölckel, V - Die Bildeiche, Schaidt 1995, S.8-12)