Deutschland
Sachsen
Vogtlandkreis
Hohendorf
PLZ:
08648
GPS:
Standort:
Oberhalb des Ortes am Waldwege nach Deckerhäuser.
Größe / Material:
115:105:25 / Granit
Geschichte:
Kreuz mit einander rechtwinkelig kreuzenden
Balken, ziehmlich regelmäßig gestaltet, Kopf und Arme gerundet. Ritzzeichnung einer Pflug- oder Ackerreute
(Gerät zum Entfernen der Erde von dem Pflugschar) in Höhe der Arme, darunter eine trichterförmige Vertiefung. (Wendt 1979)
Sage:
Zwei Sagen sind überliefert.
1. Von Hohendorf nach Schönberg findet man ein steinernes Kreuz. Dies hat ein Bauer
setzen lassen, nachdem er seinen Sohn, weil dieser ein Rind hatte zu Schaden gehen lassen, durch Zuwerfen einer Reute getödtet
hatte. Diese Sage wird unterstützt durch folgenden Eintrag im Sterbebuch des Pfarramtes Brambach 1603-1722, Seite 22 aus dem Jahre
1612, Nr.XX:
"[...] freitag hernach ist begraben worden ein Jung (welcher beym frantz fischer gedienet) von niederreudt, welcher auf der
fron mitt einer pflugsreuth von einem knecht geworffen ward (?), das er als bald vom gaul gefallen und gestorbenn."
2. Der Bauer Zöf in Hohendorf zog an einem Freitage frühzeitig aufs Feld hinaus, nach alter Sitte vier Stiere vor den Pflug gespannt,
wie es im Egerland noch heute Brauch ist. Seine Tochter Brigitte begleitete ihn, denn sie sollte die vordem Stiere bejm Ackern leiten.
Sie hüpfte und sprang und lachte, daß sie fast das Lauten des Glöckleins überhörte, bei dem der Vater das Kreuz schlug. "Kind",
sprach er, "wer den Freitag mit Lachen begrüßt, muß am Sonntag weinen! Es ist der Todestag Christi. Schütze dich der liebe Herr Gott!"
Gegen Mittag sprengte ein Knappe aus dem Troß des Ritters von Reitzenstein quer übers Feld, der Brigitte liebte. Er sprang vom
Pferde, und führte an ihrer Statt die Stiere, indeß sie zusammen kos'ten und tändelten. Als dies der Knecht Daniel sah, ergrimmte er
im Herzen; denn er liebte die schöne Brigitte nicht minder. Der Bauer hieß ihn an den Pflug treten, da er einstweilen die Schlichteule
vorbereiten wollte, und dies war dem Daniel eben recht. Eifersucht und Bosheit rangen in seinem Herzen und tausend böse Wesen
umringten, ihn: er warf die Reute nach dem Knappen und die eiserne Spitze derselben traf ihn tödtlich, zum großen Herzeleid Brigittens
und ihres alten Vaters. Am Sonntag darauf wurde die Leiche begraben und Brigitte schluchzte unter Thränen: "Wer den Freitag mit
Lachen begrüßt, muß am Sonntage weinen!"
Daniel, der Mörder, entfloh ins Weite, fand aber nirgends Ruhe. Ihm zum ewigen Brandmal steht als Merkzeichen seiner
ruchlosen That ein Kreuz auf der Höhe, wo dieselbe geschah, daran die Reute bildlich eingehauen ist. (Köhler 1867)
Quellen und Literatur:
• Köhler, J.A.E. - Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andre alte Ueberlieferungen im Voigtlande, 1867, Nr.243
• Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.109
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.120
• Apitzsch, Paul - Wo auf hohen Tannenspitzen, 1932
• Rudau, Dr. B. - Steinkreuze am Wege, in: Kulturbote für den Musikwinkel, 1969, Heft 8-12
• Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, S.86-87
• aktuelle Aufnahme von Sven Gerth, Pfaffroda (Foto von 2003)