eines Schwertes? |
PLZ:
08147GPS:
N 50° 34,776', O 12° 29,542'Standort:
An der Hauptstraße, gegenüber Haus Nr.31.Größe / Material:
110:50:26 / SandsteinGeschichte:
Das Steinkreuz wurde am 12. Juni 1993 bei Bauarbeiten an der Straße gefunden und am 5.Mai 1994 in unmittelbare Nähe des Fundortes aufgestellt. Es gibt weder in den Chroniken, Kirchenbüchern noch in der mündlichen Überlieferung Hinweise auf einen Mord oder andere Verbrechen, in deren Zusammenhang Steinkreuze üblicherweise errichtet worden sind. Somit kann die Datierung des Fundes - 15. oder 16. Jahrhundert - nur vermutet, jedoch nicht bewiesen werden.Sage:
Quellen und Literatur:
OBERCRINITZ (SACHSEN). In Obercrinitz, im südlichsten Teil des Landkreises Zwickau, an der Peripherie zum Vogtland, fanden die
Bauarbeiter Jens Mückenberger, Friedrich Gerber und Manfred Gießler bei Baggerarbeiten für einen Abwasserkanal ein altes Steinkreuz. Dieses lag etwa 2,50m tief
unter Straßenschotter, etwa 100m vor dem Ortsschild in Richtung Lauterhofen, am westlichen Unterhang des Galgenberges1).
Dieser Fund stellt zweifelsohne für die Flur- und Kleindenkmalforschung eine große Bereicherung dar. Es kann nicht hoch genug bewertet werden, daß das Steinkreuz
unter solchen Umständen bei Baggerarbeiten von den genannten Bauarbeitern geborgen wurde. Hier sei daran erinnert, daß beim Bau einer Ferngasleitung 1964/65 bei
Eich in der Nahe von Treuen, also gar nicht weit entfernt von Obercrinitz, ein solches verschüttet
wurde. Ebenso soll ein jüngerer Erinnerungsstein im Obercrinitzer Ortsteil Herlagrün bei einem Eigenheimbau als Fundamentstein verwendet worden sein. Sehr
wahrscheinlich wurde durch ein großes Unwetter das wohl einst zwischen der Dorfstraße und dem Mühlgraben gestandene Steinkreuz in die Tiefe gerissen.
Dieses 156cm große und noch in einer Breite von 52cm erhaltene Steinkreuz aus einheimischem grobkörnigem porhyrischem Biotitgranit, der
örtlich hier ansteht, weist die Malteserkreuzform auf2). Der langgezogene Kreuzschaft verjüngt sich dabei ebenso wie der eher
kurzgehaltene Arm und der ebenso kurze Steinkreuzkopf zum Mittelpunkt zu. Im Kopf teil bis hin zum Kreuzmittelpunkt ist ein dolchartiges
Messer bzw. ein dann eher stark verkürzt dargestelltes Schwert eingerillt. Zudem befindet sich in dem
erhaltenen Kreuzarm ein gleichschenkliges Kreuz. Analog dazu wird man sich ein zweites im nicht erhalten gebliebenen Kreuzarm vorstellen müssen. Die Rückseite
weist keinerlei Einrillungen auf. Ebenso ist diese sehr grob geglättet, sie war sicherlich nicht als Schauseite bestimmt. Der Unterteil des Steinkreuzschaftes, der einst im
Erdreich eingegraben war, ist zudem nur grob zugehauen. Die starke Verwitterung der Einrillungen beweist, daß das Steinkreuz über Jahrhunderte hinweg im Freien
gestanden haben muß3).
Dieses steinerne Kreuz dürfte wenigstens seit etwa 150 Jahren im Straßenbereich verschwunden gewesen sein, denn keine Überlieferung
weiß davon. Auch die großen Sagensammlungen von J.A.E. Köhler (1867, 1888) oder von A. Meiche (1903)4) berichten von
einem Steinkreuz in Obercrintz nichts. Ebenfalls der umsichtige Berichterstatter von Obercrinitz, Pfarrer G. Planitz, der mit viel Liebe und Sachkenntnis auf alle nur
denkbaren Besonderheiten seines Kirchortes 1902 eingeht, kannte anscheinend dieses Kreuz aus der örtlichen Überlieferung nicht mehr5).
Da jegliche Überlieferung fehlt, muß man den Stein anhand seiner äußeren Form mit anderen Steinkreuzen vergleichen, um diesen einordnen
zu können. Von den cirka 450 erhaltenen sächsischen Steinen weist eine Vielzahl eine mehr oder weniger abweichende Malteserkreuzform auf, die wiederum im
allgemeinen als spätmittelalterlich eingestuft werden. Die Kreuzeinrillung ist zunächst unzweideutig im christlichen Glaubenszusammenhang zu sehen. Zusammen mit
einem ohne Zweifel ehemals vorhandenem zweitem eingerilltem Kreuz auf dem verlorengegangenen Kreuzarm könnte man diese Anordnung als ganz schlichte
Versinnbildlichung eines Kalvarienberges (Golgathaszene) verstehen. Der eingerillte Dolch (bzw.
Schwert) mit einer Parierstange erweist sich in seiner Formgebung als spätmittelalterlich. Bei diesen
Darstellungen handelt es sich um eine Symbolsprache, mit der dem damals zumeist Leseunkundigen nahegebracht werden sollte, was hier geschehen ist. Nach dem
derzeitigen Forschungsstand könnte es sich bei der Einrillung einmal um ein Berufs- oder Standeszeichen für einen Erschlagenen handeln, der damit als Träger einer
solchen Waffe ausgewiesen wurde. Glaubwürdiger erscheint aber, daß es sich hierbei um ein Instrument handelt, mit dem der Totschlag begangen wurde, heißt es doch
hierzu in einem ostthüringischen Sühnevertrag von 1466: "...daran das zceichen damit der tot gescheen gehawen ist..."6) Wie
dem auch sei: Mit Sicherheit läßt sich von unserem Obercrinitzer Steinkreuz sagen, daß es sich bei diesem um ein spätmittelalterliches Sühnekreuz handelt, welches
vom Täter errichtet werden mußte.
Es wäre wünschenswert, wenn dieses zwischengelagerte alte Sühnekreuz am Straßenrand in der Nähe des Fundortes aufgestellt werden
könnte. "Dadurch bleiben die Stand- und Fundortverhältnisse gewahrt; keinesfalls dürfen für den Standort dekorative Gründe ausschlaggebend sein."
(Steinkreuzforschung, Mitteilungsblätter, Nr.3, 1993, S.24-25)Anmerkungen: /
1) Vgl. Harald Quietzsch: Steinkreuzfund von Obercrinitz, Dresden 1993 (Mskr.).
2) Ebendort.
3) Ebendort.
4) J.A.E. Köhler: Sagenbuch des Erzgebirges, Schneeberg und Schwarzenberg 1886. Ders.: Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andere Ueberlieferungen im Voigtlande, Leipzig 1867. A. Meiche: Sagenbuch des Königreiches Sachsen, Leipzig 1903.
5) Neue Sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Zwickau, Leipzig 1902.
6) Deubler, H. / Künstler, R. / Ost G.: Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen (Bezirk Gera), Gera 1976, S.70.
GPS:
N 50° 34.907', O 12° 29.026'Standort:
Von Ortsmitte Obercrinitz der Stangengrüner Straße folgen, bis sie nach ca. 700m in einer Linkskurve den Lohbach kreuzt. Dort rechts auf die Alte Hirschfelder Straße abbiegen und den Weg bis zu einem Wasserhaus folgen. Dort einen Wegweiser beachten und rechts über einen Wiesenweg bis zum Taufstein gelangen.Größe / Material:
Granit, unregelmäßiger abgerundeter Block, ø 2 bis 2,5mGeschichte:
In der Literatur ist der Stein als "Taufstein von Pechtelsgrün" bekannt.Sage:
In der südlich vom Dorfe Pechtelsgrün bei Reichenbach gelegenen Waldung liegt rechts von dem gewöhnlichen Fußwege nach dem Dorfe in einem Fahrweg ein 4 Ellen langer und 1¼ Elle breiter Granitstein, worauf ein Kreuz eingehauen ist. Daneben läuft ein kleiner Bach, und mit dem Wasser desselben sollen vor langen Jahren in Kriegsnöten einst in diese Wälder geflüchtet Bauern ihre Kinder getauft und diesen Stein als Taufstein benutzt haben. (Meiche 1903)Quellen und Literatur:
...Er ist der bekannteste der steinernen Zeugen aus vergangenen Tagen in unserer Gegend. Sonderbare
Auswaschungen, eine große Vertiefung in der Mitte und drei kleine Mulden an seinem oberen Rande, zeigt dieser etwa 1½m hohe
Granitblock. Gleich einem hohlen Backenzahne ragt er empor. Sicher ist hier niemand getauft worden, denn die einwandernden
Deutschen, die das Christentum mitbrachten, haben ihre gottesdienstlichen Handlungen in Kapellen und Kirchen abgehalten. Die
Vertiefungen werden auf ganz natürlichem Wege entstanden sein.
Zunächst werden weichere Stellen im Gestein etwas schneller ausgewittert als der übrige Felsen. Dadurch entstehen flache
Gruben, in denen sich das Wasser ansammelt. Nun kann sich die Verwitterung in den Vertiefungen kräftiger auswirken. Das Wasser
dringt in die feinen Poren des Gesteins ein. Durch den Frost werden die vom wasser durchdrungenen Felsteile aufgelockert und
abgesprengt. So wird die Mulde im Laufe der Zeiten allmählich erweitert und vertieft.
Viele meinen jedoch, daß die Vertiefungen des Taufsteines künstlich erweitert worden seien und daß hier die Wenden ihre Opferfeste
gefeiert hätten. Jedenfalls wurde unsere Phantasie mächtig erregt, als uns unser Lehrer erzählte von dem Priester in langem
Linnengewand, von dem todgeweihtem Opfertier, das mit dem Kopf über die große Mulde gezogen wird, dem Getümmel des froh
und ernst gestimmten Volkes, alles vom Schein des lohenden Opferfeuers beleuchtet. Auch wurde uns folgende Sage vom Taufstein erzählt:
In einer Schlacht zwischen den deutschen Christen und den heidnischen Wenden wurde von den Deutschen ein Knabe gefangen
und mit fortgeschleppt. Er erhielt christlichen Unterricht, wurde getauft und Johannes genannt. Später zog es ihn nach seiner Heimat zurück.
Hier errettete er einen Kriegsgefangenen, der geopfert werden sollte, vom sicheren Tode. In ihm gewann er seinen ersten Täufling.
Nun folgten auch andere, eine kleine Christenschar entstand. Als die Christen am alten Opferstein ihr erstes Pfingstfest feierten, legten
die zurückgebliebenen Heiden im Dorfe Feuer an und flohen dann talwärts, wo sie sich aufs neue ansiedelten. So entstand im Gegensatz
zu Obercrinitz der Ort Niedercrinitz. Aber die Feindschaft zwischen beiden sollte ein baldiges Ende haben. Ein heißer Tag brachte einen schwülen
Abend. In der Nacht zuckten Blitze auf und zündeten in dem Dorfe der Heiden. Da zeigte sich der neue Geist der Christen von Obercrinitz:
anstatt Schadenfreude zu haben, eilten sie talabwärts und brachten den Heiden Speise und Trank. Solche Liebe erwärmte ihre Herzen,
und sie nahmen willig den Christenglauben an, und Johannes mußte sie am alten Opferstein taufen, der Stein aber wurde ein Wallfahrtsort
der beiden Gemeinden.
Aber all das ist eben eine Sage. Unser Lehrer zeigte uns, daß Obercrinitz sowohl, als auch Niedercrinitz waldhufendörfer und damit rein
deutsche Siedlungen sind. Auch haben die geschichtlichen Forschungen erwiesen, daß die wendischen Siedlungen nur an der Mulde
bis etwa Wilkau-Haßlau reichten. Wendische Jäger können allerdings tiefer in den Urwald des Erzgebirges eingedrungen sein und dem
Bach den Namen Crinitz, was Krumbach bedeutet, gegeben haben...
(Steinerne Zeugen der Vergangenheit, erschienen im Zwickauer Heimatbogen Nr.9, 1927, S.16-17)