Beiträge zur Geschichte der Steinkreuze |
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Drei Steinkreuze um das "Dreiländereck"
Von HANS BUCKA, Rehau
Die Gegend um Kaiserhammer, Prex und ums Dreilandereck war schon immer reich an Sagen und Geschichten. Es ist daher selbstverständlich,
daß die im Umkreis des Dreiländerecks vorhandenen alten Steinkreuze in diesen Sagen vorkommen.
Nur 500 m südöstlich des Dreiländerecks steht das Steinkreuz in Kaiserhammer auf
tschechischem (ehemals böhmischen) Gebiet. Etwas mehr als zwei Kilometer nordnordwestlich finden wir das Steinkreuz in Posseck
in der ehemaligen DDR (auf sächsischem Gebiet). Und 1200m nordwestlich steht das Steinkreuz bei Nentschau / Mittelhammer
auf bayerischem Gebiet.
Das Dreiländereck hat seinen Namen von den drei hier zusammenführenden Ländern, den ehemaligen Königreichen Bayern, Sachsen und Böhmen, später
Bundesrepublik Deutschland / Bayern, Deutsche Demokratische Republik und Tschechoslowakische Republik (CSSR, CSFR). Bei dieser bedeutsamen und wichtigen
Grenzstelle steht der Landesgrenzstein Nr.1. An dem großen, wuchtigen Grenzstein ließen sich früher gern Grenzbesucher und auch Grenzbeamte in ihren
unterschiedlichen Uniformen als bayerische, sächsische und böhmische Grenzer fotografieren. Am Grenzstein Nr.1 beginnt die 356km lange bayerisch-tschechische
Landesgrenze. Heute ist die deutsch-tschechische Grenze durch die sächsisch-tschechische Grenze erheblich länger geworden. Direkt am Dreiländereck, auf
böhmisch-tschechischem Boden, stand viele Jahre die Untere Mühle, auch Hofmannsmühle genannt.
Diese ehemalige Mühle war wegen ihres originellen Standortes und der guten Bewirtschaftung ein weithin bekanntes und viel besuchtes Grenzwirtshaus. Hier kehrten
die Grenzer aus drei Ländern ein. Aus dem ganzen Umland kamen die Besucher zur Einkehr in die Grenzschänke. Auch viele Schulklassen suchten mit ihren Lehrern
bei Schulausflügen das Gasthaus am Dreiländereck gerne auf.
Zum Andenken an die am 10.5.1881 erfolgte Trauung des österreichischen Kronprinzen Rudolf mit der Prinzessin Stefanie wurden damals am Dreiländereck die
"Kronprinz-Rudolf-" und die "Stefanie-Eiche" gepflanzt. Die Hofmannsmühle wurde 1946 von den Tschechen in Brand gesteckt und die Ruine später dem Erdboden
gleichgemacht. Heute erinnern nur noch Strauch- und Buschwerk mit Brennesselgestrüpp an das einstige beliebte Grenzwirtshaus.
Das Dreiländereck wurde auch durch ein deutsches Soldatengrab weithin bekannt. Noch im Juli 1945 fand hier ein deutscher Soldat den Tod durch tschechische
Partisanen. Der tote Soldat erhielt in unmittelbarer Nähe des Dreiländerecks seine letzte Ruhestätte. Einwohner aus Prex und Angehörige der Grenzpolizei pflegen
vorbildlich die Grabstätte.
Das Steinkreuz bei Nentschau (Bayern)
Am ehemaligen Kirchensteig von Mittelhammer nach Posseck stand dieses alte Kreuz. Es wurde im April 1980 an die Straße von Nentschau nach Unterwieden -
Mittelhammer versetzt, weil im Rahmen der Flurbereinigung der Stein nun in der Mitte eines Feldes stand. Der neue Standort liegt 200m östlich des alten Platzes. Er
wurde in Absprache mit dem Flurbereinigungsamt und den Heimatpflegern festgelegt. In Sichtweite zum Grenzzaun der damaligen DDR wurde er durch Anpflanzung von
vier Eichen besonders kenntlich gemacht.
Das Steinkreuz ist aus Granit. Es ist schon sehr stark verwittert. Von den Kreuzarmen ist nur noch wenig zu sehen. Die Maße sind 93x46x26cm und die ganze
Länge beträgt 125cm. Der Stamm verbreitert sich nach unten. Drei Sagen sind uns von dem Kreuz überliefert:
1. Zwei Kirchgänger aus Mittelhammer gerieten in Streit und sollen sich hier gegen-seitig umgebracht haben.
2. Zwei Burschen auf dem Heimweg vom Gottesdienst in Posseck hatten Streit. Dabei erschlug der eine, der sehr jähzornig war, seinen Begleiter.
3. Im Dreißigjährigen Krieg soll hier ein Oberst gefallen und auch begraben sein. Seine Soldaten hätten das Steinkreuz aufgestellt. |
Das Steinkreuz in Posseck (Sachsen)
Wenn wir vom bayerischen Dorf Nentschau in das nur drei Kilometer entfernte sächsische Dorf Posseck wollen, ist das heute kein Problem. Es gibt keine
deutsch-deutsche Grenze mehr. Auf unserem Weg kommen wir auf der Anhöhe hinter Nentschau an einem hohen Holzkreuz vorbei. Seine Kreuzmitte ist mit Stacheldraht
umschlungen. Es ist ein Mahn- und Gedenkkreuz und soll an die deutsche Teilung erinnern. Die katholische Jugend Rehau stellte es im Jahre 1961 auf. Von hier aus
hatte man auch einen weiten Ausblick zum ehemaligen Grenzgitterzaun und dem Grenzstreifen.
Das Steinkreuz in Posseck wird 1928 von dem Nestor der sächsischen Steinkreuzforschung Dr. Kuhfahl
in seiner Bestandsaufnahme erwähnt. In der Steinkreuzliteratur taucht das Kreuz von 1888 bis 1969 regelmäßig auf. Trotz Grenzsperrzone, die nur mit Sonderausweis
betreten werden durfte, erscheint im Steinkreuzinventar Sachsen, Band II, von H. J. Wendt 1979 eine ausführliche Beschreibung des Kreuzes.
In ihr werden die Maße mit 150x106x25cm angegeben. Als Material wurde von einem Fachgeologen Zweiglimmergranit festgestellt. Die eingeritzte Jahreszahl 1779
und ein stabähnlicher Gegenstand (Schwert?) sind fast nicht mehr erkennbar. Nach einer mündlichen Überlieferung soll das Kreuz ursprünglich keine Jahreszahl gehabt
haben. Diese soll erst später eingeritzt worden sein. Es steht jetzt (1979) an der westlichen Seite des Dorfplatzes vor dem Grundstück Haus Nr.85. Bis etwa 1910 soll
der Standort gegenüber am Haus Nr.78 gewesen sein. Der Sage nach fand hier ein schwedischer Oberst im Dreißigjährigen Krieg den Tod.
Heute steht das Kreuz am westlichen Dorfplatz an einem Gartenzaun, von Buschwerk halb verdeckt. Obwohl es in elf Jahren 40cm tiefer eingesunken ist, wirkt es
auch heute noch als ein großes, wuchtiges Steindenkmal. Von der ehemals eingemeißelten Jahreszahl ist nur noch "79" gut lesbar.
Das Steinkreuz in Kaiserhammer (Böhmen, CSFR).
Der Sage nach trieben einst an der oberen Regnitz (Zinnbach) Raubritter ihr Unwesen. Der im Jahre 1148 in Eger weilende Kaiser Friedrich Barbarossa ließ den
Räubern das Handwerk legen und ordnete an, daß aus dem Räubernest ein Hammer mit Waffenschmiede errichtet wird. So weit die Überlieferung, für die es aber keine
Belege gibt.
Der "Obere Hammer" wird bereits 1396 in einer Urkunde erwähnt. Ursprünglich soll es sogar zwei Hammerwerke gegeben haben. Im 18. Jahrhundert erlosch der
Hammerbetrieb, der wohl einer Familie Kaiser gehörte und von der auch der Name Kaiserhammer stammen dürfte. Die ehemaligen Hammerwerke wurden später zu
Mühlen umgebaut, um die vorhandene Wasserkraft des Zinnbaches zu nutzen. Die Einwohner von Kaiserhammer waren früher nach Regnitzlosau eingepfarrt und lange
Zeit gingen ihre Kinder in Prex zur Schule. Eine einst viel befahrene Altstraße (auch ältester Roßbacher Kirchweg nach Regnitzlosau) zog sich von Gottmannsgrün,
Kaiserhammer nach Hof.
Heute ist die Straße sehr verwachsen. Bei der Abzweigung der Straße nach Hinterprex und Prex (die Brücke über den Zinnbach wurde 1946 gesprengt) steht das
Steinkreuz am Wegesrand. Es befindet sich inmitten von Buschgestrüpp und Baumgruppen und ist von der deutschen Seite des Zinnbaches aus nur im Frühjahr oder
Herbst zu sehen. K. Alberti schrieb 1898: "Die Arme des Kreuzes sind 34cm, der Stamm ist oben 30cm, am Fuße jedoch 42cm breit. Die Gesamthöhe beträgt 104cm,
die Breite jedoch nur 74cm, da die Seitenarme sehr kurz sind. Sie scheinen seitlich abgerundet zu sein. Das Steinkreuz soll zum Andenken an einen Offizier errichtet
worden sein, der hier im Zweikampf umkam". Soweit Alberti.
Die aktuellen Maße (1990) sind: 110x75x26cm. Von der Verbreiterung des Stammes nach unten (wie Alberti es vor fast 100 Jahren beschrieb) ist aber nichts zu
sehen. Die kurzen Arme sind abgerundet. Als Material dürfen wir mit Sicherheit Granit annehmen.
Aus einem Sagenbüchlein von O. Brey aus dem Jahre 1936 erfahren wir, daß bei dem Steinkreuz ein Kampf zwischen zwei Rittern stattgefunden hat. Sie erstachen
sich gegenseitig und wurden an ihrem Kampfplatz begraben. Zu ihrem Gedächtnis stellte man dieses Steinkreuz auf. Weiter wird in diesem Büchlein berichtet, daß vor
einiger Zeit (also vor 1936) einige Männer aus Kaiserhammer das Steinkreuz ausgruben. Sie wollten wissen, was unter ihm ist und fanden - nichts. Um spätere
Schatzgräber und Heimatforscher in die Irre zu führen, legten sie unter das Steinkreuz einen alten verrosteten Säbel.
Im Jahre 1941 erschien in Plauen ein Büchlein von Paul Apitzsch mit dem Titel: "Wo auf hohen Tannenspitzen. Besinnliche Wanderungen im Vogtlande". Auf
Seite 140 wird sehr ausführlich eine Wanderung zu unseren drei Steinkreuzen in der Nähe des Dreiländerecks geschildert.
Literatur:
Alberti, K.: "Alte Steinkreuze im Ascher Bezirk und in dessen nächster Umgebung". Unser Vogtland, Bd. 4/1898.
Brey, O.: "Sagen und Geschichten aus dem Regnitzwinkel", 1936.
Apitzsch, P.: "Wo auf hohen Tannenspitzen", Plauen 1941.
Hofmann, H.: "Das Heimatbuch von Roßbach", Hof 1970.
Bucka, Hs.: "Die Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau", 1969.
Wendt, H. J.: "Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen", Bd. II, 1979.
Bucka, Hs. / Heland, O.: "Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Hof und in der Stadt Hof", Hof 1986.
Bucka, Hs.: "Die 3 Steinkreuze am Dreiländereck in Nordostoberfranken". Steinkreuzfor-schung Regensburg, Sammelband Nr.18/1991.
(Der Siebenstern, Nr.5/1992, S.182-184)
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