Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus der Altmark


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zum Kreuz Das Kreuz auf der Friedhofsmauer in Badingen - 39579 Badingen
In die südwestliche Ecke der Kirchhofsmauer von Badingen ist in die Feldsteinmauer ein Steinkreuz so eingemauert, daß es die Mauer überragt. Während die einen erzählen, daß es ein Sühnekreuz für einen Mord ist, wissen andere, daß hier der Teufel einen Übergang zum Kirchhof hatte, um bequem die Seelen der ihm zugefallenen Badinger zu holen. Aber die Badinger wollten ihm das unmöglich machen und setzten als Sperre ein Kreuz in die Mauer.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)

zum Kreuz Die beiden Steinkreuze von Berg - 39638 Berge
In Berge stehen in einem Winkel des Friedhofes, nahe der Pfarre, zwei Steinkreuze. Von ihnen wird berichtet, daß der Schulze von Berge sehr begütert war und daß dessen Landbesitz dem Edelmann des Dorfes in der Nase stak. Der Edelhof lag an der einen Seite des Kirchhofes, der Schulzenhof entgegengesetzt auf der anderen. Der alte Ortsschulze war noch kerngesund, er hatte zwei Söhne; an ein Aussterben des Geschlechts war daher für den Edelmann nicht zu denken. So versuchte dieser nun die beiden Söhne gegeneinander aufzuhetzen. Zu dem Jüngeren sagte er: "Du bist zwar der Jüngere, aber deshalb nicht schlechter wie Dein Bruder. Sollst Du nun deswegen auf Dein Erbteil verzichten und Dein Leben lang der Knecht Deines Bruders sein?" Dem Älteren gegenüber gebrauchte er folgende Worte: "Du bist zwar der Ältere und eigentlich Erbe, aber ich würde mir an Deiner Stelle nicht nachreden lassen aus Selbstsüchtigkeit Alleinerbe zu werden!" Mit diesen Worten erreichte er, daß sich beide einem Gottesurteil unterwarfen und zu diesem Zweck, nach dem Vorschlag des Edelmanns, einen Zweikampf durchführen wollten. - Der arglistige Edelmann zeigte ihnen zwei gleich aussehende Reiterpistolen, von denen nur eine geladen werden würde, so daß einer der beiden fallen mußte. Der Ritter hatte aber beide Pistolen geladen und als sich nun die Brüder auf dem Friedhof zum Kampf stellten, schössen sie auf den Zuruf des Edelmanns gleichzeitig los und fielen beide getroffen zu Boden. Nun hatte der Schulze keinen leiblichen Erben mehr und sein Besitz mußte nach seinem Tode an den Edelmann fallen. Aber der hatte kein Interesse noch Jahre zu warten. Wenige Monate nach dem Tod der Söhne fand man auch den Schulzen erschossen in seinem Zimmer. Es wurde zwar gemunkelt, daß der Edelmann mit einer Windbüchse von seinem Hof aus über den Friedhof hinweg geschossen habe, aber das war nicht zu beweisen und so künden nur die beiden Kreuze auf dem Friedhof von dem Tod der beiden Schulzensöhne.
Früher soll noch an der Kirche ein Grabstein gestanden haben, auf dem nur noch die Worte: "... ist erschossen worden." zu lesen waren. Der Edelmann soll der aus dem Dreißigjährigen Krieg berüchtigte General von Kannenberg gewesen sein, der auf dem Schulzenhofe 16 Kossätenstellen einrichten ließ.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)

zum Kreuz Das Berkauer Kreuz - 39624 Berkau
Vor einigen hundert Jahren brauchten die Berkauer eine neue große Glocke für ihre Kirche. Es fand sich auch ein tüchtiger Glockengießer, der am Standort des Kreuzes in der Kiesgrube die Vorbereitungen für den Glockenguß traf. Allein, ehe der Meister die flüssige Glockenspeise in die Form lassen wollte, glaubte er, daß er noch etwas vergessen habe und eilte nach Bismark zu dessen Beschaffung. Seinen Lehrling ließ er als Wache am Gußort zurück. Der Lehrling aber öffnete den Ofen nach dem Weggang des Meisters und ließ die Glockenspeise in die Form laufen. Als der Meister zurückkam war die Glocke fertig. Vor Zorn über die Voreiligkeit des Jungen erschlug er diesen und verscharrte die Leiche im Sand. Die Glocke hatte einen ganz vorzüglichen Klang, aber auch die Tat des Meisters wurde ruchbar. Unter Berücksichtigung, daß der Junge gegen sein Gebot gehandelt hatte, wurde der Meister nicht mit dem Tode bestraft, sondern mußte eigenhändig ein Kreuz aushauen und an der Stelle der Unglückstat aufrichten.
Eine ähnliche Geschichte erzählt man auch von Groß-Möhringen und vom Glockenstein bei Rahde, der steht aber schon auf niedersächsischem Gebiet. In Groß-Möhringen soll aber nicht der Lehrling, sondern der Geselle vom Meister erschlagen worden sein. Der Meister war nach Stendal gegangen, um dort angeblich Fehlendes zu holen. Aber der aufmerksame Geselle hatte gemerkt, daß der Meister sich nur getäuscht hatte und nahm deshalb den wohlgeratenen Glockenguß vor.
Andere wollen freilich wissen, daß das Berkauer Kreuz ursprünglich in Bismark, nahe der "Goldenen Laus", einer alten Wallfahrtskirche gestanden haben soll. Hier hat es unter den Pilgern, die wegen eines berühmten Bildes nach hier kamen, viel Wunder getan. Als aber unter den Pilgern einmal eine Mordtat geschah, belegte der Propst den Ort mit dem Bann und das Kreuz wurde nach Berkau gebracht.
Leider wurde das Kreuz in den 1950er Jahren von einem schweren Fahrzeug angefahren und zerbrach dabei in drei Teile, die leider nicht mehr geborgen wurden. Einen Arm hatte das Kreuz schon vorher verloren.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)

2. Variante
Das Sühnekreuz von Berkau
von Bärbel David, Ortschronistin, 26. Mai 1998
Das Sühnekreuz von Berkau steht am Eingang zum Ehrenfriedhof unserer Denkmalanlage für die Opfer und Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Im Laufe der Geschichte wurde schon mehrfach der Standort des Kreuzes gewechselt. Seinen jetzigen Platz hat das Sühnekreuz anlässlich der Vorbereitung und Durchführung der 750-Jahr-Feier der Gemeinde Berkau im Jahre 1988 erhalten.
Das in gotischem Stil errichtete Sandsteinkreuz ist ein so genanntes "Sühnekreuz", an dem der linke obere Kreuzteil fehlt. Aus der Tatsache, dass es im gotischen Stil ausgeführt wurde, kann gefolgert werden, dass es zumindest nicht vor dieser Stilepoche entstand. Da die Gotik den Zeitraum von etwa 1235 bis 1525 umfasst, dürfte das Kreuz nicht älter als jetzt 760 Jahre sein. Nach einer Mitteilung des Sächsischen Denkmalarchivs, Abteilung für Steinkreuzforschung, in Dresden, aus den 30er Jahren handelt es sich bei dem Berkauer Kreuz um ein Exemplar, dass sich durch besondere Höhe auszeichnet und mehrfach literarisch erwähnt ist. Es wird mehrfach mit Pilgerzügen in Verbindung gebracht. Die genannte Forschungsstelle war jedoch nicht in der Lage, über Zweck und Ursprung dieser Art von Kreuzen etwas mitzuteilen. Leider wurden auch nicht die Stellen angegeben, an denen man etwas über das Berkauer Kreuz nachlesen kann. Dass man das Kreuz mit Pilgerzügen in Verbindung bringt, passt zu der folgenden Überlieferung, die auch die Bezeichnung "Sühnekreuz" rechtfertigt. .
Allgemein bekannt ist die "Goldene Laus" in Bismark und die damit verknüpfte Sage. Danach fiel in einer Nacht des Jahres 1240 ein goldenes Kreuz vom Himmel, das "große Wunder" tat und Kranke allerlei Gebrechen heilte. Das sprach sich im Lande schnell herum. Viele Leute pilgerten einzeln und in Scharen nach Bismark, um die Wundertätigkeit des goldenen Kreuzes zu erproben.
Man baute aus dem Erlös der reichen Gaben, die von den Wundergläubigen gebracht wurden, eine Wallfahrtskirche. Davon ist der Turm, die "Goldene Laus", noch heute erhalten. Hier strömten nun die Pilger. Sie brachten im Laufe der Jahre viel Geld nach Bismark. Die Bismarker waren zufrieden, denn Handel und Geschäfte blühten und die Herbergen und Gastwirtschaften kamen nicht zu kurz.
Da geschah es einmal, dass ein Mann einen anderen im Streit erschlug. Ob der Täter nun eine hochgestellte Persönlichkeit war oder ob der Rechtsbrauch es damals so verlangte, bleibt dahingestellt, kurz, er musste als Sühne für die Tat am Tatort ein steinernes Kreuz errichten lassen, was denn auch geschah. Nun soll damals ein weiterer Brauch bestanden haben, wonach nämlich die Pilger nicht mehr zu einer Kirche wallfahren durften, in deren Bereich ein solches "Sühnekreuz" stand. Das wäre ein schwerer Schlag für die Bismarker Geschäftswelt und auch für die Geistlichen gewesen, denn auch den Geistlichen und auch der Kirche brachten die Wallfahrten reichen Segen. Was tun? Man kam auf den Gedanken, das Kreuz zu entfernen. Bei Nacht und Nebel wurde es ausgegraben und nach Berkau gebracht, wo man es aufstellte. Vielleicht ging beim Transport nicht alles so glatt und der heute fehlende Teil brach damals ab und ging verloren. Das ist jedoch nicht erwiesen. Jedenfalls konnte die Bismarker Wallfahrtskirche nun weiter ihre Wallfahrer empfangen. Soweit die Überlieferung.
Ob sich die Sache nun so verhält, wie eben geschildert, ist heute nicht mehr festzustellen. Solange wir durch weitere Forschungen keine bessere Erklärung über die Herkunft dieses Kreuzes haben, mag diese Oberlieferung genügen.
Es gibt noch mehr solcher Kreuze. Allerdings ist ihre Zahl nicht groß. Die meisten Kreuze sind verhältnismäßig niedrig und haben eine Höhe von ungefähr 50 bis 70cm. Das Berkauer Kreuz ist eines der größten Kreuze (über 1,50m) wenn nicht überhaupt das größte dieser Art. In unserer Chronik findet das Sandsteinkreuz einen Platz unter den Kulturdenkmälern. In der Anlage des Ehrenhains wird es bepflanzt und gepflegt. Von den Dorfbewohnern und seinen Besuchern wird es bestaunt und besichtigt. Für die Nachwelt werden wir diese Geschichte aufschreiben.
(Block, Helmut Kurt: Das Wissen der Region - Bismark - Kläden, Edition des Kulturfördervereins östliche Altmark e.V., 2007, S.22-23)

Das Steinkreuz von Kleinau - 39606 Kleinau
Nahe des alten Ortsausganges von Kleinau, in Richtung Dessau, steht ein hohes Steinkreuz. An ihm sollen nach Aussagen älterer Ortseinwohner ein französischer General im Siebenjährigen Krieg oder in den Napoleonskriegen durch einen Meuchelmord umgebracht worden sein.
Nach anderen soll aber hier eine Dame, als ihre Pferde an der leicht abschüssigen Stelle durchgingen, aus der Kutsche gesprungen und zu Tode gefallen sein.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)

Das Emmakreuz oder der Nonnenstein von Krevese - 39606 Krevese
Im Hagen von Krevese stand einst ein Kreuz, dessen Fußteil noch im vorigen Jahrhundert vorhanden war und das mit dem ehemals hier bestandenem Jungfrauenkloster in Verbindung gebracht wird. Zwei Brüder von Goldberge hatten eine Schwester Emma, die sie ins Kloster bringen wollten, damit sie ihr Erbteil nicht mir ihr teilen mußten. Der war aber kein Nonnenfleisch gewachsen und sie hatte auch schon einen Liebsten. Um nun dem Kloster leichter und unauffälliger entfliehen zu können, zündete sie es kurzerhand an. Die Brüder hatten aber davon erfahren und verfolgten ihre Schwester, wobei sie der eine auf der Flucht einfach erstach.
An der Mordstelle wurde das Emmakreuz, andere sagen Nonnenstein dazu, aufgerichtet. Die beiden Brüder Goldberge wurden aber wegen des Geschwistermordes des Landes verwiesen und ihr Besitz dem Kloster übereignet.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)

Das Kreuz bei Crevese - 39606 Krevese
   Vor dreihundert Jahren befand sich in dem Holze bei Crevese, welches die Geltberge hieß, ein Kreuz, das war zum Andenken an eine gräßliche That aufgerichtet. Einst war nämlich ein junges Fräulein aus dem Geschlecht der Geltberge, die sich auch von Osterburg nannten, von ihren Brüdern gezwungen worden ins Kloster zu gehen, obgleich sie lieber hätte nach Gottes Willen in der Welt leben und sich der heiligen Ehe erfreuen mögen. Wie sie nun da ihr Leben in Trauern hingebracht , ist ihr der schreckliche Gedanke gekommen, das Kloster anzustecken und sich so zu befreien. Das hat sie auch ausgeführt. Doch einer der Brüder begegnete ihr im Dickicht des Waldes auf ihrer Flucht und ersticht sie in jähem Zorn. Da hat man nachmals an der Stelle das Kreuz aufgerichtet; die Güter der Geltberge aber wurden, nachdem sie wegen Ermordung ihrer Schwester, die, obschon eine Mordbrennerin, doch eine Nonne war, in den Bann gethan waren, eingezogen und davon das Kloster, das ganz zerstört war, wieder aufgebaut. Die Geltberge oder von Osterburg sind aus dem Lande gekommen und seit der Zeit verschwunden.
(Kuhn, Adalbert - Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhang von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S.44)
(Entzelt - Chronik der Altmark S.62)

zum Kreuz Der Kreuzstein von Schäplitz - 39579 Schäplitz
1. Variante
In der Nähe des Dorfes Schäplitz lebte einst ein habgieriger Edelmann, der suchte seine Macht auf jede weise auszudehnen. Lange duckten sich die Bewohner von Schäplitz vor den Drangsalierungen und Betrügereien des Edelmannes, denn er war ihr Herr, und was er sagte, galt als Gesetz, und jede Widersetzlichkeit zog die schlimmsten Folgen nach sich.
Doch eines Tages hielten es die Bauern nicht mehr aus. Der Edelmann nahm ihnen frech ständig mehr von ihrem alten Gemeindeland weg - das konnte und durfte nicht mehr so weitergehen! Die Bauern beauftragten den Dorfschulzen, nach Stendal zu gehen und dort ihre Sache zu vertreten. So kam es zum Streit zwischen dem Dorfschulzen und dem Edelmann, ein Streit, der nun vor Gericht in Stendal ausgetragen wurde.
Der Edelmann konnte wohl in Schäplitz das große Wort des Feudalherren führen, aber in Stendal galt er nicht viel, hier herrschten andere, größere Herren, die hochmütig auf die kleinen Krauter draußen in den Dörfern herabsehen konnten. So brauchte das Gericht in Stendal nicht lange, um die Wahrheit herauszufinden, denn die Sache war ja von vorn herein klar. Wohl gebührten dem Edelmann alle Rechte als Herr, aber die von ihm beanspruchten Ackerstücke gehörten rechtmäßig nun einmal der Gemeinde. Die Klage des Dorfschulzen wurde also als berechtigt anerkannt.
Der Edelmann, der es gewohnt war, immer Recht zu bekommen, konnte das gar nicht fassen. Wütend verließ er Stendal und ritt nach Hause auf sein Schloß. Dort hielt er es nicht aus, er ritt nach Schäplitz, um die ihm hörigen Bauern erst recht zu drangsalierten. Unterwegs begegnete er dem Dorfschulzen, der zu Fuß aus Stendal nach Schäplitz eilte, den Bauern von ihrem Sieg zu berichten. Als der Edelmann den Zeugen seiner Niederlage zu Gesicht bekam, geriet er so in Wut, daß er seine Pistole aus dem Wams zog und den Bauern hinterrücks erschoß.
Dort, wo der Edelmann den Mord am Dorfschulzen begangen hatte, stellten die Bauern von Schäplitz später einen Stein auf, den alle nur den 'Mordstein' nannten
(Volksstimme 2.11.1987)

2. Variante
Der Ortsschulze von Schäplitz und ein auf einem benachbarten Dorfe wohnender Edelmann hatten einen Streit gehabt, der zu Gunsten des ersteren zu Stendal entschieden war. Auf der Heimreise von Stendal sei der Edelmann gegen den Dorfschulzen so erbittert gewesen, daß er ihn unterwegs mehrfach mit dem Tode bedrohte. Der Schulze bat seinen Gegner inbrünstig, ihn doch so lange leben zu lassen, bis er auf seinem Acker angekommen sei. Hier habe dann der Edelmann den Schulzen widerrechtlich niedergeschossen.
(Altmärkischer Sagenschatz; gesammelt vom Lehrerverband der Altmark; Leipzig und Berlin 1908; Verlag von Julius Klinkhardt)

3. Variante
Der Schulze von Schäplitz hatte mit einem Edelmann einen langwierigen Streit, der endlich vor dem Gericht in Stendal zu einem Abschluß kam. Der Ritter war der Verlierer, und das erbitterte ihn dermaßen, daß er den Bauern nach der Urteilsspechung verfolgte und ihm nicht mehr von der Seite wich. Er drohte ständig mit Mord, doch der Schulze bat, ihn doch erst einmal seine Heimat, seine Feldmark erreichen zu lassen. Kaum hatte er sie betreten, da schoß ihn der Ritter nieder.
(Hanns H.F. Schmidt - Das große Sagenbuch der Altmark; Teil 2, Seite 199; Dr. Ziethen Verlag Oschersleben 1994)

Das verlorene Steinkreuz vom Ünglinger Tor in Stendal - 39576 Stendal
Der Baumeister, der in Stendal das Tangermünder Tor erbaute, bekam vom Rat der Stadt auch den Auftrag, das Ünglinger Tor zu bauen. Sein Entwurf fand auch die Zustimmung des Rates, obwohl es nur eine Wiederholung des Tangermünder Tores war. Aber auch dem Stadtrat von Gardelegen gefiel die Ausführung des Tangermünder Tores und sie baten daher den Baumeister um einen Besuch in ihrer Stadt, damit er auch für ihre Tore ihnen gefällige Entwürfe fertige. Der Baumeister nahm die Einladung natürlich gern an und beauftragte seinen Gesellen während seiner Abwesenheit das Ünglinger Tor nach seinen Plänen zu bauen. Der Geselle hatte aber auch ohne Wissen des Meisters einen eigenen Plan gefertigt und baute das Tor weit schöner als es der Plan seines Meisters vorsah. Als der Meister nun nach längerer Zeit von Gardelegen zurückkehrte, erfaßte ihm beim Anblick des Tores der Neid. Voll Zorn und Eifersucht bestieg er mit dem Gesellen den Torturm, um zu überprüfen, daß auch nichts vergessen worden sei. Auf dem oberen Absatz erschlug der Meister heimtückischer Weise den vorausgehenden Gesellen mit einem Hammer und stürzte die Leiche vom Turm, damit es so aussah, als ob der Tote sein Leben durch einen Fehltritt verloren hatte. Aber die Tat wurde ruchbar und der Baumeister mußte an der Stelle, an der die Leiche unten aufgeschlagen war, ein Steinkreuz setzen, das leider schon vor langer Zeit verloren gegangen ist, aber um 1840 soll es noch gestanden haben.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)

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