Die Kreuzwiese zu Adorf - 09331 Adorf
In alten Zeiten lebte einmal zu Adorf ein Müller. Seine Mühle stand mitten irn Dorfe. Das Wasser des kleinen Dorfbaches reichte
oft nicht aus, die Mühle zu treiben. Darum baute sich der Müller unten an der Würschnitz eine neue . Er ließ einen mehrere Ellen
hohen Damm in der Flußaue errichten und staute damit das Wasser an. Dann wollte er alle Bauern zwingen, bei ihm mahlen zu lassen.
Die dachten aber gar nicht daran, denn der Müller war geizig und habsüchtig und nahm ihnen für das Mahlen mehr ab, als ihm
zustand. An einem Sonntagvormittag trafen sich alle Bauern auf einer Wiese in der Nähe der Mühle, um über die „Zwangsmühle" zu
beraten. Der Müller war unter ihnen. Bald entbrannte ein heftiger Streit. Ein Wort gab das andere. Die Wut der Bauern stieg immer
mehr. Der Müller sah von allen Seiten nur erbitterte Gesichter. Schließlich kam es zu einem Handgemenge, in dem der Müller getötet
wurde. Die erbosten Bauern drangen bis zur Mühle vor, töteten die Frau und das Kind und verwüsteten das Anwesen. Damit aber
nicht ein einzelner für die Tat büßen sollte, versetzten alle dem sterbenden Müller einen Schlag.
Nach damaligem Recht und Gesetz errichtete man am Tatort ein Sühnekreuz. Die Wiese, auf der es stand, nannte man die
Kreuzwiese. So heißt sie bis auf den heutigen Tag, nur das Kreuz ist verschwunden. Doch der Damm ist noch zum Teil erhalten.
Er wird im Volksmund Höllendamm genannt.
(Aus dem Sagenschatz unserer Heimat, Kulturbund der DDR, 1956)
Der rote Stein in der Kirchgasse zu Annaberg - 09456 Annaberg
Auf der unteren Hälfte der Großen Kirchgasse in Annaberg befindet sich im Pflaster ein roter Stein, von dem folgendes erzählt wird:
Ein Chorknabe stand in der Galerie des Kirchturms und ward von einem Windstoß gefaßt und herabgeworfen. Da ihm aber sein
Chormantel als Fallschirm diente, so kam er glücklich und wohlbehalten auf die erde. Dies sah ein Schieferdecker, und alsbald kam
dem verwegenen Gesellen ein Lüsten an, dieselbe Fahrt, die ihm lustig genug schien, auch zu versuchen. Er nahm also einen Mantel
um, stieg auf den Turm und sprang herab. Aber wehe, der Mantel verwickelte sich und kopfüber im jählingen Sturze schmetterte der
tollkühne Schieferdecker auf das Pflaster. Wo er seinen blutigen Tod fand, setzte man zum Andenken an diese Begebenheit den
roten Stein ins Pflaster.
(Ziehnert, Widar - Sachsens Volkssagen, 1881, S.458)
Die drei Kreuze bei Brand - 09618 Brand-Erbisdorf
Vor dem Bergstädtchen Brand, welches in der Nähe von Freiberg liegt, standen seit uralten Zeiten drei Kreuze. Am 2. Mai des Jahres
1574 wurde statt der ursprünglich hölzernen, welche ganz morsch geworden waren, auf Kosten der Knappschaft und Berggewerke
drei steinern mit Gehäuse und Schieferdach gesetzt. Diese warf den 10. November 1582 ein heftiger Sturmwind wieder um, wobei eine
Magd, die aus Freiberg Semmeln geholt und sich bei den Kreuzen, um auszuruhen, niedergesetzt hatte , von den Werkstücken
erschlagen ward. Am 29. Juli1608 wurden sie abermals erneuert und standen lange unversehrt, bis der Sturm vom 10. November
1800 wieder zwei von ihnen umstürzte. Jetzt stehen drei hölzerne Kreuze, jedes gegen neun Ellen hoch.
Als Entstehungsursache dieser Kreuze erzählt man aber folgendes. In einem Kriege, niemand weiß in welchen, ist Freiberg
belagert worden und hat eine große Summe als Brandschatzung geben sollen, diese aber nicht gleich aufbringen können, also drei
Ratsherren als Geiseln gestellt. Weil ihnen aber inzwischen Entsatz kommen ist, so haben sie einen Boten ins feindliche Lager
geschickt, der den Ratsherren insgeheim kundtat, wie die Sachen stünden, und dass sie womöglich in der kommenden Nacht
entfliehen möchten, denn die Stadt sei nicht gesonnen, diese hohe Summe zu bezahlen. Hierauf sind dann die Ratsherren ihrer Haft
entflohen, und auch glücklich bis vor das Lager gekommen, hier aber eingeholt und am anderen Morgen für ihren Wortbruch durch
das Schwert hingerichtet worden. Nachher hat dann die Stadt zum Andenken ihrer unglücklichen Ratsherren an der Stelle, wo sie
hatten sterben müssen, die drei Kreuze errichten lassen.
(Ziehnert, Widar - Sachsens Volkssagen, 1881, S.445)
Die zwei Messer zu Eibenstock - 08309 Eibenstock
Am Ostermontag des Jahres 1621 sind bei dem Schenkwirt Hans Meichsner zu Eibenstock zwei junge Burschen von 18 Jahren,
G. Unger und Chr. Fröhlich, zu Biere gewesen, aber miteinander uneins geworden und haben sich geschlagen. Solches haben sie
so lange getrieben, bis Fröhlich mit einem Messer dem Unger gegen das Herz einen Stich gegeben, darüber er alsbald gestorben.
Zuvor aber hat Unger das Messer wieder herausgezogen und dem Fröhlich wieder gestochen, doch hat sich dieser auf die Flucht
begeben. Hernach ist über ihn auf dem Markte öffentlich Halsgericht gehalten.
Damit aber diese schreckliche Tat den Nachkommen im Gedächtnis bleiben möge, sind zwei Messer in einen Stein gehauen
und ist solcher an der Ecke der Brotbänke, wo früher der hölzerne Esel stand, aufgerichtet worden.
(Oettel - Historie von Eybenstock, 1748, S.354)
Das Wittichkreuz - 01768 Glashütte
Vermutlich sechs Jahrhunderte liegt das Leben des geschichtlichen Raubritters Wittich zurück. Er besaß ein Schloss auf einem
Felsen inmitten der Müglitztalsohle zwischen Glashütte und Schlottwitz, welches ein guter Platz für sein Raubnest war. Eine Höhle
am gegenüberliegenden Hang soll sein Pferdestall gewesen sein. Der Räuber und seine Bande mussten es damals arg getrieben
haben, der Marktgraf von Meißen kündigte an, "Wer diesen Räuber tot oder lebendig überbringen würde, der bekäme eine
Vergünstigung seiner Bitte."
Er merkte schon bald, das man ihm auf der Spur war. Am meisten fürchtete er den Ritter Weigold III von Bärenstein, und so
schuf er einen Plan, um diesen bei einer günstigen Gelegenheit umzubringen. Eines Tages erschien Wittich vor der Jagdhütte
Weigolds in Luchau und lockte ihn unter dem Vorwand, mit ihm sprechen zu wollen, heraus. Als Weigold vor die Tür trat, feuerte
Wittich 3 Schüsse mit seiner Armbrust auf ihn ab, die ihn jedoch verfehlten. Wittich floh daraufhin. Doch es dauerte nicht lange, da
hatte der Ritter Weigold Wittich wieder ein und nach einem Zweikampf konnte Weigold den Ritter Wittich besiegen.
Ein steinernes Kreuz, am Fußweg nach Reinhardtsgrimma, soll ursprünglich für Wittich gesetzt worden sein.
(Uhrenstadt-Glashütte.de)
Die 7 Martersäulen von Höckendorf - 01744 Höckendorf
2. Variante
Der Heidenbekehrer Arno von Würzburg wird bei Klaffenbach erschlagen - 09221 Klaffenbach Der Friedensstein am Streitwald bei Lößnitz - 08294 Lößnitz Der Stein bei Rauenstein - 09514 Rauenstein / OT von Lengefeld Das Gedenkkreuz bei Wolkenstein - 09429 Wolkenstein
Im Jahre 1360 ist Konrad Theler, ein Freibergischer Patrizier, der Ermordung seines Schlosscaplans halber nach Rom und dann
nach Jerusalem gezogen und hat im folgenden Jahre zu Höckendorf, welches sein eigen gewesen, von der Kirche an bis auf den
Gottesacker in das Feld nach dem Maße, so er zuvor vom Richthause Pilati zu Jerusalem bis auf den Berg Golgatha genommen und
1538 Ellen soll getroffen haben, zum Gedächtnis und Erinnerung des Ganges des Herrn Christi zu seiner Kreuzigung, sieben
steinerne Martersäulen aufrichten und an jede eine Bitte des Vaterunsers zeichnen lassen. Die Säulen sind an besagtem Orte noch
zu sehen, und in der Sakristei der Kirche zu Höckendorf befindet sich auch das Bild des Ritters in kniender Stellung († 1361) in
Stein gehauen noch jetzt. Von jenen sieben Kapellen oder Säulen stehen dermalen nur noch zwei, die fünf anderen sind umgestürzt.
(Gräße, Dr. Johann Georg Theodor - Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S.189, Nr.239)
Die Sühne des Ritters Conrad von Theler
Über das Geschlecht der Edlen von Theler, sowie über deren reiche Silberzechen im
Thale der wilden Weißeritz sind gar manche Sagen dem Anscheine nach seit Jahrhunderten im Munde des Volkes, und vorzugsweise die Sage vom Ritter Conrad von
Theler, welcher seinen Hauspfaffen am Sonntage Oculi 1332 in der Sakristei der Burgkirche erstochen haben soll, weil dieser ihn von der Kanzel herab verflucht und
von dem reichen Bergwerkssegen immer zu viel für die Kirche verlangt habe. Nach jener verbrecherischen That sein Conrad nach Jerusalem gezogen, um dort am
heiligen Grabe Buße zu thun, und habe, als er am 5.Juli 1334 zurückgekehrt sei, von Höckendorf an sieben Bet- oder Marter-Säulen setzen lassen, von welchen
gegenwärtig noch drei vorhanden sind, eren erste nahe am neuen Höckendorfer Kirchhofe steht. Auch habe derselbe den wertvollen Altarschrank bauen lassen, der
gegenwärtig noch die dortige Kirche schmückt, und dessen reiche Vergoldung aus dem Goldbergwerke gewonnen sei, welches Conrad in der Höckendorfer Heide besessen.
(Köhler, Dr. Johann August Ernst - Sagenbuch des Erzgebirges, Schneeberg und Schwarzenberg 1886, S.569-570, Nr.757 mit Anmerkungen)
Nicht weit von besagtem Flusse (Caminizi) aber erlitt Arno, Bischof der heiligen Kirche zu Würzburg, den Tod eines Blutzeugen. Als
er nämlich, heimkehrend von einem Zuge gegen die Böhmen, an der Landstraße gegen Mitternacht in seinem Zelte, das er auf einem
Hügel hatte aufschlagen lassen, Messe sang, ward er plötzlich von einer feindlichen schar ringsum eingeschlossen. Nachdem er
darauf alle sein Gefährten in den Märtyrertod vorausgesandt hatte, brachte er sich zuletzt selbst dem Herrn dar, samt den zum
Preisopfer geweihten Hostien, an der Stelle, wo noch heutzutage (Anfang des 11. Jahrhunderts) oft brennende Lichter erblickt
werden; dass aber dieser die heiligen Blutzeugen des Herrn sind, daran zweifeln selbst die Slawen nicht.
Dies geschah im Jahr 992 der Fleischwerdung des Herrn, zu den Zeiten Kaiser Arnulfs.
Anmerkung: Die Stelle wo der Bischof seinen Tod gefunden hat, soll bei dem Orte Klaffenbache auf dem linken Chemnitzufer
sein. In diesem Dorfe hat sich die Erzählung Thietmars ein wenig verändert bis in unsere Zeit erhalten, und ein dort stehendes
Steinkreuz mit eingegrabenem Schwert soll den Platz genauer bezeichnen. Vgl. Mitteilungen des Kgl. Sächs. Altertumsvereins,
Heft XIV, S. 39 ff. Nach dem dort gegebenen Berichte steht das Kreuz auf einer sumpfigen Wiese, wodurch sich die "Lichter"
erklären. – Dagegen versuchte E. Trauer (Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung 1887 Nr. 54) als Ort, wo der Bischof
erschlagen wurde, den Schlossberg zu Chemnitz zu erweisen und erklärt den Klaffenbacher Kreuzstein einfach als ein
Sprengelgrenzmal.
Während Ritter Ernst, Herr und Graf zu Schönburg auf Hartenstein, und Bruno von Schönberg auf Stollberg mit dem Herzog Albrecht
ins gelobte Land gezogen waren, hatte der damalige Abt des Klosters zu Grünhain, ein herrschsüchtiger Mann, durch seine Intrigen
es dahin zu bringen gewusst, dass zwischen den von jenen mächtigen Rittern während ihrer Abwesenheit bestallten Vögten ihrer
Besitzungen ein Streit über einen schönen, trefflich mit Wild und Holz bestandenen Forst entstand, der zwischen ihren Grenzen
und denen der Grünhainer Abtei lag, und hoffte schließlich bei demselben den Forst in seine Hände zu bekommen. Ehe jedoch die
Sache so weit kam, starb er, und sein Nachfolger, ein milder Priester, weit entfernt den Streit zu schüren, vermittelte die Versöhnung
der inzwischen aus Palästina zurückgekehrten Ritter. Sie kamen im freien Feld zusammen und verglichen sich miteinander.
An jener Stelle aber ward ein Stein aufgestellt, dem der Volksglaube, weil er vom Grünhainer Abt geweiht war, Wunderkräfte
zuschrieb; er sollte nämlich, stückweise zu Pulver gerieben, bei allerlei körperlichen Leiden die ersprießlichsten Dienste leisten.
Jener streitige Wald aber heißt seit jener Zeit der Streitwald.
(Gräße, Bd. I, Nr. 562; nach Dittrich, Rom. - Sagen des Erzgebirges, Bd. I, S.333 ff.)
Anmerkung: Affalter bildete sich aus den einst selbständigen
Dörfern Oberaffalter, Niederaffalter-Streitwald und Grüna; erste urkundliche Erwähnung 1396. Affalter gehört seit 1999 zu Lößnitz.
Das Waldgebiet "Streitwald" gehört den Schönburgern auf Schloss Lichtenstein und heißt so nach einem umstrittenen Waldgebiet,
wonach Kloster Grünhain seine Nachbarn traf und sich mit diesen, dem Schönburger Grafen und dem Herrn von Schönberg zu
Zwönitz, an der Grenze der drei Besitzungen den Dreilagenstein zu errichten.
In der Nähe von Rauenstein steht ein Stein, der
zum Andenken an die gräßliche Pest gesetzt ist, welche nach dem 30jährigen Kriege in jenem Theile des Erzgebirges wüthete. Es
war nämlich zu Lengefeld die Pest ausgebrochen und dermaßen heftig, daß der Ort von der Umgegend völlig abgesperrt ward.
Nun war aber in Reifland ein junger Mann, der die Enkelin des Pfarrers zu Lengefeld zur Braut hatte. Dieser hatte gehört, man
bekomme in Freiberg einen Pestessig, welchen die dortigen Todtengräber aus Kräutern bereiteten. Er eilte also dorthin, verschaffte
sich eine Flasche davon und schlich sich mit Lebensgefahr durch den Militärcordon, weil er gehört hatte, der Vater seiner Braut sei
an der Pest erkrankt.
Zwar kam er zu spät, allein es gelang ihm doch, diese selbst, ihren Großvater und viele Andere damit herzustellen, bald
verschwand die furchtbare Seuche und nachdem die Sperre aufgehoben war, beschloß man in Lengefeld und dem nahen Reifland
eine Art Wiedersehens- und Auferstehungsfest auf der Mitte des Weges zwischen beiden Orten zu feiern. Dies that man auch, und
jener Stein bewahrt noch heute das Andenken an jene schauervolle Zeit.
(Grässe, J.G.Th. - Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855)
Die Burg Wolkenrein liegt hoch über der Zschopau auf einem Felsen, dessen eine Seite schroff zum Fluß abfällt. Ungefähr in halber
Höhe der Steilwand konnte man früher gut ein in den Stein gehauenes Kreuz mit einem Kelch erkennen. Beides sollte an eine Bluttat
aus dem Jahr 1482 erinnern. Damals hatten die Hussiten Burg und Ort eingenommen. Der katholische Priester weigerte sich standhaft,
seiner Gemeinde mit bösem Beispiel voranzugehen und sich dem neuen Glauben zuzuwenden. Die ergrimmten Soldaten schleppten
den Pfarrer deshalb an den Rand des Felsens und drohten, ihn hinunterzustoßen. Aber auch im Angesicht des Todes blieb der
Geistliche unbeirrt. Die ob seiner Festigkeit bis aufs äußerste Erzürnten stürzten ihn deshalb in die Tiefe.
(Kumpf, Elisabeth - Jungferngrube und Teufelsschmiede, Sagen aus dem Gebiet des Bistums Dresden- Meißen, St. Benno Verlag 1985)
Anmerkung: Das in den Fels gehauene Zeichen des Kreuzes mit Kelch sucht man heute
leider vergebens, da der Felsen im 19. Jh. zur Erweiterung des Zschopaugrabens weggesprengt wurde.