Fotos: Beck (2013) |
Riske (1981) |
PLZ:
99834GPS:
N 51° 8,227', O 10° 4,976'Standort:
Auf dem Marktplatz.Größe / Material:
118:107:42 / BraunkohlenquarzitGeschichte:
Der "Limpertstein" steht jetzt auf der Ostseite vom Marktplatz. Man kann nun auch die bisher verdeckte Rückseite betrachten und um den Stein herumgehen. Die Gemeindeverwaltung hat auch eine Erläuterungstafel neben dem Stein angebracht, besser geht nicht. (Beck 01/2014)Sage:
Limpert, der lahme Bote des Grafen von der Brandenburg, holte regelmäßig mit seinem Esel das dem Grafen laut verbrieftem Recht zustehende Fleisch in Gerstungen ab. Er ließ sich dabei viel Zeit, und die auf ihn wartenden Fleischer durften nichts verkaufen, bevor Limpert die besten Stücke für seinen Herrn herausgesucht hatte. Das verbitterte die Fleischer. Als er wieder einmal zu spät kam, beschimpften sie ihn. Der Streit ging hin und her, und schließlich wurde Limpert totgeschlagen. Er wurde zerstückelt und anstelle des Fleisches in die Körbe gelegt, die der Esel zurück zur Brandenburg brachte. Wo die Tat erfolgt sein soll, wurde der Stein gesetzt. (Riske 1981)Quellen und Literatur:
GPS:
N 50° 58.465', O 10° 5.134'Standort:
An einem Wander-Rastplatz, welcher im Dreieck von der ehem. Eisenbahntrasse nach Oberellen-Förtha-Eisenach, der L1021 und der L1020 gebildet wird. Er steht etwa 5m von der Straße weg unter den Bäumen.Größe / Material:
Geschichte:
Der "Mühlvaltenstein" wurde umgesetzt. Er befindet sich nun etwa 200m näher an den Ort Gerstungen herangerückt. (Beck 06/2009)Sage:
Quellen und Literatur:
Valentin, der Knecht der Herrenmühle in Gerstungen, hatte täglich gemahlenes Gut auf die umliegenden Dörfer zu fahren. Als er an einem heißen
Sommertag auch die Neustädter Bauern mit Mehl, Schrot und Kleie versorgt hatte und sein Pferd müde den Wagen heimwärts nach Gerstungen zog, sah er eine
schwarz gekleidete Frau, die sich mit einem schwer beladenen Tragekorb auf dem Rücken, der sogenannten "Kitze", abquälte. Und weil er von Natur aus gutmütig war,
dachte er bei sich: 'Es ist gut, daß der Wagen leer ist, da kann ich die arme Frau das letzte Stückchen bis Gerstungen mitnehmen'.
Endlich hatte das Pferd die Frau eingeholt, und Valentin redete zu ihr: "Liebe Frau, Ihr seid schwer bepackt, Ihr solltet bei dieser Hitze lieber zweimal den Weg
gehen und Euch halb so viel aufladen!" - "Du hast gut reden", entgegnete stöhnend die Frau, "der Mann gestorben, daheim eine Menge Kinder, wenig Vieh und das
Land, da muß ich mich sputen, wenn ich die viele Arbeit schaffen soll. Wären doch im Schatten der Linden hier eine Bank und ein Brunnen, daß man sich einmal
ausruhen und erfrischen könnte!" - "Wollt Ihr nicht Eure Kitze auf den Wagen tun und mit mir fahren?" fragte Valentin, doch die Frau hörte das freundliche Angebot
nicht mehr:
Völlig erschöpft hatte sie den Halt verloren, noch suchten ihre Hände nach einer Stütze, aber dann brach sie unter der drückenden Last zusammen. Schnell war
da der Müllersknecht vom Wagen. Behutsam befreite er sie von den Tragegurten, dann griff er ihr kräftig unter die Arme, und vorsichtig half er ihr wieder auf die Beine.
Und weil sie die Besinnung nur für einen Augenblick verloren hatte, konnte er sie jetzt langsam zu seinem Wagen führen. "Macht es Euch bequem!"- mit diesen Worten
reichte er ihr ein paar leere Säcke und eine Decke, die ein Fuhrmann stets mit sich führt. Und während die Frau, nachdem sie das Gefährt mit Mühe erklettert hatte,
sich einen bequemen Sitzplatz herrichtete, war er schon wieder bei der Kitze, die er mit einem kräftigen Ruck auf den Wagen hob. Dann schwang er sich aufs
Kutschbrett, ergriff Zügel und Peitsche, und mit einem "Hur" und einem Peitschenstreich trieb er das Pferd an, so daß das letzte Stück des Heimweges bald geschafft war.
Immer wieder, wenn Valentin an den Linden vorbeifuhr, mußte er an die Frau denken, die hier vor seinen Augen zusammengebrochen war. Auch ihre Worte hatte er
nicht vergessen. 'Eine Bank und einen Brunnen unter den Lindenbäumen zum Ausruhen', überlegte er, 'kann ich nicht schaffen, aber einen schönen viereckig behauenen
Stein könnte ich dorthin fahren, da läßt sich's auch gut drauf sitzen.'
Er beschloß, bei seiner nächsten Fahrt nach Neustadt heimwärts den alten Weg hinten an der Trümmerstätte der Steinaumühle vorbei zu nehmen. Zwar waren dort
schon alle brauchbaren Steine geholt worden - die Leute hatten sie beim Bau ihrer Häuser und Scheunen oder als Grenzsteine für ihre Felder und Wiesen verwendet -,
aber der Grundstein lag noch da, weil sich keiner an diesen heranwagte. Von ihm hieß es, daß er sich wild im Kreise herumdrehe, wenn man ihn nur anfasse. Mit diesem
Stein wollte es heute der gute Müllersknecht einmal versuchen. "Es ist ein Werk zum Wohle meiner Mitmenschen, das ich hier beginne, da wird die Macht des Teufels
gebannt sein", sagte er zu sich selbst.
An dem verwünschten Platz angekommen, hielt er das Pferd an. Hacke und Schaufel hatte er vorsorglich mitgebracht. Doch erst einmal nahm Valentin mit dem
Stein Fühlung: Er faßte ihn bei den Ecken und versuchte, ihn zu bewegen, um sein Gewicht abzuschätzen, doch was war das? Ganz leicht war der Stein, er leistete
kaum Widerstand und bewegte sich, wie von Geisterhänden getragen, von selbst in die Höhe!
Nun war keine Mühe mehr nötig; der Stein brauchte nur noch auf den Wagen geschoben zu werden. Obwohl ihm dabei anfangs gegruselt hatte, war er jetzt froh,
daß der schwerste Teil der Arbeit so schnell getan war, und er bestieg zufrieden seinen Wagen. Wie erschrak er aber, als er sich noch einmal umwandte! Da stand
plötzlich der alte Steinaumüller mit dem greulichen Zottelhund hinter dem Wagen, doch nicht böse, wie der Valentin befürchtete, sondern ihm freundlich zuwinkend. Er
hatte jedem den Grundstein seiner Mühle verweigert, aber dem guten Müllersknecht der Herrenmühle gab er das letzte Stück seines Besitzes gern. Er war es auch,
der den Stein auf den Wagen gehoben hatte.
Valentin erwiderte den freundlichen Gruß und fuhr los, entlang dem Steinaubach und dann die Steigung der Neustädter Landstraße hinauf nach Gerstungen zu bis
an die Linden. Dort lud er den Stein ab und richtete ihn, so, wie wir ihn heute noch vorfinden.
Der Steinaumüller ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Nachdem er den Grundstein seiner Mühle hergegeben hatte, war seine Schuld gesühnt.
Der Stein aber trägt seitdem den Namen des Müllersknechtes und macht ihn und seine gute Tat unvergessen.
(Schramm, Manfred - Lesestunde am Mühlvaltenstein, Sagen aus dem Werratal um Gerstungen, Gerstungen 1982, S.16-18)