Der Marterstein bei Altenberg - 96524 Neuhaus-Schierschnitz
Die Magd des Gessendorfer Schulzen ging jeden Abend, wenn sie Ihr Tagewerk vollendet hatte, mit ihrem Spinnrad nach Mark zur
Lichtstube. Eines Morgens war sie zu Hause nirgends zu finden. Da erinnerten sich einige Nachbarn, in der Nacht vom Altenberger
Hölzchen her schwache Hilferufe gehört zu haben. Sofort machte sich alles auf, um die Vermißte zu suchen.
Man fand aber nur die zerschlagenen Teile ihres Rades.
"Dann ist sie hier ermordet worden", sagten die Leute und setzten zum Gedächtnis der Getöteten an die Stelle einen
großen Stein. Er heißt im Volksmund "die Marter".
Die Steinkreuze von Christes - 98547 Christes
Im Christesser Revier auf dem Schießplatze an der hessischen Grenze finden sich 2 Steinkreuze, zum Andenken eines Jägers und
eines Schäfers, die sich dort wegen der Huthung in Wortwechsel geriethen und einander gegenseitig mordeten.
Sie spuken noch dort herum in gewissen Nächten.
(Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch, Erster Band, Wien und Leipzig 1858)
Der umgesetzte Hexenstein von Dienstedt - 99326 Dienstedt
Auf Initiative von Felix Gebser, einem verdienstvollem Dienstedter Bodendenkmalpfleger, wurde 1961 ein Sühnekreuz aus
Muschelkalk vor weiterer Zerstörung gerettet.
Dieses Steinkreuz wird im Volksmund als Hexenstein, auch Bet- oder Bonifatiusstein, bezeichnet und es steht jetzt auf dem
Dienstedter Anger. Ehemals stand es an der Flurgrenze Rittersdorf - Dienstedt in der Nähe der alten Körnerstraße.
Hier soll eine Hexe unter dem Kreuz begraben worden sein. Andere behaupten, an dieser Stelle hätte man eines Tages eine
arbeitsame, ehrliche Großmutter ermordet aufgefunden. Von ihren Angehörigen sei ihr zu Ehren das schlichte Steinkreuz gesetzt
worden.
(Quelle: Gemeinde Ilmtal)
Vom "Kreuzstein" im Walde über Merkers - 36460 Dietlas
An dem Wege von Dietlas nach Salzungen, da wo in der von Merkers nach Lengsfeld durchkreuzt, steht ein mannshoher Sandstein
mit einem eingehauenen Kreuze. Es bezeichnete in früheren Zeiten die Grenze der hohen Jagd der Grafen von Henneberg, und hieß
deshalb das Hennebergische Kreuz, wird jetzt aber schlechthin der „Kreuzstein“ genannt, und von dem Volke zur Nachtzeit gemieden,
weil sich dann allerlei Spukgestalten dort blicken lassen, und die Hexen zu Walpurgis um den Stein tanzen sollen.
Eine Frau aus Merkers, die bei Verwandten in Lengsfeld sich verspätet und nicht an die Walpurgisnacht gedacht hatte, konnte
nicht begreifen, wer noch so spät am Abend einen solchen Heidenlärm im Walde machte. Die Frau wäre gerne wieder umgekehrt;
allein sie mußte nach Hause; so ging sie zu. Als sie aber in die Nähe des „Kreuzsteins“ angelangt war, da sah sie die Bescherung.
Oben auf dem Steine saß ein pechschwarzer Musikant, der wohl einem Dutzend Hexen zum Tanze aufspielte. Das Gesindel hatte
meistenteils den Melksturz auf dem Kopfe und tollte gar arg. Der Frau aber war bei dem Anblick das Herz in die Kniekehle gefallen.
Sie betete ein Vaterunser und eilte dann in einem weiten Bogen um den Spuk herum nach Hause, wo sie von den ausgestandenen
Schrecken zusammenbrach.
(Wucke, Chr. Ludwig – Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)
Bürgertreue - 99817 Eisenach Illustration des Sagensteines am Fuße der Wartburg
aus der "Gartenlaube" Jahrg. 1869
Bald wußte nach dem Sprüchwort im Thüringerlande niemand mehr, wer Koch oder Kellner war, so ging es darunter und darüber.
Eines Tages kam die Herzogin Sophie wieder gen Eisenach, da wollte man sie nicht einlassen, und hatte das Georgenthor
zugeschlossen; da trat sie dagegen, nahm eine Axt und hieb zwei Kerben in das Eichenholz, die man noch nach 200 Jahren sah.
Da die Eisenacher solchen Ernst sahen, öffneten sie ihr Thor und ließen die streitbare Frau mit ihrem Gefolge einziehen. Ein Teil
der Thüringischen Ritterschaft hing dem Markgrafen von Meissen an, hauptsächlich die reichslehenbaren Vasallen, ein anderer Theil
nebst der Hessischen Ritterschaft hielt zu Sophia von Brabant und ihrem Sohne. Andere wieder hielten weder zu dem einen noch dem
anderen, sie wollten am liebsten für sich sein, ohne Oberherren, Selbstherren, und wer es konnte suchte sich selbst zu schützen.
Daher entstanden damals eine Menge neuer Burgen und hohe Warten, zumal um Eisenach. So wurde von denen von Wangenheim
auf dem Kalenberg hinter Fischbach ein Steinhaus errichtet, an der Werra erhob sich Burg Brandenfels. Die Bürger von Eisenach,
die nun mit ihrem Bürgermeister Heinrich Velsbach der Herzogin anhingen, schlossen die Wartburg ein, welche der Marktgraf
besetzt hielt; einestheils bemächtigten sie sich des Mittelsteins vor der Wartburg, und auf deren Rückseite legten sie eine
Frau-Sophienburg an, die auch Frauenburg genannt wird, und die Eisenacher Burgen, dadurch wurden die Zugänge zur Wartburg
beherrscht und abgeschnitten. Rudolph von Vargila, des Name später in Vargula sich umwandelte, hielt zu dem Marktgrafen, und
baute, von diesem unterstützt, den Rudolphstein gegen die Eisenacherburg, wodurch wieder den Eisenachern die Straße nach
Franken über den gehauenen Stein verlegte und absperrte. Sophia von Brabant hatte einen mächtigen Bundesgenossen an ihrem
Schwiegersohne, der mit ihrer jüngsten Tochter Elisabeth vermählt war, Albert I. Herzog von Braunschweig, welcher nun auch mit
Heeresmacht in Thüringen einfiel und so viel als möglich von den Besitzungen Heinrich des Erlauchten verwüstete Er soll auch hart
an der Stadt die Burg Klemda erbaut haben, eine Klemme für die Bürgerschaft. Doch bekam solches Thun ihm endlich merklich übel,
den Rudolph von Vargila überfiel ihn, schlug und zerstreute sein Heer und nahm ihn selbst gefangen. Zu derselben Zeit befand sich
Markgraf Heinrich der Erlauchte auf der Wartburg, ließ in einer dunklen Sturmnacht deren Thor öffnen, und zog mit einer Schaar
tapfrer Mannen, welche zum Theil Sturmleitern und Pechkränze trugen, nicht in der geraden Richtung, sondern in der gegen das
einsame Ziegenthal herab, klommen dann bei den Felsen, welche Mönch und Nonne genannt werden an der Rückseite des Berges,
darauf der Metilstein thronte, empor und erstiegen die gar nicht bewachte Rückmauer, nahmen die Besatzung gefangen, uns stießen
die Burg mit Feuer an. Wie nun die Flammen des brennenden Metilstein schrecklich durch die wilde Mitternacht leuchteten, stießen
die Thürmer zu Eisenach in ihre Hörner und lärmten die Bürgerschaft auf – die wollten ihrer Besatzung zu Hülfe kommen, und
öffneten das Predigerthor – unterdessen war der Markgraf mit seiner Schaar schon seitwärts herunter, und kam an die Stadtmauer,
in deren Nähe das Barfüßerkloster gelegen war, dort hatte er heimlich Anhang unter den Bürgern, welche des Kriegs und der Fehde
schon herzlich müde waren, und die sprachen: Steiget herein in Gottes Namen, wie lange sollen wir dies Ungemach ertragen! – So
gewann der Markgraf die Stadt Eisenach, nahm den ganzen Rath gefangen, und verfuhr mit nichten sänftiglich, denn er achtete die
Bürger gleich Empörern. Am anderen Tag zog er wieder zur Wartburg hinan, nachdem er einigen Herren des Rathes hatte die Köpfe
vor die Füße legen lassen, das Oberhaupt aber, und der am treusten an Sophia hing, den führte er auf die Burg. Droben stand eine
Blide oder Steinschleuder, mit der von Zeit zu Zeit ein Felsbrocken hinab nach dem Metilstein geschleudert worden war, die Burg zu
speisen. Auf diese Blide ließ der Markgraf Herrn Heinrich Velsbach legen und durch die Lüfte schleudern. Da schrie noch, indem er
dahin flog, der treue Mann: Thüringen gehört doch dem Kinde von Brabant!
Hernachmals an der Stelle. Wo Heinrich Velsbach zerschmetternd niederstürzte, ein Gedenkstein gesetzt worden; wer um
denselben dreimal stillschweigend herumgeht, – geht die Sage – bekommt von unsichtbarer Hand einen Backenstreich.
(Bechstein, Ludwig - Thüringer Sagenbuch. Erster Band, Wien und Leipzig 1858)
Der Stein im Hunsbach - 99830 Falken
Wenn man von Treffurt an der Werra entlang nach Falken geht, so führt links ab ein Tal in die Berge, und das heißt "Hunsbach". Wenige wissen warum. Durch
das Tal rieselt ein Wässerchen. Am Eingang steht ein steinernes Kreuz, darauf ist eine Schere eingemeißelt, und niemand weiß, was sie bedeutet. Aber die
Sage weiß es - oder ein Traum? Es wird erzählt: In alten Zeiten lag in diesem Tale ein großer Stein. Die Leute gingen daran vorüber und merkten nicht, daß der
Stein etwas Besonderes zeigte. Er hatte nämlich eine feuchte Stelle, die auch in der größten Hitze nicht trocken wurde. Manche, die es bemerkten, meinten: "Es
ist ein Sandstein, der die Nässe einsaugt und festhält", und machten sich wenig draus. Einmal aber in einer dunklen Nacht kam ein Wanderer des Weges durch das
Tal, sah in der Dunkelheit den Stein nicht, stieß sich daran und fiel hart zu Boden. Als er sich erheben wollte, konnte er es nicht. Er merkte, daß sein Bein gebrochen
oder arg verstaucht war.
Seufzend lehnte er das verletzte Bein an den Stein und machte sich auf eine lange Nacht gefaßt. Er suchte sich mit dem Erzvater Jacob zu trösten, der auch auf
freiem Felde geschlafen und einen Stein als Kopfkissen gehabt hatte. Er wünschte- sich, daß er einen Traum hätte und dieser ihn auf einer Himmelsleiter aus seinen
Schmerzen wegführen möchte. Aber es wollte kein Schlaf kommen.
Nach einiger Zeit versuchte er, das Bein ein wenig zu drehen, da hatte er fast keine Schmerzen mehr. Er versuchte aufzustehen und aufzutreten, und es gelang.
Er tat ein paar Schritte, und die Füße gehorchten. Endlich machte er sich auf den Weg und wanderte fröhlich heimwärts.
Über die rasche Heilung wunderte er sich, begriff aber nicht, wie es zugegangen war. Er mochte es jedoch gern erfahren. Am anderen Morgen ging er gleich
wieder an dieselbe Stelle und besah sich den Stein von allen Seiten. Er bemerkte die feuchte Stelle sofort. Richtig, das war die Stelle, dieselbe Seite, wo er sein
verletztes Knie angelehnt hatte! Sollte hier die Heilstätte sein?
Eine Probe sollte es ihm beweisen. Sein Mägdelein hatte sich gestern mit dem Messer tief in den Finger geschnitten. Er führte das Kind an den Stein, legte die
Wunde an die feuchte Stelle und siehe, alsbald heilte sie. Der Mann eilte vor Freude heim und verkündete das Wunder. Es wurde in der ganzen Gegend ruchbar. Wer
ein Gebrechen hatte, eilte, hinkte oder fuhr nun hinaus zu dem Stein und versuchte die Heilkraft. Viele fanden Heilung und priesen den Stein, seine wundertätigen Kräfte.
Andere gingen auch ungeheilt von dannen und schmähten dem Stein; fromme Leute behaupteten, ihr Unglaube sei schuld daran gewesen.
Die Kirche aber, zu der das Tal gehörte, nahm Besitz von dem Stein. Zuerst wollten sie feststellen, ob himmlische oder höllische Kräfte in dem Stein wohnten
und tätig wären. Zu gewissen Zeiten standen Tropfen wie Perlen an der Stelle, die stets feucht war. Man sammelte sie in einem geweihten Gläslein und sandte es
durch Boten nach Rom zum heiligen Vater. In einem Brief wurde ihm alles kundgetan, was sich mit dem Stein begeben hatte, und er wurde gefragt, was es wohl mit
dem Stein für eine Bewandtnis habe und ob die Wunder kein höllisches Blendwerk seien.
Folgendes wurde uns nun aus alten Schriften und Sagen und sorgfältigen Nachforschungen bekannt:
Einst lebte in dieser Gegend ein frommer Einsiedler, der hieß Hunold. Er diente Gott und den Armen und war der Berater und Wohltäter für alle Unglücklichen.
Eines Tages aber fand man ihn tot im Tale. Da kamen all' die Armen und Unglücklichen, denen er wohlgetan hatte, aus der ganzen Gegend zusammen, begruben
den frommen Mann und wälzten auf sein Grab einen großen Stein als Denkmal. Den Stein aber begossen sie mit zahllosen Tränen der Liebe und Dankbarkeit. Die
zogen in den Stein und machten ihn so feucht, denn die Liebe ist kräftiger als Tau und Regen. In der Liebe und Dankbarkeit lag des Steines Wunderkraft. Wer dafür
Sinn im Herzen hatte, wurde geheilt; wem sie fehlte, ging ungeheilt und ungetröstet von dannen. Nun bauten fromme Mönche ein Kloster an der Stelle und fügten den
Wunderstein in den Altar. Der Zulauf des Volkes wuchs von Jahr zu Jahr, und immer reicher wurde das Kloster des frommen Hunold von den Spenden und
Vermächtnissen der frommen Wallfahrer. Das Tal aber, in dem das Kloster lag, wurde Hunoldsbach oder kurz Hunsbach genannt.
Einmal kam mit den Scharen der Wallfahrer auch ein kecker Schneidergeselle zum Kloster. Er sah den Stein und verspottete seine Wunderkraft und die Torheit
der gläubigen Wallfahrer. "Es ist ein Sandstein wie jeder andere", sagte der Schneider. "Er liegt auf einem feuchten Grunde und leitet die Feuchtigkeit fort, wie alle
Sandsteine es tun. Das Wunder des Steines besteht in der Klugheit der Mönche und in der Dummheit des Volkes. Tretet doch hinzu zum Steine mit Euren Wunden
und Gebrechen und laßt sehen, ob Euch der Stein hilft! Ich will mein Leben lassen, wenn er's kann und tut." So also redete der Schneider keck, und bestürzt schauten
die vielen Wallfahrer drein. Da erscholl eine hohle Stimme wie aus der Tiefe: "Spotte, spotte, kecker Wicht! Zittre, zittre vorm Gericht!" Alle sahen sich, bestürzt an,
sie waren entsetzt, bekreuzigten sich und fielen auf die Knie. Der fremde Gesell verfärbte sich ein wenig, dann aber sprach er: "Wer weiß - wer sich da unten im
Gewölbe oder im Altar hinten versteckt und den Warner spielt ? Mir macht man mit solchen Kunststücken nicht bange. Nicht soviel frage ich danach!" Damit
schnippte er mit dem Finger, pfiff durch die Zähne und ging von hinnen.
Als er im Tal abwärts ging und sein Felleisen in der Hitze auf dem Rücken hin- und herschob, da zog ein Gewitter im Werratal herauf und entlud sich mit Donner
und Blitz. Der Schneidergesell trat unter einen Baum, um sich vor dem Regen zu schützen. Es fuhr ein Blitz hernieder und tötete den Spötter. Als die Wallfahrer
heimwärts zogen, fanden sie den Gesellen erschlagen unter dem Baum. Sie waren darüber so entsetzt und verkündeten überall die Mär, die so seltsam war, und der
Ruhm des Hunolds Wunderstein wurde immer größer, und immer mehr Pilger fanden sich ein, und sie kamen von sehr weit her. An der Stelle aber, wo der Schneider
vom Blitz erschlagen wurde, errichteten die Mönche ein Steinkreuz, meißelten eine Schere hinein, damit jeder sich die Warnung zu Herzen nähme. Von den Opfern
und Gaben der Gläubigen wurde das Kloster über die Maßen reich. Es baute eine herrliche Kirche, führte schöne Gebäude mit Zellen und Sälen auf, zog eine hohe,
feste Mauer um die Gebäude, legte Höfe und Gärten an, kaufte allerlei kostbare Meßgewänder und kunstvolle heilige Gefäße, sammelte reiche Schätze in die Truhen
und erwarb durch Kauf und Schenkung viel Wald und Land ringsherum. Da wurden die adeligen Herren der Umgegend neidisch und lüstern nach den reichen Schätzen.
Sie spotteten: "So reiche Bienenstöcke, wo fleißige Immen so geschäftig sammeln, müssen von Zeit zu Zeit geschnitten werden, damit das Volk darin nicht träge und
üppig werde!"
Also überzogen drei Brüder von Treffurt, die auf dem Normannstein saßen, das Kloster mit Krieg, beraubten die Felder, trieben die Herden weg, zerstörten die
Mauern und bedrohten die Klosterleute. Die Klostermauern waren aber hoch und fest, und die Klostermannen verteidigten sich tapfer und kriegskundig. So holten sich
die Ritter und deren Knechte blutige Köpfe, und nicht wenige erlitten ein unrühmliches Ende. Die Klosterleute verließen sich auf die Wunderkraft von Hunolds Grabstein,
die Knechte und Ritter aber zitterten davor. So geschah's, daß die Rittersleute abziehen mußten, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Die Ritter schalten ihre Leute,
knirschten mit den Zähnen, ballten die Fäuste und zogen sich feige zurück. Einer der drei Gebrüder von Treffurt aber tat etwas mehr. "Und wenn ich meine Seele dem
Teufel verschreiben soll!" grollte er, "ich tu's, um die stolzen Mönche zu beugen und die Schätze zu gewinnen!"
Und er machte einen Bund mit dem Teufel, verschrieb ihm seine Seele mit dem eigenen Blute. Dafür sollte ihm der Fürst der Finsternis beistehen in allem Handeln
und ihm nichts anhaben können, bis einmal ein Stein reden würde. Durch den letzten Kniff glaubte er den Höllenfürsten um seinen Braten zu betrügen. Nun wurde
abermals die Kriegstrommel gerührt, die Mannschaft versammelt und das Kloster aufs neue umlagert und berannt Diesmal nicht vergeblich. Die Mauern wurden mit
Sturmleitern überstiegen, und die Tore mit Äxten eingeschlagen. Hinein stürmten die wilden Scharen, erschlugen alles, was sich zur Wehr setzte, schleppten fort, was
nicht niet- und nagelfest war, und warfen dann Feuerbrand in alle Gebäude. Die besten Schätze hatten die Mönche in die Kirche gebracht.
Unter dem Schutz von Hunolds Grabstein glaubten sie dieselben hier sicher. Aber auch in die Kirche drangen die Räuber, spürten die Schätze auf, rissen sie aus
ihren Verstecken und schleppten sie auf den Hof. An dem Wunderstein am Altar aber stand der Ritter, der sich dem Bösen verschrieben hatte, setzte den Fuß darauf
und rief höhnisch: "Seht hier den Wunderstein für den Aberglauben, den Goldstein für die Klugheit und den Sandstein für den gesunden Menschenverstand! Ob er sich
nicht spalten läßt wie andere Steine? Wir könnten dann zwei neue Wunderstätten einrichten!" Damit zog er sein Schwert und führte einen gewaltigen Hieb gegen den
Stein. Es wankte die ganze Kirche. - Der Stein bekam einen Spalt, und eine furchtbare Stimme rief daraus: "Dem Glauben ein Eckstein, dem Toren ein Prellstein, dem
Lästermaul ein Mühlstein, dem Bösewicht ein Rabenstein!"
"Der Stein redet!" schrie der Ritter ganz entsetzt und stürzte wie von Sinnen aus dem Gotteshaus.
Aber da stand schon der leibhaftige Satan. Der höllische Wirt faßte ihn am Schöpf, wirbelte ihn wie eine Feder aufwärts, flog wie eine-Rauchgarbe über die Felder
dahin und verschwand in einer tiefen, finsteren Schlucht des nahen Waldes. Kein Mensch hat wieder etwas von dem Ritter gehört und gesehen. Die finstere Waldschlucht
aber heißt bis auf den heutigen Tag die "Hölle". Das Kloster samt der Kirche brannte gänzlich nieder. Reiche Beute aber schleppten die beiden Brüder hinweg. Um den
verlorenen Bruder sorgten sie sich nicht sehr, denn ihre Herzen waren vor Gier und Geiz zu. Stein erstarrt.
Als sie auf dem Wege einmal rasteten, sprach der eine Bruder: "Wir hätten eigentlich gerade Zeit, um die Beute zu teilen!" Der andere stimmte zu, und so begann
die Teilung. Die Schätze wurden auf zwei Haufen gelegt, hinüber und herüber flogen all' die kostbaren Schätze. "Halt!" rief plötzlich der eine Bruder, "dieser güldene
Becher gehört mir, der mit dem künstlerischen Schmuck! Ich als der Älteste darf mir doch wohl dieses im voraus fordern!" Der Jüngste aber rief: "Mitnichten, er
gehört mir! Ich habe ihn mit eigener Hand aus des Abtes Wandschränklein gerissen!"
Über den Becher wurden die Brüder uneins, fuhren im Zorn mit heftigen Scheltreden aufeinander ein und griffen zuletzt zu den Schwertern. Nach kurzem Kampf
bohrte der Jüngste dem Ältesten sein Schwert in die Brust, daß er röchelnd zusammensank und sein Leben neben den kostbaren Schätzen aushauchte. Da warf der
Mörder sein Schwert von sich und floh wild durch die Felder nach seiner Burg. Nie fand er wieder Ruhe und Frieden. Mit den Schätzen stiftete er in der Kirche für sich
und seine Brüder ein reiches "Seelgerät" und beschenkte auch mehrere Klöster damit, auf daß für die armen Seelen fleißig gebetet und Meßopfer dargebracht würden.
Die Stelle im Hunsbach aber, an der ein Bruder den anderen erschlug, wurde Abelsgrube genannt. Den Schutt des Klosters ließ der Brudermörder aufräumen.
Da fand sich auch der Wunderstein wieder. Er war über und über feucht und blutfarben. Als der Ritter seine Hand darauf legte, um vielleicht Heilung für sein Seelenleid
zu finden, da versank der Stein in die Erde und ward nie mehr gesehen.
An der gleichen Stelle aber sprang ein Bächlein zutage, das noch heute als Hunsbach das Tal durchfließt. Die ganze Gegend zeichnete sich hinfort durch große
Fruchtbarkeit aus. Man nennt sie noch heute "Füllscheuer" oder "Feldscheune", weil sie redliche Arbeit sonderlich lohnte und mit Früchten die Scheune füllte. Von
dem frommen Hunold, seinem Grabstein und dem Kloster - weiß heute niemand mehr etwas. Aber noch heute tut die Liebe, Güte und die Menschenfreundlichkeit
Wunder, und noch heute st die Dankbarkeit und die Zufriedenheit ein Balsam der Herzen.
(Sagen, Märchen und Geschichten von Treffurt und Umgebung, o.J., S.16-20)
Der Kreuzstein bei Frankenheim - 98634 Frankenheim
Am Wege von Frankenheim nach Birx steht ein Basaltstein von einigen Fuß Umfang, in dessen Nähe es nicht geheuer sein soll.
Er wird der "Kreuzstein“ genannt und soll die Grabstätte eines im Schwedenkriege gefallenen hohen Generals bezeichnen,
nach anderen die eines Ritters, der hier im Kampf gefallen.
(Wucke, Chr. Ludwig – Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)
Der Glitt- oder Kroatenstein von Frauenbreitungen - 98597 Frauenbreitungen
2. Variante
3. Variante
Der Jägerstein bei Gehlberg - 98559 Gehlberg
2. Variante
Der lahme Fleischbote von Brandenburg *) - 99834 Gerstungen
2. Variante
Die sieben Kreuze bei Gossel - 99338 Gossel Der "Jungfernstein" bei Herpf - 98617 Herpf Von der Katze an dem steinernen Stege zu Hildburghausen - 98646 Hildburghausen Das Schäferkreuz - 98663 Lindenau Das Steinkreuz im Fuhrmannsgrund - 98663 Lindenau Der Mönchsstein in Manebach - 98693 Manebach Von allerlei Spuk beim hohen Kreuz zwischen Eisenach und Wilhelmsthal. - 99848 Mosbach / OT von Wutha-Farnroda Das Reiterkreuz bei Pfersdorf - 98646 Pfersdorf Die drei Kreuze von Pflanzwirbach - 07407 Pflanzwirbach Der Taubenstein - 98663 Poppenhausen Der Spuk bei Schwarzbach. - 98590 Schwarzbach Der Hexenstein - 96515 Sonneberg Das Ackersteinkreuz. - 98646 Streufdorf Das Spinnrad am Siechenrain - 99830 Treffurt Der Schneiderstein bei Treffurt - 99830 Treffurt Von dem Stein auf der Salzwiese hinter Waldfisch - 36433 Waldfisch / OT von Moorgrund Von dem Steinernen Kreuze an der Brücke zu Walldorf - 98639 Walldorf
2. Variante
Vom Hans-Furkel-Stein in Wasungen - 98634 Wasungen Der Faule und das Steinkreuz in Weitersdorf - 07407 Weitersdorf Das Sühnekreuz bei Weitersroda - 98646 Weitersroda
1. Variante
Auf dem Marktplatze in Frauenbreitungen zwischen dem Forsthause und der Schule, in der Nähe des Ziehbrunnens, ragt ein
mächtiger, ungefähr drei Fuß im Durchmesser haltender Basaltblock, der "Glittstein", ein bis eineinhalb Fuß hoch aus der Erde hervor.
Diesen Stein, so berichtet die Sage, wollte vor unvordenklichen Zeiten ein Leineweber zur Sühne, eines begangenen
Verbrechens von der etwa zwei Stunden Wegs entfernten Bleßkuppe vor die Kirche in Frauenbreitungen in seiner Schürze tragen,
und fast hatte er das Ziel erreicht, als der Stein dem erschöpften Weber aus der kurzen Schürze an den oben genanntem Platze zu
Boden glitt. Alle Bemühungen des Webers, ihn nach der kaum noch zweihundert Schritt entfernten Kirche zu bringen, waren
vergebens; so liegt er denn als Wahrzeichen Frauenbreitungens noch bis auf den heutigen Tag an der nämlichen Stelle.
Nach einer anderen Sage soll der Stein vom Himmel gefallen sein.
(Wucke, Chr. Ludwig - Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)
Der Glittstein
Vor uralten Zeiten ist einmal nahe bei Frauenbreitungen ein mächtig großer Stein vom Himmel gefallen, der ist kohlschwarz und glatt.
Weil nun der Stein vom Himmel gefallen war, so wollten die zu Frauenbreitungen denselben gern an ihren Ort haben, als
Wahrzeichen, aber der Stein war gar zu schwer. Nun saß in Breitungen ob eines Verbrechens ein Leineweber, der vermaß sich,
mit seiner Kraft, ihn in seiner Schürze und in einem Gange vom Felde herein und bis in die Kirche zu tragen.
Das wurde angenommen, und der Leineweber trug richtig den Stein in einem Gange vom Felde bis auf den Markt, da bekam
plötzlich die lange Schürze einen Riß durch ihre ganze Breite und der Stein glitt heraus auf den Bodenm und konnte nicht weiter
fortgebracht werden.
Und da liegt er noch immer, denn niemand kann ihn erheben, geschweige von dannen tragen. Gleichwohl wurde der Leineweber
seines Vergehens losgesprochen, doch sollen seitdem seine Zunftgenossen keine langen Schürzen mehr tragen, sondern kurze.
(Bechstein, Ludwig - Thüringer Sagenbuch. Erster Band, Wien und Leipzig 1858)
Der Stein vom Himmel
In Frauenbreitungen auf dem Marktplatze liegt ein großer schwärzlicher Stein, der soll einst vom Himmel auf den Platz gefallen sein, allwo er noch liegt,
und Niemand konnte ihn wegbringen. Andre aber erzählen, der Stein habe weit draußen im Felde gelegen, und da sei einst ein starker Mann im Orte gewesen,
seines Zeichens ein Leinweber, der sei eines großen Verbrechens angeschuldigt worden. Um sich von dem auf ihm lastenden Verdacht zu reinigen, vermaß sich
der Leinweber, jenen bekannten Stein in seiner Schürze und in einem Gang, ohne auszuruhen, von draußen herein bis an das Gotteshaus zu tragen. Solches
Vermessen wurde angenommen und der Mann hob den Stein im Felde in seine Schürze, und trug in einem Gang bis nach Frauenbreitungen. Da er aber den
Markt kam, riß die Schürze mitten von einander, und der Stein viel zu Boden, und dahin, wo er noch liegt. Seitdem das geschehen ist, tragen alle Leinweber
kurze Schürzen.
(Bechstein, Ludwig – Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes. Vierter Theil Meiningen und Hildburghausen 1838, S.136-137)
1. Variante
Eine Strecke unter den Teufelskreisen mitten im Walde steht ein einfacher Denkstein; derselbe hat eine Inschrift,
welche aussagt, daß am 16. Sept. 1690 an dieser Stelle der F. S. Förster zu Gräfenrode durch seinen Vetter und Schwestersohn
unversehens erschossen worden sei, darüber im Volk folgendes erzählt wird:
Der Förster lebte mit dem Jägerburschen sehr uneinig und suchte Ursache, ihn zu turbiren. Nun ließ sich zum öftern
ein großer Hirsch blicken, und dem Burschen ward Auftrag, den Hirsch zu schießen. Allein so oft dieser auch schoß, so oft
fehlte er den Hirsch, darüber es denn der Förster an Hohn und Vorwürfen nicht fehlen ließ. Als nun der Jägerbursche,
Johann Caspar Greiner, Einem sein Leid klagte, wurde ihm Etwas angerathen, was er auch that; er ging nämlich hin in die
Glashütte auf den Gehlberg, und ließ sich eine gläserne Kugel machen, welche er in seine Büchse lud. Hierauf ging er an jenem
Tage wieder auf den Anstand, und es währte gar nicht lange, so erschien auch der stattliche Hirsch. Der Jäger zielte, schoß – und
der Hirsch stürzte augenblicklich zusammen; eilig lief der Schütze hinzu, da sah er mit Entsetzen, daß er keineswegs einen
Hirsch, sondern seinen Herrn erschossen hatte. Die Kugel war ihm durch den Schlaf gegangen, und er zuckte nicht mehr.
Selbst das Gräfenroder Kirchenbuch sagt aus, daß Jener erschossen worden sei: in Verblendung einer Hirschgestalt.
(Bechstein, Ludwig - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen 1837)
Ein Strecke unter den Teufelskreisen auf dem Schneekopf, an denen es niemals geheuer ist, und wo es die Reisenden schon oft
geneckt, irre und in bodenlose Sümpfe geführt hat, steht ein Denkstein mit einer alten jetzt kaum noch lesbaren Inschrift zum
Gedächtnis einer Unglücksthat, welche die Sage des Volkes zu einer zauberischen Verblendung umgewandelt hat. Ihr zufolge
lebte zu Gräfenroda, am jenseitigen Fuße des Schneekopfs, nach Arnstadt zu, ein Förster, der hatte einen Jägerburschen,
mit welchem er in Unfrieden lebte, und den er daher auf mancherlei Weise tückte und ärgerte.
So gab er ihm, der noch dazu sein Vetter war, den Auftrag, einen Festhirsch zu schießen, der seinen Stand im
Schneekopfrevier hatte, und dort herum wechselte und sich sehen ließ, das war ein prächtiger Hirsch von sechszehn Enden oder
noch darüber. Aber der Jägerbursche, der Caspar hieß, vermochte nie den Hirsch zu schießen, obschon er denselben oft ganz
nahe sah und schußgerecht vor sich hatte; entweder versagte das Gewehr oder der Schuß ging fehl, und der Hirsch ging
gemachsam seiner Wege, sah sich auch noch einmal nach dem Jäger um, und machte ihm mit dem staatlichen Geweih eine
Reverenz. Kam nun der Caspar Abends nach Hause, und hatte den Hirsch nicht geschossen, so regnete es Spott- und Stichel- und
Stachelreden – was für ein geschickter und jagdgerechter Schütze er sei, und die Hirsche würden ihm demnächst eine
Dankadresse dafür überreichen, daß er sie so menschen- und hirschfreundlich zugleich behandle, und sie schone, und ob vielleicht
seine Büchse nicht mehr töde? da solle er doch einen Feuermolch oder Unk hinein laden, und dergleichen – und das alles wurmte
den Casper sehr, ging daher zu einem alten Jäger, der bewährt war in Jägerkünsten, guten und schlimmen, und klagte
diesem Miß- und Ungeschick. Der alte Jäger schüttelte den Kopf und sagte: Dir soll bald geholfen werden. Gehe morgen in aller
Frühe nach Gehlberg in die Glashütte; nimm deine Kugelform mit, und forme Dir eine Kugel aus reiner Glasmasse. Auf alle Fälle
hat Dir ein Feind einen Weidmann gesetzt, aber das Glas widersteht allem Zauber und allem Bösen, deswegen können sich auch
der Teufel und die Hexen nicht im Spiegel sehen.
Mit dieser Kugel, die du stillschweigend in deine Büchse laden mußt, schieße Du nur in Gottes Namen auf den Hirsch.
Caspar befolgte diesen einleuchtenden Rath, ging abends abermals wegen dem Hirsch auf den Anstand, und brauchte nicht
erst zu warten, so kam der kapitale Bursche und äste sich, und schaute sich um. Ein Blitz – ein Ruf: in Gottes Namen! und da brach
der Hirsch zusammen, und freudig eilte Caspar zu ihm hin, ihm den Genickfang zu geben, falls er nicht völlig gut dahin getroffen,
nämlich nach dem Kopfe. Aber o Schreck – da lag kein Kapitalhirsch – da lag mausetod der Prinzipal und Vetter, der sich durch
böse Weidmannspraktiken selbst in den Hirsch verwandelt hatte.
So hatte er seinen Lohn dahin.
In das Kirchenbuch zu Gräfenroda wurde aber der Unglücksfall folgendermaßen eingetragen:
"A. 1690, den 16. Septbr.
Ist der Fürstl. Sächs. Forst-Knecht, Herr Joh. Valentin Grahow, Abends nach 4 Uhr von seinem Vetter Caspar, der ein
Jäger-Bursch war, im Walde am Schneekopf, in Verblendung einer Hirschgestalt, an den Schlaf durch den Kopf geschossen
worden, da Knall und Fall eins geworden."
(Bechstein, Ludwig - Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band, Wien und Leipzig 1858)
Der Graf von Brandenburg hatte vor uralten Zeiten das Recht, daß er den Fleischern zu Gerstungen die Taxe setzte und zugleich an jedem
Fleischtage einige der besten Stücke für seine Küche bekam. Der Bote, mit Namen Limpert, welcher deshalb jedes Mal von der Brandenburg geschickt wurde, war
ein lahmer Krüppel, der auf einem Esel ritt, an dessen beiden Seiten zwei Körbe für das Fleisch hingen. Es traf dieser aber immer zu spät ein. Und doch durfte, nach
altem Rechte, die Fleischbank eher nichts abgeben und verkaufen, bis er versorgt war. Dies Unwesen war der Bürgerschaft, besonders aber dem ehrsamen Amte der
Fleischhauer selbst gar verdrießlich, ja unerträglich geworden. Vergebens hatte man den Boten erinnert, doch nicht die ganze Stadt stundenlang vergeblich warten zu
lassen. Wie ungestalt und krüppelhaft, so frech und trotzig war er auch, kehrte sich an kein gutes Wort und Pochte auf das Recht und die macht seines Herrn.
Es war aber damals der Gildmeister der Fleischer ein zorniger und stolzer Mann. Dieser sprach zu seinen Mitmeistern: "Wir wollen den
Unfug nicht länger dulden, sondern ein Ding tun, das nicht so bald vergessen werden soll.“ Als nun der Lahme wieder dahergezogen kam, hat man ihn nach
Gewohnheit von dem Esel gehoben hatte und er das Fleisch für seinen Herrn erwartete, so gab im der Gildmeister den ersten Schlag, und dann traten auch die
übrigen Meister sofort hinzu und schlugen ihn vollends tot hackten den Leichnam in Stücke und legten ihn dem Esel in die Körbe. Darauf dreht man diesen um, gab
ihm einen Streich und ließ ihn gehen.
Als nun aber der Graf statt des erwarteten Fleisches den Boten selbst zu Schlachtstücken zerhauen in den Körben fand, da schwur er den
Fleischern bittre Rache. Und als die Stadt sich ihrer Bürger annahm, so kündete er ihr die Fehde an. Das war freilich den Gerstungern leid; denn der Brandenburger
war bisher ihr Schirmvogt und Freund gewesen. Darum sandte der rat einen Mittelsmann, der mit Klugheit und sanften Worten den Erzürnten besänftigen möchte.
Dieser stellte vor, dass die Fleischerzunft schon lange durch das absichtliche Zuspätkommen und durch das höhnende Betragen des Lahmen gereizt sei, und daß
man ja die ganze Zunft ausrotten müsste, wenn blut um Blut gelten sollte. Er möchte daher davon absehen und bedenken, daß so viele Häuser verwaist würden und
die halbe Stadt Trauerkleidung anlegen müßte. Man sei dagegen gern bereit, eine ansehnliche Abfindung als Buße zu geben.
Da sprach der Graf bei sich selbst: "Wohl, so will ich eine Sühne fordern, wie sie solche nimmer erzwingen können,“ und erwidert dem
abgeschickten Gesandten: "Steht das Blut eurer Fleischhacker in so hohem Preise, so schafft mir einen Scheffel Silberlinge von eines Pfennigs Wert, drei himmelblaue
Windhunde und drei Eichenstöcke ohne Knoten, so hoch ich selbst. Schaffet ihr mir binnen heute und fünf Jahren diese drei Stücke, so ist die Sache vertragen, und
sogleich gebe ich alle meine Rechte an eurer Fleischbank auf; denn was aus den Händen der Bluthunde kommt, das ekelt mich an. Fehlt es aber zu jener Zeit auch
nur an einem von den dreien, so überliefert mir die Stadt die ganze Rotte, Mann für Mann. Und ich werde mit ihnen tun nach meinem Gefallen.“
Mit diesem trostlosen Bescheide kehrte der Abgeordnete zurück. Und alle, die ihn hörten, entsetzten sich darob; denn man war eine solche
Menge der kleinen Silberlinge zu finden, und wo in der Welt gab es himmelblaue Windhunde und mannshohe Eichstecken ohne Knoten? Endlich fassten jedoch
einige Bürger neuen Mut, indem sie meinten, Zeit gewonnen, viel gewonnen, und man könnte die Sache doch wenigstens versuchen.
Darauf ward von Stund an ein Bote ausgesandt, der in allen Landen, bei Juden und Krämern die Silberlinge sammelte. Dann wähle man ein
Schock der kräftigsten Eichensprößlinge, welche eben den ersten Trieb aus der Erde gemacht hatten. Diese wurden behutsam ausgehoben und in einen Garten in
ein eigenes bereitetes Erdreich gepflanzt. Dann umgab man sie mit genau anpassenden und weil in die Höhe gehenden Glasröhren, so daß Seitensprosse ganz
unmöglich wurden, und das junge kraftvolle Reis nicht anders als kerzengerade aufwachsen konnte. Und wie sich der junge Trieb sich hob und dehnte, waren auch
schon wieder weitere Glasröhren für ihn bereit. Unterdessen hatte man auch ein Gemach eingerichtet, dessen Wände, Decken und Fußboden im reinsten Himmelblau
glänzten. Auch die Fenster waren mit himmelblauen nur das Licht durchlassenden Zeugen verhängt. Dahinein brachte man drei schneeweiße junge Windhunde, und
damit sie nichts sähen als Himmelblau, so war auch der Wärter in die Farbe gehüllt, und Wasser und Futter waren Himmelblau. Die ersten Jungen, welche die beiden
Hündinnen warfen, hatten wirklich hie und da ein blaues Sprenkelchen. Unter den Jungen, die in den folgenden Jahren wieder von diesen vielen, gab es schon blau
gefleckte. Bei der dritten Zucht war himmelblau schon die Hauptfarbe, und unter dem vierten Geschlecht waren gegen Ende des fünften Jahres wirklich drei Exemplare
aufgewachsen, welche über und über himmelblau glänzten.
Mit den Eichstäben ging es auf ähnliche Weise. Mehrere Stämmchen mochten die Beschränkung nicht ertragen und starben ab. Einige
trieben, trotz der sorgsamsten Aufsicht, dennoch Seitenaugen. Drei Sprößlinge aber blieben zuletzt übrig, und diese standen in Mannshöhe, kerzengerade und ohne
Knoten da, daß es eine Lust war, das Wunder so wie das der Hund anzuschauen.
Auch der Bote war jedes Jahr wiedergekehrt und hatte die aufgestöberten Silberlinge eingeliefert. Am vorletzten Tage des fünften Jahres
kehrte er abermals zurück, und als seine Ausbeute gemessen und zu den übrigen geschüttet wurde und man das Streichbrett über den Scheffel zog, da wäre fast
ein Silberling heruntergeschoben. So wurde der Frevel dem erzürnten Grafen abgebüßt. Um den Himmel zu versöhnen, ward der Fleischscharren in ein Pflegehaus für
arme Krüppel verwandelt, von dem noch jetzt einige Grundstücke den Namen "Siechengärten“ führen, und auf dem Platz, wo die blutige Tat begangen war, wurde ein
breiter Stein ins Pflaster eingelegt, der noch heutigen Tages der Limpertstein heißt.
*) Burgruine bei Lauchröden, etwa 8 km nordöstlich von Gerstungen.
(Heusinger, Johann Heinrich Christian - Sagen aus dem Werratale - Gesammelt von E. Heusinger. Im Neudruck herausgegeben. Mit einem Nachdruck und mit Erläuterungen versehen. Eisenach 1923, S.6-9)
Die drei Auflagen
Im Thale der Werra liegen zur Rechten des Ufers noch heute die umfangreichen Trümmer des vormals sehr stattlichen Schlosses Brandenburg, welche Burg
der Wohnsitz eines in dieser Gegend reich begüterten alten Thüringischen Grafengeschlechtes war.
Die Grafen hatten das Recht, den Fleischern in Gerstungen ihre Taxe festzustellen, auch bedurften diese nicht früher von dem Schlachtvieh etwa verkaufen, bis
der Fleischbote von der Brandenburg mit seinem Esel und der Taxe kam, und die besten Stücke vorweg holte. Dieser Fleischbote hieß Limpert und war ein lahmer
Krüppel, der stets des Sprüchleins eingedenk war: langsam kommt man auch weit, der seinen Esel nie zur Eile trieb, und seinen Hohn und Spott darüber hatte,
wenn die Fleischer, von ihren übrigen Kunden gedrängt, in Verzweiflung waren und ihn mit Scheltworten empfingen. Da der Krüppel sein kommen mit Absicht immer
mehr und mehr verzögerte, so schwur der Gildemeister ihm zornig zu, er wolle ihm Beine machen, wenn er noch einmal so lange säume. Das wolle er sehen! antwortete
Limpert, und nahm die Drohung wörtlich, indem er nun in der That gerade noch einmal so lange zu kommen säumte, als er bisher gesäumt hatte. Darauf machte der
Gildemeister dem Krüppel Beine in die Ewigkeit - er schlug in tod, ließ ihn in Stücke hacken, mit diesen Stücken die Fleischkiste des Esels füllen und letzteren zur
Burg treiben. Diese That erregte sachgemäß den wüthendsten Zorn des Grafen gegen ganz Gerstungen; er befehdete das Städtlein, und ließ es keinen guten Tag
mehr sehen, bis flehentlich unter Erbietung jeder Sühne um Gnade gebeten wurde. Darauf verlangte der Graf zur Sühne seines ermordeten Limpert drei Scheffel voll
Silberheller, alle einen und desselben Gepräges, drei himmelblaue Windhunde und drei mannshohe Eichenstäbe ohne Knoten. Diese drei Auflagen sollten binnen J
ahresfrist beigeschafft sein, oder die Metzgerzunft in Gerstungen solle ihre Unthat blutig und schrecklich büßen. Da war guter Rath theuer, doch endlich wurde er
gefunden. Der Rath verkündete, daß er auf eine gewisse Sorte Silberheller des Stiftes Fulda, das deren sehr viele geprägt, Agio zahlen wolle, da strömten Juden
und Bettelleute in Menge herbei und schafften Heller, bis die drei Scheffel/ voll waren und die Silberheller wieder im Course sanken. Drei schneeweiße Windhunde
wurden in ein Zimmer gesperrt, dessen Fenster von blauem Glase waren, und das ganz blau angestrichen war. Blaugekleidete und blaugefärbte Wärter fütterten
die Hunde aus blauen Geschirren mit Blaukohl und gebratenen Blaumeisen und Blaukehlchen. Davon begannen die Hunde endlich selbst blau anzulaufen, und warfen
blaue Junge. Mittlerweile wurden drei junge Eschenschossen in Glasröhren zum Wachsthum getrieben, da war kein Raum, Knoten anzusetzen, und so waren nicht
ohne große Sorgen, Kosten, Last und Mühe die drei Auflagen erfüllt, und Gerstungen hatte wieder guten Frieden. Der Graf von Brandenburg aber behielt sein Recht
der Fleischtaxe, schaffte sich einen andern Krüppel zum Fleischboten an, und behielt den alten Esel zum Fleischboten bei, der mittlerweile lahm geworden war.
Nächstdem mußten die Gerstunger Metzger ihren Fleischscharrn abbrechen, und dafür ein Pfründenhaus für arme Krüppel erbauen, auch wurde auf die Stelle, wo
sie den Limpert zerhackten, ein breiter Stein gelegt, der liegt noch und heißt der Limpertstein, ein Andenken und zugleich ein Spiegel, nämlich der Warnung.
Diese Sage wiederholt sich unter ziemlich gleichen Umständen auch anderwärts, namentlich in der Stadt Osnabrück mit einem Grafen Tecklenburg.
(Thüringer Sagenbuch Band I, Nr.64, S.101-103)
Nahe bei dem Dorfe Gossel stand vor Alters ein Nonnenkloster, davon heutigen Tags nichts mehr vorhanden ist. Auch dorthin war viel
Laufens und Wallfahrens, davon noch ein Wahrzeichen auf einem Fleck Rasen, wo man es die sieben Kreuze nennt. Denn einstmals
hatten sich im Wirtshause die frommen Wallfahrer so bezecht, daß eine mörderliche Prügelei unter ihnen entstand, sie einander
verfolgten, und im Freien, etwa dreihundert Schritte von der Klosterstätte, sieben von ihnen erschlagen wurden.
Zum Andenken des Mordes sind hernach so viele Kreuze an die Stelle gesetzt worden. Daß sie noch stehen, will ich nicht
behaupten, so viel aber erinnere ich mich aus früheren Jahren, selbst an einer Anzahl Steinkreuzen bei Gossel öfter vorbei
gekommen zu sein.
(Bechstein, Ludwig - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Theil 3, Meiningen und Hildburghausen 1837)
Von Herpf am Wege nach Meiningen liegt ein halb verwitterter, länglicher rechteckiger Stein, auf dem in früherer Zeit ein Totenkopf
in erhabener Arbeit zu sehen war. Die Platte wird der „Jungfernstein“ genannt, und es wird jedes Jahr um sie herum aufgeräumt.
Die freundliche tätige Hand aber kennt niemand. Über dieses sonst so wenig beachtete Denkmal berichtet die mündliche, wie
die schriftliche Überlieferung nachstehend:
Das Dorf Herpf war im Dreißigjährigen Kriege von den Kaiserlichen besetzt. Zu dieser Zeit begleitete das schönste und
tugendhafteste Mädchen des Dorfes, Namens Brigitta, ihren Liebsten, den Maurer Memmler ein Stück Wegs nach Meiningen; dies
hatte ein Rittmeister der böhmischen Reiter, der ein Auge auf das Mädchen geworfen, bemerkt, und überfiel es auf dem Rückwege,
nahe beim Dorfe, in sündhafter Lust. Das Mädchen wehrte sich verzweifelt gegen den Räuber, sodaß er dasselbe in blinder Wut
durch einen Degenstich in die Brust tötete und den Leichnam auf jener Stelle liegen ließ.
So fand ihn der heimkehrende Liebste und schwur, die Bluttat zu rächen; er grub ihr auf jener Stelle ein Grab, meißelte noch
mit eigener Hand den Denkstein und eilte sofort rachedurstig ins schwedische Lager.
Seine Heimat hat er nie wieder betreten, an dem Steine aber soll sich bis heute noch an gewissen Tagen eine nackte Jungfer,
die von einem schwarzen Pudel umkreist wird, sehen lassen.
(Wucke, Chr. Ludwig – Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)
Von der Brücke zu Hildburghausen führt nach dem Siechenhaus ein steinerner Steg. An einem der Steine desselben ist ein verwittertes
Marterbild, Christus am Kreuz vorstellend, und eine Katze eingehauen. Über diese letzte berichtet die Sage:
Einer, Namens Katz, habe sein Leben verwirkt gehabt und zur Sühne sich erboten, mehrere kostspielige Bauten zum Besten der
Stadt aus seinem Säckel auszuführen. Zu diesem Zwecke habe er dann nicht nur einen Turm über dem ehemaligen unteren Stadttor
mit einem steinernen Kopf nach der Stadtseite hin, dem Wahrzeichen von Hildburghausen, sondern auch den erwähnten
steinernen Steg erbaut und hier die Katze, als sein Namenszeichen, einmeißeln lassen.
(Wucke, Chr. Ludwig – Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)
Geht man von Heldburg nach Lindenau, fällt einem ein verwittertes mit Moos bewachsenes Steinkreuz unweit der
Straße links im Wiesgrund ins Auge. Das Volk nennt es den Schäferstein oder das Schäferkreuz.
Die Wiesen im Grund der Kreck waren schon seit Menschengedenken ein Zankapfel zwischen der Stadt
Heldburg und dem Nachbardorf Hellingen gewesen. Wer konnte die Prozesse zählen, die um ihren Besitz geführt worden waren? War
der Anspruch des einen anerkannt, fand sich wieder ein Advokat, der die Entscheidung in Frage stellte. So ging der Streit hin und her,
und keiner wollte auf sein wirkliches oder vermeintliches Recht verzichten.
Besonders die Schäfer führten eine erbitterte Fehde mit Schmähungen und allerlei Tort. Jeder wollte den
vortrefflichen Weideplatz dem anderen streitig machen. Die Ratsherren aus Heldburg und die Zwölfer aus Hellingen waren schließlich
des langen Haders müde und nahmen, als der Hellinger Schäfer verstorben war, den Sohn des Heldburgers in ihren Dienst. Etliche
Wochen ging es auch gut: Weidete der Vater seine Herde am oberen Talgrund, trieb der Sohn die Hellinger Tiere in die Mitte;
grasten die einen an der Kreck, dann sah man die anderen am Hang nach Hellingen zu.
Doch eines Tages kam es zum Streit zwischen Vater und Sohn. War der eine oder der andere
unaufmerksam gewesen oder waren einige Schafe zur anderen Herde hinübergelaufen, ? keiner konnte es mehr sagen. Ein
Wort ergab das andere. Mit Steinwürfen wollte der Alte die fremden Tiere aus seiner Herde treiben, traf aber seinen Sohn. Als diesen
ein Steinbrocken am Kopf traf, schleuderte er voller Jähzorn seine Schippe nach dem eigenen Vater. Und sie traf ihr Ziel, traf es zu
gut... Als der Sohn seinen Vater tot am Boden liegen sah, ließ er Herde und Heimat. Niemand konnte sagen, wohin ihn sein Gewissen
trieb.
Zur Erinnerung an die unselige Tat errichteten Heldburg und Heilungen ein Steinkreuz an der Stelle, wo der
Vater durch die Hand seines Sohnes den Tod gefunden hatte.
(mündlich aus Heldburg)
(Witter, Eckhard – Fuhrmann Spörlein. Sagen aus dem Grabfeld und dem Fränkischen Hügelland. Hildburghausen, 1992, S. 52 – 53)
Ein Fuhrmann, von Heldburg kommend, blieb mit seinem schwerbeladenen Wagen in dem sumpfigen Boden
stecken. Er scheute keine Mühe, um mit seiner Fracht weiterzukommen. Doch keinen Meter kam er vorwärts; immer tiefer versank er
mit Pferd und Wagen. Ein anderer Fuhrmann, von Coburg kommend, hatte keine Möglichkeit, mit seinem Wagen an dem
Unglücklichen vorbeizukommen. Er half auch nicht, den versunkenen Wagen aus dem Sumpf zu ziehen. Die zwei Fuhrmänner
gerieten in Streit, in dessen Verlauf der eine erschlagen wurde. Der andere mußte zur Strafe und zur ewigen Mahnung für uneinige
Fuhrleute ein Steinkreuz setzen lassen.
Eine zweite, aber ähnlich klingende Sage spricht von zwei Steinkreuzen, deren Aufrichten sie so erklärt:
Im Fuhrmannsgrund haben sich einst zwei Männer gestritten. Der eine trug so schwere Verletzungen davon, daß er tot auf dem
Kampfplatz liegen blieb. Dort steht heute noch das Steinkreuz. Der andere schleppte sich noch ein Stück fort und erlag dort, wo
das zweite Kreuz gestanden haben soll, seinen Wunden.
(Witter, Eckhard – Fuhrmann Spörlein. Sagen aus dem Grabfeld und dem Fränkischen Hügelland. Hildburghausen, 1992, S. 58, nach Schromm, Chronik von Lindenau, 1960)
Im Forst des Dorfes Manebach, das früher Am Bach hieß steht ein Denkstein mit dem Bilde eines Mönches, von diesem wird erzählt:
Es war einem Kloster zu Erfurt so viel Land und Waldung versprochen, als so weit ein Mönch einen ziemlichen Stein tragen
würde. Da machte sich ein Bruder auf den Weg, und trug den Stein an einem Tag von Erfurt bis in den Manebacher Forst und
wanderte rastlos, bis er niedersank und seinen Geist aufgab. An jener Stelle hat man hernach den Stein aufgestellt und den Mönch
zum Gedächtnis darauf ausgehauen.
(Bechstein, Ludwig - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Theil 3, Meiningen und Hildburghausen 1837)
Anmerkung: Bechstein schreibt den Mönchstein noch mit zwei "s" als Mönchsstein.
Aus einem Amtsbericht vom Jahre 1744.
Das Forsthaus, welches an der Fahrstraße zwischen Eisenach und Wilhelmsthal mitten im Walde gelegen
jetzt "zur hohen Sonne" genannt wird, hieß vordem "zum hohen Kreuz". Der Schmidt Lorenz Luther aus Eckartshausen hat in Eisenach vor dem Amte erzählt,
er habe von seinem Vater und Großvater, welche auch alte Leute gewesen, zum öftern gehört, daß in den alten Zeiten, da hier noch alles katholisch gewesen,
an dem Orte, welcher das hohe Kreuz genannt werde, eine Wallfahrt gewesen und daselbst ein hohes Kreuz gestanden habe. Ein anderer Mann aus Eckartshausen
wollte von einem Jäger, der auf dem hohen Kreuz gewohnt hatte, gehört haben, daß eine weiße Frau zu Zeiten dort
erschienen sei, welche in der obersten Stube, wenn die Leute im Bette gelegen, sich niedergesetzt habe. Ein Bauer aus Etterwinden hat vor dem Amte in Eisenach
ausgesagt, er habe von seiner Mutter gehört, daß bei dem hohen Kreuze Hans Malschen von Etterwinden, der nun schon lange todt sei, ein Sarg auf den Rücken
sich gehängt habe, den er bis in das Etterwinder Feld habe fortschleppen müssen, wo er endlich von ihm gefallen sei. Als dieser Hans Malsch nach Hause
gekommen, wäre er fast wie rasend geworden. Auch sollte neben den Etterwinder Leuten, wenn sie auf ihrem Wege bei dem hohen Kreuze gewesen, vielmals ein
Gespenst hergegangen sein.
Andreas Steinbrecher, gleichfalls aus Etterwinden, hat folgendes erzählt. Vor ungefähr 20 Jahren bin ich einmal des Abends spät mit
einem Karren von Eisenach nach Etterwinden zurückgefahren und wollte den Thiergarten passieren. Da ich nun an das hohe Kreuz kam und das Thor aufzumachen
begehrte, der Wächter aber solches nicht thun wollte, sah ich eine Kutsche in dem Wege von der kalten Stunde herüber auf das hohe Kreuz fahren. Dieser bin
ich entgegen gegangen zu sagen, wie sie den Thiergarten nicht aufmachen wollten. Als ich an die Kutsche herankam, sah ich, daß sechs Pferde davor gespannt
waren, die Kutsche wie eine ordentliche Kutsche aussah, auch ein Kerl vorne darauf saß und einer hinten darauf stand, wobei es mir nicht anders erschien,
als ob das Geschirr von den Pferden und die Kleider der Kerls wie lauter Silber und Gold glänzten. Als ich sie aber anreden wollte, hat es einen starken Plump
gethan und es war nicht anders gewesen, als wenn alles mit einander auf einmal in die Erde gesunken wäre; gleich darauf war nichts mehr davon zu sehen. Das
Fahren der Kutsche und das Raßeln der Pferde habe ich, ehe ich noch recht nahe gekommen war, gar eigentlich gehört, auch gesehen, daß von den Hufeisen
auf der Erde Feuerfunken gegeben wurden.
Auch hat mir meine Mutter vielmal erzählt, daß einem Manne von Etterwinden auf dem Wege nach dem hohen Kreuz seitwärts her
eine Leiche mit ihren Trägern und dem Schülerchor begegnet ist, welche nach dem hohen Kreuz zu getragen wurde; und Andre sagen, daß in dem Wege unterm
hohen Kreuz sich eine Frau aufgehockt und die Arme, welche wie vermodertes Holz gewesen, über ihre Schultern gelegt habe. Diese Frau hätten sie bis aufs
hohe Kreuz trgen müssen, wo sie wieder auf die Beine getreten und von ihnen geblieben wäre.
(Witzschel, Dr. August - Kleine Beiträge zur deutschen Mythologie, Sitten- und Heimatkunde in Sagen und Gebräuchen aus Thüringen, Erster Theil: Sagen aus Thüringen, Wien 1866, S.118-120, Nr.115)
Kommt man von Leimrieth aus nach Pfersdorf, erblickt man am Straßenrand ein verwittertes Steinkreuz. Es erinnert an einen Reiter,
der hier bei einem Sturz vom Pferd den Tod fand.
Lange war unsere Heimat von den Schrecken des großen Krieges verschont geblieben. Es war Herbst geworden, Herbst des
Jahres 1634. In Pfersdorf rüstete man zu einer zünftigen Bauernhochzeit. Doch da sprang ein Trupp kaiserlicher Dragoner ins Dorf.
Barsch forderten sie Nahrungsmittel, Futter für die Pferde und Geld. Doch bevor die Einwohner dem Befehl des Offiziers
nachkommen konnten, hatte, hatten die Reiter Stall und Scheune geleert, Truhe und Schrank erbrochen. Wehe dem, der sich an
ihrem räuberischem Tun hindern wollte! Es war nur ein Werk von wenigen Stunden, und ein wohlhabendes Bauerndorf war zu einem
öden Flecken geworden, dessen Einwohner nicht mehr wußten, woher sie Speise und Trank für die nächsten Tage, geschweige
für den ganzen Winter, nehmen sollten.
Verständnislos hatte der junge Bräutigam dem Treiben der Räuber mit der kaiserlichen Feldbinde zugesehen. Verzweifelt
ballte er die Fäuste, als der Hufschlag verhallte.
Da brach es aus ihm heraus: „Warum soll ich mich treten lassen? Selber will ich treten!“
Seiner Braut waren diese zornigen Worte zunächst unverständlich. Wenige Tage später wurden sie ihr in furchtbarer Weise
klar. Ihr Zukünftiger war verschwunden. Bauern brachten die Nachricht, er sei den Dragonern gefolgt, habe Handgeld genommen
und sei selbst sei Landsknecht geworden. Weinend sank die verlassene Braut zu Boden. Schmerzhaft regte sich das junge Leben,
das sie unter dem Herzen trug.
Der Winter kam, der Hunger folgte, die Krankheit war sein Begleiter. Der Totengräber hatte in diesem Winter viel Arbeit.
Zwei Knechte mußten ihm zur Hand gehen. Einmal wurde ein Kindergrab an der Friedhofsmauer ausgehoben. Es war die
letzte Ruhestätte für das neugeborene Kind der verlassenen Braut. Als sie es in die kalte Grube senkten, tat die verzweifelte
Mutter einen furchtbaren Fluch über den, den sie geliebt hatte.
Jahre vergingen. Friede wurde. Da kehrte ein schmucker Reiter in seine Heimat zurück Schon sah er von weitem das
Vaterhaus, das den großen Krieg überstanden hatte. Doch als er in das Dorf sprengte, bäumte sich sein Roß. Er stürzte zu Boden.
Leute, die herbeieilen, um zu helfen, erkennen ihn als den treulosen Bräutigam von einst. Der Fluch der verlassenen Braut
hatte sich in furchtbarer Weise erfüllt. Beim Sturz vom Pferd hatte er sich das Genick gebrochen.
(Witter, Eckhard - Das Achtläuten. Sagen aus dem Hildburghäuser Land. Hildburghausen 1990)
Es war um die Zeit, als die Bauern im Wüstebachtal vor Leid, kaum die Äcker bestellen konnten, weil der schwarze Tod in ihre
Gehöfte schlich und einer nach dem anderen von ihren Lieben holte, so daß draußen die Disteln und der Hederich hoch aufschossen,
daß die Quecken sich zusammenrotteten und Ziegenbart und Vogelkraut üppig wucherten Nur die Gottesäcker waren wohl bestellt,
und der Pfarrer von Teichröda hatte in die Totenliste am die Hundert schreiben müssen, die sich vor kurzem noch rüstig geplagt hatten.
Da kamen drei Brüder auf der Wanderschaft durchs Wüstebachtal und wurden in Pflanzwirbach von der Pest gefaßt, die keinen
wieder hergab. Sie nahmen einen gar traurigen Abschied vom Leben, dem sie noch so viel hatten abringen wollen, und schrieben
ihre letzten Wünsche in die Wanderbücher, die der Heimbürge übernahm. Der älteste drückte dem Vater daheim die Hand für alles
Gute, das er ihm getan, der zweite schrieb seinen letzten Gruß dem Meister, der ihn redlich und gut gehalten hatte, und der jüngste
schrieb seiner Liebsten, die ihn treu geliebt zu jeder Zeit.
Übers Jahr, als die gequälte Bauernschaft sich zu neuer Arbeit erhob, als wieder die Bretterwagen an den Rainen standen
und die Pferde im Kumt gingen, kamen Vater, Meister und Mädchen und setzten den Brüdern zum Gedächtnis drei Kreuze.
(Karl Henniger - Thüringer Sage und Märchen, Rudolstadt 1925)
In der Ortsflur von Poppenhausen am Kuhsee findet man einen alten Sühnestein. Wenn man ihn genau
betrachtet, erkennt man zwei Vögel, die im oberen Teil eingemeißelt sind. Es sollen zwei Tauben sein, erzählte man mir...
In Poppenhausen lebten einst zwei Brüder. Eines Morgens pflügten sie gemeinsam den Acker ihres Vaters.
Redselig erzählte der jüngere, er habe im Wald ein Taubennest gefunden. Als er aber ein paar Tage später die fast flüggen Jungen
holen wollte, war das Nest leer. Sein Bruder war ihm zuvorgekommen. Zornig stellte er ihn zur Rede. Zunächst spottete der ältere nur.
Doch als ihn sein Bruder einen Dieb nannte, übermannte ihn der Zorn. Mit dem Pflugreuter schlug er auf seinen Bruder ein.
Blutüberströmt stürzte der zu Boden und starb an diesem unglückseligen Ort.
Zur Erinnerung an diese Tat richtete man an der Stelle, wo der Brudermord geschah, diesen Stein auf, - eine
Warnung und Mahnung, aber auch als einen Ort stillen Gedenkens und der Besinnung.
(mündlich aus Poppenhausen)
(Witter, Eckhard – Fuhrmann Spörlein. Sagen aus dem Grabfeld und dem Fränkischen Hügelland. Hildburghausen, 1992, S. 51)
In der Münzbach, zwischen Schwarzbach und Eckardts am Wege in der Nähe eines kleinen Teiches, wurde von vielen, unter diesen auch von
dem Kreiser* zu Schwarzbach, mehrmals ein Schimmelreiter ohne Kopf gesehen. Derselbe Kreiser wurde auch oft von unsichtbarer Hand am
Sandgraben unter den "zehn Buchen" nach Zillbach zu mit Steinen beworfen und sonst gefoppt. Und wenn man ihm auch noch etwas anderes verspräche, dorthin
ginge er des Nachts doch nicht wieder.
Ebenso ist es nicht geheuer an dem Wege von Schwarzbach nach Wahn. Dort liegt noch ein mächtiger Stein, in welchen ein Kreuz eingehauen
ist. Im dreißigjährigen Krieg soll ein Offizier allda erschossen und begraben worden sein, der bis heutigen Tages noch keine Ruhe gefunden hat.
* Kreiser = alte Bezeichnung für Hilfsjäger und Feldhüter
(Wucke, Chr. Ludwig - Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, S.426, Nr.699)
Nachhall des Hexenglaubens spukt durch alle Gaue und Gebiete Thüringens, mehr als
man Glauben sollte. Schon die Namen der vielen "Hexenberge, Hexenrasen, Hexenbächel" u.s.w. erinnern daran. Bei Effelder an der
Straße von Schalkau nach Sonneberg und Neuhaus ist ein Hexenberg, auf dem verirrt sich jeder, der ihn überwandert, wenn er nicht
zuvor die Strümpfe wechselt. Von Sonneberg nach zu kommt man über das Dörfchen Malmerz, das steht außerhalb des Ortes ein
Stein, der heißt der Hexenstein und ist weit und breit berufen. Eine Frau soll denselben, nachdem sie als Hexe angeklagt war, um ihre
Unschuld zu beweisen, und dadurch ihr Leben zu retten, von Ober-Lind heraufgetragen haben, und wollte ihn noch weiter tragen,
aber sie erlag der Last, vielleicht auch der last eines schuldigen Gewissens, und starb an der Stelle, an welcher der Stein steht.
Diesen Stein nun, den die Hexe getragen, soll sich, ein wenig Staub von ihm abgeschabt, und auf Butterbrod, oder auch ohne Butter
statt Salzes gestreut, gar trefflich gegen hexenhaftes Bezaubern und Anthun erzeigen. Weither, auf dem Bayerischen sogar, kommen
noch immer Leute und schaben vom Hexensteine Pulver ab. Die uralte Homöopathie des Aberglaubens – similia similibus curantur.
(Bechstein, Ludwig - Thüringer Sagenbuch, Zweiter Band, Wien und Leipzig 1858, S.47-48)
Nicht gar weit von den Ruinen der Burg Strauf und von Streufdorf ist eine Stelle im Waldgeheg, an welcher
einst ein Jüngling seinen Tod fand und begraben wurde. Seine trauernde Geliebte wollte sein Andenken ehren durch ein bleibendes
Gedächtnißmal; doch fehlten ihr dazu die Mittel. Da gab ihr die Liebe einen Gedanken ein, den sie auszuführen nicht säumte. Sie
legte mit sorgsamer Hand ein Kreuz aus Ackersteinen auf die Trift. Und wie oft es geschah, daß Bosheit oder Muthwille das Kreuz
auseinander riß und zerstörte, die Hand der Liebe war rastlos thätig, das Kreuz fort und fort zu erneuen, bis das Mägdlein starb.
Darauf hat das Volk jenes Kreuzes Erhaltung wie ein stilles Vermächtniß übernommen, und immerdar die
Lücken wieder ausgefüllt, die durch Menschenhand oder sonstigen Zufall in dem Steinkreuze entstanden. So hat das Kreuz lange am
Wege gelegen, und ist zum frisch im Volksgedächtniß fortlebenden Sagenzeugen geworden.
(Bechstein, Ludwig - Der Sagenschatz des Frankenlandes. Erster Theil. Die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes. Würzburg 1842, S.232)
Da, wo der östliche Zipfel Hessens mit Sachsen zusammenstößt und der Heldrastein als König und Herr des Werratales herabschaut, steht zwischen der Feldmühle
und Treffurt ein alter, verwitterter mannshoher Stein in der Gestalt eines Rades. "Spinnrad" nennen ihn die Leute und den Boden, auf dem er steht, "Siechenrain".
Vielleicht hat ihn der Erzbischof Willegis von Mainz, Sohn eines Wagners, der als Wappen ein Wagenrad im Schilde führte, als Grenzstein seines Landes gesetzt,
wahrscheinlicher aber einer der Treffurter Dynasten, die das 6-speichige Rad im Wappen führten.
Doch die umwohnenden Dörfler lassen dies nicht gelten. Sie erzählen sich, daß das Spinnrad einer hier erschlagenen Kräutersammlerin Grabstein sei, namens Ude.
An dem mit Büschen und Strauchwerk bewachsenen Rain stand ihre armselige Hütte, von einem blühenden Gärtchen umzogen. Wie sangen und jubelten die
Vögel der Alten entgegen, wenn sie aus der Hütte trat! War sie es doch, die der kleinen Vogelwelt Krümchen, Brocken und Körner tagtäglich auswarf. Wenn, sie gar
im hellen Sonnenlicht vor der Hütte all die Wurzeln ordnete und die seltenen Heilkräuter zu Bündeln wand oder geschäftigen Fußes ihr Spinnrad drehte, kamen die
gefiederten Sänger herbeigeflogen, hüpften neugierig bis dicht an ihr Rad, und husch flog der keckste auf die Schultern der Alten.
Aber auch mit den Menschen hielt Kräutertrude gute Kameradschaft. Ihre in flackerndem Feuer gekochten Wundertropfen hatten schon manchem Gesundheit und
Segen gebracht. Täglich kamen Kranke und Sieche aus dem Werratal und ließen sich heilkräftige Tropfen und schmerzstillende Pflästerchen für Leiden und Gebrechen
geben.
Die Alte konnte noch mehr! Durch ihre Zauberformel gedieh das Vieh, die Äcker trugen reichen Erntesegen, Unglück und Krankheit wurden aus Hütten und Häusern
gebannt, und mehr noch! Ihr Liebestrank flößte unvergängliche Liebe in das Herz der Spröden oder des Ungetreuen ein.
Da lebte in Heldra ein Bauernbursche Hans. Gern hätte er Liesel, des Nachbarn Kind, als Eheweib heimgeführt. Aber die hatte ihren eigenen Kopf und ihr eigenes
Herz, das längst dem zugewanderten Schmiedegesellen gehörte. Hans wußte Rat. Für einen Heller erstand er von der Kräutertrude einen Liebestrank. Durch Liesels
Magd verstand er es, den Trank der Spröden unbemerkt einzugeben. Nun harrte er hoffenden Herzens auf Liesels Bekehrung. Aber die trat nicht ein. Der Gesell wurde
immer mehr Hahn im Korbe.
Es war zur Zeit der Flachskirmes, Knechte und Mägde, Tagelöhner und Armenhäusler halfen den Flachsbauern, das unentbehrliche Gewächs mit Klöppel, Breche,
Hechel, Kamm und Schwingstock in seidenweiche, silberschimmernde Fäden zu verwandeln. Fleißige Spinnerinnen brachten geschäftigen Fußes den Faden
kunstgerecht auf die Spindel. Emsig half die Kräutertrude Liesels Eltern. In einem ungestörten Augenblick erzählte Liesel von dem abgewiesenen Freier. Lächelnd
entgegnete die Alte, daß sie dem Aufdringlichen ein ganz wirkungsloses Tränklein, geschöpft aus dem klaren Mühlbach, gegeben habe. Aber die Magd verriet das
Erlauschte dem Bauernburschen Hans. In heller Wut schäumte der Überlistete auf. Noch tief in die Nacht hinein arbeiteten die Leute und ließen unverdrossen ihre
alten Spinnlieder ertönen. Endlich war alles aufgeräumt. Auch die Kräutertrude humpelte mit ihrem Spinnrad ihrer Hütte zu. Am anderen Morgen fand man die Alte
erschlagen vor ihrer Hütte liegen. Rad und Spindel lagen in Stücke zerbrochen umher. Große Aufregung gab es in der ganzen Umgegend. Niemand kannte den Mörder
oder den Grund des Verbrechens. Nur Liesel und die Magd ahnten den Zusammenhang. Den Bauernburschen Hans hat niemand mehr gesehen.
Kräutertrude wurde begraben, wo sie erschlagen lag. Ihre Hütte zerfiel, die Vögel flogen klagend fort, Blüten und Blumen machten Disteln und Dornen Platz. Nur
das alte verwitterte Steinrad, das ihr gute und dankbare Menschen zum ewigen Andenken gesetzt und der Flurname "Siechenrain" geben heute noch Kunde, wo sie
gelebt und gewirkt hat.
Doch ganz tot ist die alte Spinnerin auch heute noch nicht. Wenn in nachtschlafender Mitternachtsstunde das Käuzchen in den Kronen der uralten Birnbäume am
Siechenrain sein gellendes "Kiwitt" - "Kommit" erschallen läßt, dann steigt der Geist der Alten aus dem Moosgraben und durchwandert sein Reich. Wehe, wenn ein
ungetreuer Liebhaber um diese Zeit den Feldweg betritt.
Fort und fort wird er geneckt und geängstigt. Jetzt hört er ein Gehen und Laufen hinter sich. Bleibt er stehen, vernimmt er ein kicherndes Lachen oder bekommt
gar eine schallende Ohrfeige. Plötzlich hockt sich eine zentnerschwere Last auf seinen Rücken. Im Sturmschritt eilt er mit der Geisterlast, die sich nicht abschütteln
läßt, davon. Schwerer und schwerer wird sie. Schweißgebadet schwankt der Unglückliche weiter. Schon droht er zusammenzubrechen. Da schlägt die Turmuhr ein Uhr,
und verschwunden ist der Spuk. Zu Tode erschöpft, eilt der Befreite heim, zog sich die Bettdecke tief über die Ohren und gelobt, nie wieder des Nachts allein über den
Siechenrain zu gehen. Junges Volk, hüte dich vor dem Geist der alten Kräutertrude an dem Siechenrain!
Nach einer in Treffurt umgehenden Überlieferung wurde eine "Sperrachen-Maid", die nach Heldra zur Spinnstube gegangen war, von ihrem eifersüchtigen
Liebhaber an dieser Stätte ermordet.
Von der Feldmühle um Mitternacht heimgehende Treffurter sahen eine brennende Laterne am Stein stehen, daneben einen schwarzen Hund mit glühenden Augen
und feuerspeiender Zunge.
Einst hatte sich ein Schnitter im Schatten des Spinnrades zum Mittagsschlummer ausgestreckt, da drang warnender Unkenruf an des Schläfers Ohr: "Weh dem,
der dieses Rad verrückt! Ihn flieht der Schlaf, ihn flieht das Glück." Der regierende Bürgermeister Bernhard versetzte das Spinnrad auf den Mainzer Hof, seine
Amtswohnung. Schlaflose Nächte waren die Folge. Heute steht das Spinnrad an der Normannsteinquelle.
(Sagen, Märchen und Geschichten von Treffurt und Umgebung, o.J.)
Zwischen Treffurt und Schnellmannshausen, dort wo die Werra hart an die Landstraße stößt, liegt die Wüstung Reimannshausen. Sie ist heute in die Stadtflur Treffurts
einbezogen. Vor Jahrhunderten lag hier das blühende Dorf gleichen Namens mit einer Kirche, dessen Glocken noch heute in warmen Sommernächten vom Werragrunde
heraufläuten.
Dicht an der Straße steht der letzte Rest des untergegangenen Dorfes: Ein graues verwittertes Steinkreuz, in dessen Arme die Insignien des ehrsamen
Schneiderhandwerkes eingegraben sind. Es heißt bis auf den heutigen Tag Schneiderstein, urkundlich jedoch "Vitzelstein", von fitzein (flicken, schneidern). Als
Reimannshausen noch blühte, Bauern, Knechte und Handwerker ihren Berufen nachgingen, lebten hier zwei Brüder, ärmlich und kärglich in dem hinterlassenen
Häuschen der Eltern. Der eine war ein rechtschaffener Schneider, der andere ein herumlungernder Tagedieb. Das war ein ungleich Gespann auf dem harten und
steilen Weg des Vorwärtskommens. Deshalb verließ der Schneider Elternhaus und Heimaterde und wanderte in die Fremde. Durch Fleiß, Treue und Rechtschaffenheit
hatte er sich im Laufe der Jahre ein ansehnliches Sümmchen gespart, so daß er endlich dem nagenden Heimweh nachgab und frohgemut in das Werratal zurückwanderte.
Mit dem anderen Bruder aber war es immer noch bergab gegangen. Da ihm anständige Arbeit nicht schmeckte, wurde das tägliche Brot knapper und karger.
Hunger und Not waren seine beiden Tischgenossen. Längst war die ererbte Hütte verschleudert und verpraßt. Immer mehr wich er vom Pfade der Redlichkeit ab und
wandelte auf dem dunklen Weg, der unrettbar ins Verderben führte. Er log, betrog und stahl wie seine Grundherren oben auf dem Normannstein in ihrer sprichwörtlich
gewordenen Diebesund Räuberherberge. Aus Diebstahl wurden Plünderung, Straßenraub und schließlich Mord und Totschlag.
So lag der Bösewicht eines Nachts wieder lauernd hinterm Busch an der breiten Landstraße, oberhalb Reimannshausen, wo Karren und Wagen voll Güter
passieren mußten und fremde Wanderer und fahrende Gesellen vorübergingen. Lange wartete er vergebens, denn rabenschwarz war die Nacht, und aus den
Wolkenbergen grollte der Donner. Da nahten Tritte, Menschentritte, gespannt horchte der Wegelagerer auf. Ein Liedchen wurde gepfiffen. Es war eine muntere
Schneidermelodie. Schon war der Wanderer heran. Jetzt galt es! Fest umklammerte der Bösewicht seinen derben Knotenstock und streckte mit mehreren wuchtigen
Schlägen den überfallenen Fremden nieder. Nun noch rasch das Felleisen durchsucht, die Taschen .... da durchschnitt ein gleißender Blitz die rabenschwarze Nacht.
In dem Lichte des Feuerstrahls erkannte der Räuber das bleiche, blutüberströmte Gesicht seines Bruders. Nun war er zum Brudermörder geworden. Ein gellender
Schrei entrang sich der Brust, dann schleuderte er Ränzel, Taler und Wertsachen weit von sich und floh wie der Brudermörder "Kain" unstet und flüchtig in den nahen
Eichenwald. Die Heimat hat ihn nie wieder gesehen. Am anderen Morgen fand man den erschlagenen Schneider, allen Einwohnern des Dorfes wohlbekannt. Gute
Menschen gaben dem Toten das wieder, was der Lebende gesucht, was ihn voll heißem Sehnen in das Werratal zurückgetrieben hatte: "Den Erdenfrieden in dem
Heimatacker".
An der Stelle des Brudermordes errichtete man das steinerne Kreuz mit dem Zeichen des ehrsamen Schneiderhandwerkes. "Schere und Bügeleisen".Heute
steht das steinerne Kreuz in Treffurt an der "Normannsteinquelle" gemeinsam mit dem "Spinnrad vom Siechenrain".
(Sagen, Märchen und Geschichten von Treffurt und Umgebung, o.J.)
In einem Gründchen linker Hand an der Straße von Waldfisch nach Etterwinden, auf der so genannten Salzwiese, liegt ein größtenteils mit Gras bedeckter glatter
Stein und darunter liegt ein auf der Wilddieberei ertappter Schulmeister von Waldfisch. Er wurde von Eisenacher Jägern, die lange Jagd auf ihn gemacht hatten,
erschossen.
Sterbend soll er einen schrecklichen Fluch über das ganze Eisenacher Forstpersonal ausgestoßen haben, und dieses infolgedessen kurz darauf gänzlich
ausgestorben sein. Aber der Schulmeister selbst hat bis heute noch keine Ruhe im Grabe.
(Altensteiner Blätter. Geschichte und Geschichten aus den Orten des ehemaligen Amtes Altenstein ..., In: Jahrbuch 1999/2000, S.101)
1. Variante
Nur wenige Schritte oberhalb der Walldorfer Brücke steht am rechten Ufer der Werra noch ein gegen zwei Fuß hohes, steinernes
Kreuz, von dem erzählen die Leute:
Als im Dreißigjährigem Kriege der kaiserliche General Aldringer mit seinem raubenden, sengenden Kriegsvolke von Wallendorf
hier die Brücke passierte, ertrank einer der Offiziere samt dem Pferd, dem hierauf die Seinigen obiges Kreuz setzen ließen.
Ein Feldweg, der von hier aus zwischen den Straßen nach Wasungen und Wallbach sich aufwärts nach der sogenannten
"Hochstraße" zieht und den der erwähnte General damals auf seinem Zuge nach Schmalkalden einschlug, heißt seit jener Zeit
die "Aldringer Straße".
Der Aldringer Stein
Dort, wo sich die Hochstraße in der Gegend von Walldorf nach dem Werratal zu senkt, steht ein unansehnlicher, einige Fuß hoher
Stein am Wege. Das Volk heißt ihn den "Aldringer Stein", und sagt, dass hier der kaiserliche General Aldringer im Dreißigjährigen
Kriege gefallen sei (Die Geschichte läßt ihn 1634 auf der Landshuter Brücke fallen). Es geht dort um.
(Wucke, Chr. Ludwig – Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)
In der Nähe der Körnberger Teiche wurde im Jahre 1720 der Fischer Hans Furkel vom Blitz erschlage, dort beerdigt und sein Grab
mit einem Denkstein geziert.
An jener Stelle ist es seitdem nicht mehr geheuer. Dem Stein aber schreibt man besondere Heilkraft zu. Den Wasungern wird
nachgesagt, daß sie den Stein zu Kropfpulver benutzen.
(Wucke, Chr. Ludwig - Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921, S.22)
In Weitersdorf lebte einmal eine Botenfrau mit ihren Kindern; wie viele es waren, habe ich vergessen; aber ein Junge war darunter,
der war, wie man so sagt, zum Essen zu faul. Alles Schelten half nichts. Es ging bei ihm: „ Komm ich heute nicht, so komm ich
morgen!“ Selbst zur Widerrede war er zu faul, und seine Mutter hatte viel Sorge mit ihm. Nun steht in Weitersdorf eine kleine Kapelle
und dicht daneben ein Steinkreuz. Wer früher dort vorbei kam, kriegte mit Sicherheit eine derbe Ohrfeige, dass er über Stock und
Stein rannte. Das wusste die Botenfrau, dachte bei sich, das Kreuz könnte ihren Faulen wenigstens einmal auf den Trab bringen
und schickte ihn eines Abends hinaus. „ Ich habe“, sagte sie, „beim Jäten mein Kopftuch am Steinkreuz liegen gelassen. Geh hin
und hol mirs!“
Der Faule stand auf, setzte sachte ein Bein vors andere und ging ganz gemächlich in die Nacht hinaus. Er stieß gerade auf das
Kreuz zu und fing an zu überlegen: „Gehst du nun rechts vorbei oder links?“ Da holte das Kreuz aus und hieb ihn eine herunter,
daß die hellen Funken ihm vor den Augen tanzten und der Kopf brummte wie eine Baßgeige. Verdutzt war der Faule schon,
nahm deshalb noch lange nicht die Hände aus den Taschen und dachte nicht die Spur daran, auch etwas schneller zu gehen.
Er sah sich nur sachte um: da saß eine Erdkröte vor ihm.
„Junger Mann“, sagte sie, „ich freue mich, daß du kommst und mich heiraten willst!“
Der Faule war zu träge, um zu wiedersprechen; erblickte die Kröte nur groß an.
„Komm mit mir“, fuhr die Kröte fort.
Unangenehm war ihn die Kröte schon; da sie aber auf ihren kurzen und schwachen Hinterbeinen vorausging, langsam wie er
es gewöhnt war, gratschte er hinterdrein. Mit einem Mal gings plumps – , er saß in einem tiefen Loch, und rund um ihn auf dem
Boden hockten lauter Kröten, große und kleine. Sie hatten alle Blätter vor sich und Nacktschnecken drauf, die sie verzehrten.
„Du siehst, wir sind schon beim Hochzeitsmahle. Ich will mich neben dich setzen!“
Wieder war der junge Mann zu faul, zu wiedersprechen. Er ließ es geschehen; nur für die Nacktschnecken dankte er, ob aus
Faulheit oder Ekel, wer weiß es.
„Nun will ich dir den Hochzeitskuß geben“, sagte die Kröte. Der Faule wehrte sich nicht. Wie aber die Kröte aber seinen
Mund berührte, da verwandelte sie sich in ein bildschönes Mädchen mit lichtbraunen Augen, in denen alle Sternenlichter vom
Himmel flammten. So schön war sie, daß er seine Faulheit vergaß unter der heißen Liebe, die in seinem Herzen emporbrannte.
Er fasste das Mädchen um und wirbelte mit ihm durch das Erdloch so schnell und so fröhlich, wie er sich sein Lebtag noch nicht
bewegt hatte. Inzwischen waren auch die anderen Kröten zu Mädchen geworden. Mit jeder tanzte unser fauler, und seine junge
Frau stand dabei und heftete Augen voll Liebe und Zärtlichkeit auf ihn. Als er schließlich außer Atem wieder vor ihr stand, sagte sie:
„Du lieber, du hast uns erlöst, weil du nicht widersprochen hast. Nun wollen wir bei deiner Mutter das Hochzeitsfest weiter feiern!“
Damit fasste sie ihren Mann um den Hals, sprang mit ihm ins Dorf, und die Schar der Mädchen tollte hinterdrein.
Bei der Botenfrau gabs ein Fest, das hätten wir alle gern mitgemacht, so lustig gings dabei zu. Der Flinkste von allen aber war
der Bräutigam.
Seit die Mädchen erlöst sind, hat das Kreuz nie wieder um sich geschlagen. Wers nicht glaubt mags ausprobieren!
(Karl Henniger - Thüringer Sage und Märchen, Rudolstadt 1925)
1. Variante
2. Variante
3. Variante
Geisterkämpfe in Weitersroda
Etwa 100 Schritte von Weitersrode liegt der Judengottesacker, und unter diesem stand vor Zeiten eine Kapelle, welche abgetragen
wurde, nachdem die jetzige Pfarrkirche erbaut worden war. Bei Gelegenheit dieser Abtragung entzweiten sich ein Paar Zimmerleute
so heftig, daß einer den anderen erschlug, nachdem er ihm oben am Walde, der über den Judenfriedhof hinzieht, aufgelauert hatte.
Kaum aber war die unselige That geschehen, so folterten Reue und Gewissensbisse dem Mörder und er legte alsbald Hand an
sich selbst. Beider Leichname wurden an der Stelle, wo man sie fand, verscharrt, und über ihrer Grabstätte wurde ein großer Stein
aufgerichtet, in welchen eine Zimmeraxt bildlich eingemeißelt wurde.
Diese Stätte blieb ein verrufener Ort, denn oftmals wurden bei nächtlicher Weile die Geister der Beiden, in blutige Lacken gehüllt,
mit einander kämpfend erblickt.
Ein gleiches geschah in dem benachbarten Walde, durch den die Straße von Schleusingen nach Hildburghausen führt. Man
erblickte zwei gespenstige Kämpfer, welche beide verzweifelt auf einander los hieben, bis der eine sank und der zweite verschwand.
Das sollen nach der allgemeinen Sage die ruhelosen Geister zweier Hildburghäuser Bürger sein, von denen der eine dem anderen eine
Summe Geldes schuldete, aber niemals bezahlte, worauf der Gläubiger schwur, er wolle dem Schuldner das Geld vom Leibe
herunterschlagen, und als beide einander an jenem Waldesstelle begegneten, entbannte sogleich der tödliche Kampf. Der Gläubiger
überwältigte den Schuldner und schlug ihn tod, verscharrte den Leichnam und kehrte zur Stadt zurück.
Aber auch ihm ließ das Gewissen keine Ruhe, endlich rannte er zum Walde, und erhing sich über dem Grabe des Ermordeten.
Als man seinen Leichnam nun auch dort begrub, entbrannte der Geisterkampf der Beiden, und währte mit Ungestüm oft halbe Nächte
hindurch, oder doch bis Mitternacht an bis zum ersten Hahnenschrei. Ein Zufall ließ es geschehen, dass der Leichnam des
Erschlagenen aufgefunden wurde; man grub ihn aus und setzte ihn in geweihter Erde bei. Da hatte der Spuk ein Ende.
(Bechstein, Ludwig – Thüringer Sagenbuch. Erster Band, Wien und Leipzig 1858)
Von dem steinernen Kreuze bei Weitersroda
Wenn man von dem Dorfe Weitersroda nach Hildburghausen geht, so steht rechts unfern des Weges in dem Gebüsch ein hohes
steinernes Kreuz, auf dem ein Beil eingemeißelt zu sehen ist. Hier soll es zu gewissen Zeiten nicht geheuer sein.
Vor mehreren hundert Jahren fällten dort, so erzählt die Sage, zwei Zimmerleute Holz zu einem Turnierplatze und gerieten
während der Arbeit so heftig miteinander in Streit, dass der eine den anderen mit der Axt auf jener Stelle Tot zu Boden niederstreckte.
Zur Erinnerung an diese Tat wurde späterhin jenes Kreuz hier aufgerichtet.
(Wucke, Chr. Ludwig – Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Dritte Auflage, Eisenach 1921)