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Ingersleben


Frank Störzner bei
informiert zu Kreuz

Blick zum Standort /
Perspektive

Detail Inschrift

Abbildung bei
Störzner (1984)

Zeichnung bei
Loth (1896)

PLZ: 99192

GPS: N 50° 55.189', O 10° 56.469'

Standort: Am südöstlichen Ortsrand, an einer Weggabelung, erhöht auf einer Wiese.

Größe / Material: 120:52:30 / Sandstein

Geschichte: Die immer wieder erwähnte Formulierung der Inschrift "durch sein eigen Schwert" könnte sich auf die Bezeichnung der Zugstange an Gespannwagen beziehen. (Stößel 09/2009)

[...] Abgesehen von der geringen Abweichung des Todestages fällt der sachliche Widerspruch zwischen Kirchenbucheintrag und Inschrift auf. Es ist anzunehmen, daß der Fuhrmann die Kontrolle über sein Fuhrwerk verlor, herunterstürzte bzw. das Gespann umkippte und er dabei von einem am Körper mitgeführten "Schwert" (richtiger wäre wohl Dolch oder Messer) getötet wurde. (Störzner 1992)

Am südöstlichen Orterand, 100m nordöstlich der am Südrand des Ortss die Apfelstädt überquerenden Brücke, 8m nördlich dss sich hier gabelnden Weges.
Malteser-Kreuzform. Kopf übergroß und leicht eingeschwungen nach oben verbreitert. Arme in etwa halber Höhe verhältnismäßig kurz angesstzt. Gesamtlänge: 165cm, Höhe: 120cm, Breite: 62cm, Stärke: 30cm. Einzelne Kantenabschläge. Stärkere oberflächliche Verwitterung, dadurch Inschrift fortschreitend beeinträchtigt. Am Standort mehrfach neu aufgerichtet, zuletzt 1979.
Südostseite, im Kopf eingeritzt:
(Han)s Gottmanns
hausen von Töttel
stett ist durch sein
eigen Schwerd

(hier) getödtet
20. Junius
anni 1687
Sterbeeintrag 1687: "Den 22.Juny Hanß Gottmanshaußen Von Töttelstedt, welcher des Nachts Von einem Karn Voll Breter an der sogenanten Molßdorffer Hohle erschlagen worden." (Pfarrarchiv Ingersleben, Sterberegieter).
Gedenkmal für den 1687 verunglückten Hans Gottmannshausen. Der sachliche Widerspruch zwischen der Inschrift und dem Sterbeeintrag ist möglicherweise in der Umschreibung bestimmter Unfallumstände begründet. (Störzner 1984)

Ingerslaben n. Molsdorf, am Hauserberg, dicht hinter Ingersleben 100m von Brücke, links an Böschung mit Inschrift: Hans Guttmannshausen von Töttelstedt ist durch sein eigen Schwerd hier getödtet. 20 Junius anni 1687. Malth. 120x52x30, Sandstein. (Köber 1960)

XI. Das Steinkreuz bei Ingersleben.
   Südöstlich vom Dorfe Ingersleben liegt links am steilen Abfalle des nach Molsdorf führenden und eines ebenfalls hier abzweigenden Weges, etwa 140 Schritte von der Brücke über die Apfelstädt, ein Flurstück, darauf steht neben einem jungen Bäumchen ein fast eingesunkenes, bemoostes steinernes Mal. Es hat seiner nächsten Umgebung den Namen "Am Kreuzchen" gegeben. Das Maltheser-Steinkreuz zeigt eine auffallende Form. Sein geschweifter Ober- und Unterarm ist nämlich viel größer und breiter gebildet als die beiden Seitenarme, die sehr kurz erscheinen, und die neben dem oberen Teile gleichfalls abgeflachte Kanten aufweisen. Diese Formgebung wurde offenbar durch die ursprüngliche Gestalt des Sandsteinblockes, aus dem man das Kreuz herausgearbeitet hat, bedingt.
   Die Vorderseite des Kreuzes zeigt eine verwitterte, nur noch schwer lesbare und demzufolge auch oft falsch wiedergegebene Inschrift, die sich über den ganzen Oberarm wie folgt verteilt:
"Hanns Guttmanns
hausen von Töttel
stedt ist durch sein
eigen Schwerd
hier getödtet.
20. Junius
anni 1687."

(verglichen nach Dr. Loth a.a.O.)
   Aus diesen Worten ist zur Genüge zu ersehen, daß es sich um ein Gedenkkreuz handelt. Es liegt nach Loth die Vermutung sehr nahe, daß von der genannten Inschrift auch die Bezeichnung "Hauserberg" (vgl. Guttmanns hausen) für die Anhöhe, auf der das Kreuz steht, herkommt. Die Vermutung erhält noch dadurch eine gewisse Stütze, daß der Hauserberg vor dem Jahre 1687, das die Inschrift des Kreuzes angibt, urkundlich bis jetzt nicht nachzuweisen ist.
   Nun finden wir allerdings in den alten Sterberegistern von Ingersleben, Band 1687 unter dem 20.Juni eine Eintragung, die in einigen Angaben der Inschrift des Kreuzes widerspricht. Es heißt hier: † "Hann? Gullmannshausen von Töttelstädt, welcher des Nachts von einem Karn voll Brettern an der sogenannten Molsdorffer Hohle erschlagen worden. Der 10.Juli." Es bleibt also zweifelhaft, welcher Todestag und welcher Vorfall der tatsächliche war. Da das Totenregister in dem Heimatort des Gullmannhausen, Töttelstädt, erst vom Jahre 1692 ab existiert, war hier nicht weiterzukommen. (Rausch 1931)

   Auf dem Wege von Ingersleben nach Molsdorl steht in der Nähe von Ingersleben links am Wege auf einer Anhöhe, welche als "Hauser-Berg" bezeichnet wird, ein Steinkreuz (3) mit der Inschrift: Hans Gottmannshausen von Töttelstedt ist durch sein eigen Schwerd hier getödtet. 20 Junius anni 1687. Vielleicht ist die Bezeichnung "Hauserberg" auf den Namen Gottmanns hausen zurückzuführen. (Loth 1896)

Sage:

Quellen und Literatur:
Loth, R. - Die Steinkreuze in der Umgegend von Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Nr.18, 1896, S.81
Rausch, Heinz Julius - Die alten Steinkreuze im Stadt- und Landkreis Gotha. Ein Baustein zur Steinkreuzforschung. 1931, S.17, Mr.XI
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.30, Nr.17
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.60 Störzner, Frank - Aus Stein gehauen… Die Klein- und Flurdenkmale von Erfurt und seiner Umgebung, 1992, S.100-104, Nr.32
Hinweise und Ergänzungen von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel, Uwe Stößel, Saalfeld
Gerth, Sven - Eine Wanderung zu den sieben historischen Steinkreuzen in und um Wandersleben, 6.09.2009
aktuelle Aufnahmen von Sven Gerth, Pfaffroda, (Fotos vom 5.09.2009)


Sühnekreuze & Mordsteine