Foto: Ache |
Störzner / Möbes (1988) |
PLZ:
07330GPS:
N 50° 33.310', O 11° 20.261'Standort:
Im Ort, außen vor der Kirchhofsmauer, nördlich vom Eingang zum Kirchhof.Größe / Material:
66:68:22-24 / SandsteinGeschichte:
Lateinisches Kreuz dessen Kopf fehlt. Der Schaft verbreitert sich leicht nach unten. Die heute geringere Höhe lässt auf ein Einsinken des Kreuzes schließen, Störzner / Möbes (1988) geben die Höhe noch mit 75cm an. In beiden unteren Kreuzwinkeln zurück gesetzte schräge, ca. 8cm Füllung. Die Rückseite zeigt eine starke Oberflächenverwitterung.Sage:
1. Hier soll ein französischer Soldat durch Spießrutenlaufen ums Leben gekommen sein.Quellen und Literatur:
Zur rechten Hand am Eingang zum Vorhof des Gotteshauses, dem alten
Friedhof zu Marktgölitz, eine Stunde Wegs stromabwärts von Probstzella, steht mit der Friedhofsmauer als Hintergrund der sogenannte
Spitzstein. Seinen Namen hat er davon, daß die Kinder der seinerseits in den "alten Pfarrhause" wegen Raummangels in dem
veralteten und gänzlich baufälligen Schulhause untergebracht, im Jahre 1881 gegründeten, zweite Schulklasse daran ihre Schieferstifte
spitzten. Er erwies sich als ein sehr feinkörniger Sandstein und war deshalb für den erwählten Zweck wie geschaffen.
Man erzählt sich von ihm, daß er im Jahre 1806, als die Franzosen bei ihrem Durchzug durch Marktgölitz über die Hühnerschenke
hinauf nach Arnsgereuth und Saalfeld hier Rast und Kriegsgericht gehalten hatten, als Denkstein für einen beim Spießrutenlaufen auf
dem verlängerten Friedhof unmittelbar anstoßenden Schlegels Garten tot zusammengebrochenen französischen Soldaten gesetzt
worden sei.
Als sich im Jahre 1906 alles zu Jahrhundert-Denkfeiern für die Tage schwerer Bedrückung durch das rachsüchtige Franzosenvolk
rüstete, tat sich in Marktgölitz ein Komitee zusammen, das sich zur Aufgabe gemacht hatte, diesen eigenartigen Denkstein nicht nur
vor dem Verfall zu retten, sondern seiner engern Umgebung ein mehr gartenmäßiges Gepräge zu geben. Aus räumlichen gründen
musste dafür die landratsamtliche Genehmigung eingeholt werden. Zur Nachforschung wurde die Angelegenheit vom Landratsamt an
das örtliche Pfarramt weitergeleitet, wo durch eine Notiz in dem Sterberegister festgestellt werden konnte, daß die seitherige Annahme
über Ursprung und Zweck dieses Gedenksteines nicht den geschichtlichen Tatsachen entspricht, sondern daß bei einer gelegentlich
eines Kirchweihtanzes Mitte des 17. Jahrhunderts wie gewöhnlich in Szene gesetzte Keilerei diesmal der Anstifter und Rädelsführer
erschlagen worden ist. Wer diesen Stein aber eigentlich gesetzt hat, ob die Angehörigen, die Dorfjugend oder seine Helfershelfer,
darüber schweigt die Geschichte.
Für die Dorfjugend ist dieser Stein gewiß nicht nur zum Gedenkstein, sondern auch zum Warnungszeichen geworden, denn eine
Reihe von Jahren, ja Jahrzehnten, floß dahin, ehe die Dorfjugend wieder in den Genuß des langentbehrten Kirchweihfestes treten
konnte.
Betreffs der Form des Steines gehen die Meinungen ebenfalls auseinander. Während man im allgemeinen anzunehmen geneigt
ist, dass die Form des Eisernen Kreuzes gehabt, und das Kopfstück durch die anprallenden Holzenden eines vorübergefahrenen
Langholzwagens eingebüßt habe, ringt sich jetzt die Meinung durch, daß der Stein heute noch die Urform habe, welche ein geknicktes,
gänzlich verfehltes Dasein zur Veranschaulichung bringen solle. Wer weiß darüber Genaueres?
(in: Saalfische, Beiblatt zum Saalfelder Kreisblatt. 31.Jg., Nr.11 vom 11.03.1926)