Störzner (1984) |
PLZ:
99762GPS:
N 51° 31,061', O 10° 51,483'Standort:
Etwa 900m südwestlich von Steigerthal auf der Haardt, unweit des Fahrweges nach Himmelgarten.Geschichte:
Die Steinkreuzgruppe wird hier "die Glockensteine" genannt. Flurname: "Bei den Kreuzen"; "Auf der Hardt".Sage:
1. Hier soll ein Glockengießer seinen Gesellen erschlagen haben, weil dieser den Glockenguß zu Stolberg besser als er selbst vollendet hatte.Quellen und Literatur:
Störzner (1984) |
Größe / Material:
48:27:16 / SandsteinGeschichte:
Vierkantiger Stumpf, der sich nach oben verjüngt. Südostseite, im Umriß eingeritzt: Gerbereisen(?) (7x36cm). Im Schrifttum: Keule.Sage:
siehe obenQuellen und Literatur:
Einzeichnung |
Störzner (1984) |
Köber (1960) |
Größe / Material:
110:50:22 / SandsteinGeschichte:
Malteser-Kreuzform. Umrißkanten leicht gerundet.Sage:
siehe obenQuellen und Literatur:
Störzner (1984) |
Größe / Material:
54:26:19 / SandsteinGeschichte:
Südostseite, im Umriß eingeritzt: Klinge einer Stichwaffe (4,5x25cm). Oberteil alt abgeschlagen. Allgemeine oberflächliche Verwitterung. (Störzner 1984)Sage:
siehe obenQuellen und Literatur:
In der Nähe von Nordhausen liegt das Steigertal. Ein liebliches Wäldchen, das so richtig dafür geschaffen ist,
damit sich der Feriengast erholen kann. Von dem Zweig einer Eiche klingt der Gesang des Rotkehlchens, dazwischen jubelt der
Distelfink, und auch die Singdrossel läßt ihr unnachahmbares Lied erschallen. Kein Misston, kein wüster Lärm stört die feierliche
Stille und den Frieden dieser Waldeinsamkeit. Und doch wurde diese Stille vor Jahrhunderten gestört. Ein Stein, in dem eine Glocke
und eine Keule eingehauen sind, - für Unkundige kaum mehr erkennbar,- erinnert an diese Begebenheit. Die Sage erzählt folgendes:
In der Stadt Stolberg lebte im Mittelalter ein weitbekannter Glokkengießer. Eines Tages mußte er zum Rathaus kommen. Hier
erhielt er den Auftrag, für seine Heimatstadt eine Glocke zu gießen. Der Glockengießer gab sich selbst das Versprechen, eine Arbeit
zu liefern, die für ewige Zeiten seinen Ruhm verkünden sollte.
In der Werkstatt goß der Meister mit seinen Gesellen nacheinander drei Glocken. Zufrieden war er mit keiner, denn die
selbstgestellten Ansprüche waren sehr hoch. Da befahl der Meister seinem Gesellen, alles für einen vierten Guß vorzubereiten. Er
wolle in der Zwischenzeit seinen Vater in Nordhausen aufsuchen und ihn um Rat fragen.
Der zurückgebliebene Geselle begann mit der Arbeit. Er formte in der Grube einen Lehmkern in Glockenform und stülpte das
Glockenformmodell darauf. Mit den Händen bewarf er dieses Modell und schuf so einen Mantel aus Lehm. Nach dem Trocknen
entfernte der Geselle das Modell und begann die Metallflüssigkeit vorzubereiten, die zwischen die beiden Lehmwände gegossen
werden sollte. Während dieser Zeit erwartete er den Meister; aber er kam nicht. Als das Glockenmetallguß fertig war, und der Meister
immer noch nicht erschien, wagte er allein den Guß. Dieser vierte Guß gelang überraschenderweise vortrefflich.
Der Bürgermeister, der gerade dazukam, erklärte ihm, daß von den vier Glocken nur diese vom Rat der Stadt angekauft werden
würde. Darüber war der Geselle sehr betroffen, denn er hatte Angst vor seinem ruhmsüchtigen Meister. Sein Herz klopfte. Wirre
Gedanken durchrasten sein Gehirn und gipfelten in dem einen Satz: Was wird der Meister dazu sagen?
Am anderen Morgen lief er ihm entgegen, traf ihn bei Steigertal und erzählte alles. Der Meister, ruhmsüchtig und jähzornig wie
er war, ergrimmte darüber sehr. In seiner Wut griff er zum Knotenstock, hob ihn hoch und schlug seinen Gesellen so stark auf den
Schädel, daß dieser sofort zusammenbrach und nach kurzer Zeit verstarb.
Der Meister wurde hingerichtet und an der Mordstelle, an der heute noch der Erinnerungsstein liegt, verscharrt.
(Deutscher Kulturbund - Sagen vom Harz, Halberstadt 1963, S.19-20)
Auf der Höhe des Weges, der von der Kuckucksmühle nach Steigerthal führt, stehen am Rande des Hesselay drei
kreuzförmige Steine, die im Volksmunde den Namen "Glockensteine" tragen. Ihrer hatte sich bereits seit langer Zeit die Sage angenommen, die sich ja im
allgemeinen stärker als die Geschichte erweist. Auch sie hatte sich der "Glockensteine" bemächtigt und versucht, sie als Grenzsteine oder Gerichtssteine
zu deuten. Schon vor einer Reihe von Jahren hatte ich aus dem Munde eines geschichts- und heimatfrohen Mannes, der aus dem Rheinlande gebürtig und
sicher schon seit seiner Jugendzeit mit der Gedankenwelt, aus der heraus das Fronleichnamsfest geboren wurde, vertraut gewesen war, eine Erklärung des
Namens "Glockensteine" vernommen, die schon auf den ersten Blick so einleuchtend erscheint, daß sie es verdient, nicht der Vergessenheit anheimzufallen.
Am 11. August 1264 hatte Papst Urban IV. zwecks einer besonderen Ehrung des Sakraments die Feier des Fronleichnamsfestes angeordnet. Durch
Papst Johann XXII. war es dann 1316 zur Einführung der Fronleichnamsprozession gekommen, bei der die Monstranz herumgetragen wurde. Bei der feierlichen
Prozession wurde an vier verschiedenen den Himmelsrichtungen entsprechenden Stellen errichteten Altären des hehren heiligen Leibes andachtsvoll gedacht.
Dabei wurden die Glocken geläutet. An einer solchen Stelle, wo einst in der Zeit nach 1316 bis zur Einführung der Reformation die Fronleichnamsprozession
innegehalten hatte und die Glocken feierlich erklungen waren, wurden zu Ehren der Dreieinigkeit drei Steine in Kreuzform aufgestellt. Sie haben ihren Namen
von dem Läuten der Glocken erhalten, das immer dann erfolgt war, wenn in katholischer Zeit seitens der Fronleichnamsprozession die Stelle erreicht wurde, an
der heute die Glockensteine stehen.
Inwieweit diese Erklärung zutrifft, mögen diejenigen entscheiden, die über eine gründlichere Kenntnis der Fronleichnamsweise als mein lieber alter katholischer
Gewährsmann verfügen.
(aus: Der Nordhäuser Roland, hrg. vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Juni 1954)