[...] Daß "Schäfer- und Hirtensteine" mit dem Wodanskulte zusammenhängen, ergab sich aus den
Sagen. Der Name "Jägerkreuz", der gleichfalls häufig vorkommt, erinnert an den wilden Jäger, der Name "Pferdekopf" bei Wenigerode an Wodans heiliges Tier, der
Name "Spinnrad", "Spinnerin", "Spinnerkreuz", "Spinnmädchen" an Frigga oder Frau Holle, die Göttin aller Frauenarbeit, die besonders als Walterin der Spinnstube
gedacht war. Andere Namen von Kreuzsteinen, wie "Kinkel-, Hackel-, Stickel-, Bitzelstein", stellen Spottnamen (?) für Wodan dar und haben bereits ihre Deutung als
germanischer Opferstein gefunden. Interessant ist wieder der Name "Bettelmann" oder "Bettelfrau" für Kreuzsteine, da er auch als Flurname in unserer Heimat geläufig
ist und nach der Flurnamensforschung als Schmeichelname Wodans resp. Friggas erklärt wird (Poddel, Potan, Bettel).
(Liebers, Dr. - Ein Beitrag zur Geschichte der Steinkreuze in der Umgebung von Zeitz,
in: Die Mark Zeitz, Zwanglos erscheinendes Blatt für Vorgeschichte; Geschichte und Altertumswissen, Heimatkunst, Heimatkunde und Heimatschutz sowie für deutsches
Schrifttum, darüber Zeitschrift des Geschichts- und Altertumsvereins für Zeitz und Umgebung" und als Beilage zu den Zeitzer Neusten Nachrichten 1935)
[...] Krönig zählt in seinem obenerwähnten Aufsatze "Die Steindenkmale der Grafschaft Hohenstein" neben den
Kreuzen auch einen Stein auf, der Pferdekopf genannt werde und der nördlich über dem Berge bei Bischofferode in der Nähe von Wernigerode stehe. Die Besichtigung
ergab, daß es in der Tat ein in Stein gehauener Pferdekopf ist, ca. ¾m noch über der Erde, ein alter mächtiger Sandsteinklotz, allen Wetterstürmen Trotz bietend. Hier
haben wir also ein Götterdenkmal aus der Heidenzeit. Man kann sich auch nicht darüber wundern, dass es ein Pferdekopf ist; denn die dortige Bevölkerung ist sächsisch,
die mehr den Wodan verehrten und diesem war das Pferd heilig. Wenn nun diese heidnischen Sachsen in der Nähe ihrer Wodangötzenstätte Pferdeköpfe aufgestellt
haben, so schließen wir, haben auch die Thüringer (Thoringer) bei ihren Thor-(götzen)Stätten das Zeichen dieses Götzen, den Hammer, aufgestellt, wie es der Privatbrief
besagt, und dann hat auch Bonifatius solche Zeichen ohne Weiteres umgestürzt und dafür des Christengottes Zeichen, das Kreuz, errichtet oder wo es anging, den
steinernen Hammer in ein Kreuz umgewandelt.
(Osburg - Die Steinkreuze des Eichsfeldes und der Umgegend, in: Unser Eichsfeld. Zeitschrift des Vereins für Eichsfelder Heimatkunde, 12.Jg., 3. und 4. Vierteljahresheft, 1917, S.133-134)