Volksaberglaube & Brauchtum |
Zu den eigentümlichen Erscheinungen des mittelalterlichen Bauwesens, die sich bisher einer allgemein anerkannten
Erklärung entzogen haben, zählen jene merkwürdigen Ausschleifungen, die sich regelmäßig an den Außenmauern mittelalterlicher Kirchen, zumeist unmittelbar bei
den Kircheneingängen, finden. In der überwiegenden Zahl der Fälle zeigt der äußere Umriß dieser Vertiefungen die Form einer Furche, die in senkrechter Richtung
verläuft und stets nach der Mitte oder nach dem unteren Ende hin durch kräftiges Ausschleifen vertieft ist. Nicht selten aber findet sich auch die Form einer kreisrunden
Grube, deren Rundung äußerst regelmäßig ausgeschliffen erscheint. Im Volksmunde bezeichnet man die länglichen Vertiefungen als Teufelskrallen.
In der Tat haben die Furchen vielfach die Form, wie sie eine eingeschlagene Kralle – natürlich in einem weichen Gegenstand – zurücklassen würde. Vgl. hierzu die
Abbildung Sp.189-190.
Vom Südportal der Jakobikirchre in Goslar |
(aus: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine – Nr.11/12, 1916, Sp.286–293)1) Hockenberg weist a.a.O. S.118 darauf hin, daß bei vielen Näpfchen aus der Wandung kleine Stückchen von Quarz, Glimmer, Feuerstein, Kiesel in verschiedenen Stärken hervortreten, welche beim Anfertigen der Näpfchen nicht völlig abgerieben wurden; ein Beweis, daß der Bohrer aus Holz bestanden haben muß. Die Bauzeit der von H. untersuchten Kirchen fällt in das 16. Jahrhundert.
Über Näpfchen und Rillen an alten Bauwerken, deren Deutung R. Eberstadt in diesem
Blatte Jahrgang 1916 S.286 erörtert, brachte die "Denkmalpflege" bereits 1901 S.65 u.f. einen lebhaften Meinungsaustausch, an dessen Schluß S.126 ich, was die
Deutung der Näpfchen angeht, auf die trefflichen und gründlichen Mitteilungen hinwies, die H. Hockenberg in der Zeitschrift
der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen 1885 und 1886 gegeben hat. Danach kann kein Zweifel bestehen, daß die Näpfchen mit dem Feuerbohrer hergestellt
sind, in der Absicht Feuer, insbesondere zu kirchlichen Zwecken, zu gewinnen. Die Worte, mit denen ich Hockenbergs Mitteilungen zusammenfaßte, hat Eberstadt,
dessen Erklärung annehmend, S.292 wiederholt. Er geht noch weiter und vermutet, daß auch die Rillen, an manchen Orten Teufelskratzen genannt, aus der
Feuerbereitung entstanden seien. Schon Hockenbeck wollte die Rillen in der Weise erklären, daß man das angekohlte Ende des Bohrstifts von der Kohle zu reinigen
und wieder zuzuspitzen suchte. Diese Erklärung vermag nicht unbedingt zu überzeugen. Wenn aber Eberstadt sagt, daß das Feuerschlagen die Rillenform ergebe, so
ist dem entgegen zu halten, daß die Rillen nicht durch Schlagen, sondern durch Schleifen oder Wetzen hervorgerufen sind. Die alten Feuerzeuge benutzten ein
Eisenstück, das gegen den Feuerstein geschlagen wurde; mit einem derartigen Gerät können die Rillen keinesfalls gemacht worden sein.
Die genannten Einschürfungen gelten als im Mittelalter oder im 16. und 17. Jahrhundert entstanden. Jedoch bemerkte ich mehrere Rillen an
den Eingängen der inschriftlich 1752 erbauten evangelischen Pfarrkirche in Barchfeld an der Werra (Kreis Schmalkalden). Die Werkstücke sind für den Neubau der
Kirche angefertigt, die Rillen dort also erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden; Näpfchen sind nicht vorhanden. Die Erklärung der Näpfchen aus der
Feuerbereitung ist gesichert; hinsichtlich der Rillen aber werden wir weiter zu beobachten haben, bis wir ihre Entstehung einwandfrei erkennen.
J. Kohle
(aus: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine – Nr.3/4, 1917, Sp.112–113) Die Frage nach der Entstehung der Ausschleifungen an den Mauern alter Bauwerke ist von Herrn Prof.
Dr. Eberstadt in Nr.11/12 des Jahrgangs 1916 des Korrespondenzblattes wieder angeregt worden; wie lebhaft die Teilnahme dafür ist, erhellt wohl daraus, daß
in einer Reihe von Altertums-Vereinen kurz nach dem Erscheinen jenes Aufsatzes diese rätselhaften Spuren besprochen worden sind.
Da ich mich mit dem Gegenstande schon vor längerer Zeit befaßt hatte, bin ich den oben erwähnten Ausführungen mit besonderer
Aufmerksamkeit gefolgt und war angenehm überrascht, einen Erklärungsversuch, allerdings im ablehnenden Sinne, erwähnt zu finden, auf den ich selbst schon früher
selbständig gekommen war. In Ermangelung eines streng sachlichen, zwingenden Beweises für eine der bisher bekannten oder noch neu beizubringenden Erklärungen
nämlich, gebe ich für meine Person derjenigen den Vorzug, die annimmt, daß die Ausschleifungen bei der Gewinnung von Steinstaub
zu Heilzwecken entstanden sind. Dagegen möchte ich mich mit aller Entschiedenheit gegen die auch von Herrn Prof. Dr. Eberstadt anscheinend gebilligte Auffassung
aussprechen, daß sie bei der Feuerentzündung durch Schlagen oder Bohren entstanden sind. Zwar beschränkt sich meine Kenntnis der Ausschleifungen nur auf ihr
schlesisches Vorkommen. Doch scheinen sie mir nur unwesentlich verschieden, die Striemen vielleicht manchmal länger, als auf der Abbildung von der Jakobikirche in
Goslar; sie erreichen in Schlesien mitunter eine Länge von einem halben Meter und darüber; bei den Näpfchen aber kann ich keinen Unterschied gegen die mir
bekannten erkennen.
Die übrigen immer wieder auftauchenden Erklärungen, das die Vertiefungen durch Schleifen von Werkzeugen und Waffen oder Anlehnen der
letzteren an die Kirchenwände oder durch spielende Kinder entstanden seien, sind bereits so häufig und treffend zurückgewiesen, daß ich von der Erhebung neuer
Einwände wohl absehen kann. Dagegen möchte ich die Entstehung durch Feuerschlagen oder -bohren eingehend durch sachliche Gründe widerlegen.
Ich habe mich gelegentlich mit den Verfahren der Feuererzeugung seit der ältesten Zeit beschäftigt, auch mit Werkversuchen, und muß
die Möglichkeit, Feuer an einer glatten Wand zur Entzündung von Schwamm oder Zunder zu schlagen, in Abrede stellen, wenigstens, wenn es mit regelmäßigem, nicht
mit bloß zufälligem Erfolge Ausgeführt werden soll. Ganz bestimmt aber ausgeschlossen ist die Richtigkeit der Hockenbergschen Erklärung des Feuerbohrens. Beides
möchte ich näher begründen.
Also zunächst die Frage: wie schlägt man Feuer mit Stahl und Stein? Denn die Erzeugung aus Stein mit Stein kommt für die Zeit, um die es
sich hier handelt, nicht mehr in Frage und stellt auch Bedingungen, die hier wohl niemals erfüllt waren (s. G.F. Saraw, le feu et son emploi dans le nord de l’Europe aux
temps préhistoriques et protohistoriques). Nun, es gibt hie und da noch einen alten Waldarbeiter oder Förster, also Leute aus Berufen, die oft im Freien Feuer zu machen
genötigt sind, und sei es auch nur für ihre Pfeife, der uns den Vorgang zeigen kann. Man legt den Feuerstein mit einer scharfen Kante nach vorn und rechts hin gewendet
auf den gekrümmten Zeigefinger der linken Hand und darauf den Schwamm – wohlgemerkt, darauf und nicht etwa darunter, wie es jeder mit dem Verfahren nicht
Vertraute zuerst immer tut. Schwamm und Stein werden mit dem daraufdrückenden Daumen festgehalten und nun schlägt man mit dem in der rechten Hand geführten
Stahl an der Kante des Steins möglichst hart und kurz herunter. Dabei kreuzen sich die Kanten von Stahl und Stein etwa rechtwinklig. Der Funken, ein durch den Stein
abgerissenes und ins Glühen geratenes Stahlspänchen, wird dabei vom Stein nach oben geschleudert, also nach der Richtung hin, aus der der Schlag geführt wurde; er
trifft dort auf den Schwamm, den er zum Glimmen bringt. – Nun stelle man sich diesen Vorgang, auf unsere Schrammen übertragen, vor! Für das Entstehen der
Ausschleifungen in ihrer Tiefe ist es erforderlich gewesen, daß die wenigen, immer erst nach Ablauf eines Jahres sich wiederholenden Schläge mit einem spitzen oder
schneidenartig geformten Stahl Jahr für Jahr wieder dieselbe schmale Stelle getroffen haben. Das ist allein schon recht unwahrscheinlich. Abgesehen davon halte ich das
Anhalten von Schwamm oder Zunder an die Mauer zum Auffangen des Funkens für unmöglich, da es den aus der gleichen Richtung zu führenden Schlag behindern
würde. Die senkrecht aufstrebende Mauer ist an sich schon ungeschickt genug für die ganze Verrichtung, und es erscheint verwunderlich, daß man nicht lieber eine der
stumpfen oder gar rechtwinkligen Steinkanten benutzte, wie sie ja in den Leibungen der großen Portale genug sich boten. (S. Portal der Haynauer Pfarrkirche Abb.1.)
Dort wären doch ähnliche Verhältnisse wie beim oben beschriebenen Feuerzeug wenigstens annähernd erreicht. Ferner ist es meistens doch der verhältnismäßig
weiche Sandstein, in dem die Rillen ausgeschliffen sind, während man zum Feuerschlagen stets einen harten Stein, Feuerstein oder Quarzit, benutzt hat, der sich nur
langsam oder gar nicht abschliff. Und schließlich bedarf es doch einer sehr starken Bearbeitung selbst bei weichen Steinen, um solche Striemen einzuschleifen. Rechnet
man, daß an einer und der selben Stelle jährlich nur einmal – zu Ostern – Feuer geschlagen wird, so dürften wohl bis zur Erzielung einer Rille von (wie angegeben) 3cm
Tiefe, sehr gering gerechnet, 10 Jahre nötig gewesen sein. Ich würde den Zeitraum eher um ein Vielfaches höher schätzen; aber selbst bei dem Ansatz von nur 10 Jahren
würde man die Übung dieses Brauches für die etwa 60 Furchen, die ich auf dem Bilde von Goslar zähle, auf 600 Jahre veranschlagen müssen. Und da sich die Striemen
anscheinend auf der rechts in den Vordergrund vorspringenden Mauer noch fortzusetzen scheinen, käme man dann mit den jüngsten so weit in die neuere Zeit hinein, daß
man mit Sicherheit erwarten dürfte, durch schriftliche oder mündliche Überlieferung etwas Genaueres von dieser Sitte zu wissen. Alle beigebrachten Nachrichtensprechen
nun zwar vom Erzeugen des neuen Feuers; aber daß man sich der Steine des Kirchengebäudes dazu bedient habe, ist nirgends herauszulesen. Es ist vielmehr mit
Berechtigung darauf hinzuweisen, daß dieser Brauch mit vielen anderen von der christlichen Kirche aus dem Heidentum übernommen worden ist und daß hier, wie bei
anderem, der Hauptnachdruck auf dem ehrwürdigen Alter der benutzten Geräte liegt. Man vergleiche die Feuerentzündung aus Stein mit Stein bei den Palilien-Festen
des alten Rom, als das Stahl-Stein-Feuerzeug schon längst bekannt war, die Notfeuer in der Schweiz durch Drehen einer hölzernen Achse vermittels eines darauf
getriebenen unbeschlagenen Wagenrades auf hölzerner Unterlage noch in neuester Zeit. Ebenso gehört hierher als Beispiel aus einem anderen Gebiet die Verwendung
des Steinmessers bei der jüdischen Beschneidung.
Wie geringe Spuren übrigens sehr häufigeres Feuerschlagen in dem allerdings härteren Quarzit hinterläßt, kann man an den
von Sarauw a.a.O. beigebrachten Abbildungen der dem Weberschiffchen ähnlichen vorgeschichtlichen Feuerzeuge oder an Stücken selbst in Museen sehen, wo trotz
der kleinen zur Verfügung stehenden Fläche und des unvergleichlich viel häufigeren Gebrauchs es nur zur Bildung von wirr durcheinander laufenden Kritzern oder einer
länglichrunden, ganz flachen und flächenhaften Vertiefung gekommen ist..
Mit der Entstehung der Näpfchen durch Feuerbohren ist es aber schon ganz bestimmt nichts. Hockenberg begeht zwei grundsätzliche Fehler;
er nimmt einmal eine wagrechte Lage für den Quirl zwischen Brust bzw. Feuerschoß und Wand an und weiter die Verwendung von Zunder, "der mit der Spitze (des Quirls)
in die Kerbe des Holzstückes (Feuerschosses) gedrückt" wird und Letzteres ist überhaupt falsch, da das Bohren mit einem harten quirl auf einer weichen Unterlage in
erster Linie auf die Erzeugung eines ganz feinen Holz-Bohrmehls gerichtet war. Dieses erhitzte sich dann durch die beim Bohren erzeugte Wärme und geriet schließlich
ins Glimmen. Erst von diesem glimmenden Mehl wurde die Glut auf einen Schwamm übernommen oder die Flamme in anderer Weise angefacht. Zur Entzündung des
Mehls gehört, wie bekannt, bei feinster Mahlung übergroße Wärme, wie z.B. die gefährlichen Selbstentzündungen von Mehlstaub oder anderen feinverteilten Stoffen (z.B.
öliger Putzwolle) beweisen. Ein in die Bohrvertiefung, ob nun Loch oder Kerbe, mit dem Quirl "eingedrückten Zunder" würde nach den ersten Umdrehungen zerstückelt
und durch weiteres Bohren beiseite geschleudert werden. Da nun aber ferner das entstehende Holzmehl Vorbedingung für die Entfachung des Feuers ist, so ist damit
auch die senkrechte Haltung des Feuerschoßes als unmöglich erwiesen. Bei dieser Stellung wäre ein Zusammenhalten und Sammeln des sich doch erst allmählich
bildenden und erhitzenden Bohrmehls ausgeschlossen; es würde im Entstehen schon herunterfallen. Alle bekannten Feuerbohrer weisen daher auch wagrechte Lage
des Schoßes und senkrechte Stellung des Quirls auf, einzelne sogar noch verwickelte Einrichtungen zur sicheren Anhäufung des Bohrmehls, die sich gewiß erst in
Jahrtausende fortgesetztem Gebrauche als nützlich herausgestellt haben.1)
Auch sonst gibt es noch andere Widersprüche. Die Näpfchen sind meist im Sandstein oder in noch weicherem Gestein zu finden. Die
Leibungen des Turmeinganges der katholischen Pfarrkirche in Beuthen a.O. (s. Abb. 2) weisen über 100 solcher Näpfchen von der Größe einer Mark bin zu der eines
Fünfmarkstückes auf, – aber alle in mittelalterlichem, weichen Ziegel, nicht etwa Klinker, und alle niedriger als etwa 1m! Hier tritt zu der das Bohren sehr unbequem,
zum Teil geradezu unmöglich machenden geringen Höhe über der Erde noch die Weichheit des Ziegels, die ihn als Widerlager völlig ungeeignet macht. Für diesen Zweck
muß man einen Stein von großer Härte wählen, um möglichst wenig Reibungswiderstand zu haben. Die ganze Reibung muß nämlich möglichst nur an der Seite des
Quirls entstehen, wo er auf dem Feuerschoß aufsteht, damit durch ihre Überwindung beim Drehen Wärme erzeugt wird. Oft wird sie beim ursprünglichen Feuerbohren
durch Einstreuen von Sand noch künstlich vermehrt.
Aus den angeführten werksmäßigen Gründen gelange ich also zu dem Schlusse, daß die Erklärung von der Entstehung der Striemen und
Näpfchen bei Feuerzündungen sicherer falsch ist als jede andere und endgültig verlassen werden sollte.
Dieses Ergebnis allein aber wäre unbefriedigend, wenn ich nicht glaubte, für die andere, oben bereits angedeutete Erklärung neue Beiträge
bringen zu können.
Vorausschicken muß ich dabei, daß die Striemen nicht nur an Gebäuden, kirchlichen wie weltlichen, vorkommen. Ich habe sie auch noch an
einer ganzen Gruppe von Denkmälern aus älterer Zeit gefunden, an denen sie, wenn auch nicht gerade häufig, aber doch in beachtenswerter Zahl zu finden sind: das sind
die alten Steinkreuze und Bildstöcke, die zur Sühne eines Totschlages im Mittelalter und auch noch später gesetzt werden mußten. So bezieht sich z.B. die erste
Erwähnung der Striemen in den "Kunstdenkmälern der Provinz Schlesien" von Lutsch, 1, 126 auf einen Bildstock, die sogenannte Dompnig-Säule in Breslau. Namentlich
an Bildstöcken kann man sie häufiger beobachten, und ich möchte gleich an dieser Stelle darauf hinweisen, daß m.E. ein seelischer und ein werksmäßiger Grund für
diese Bevorzugung der Bildstöcke maßgebend waren; gefühlsmäßig nämlich erscheinen dem unbefangenen Beschauer die Bildstöcke verehrungswürdiger als die Kreuze,
denen die dunkle Erinnerung an einen Mord etwas Unheimliches verleiht. Die Wahl richtete sich wohl nach den gerade zu befolgenden Zaubersprüchen, die der weißen
oder der schwarzen Magie entnommen sein konnten. Die erstere hat aber dem Durchschnitt des Volkes, namentlich der neueren Zeit, doch wohl näher gestanden.
Und vom Standpunkte der Bequemlichkeit genommen, bieten die Bildstöcke Angriffen weniger Widerstand, da sie meistens aus dem weicheren und gleichmäßigeren
Sandstein hergestellt sind, während die Kreuze meist aus hartem und körnigem Granit bestehen.
damit mir alle Zauberey und Unglück inwegflisse und müsse den bestahn der mir solches angethan, |
(aus: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine – Nr.3/4, 1918, S.71-79)
1) Vor der Drucklegung finde ich (Ztschr. f. Ehnol. 1916 S.349) einen Aufsatz über europäische Feuerbohrer von Loewenthal und Mattlatzki. Unter den dort aufgeführten Strick- und Bogenbohrern sind zwar Werkzeuge mit wagrechtem Quirl beschrieben, die sogar Zunder verwenden; sie haben aber besondere Vorrichtungen zum Zusammenhalten des Bohrmehls und der Zundermasse, die sich durch die von der Reibung erzeugte Hitze entzünden muß, sind als unter den hier gegebenen Verhältnissen nicht zum Vergleiche heranzuziehen.
2) Die in der Loewenthal-Mattkatzlischen Arbeit erwähnte, auch sonst bekannte Verwendung des Notfeuers zu Heilzwecken bei Menschen und Vieh erklärt vielleicht auch die Anwendung von Staub, zunächst vielleicht nur bei Notfeuerzündung gewonnen, zu dem gleichen Zweck. Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Kühnau ist in dem „schwarzen Pulver“ gegen Fallsucht auch Lindenkohle enthalten!