Deutschland Bayern Lkr. Rhön-Grabfeld

Stockheim (I - III)
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Stockheim I Stockheim II Stockheim III

Standort Steinkreuze

PLZ: 97640

GPS: N 50° 27,353', O 10° 16,625'

Standort: Am Ortsausgang in Richtung Mellrichstadt, auf der linken Seite neben einem gut erhaltenen Bildstock.

Geschichte: Nach Wucke (1921) standen hier früher "... fünf bis sechs verwitterte, zum Teil schon umgefallene Kreuze dicht bei einander". Über den Verbleib der anderen Steinkreuze konnte vor Ort nichts in Erfahrung gebracht werden.

Die Steinkreuze von Stockheim werden hier einzeln aufgeführt, weil die Kreuze erst später an die diesen Platz verbracht wurden. (Reinhardt 1999)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wucke, Chr. Ludwig - Von den alten Kreuzen bei Stockheim, in: Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, S.468-469, Nr.778
Reinhardt, Jürgen - Steinkreuze und Kreuzsteine der Rhön, 1999, S.134
recherchiert und bebildert von Armin Glückert, Poppenlauer (Fotos von April 2009)



Stockheim (I)
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Detail Sichel

Detail Sichel
hervorgehoben

Abbildung bei
Schätzlein (1985)

Größe / Material: 85:54:20 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Sichelkreuz". Der rechte Arm der Ansichtsseite ist komplett abgeschlagen. Die erhaben gearbeitete Sichel auf dem Kreuz gab Anlass für die Entstehungssage.

Zeichen und Darstellung: erhabene Sichel (könnte auch eine Heppe sein), die sich vom linken Arm zum Kopfstück zieht, Länge ca. 25cm. Stärkere Oberflächenverwitterung. (Reinhardt 1999)

Bis 1978 rechts der Straße Stockheim-Willmars, direkt unterhalb des Wasserhochbehälters der Gemeinde Stockheim, ca. 500m nach dem Ortsende von Stockheim. Jetzt am Ortsausgang nach Mellrichstadt links der B285 in einer Anlage zusammen mit dem Schwedenkreuz. Name des Steines: Sichelkreuz.
Vorder-Seite: Eine erhabene Sichel auf dem Kreuzungsfeld, deren Griff in den linken, erhaltenen Kreuzarm hineinragt. Gesamtlänge 35cm.
Bei dem mittelgroßen, lateinischen Kreuz ist der eine Arm abgebrochen. Kopf und Arm sind abgerundet, das ganze Kreuz ist ziemlich roh gearbeitet. Die erhaben gearbeitete Sichel auf dem Kreuz gab Anlaß für die Entstehungssage:
Von Karl Hahn wird überliefert, daß sich zwei Stockheimer Frauen um das Gras stritten, das sie an dieser Stelle mähen wollten. Dabei erschlugen sie sich gegenseitig.
Die andere Version weicht davon etwas ab: Zwei Stockheimer Mädchen, sie sollen sogar Schwestern gewesen sein, waren zusammen bei der Getreideernte. Da es aufs Wochenende zuging, erzählten sich beide, mit wem sie am Wochenende zum Tanze gehen wollten. Dabei kam es heraus, daß beide mit demselben Eußenhäuser Burschen verabredet waren. Anstatt auf den Burschen böse zu sein, kamen beide miteinander in Streit. Aus dem Streit wurden Handgreiflichkeiten und schließlich schlugen die vor Eifersucht und Wut verblendeten Mädchen mit ihren Sicheln solange aufeinander los, bis beide tot zu Boden sanken. (Schätzlein 1985)

Sage: 1. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren unter dem Schutze der schwedischen Waffen viele in Stockheim zu Luthers Lehre übergetreten. Als später die Schwedischen den Ort wieder aufgaben und diesen die Kaiserlichen besetzten, hatten natürlich alle diejenigen, welche zur neuen Lehre übergetreten waren, von der neuen Besatzung ganz besondere Drangsale zu erdulden. So erging es den Katholischen hinwiederum, als bald darauf die Schweden wieder einzogen. So litt der Ort lange unerhört durch den häufigen Wechsel der Besatzung und den damaligen gegenseitigen Haß der beiden Konzessionen.
Da geschah es, daß, nachdem längere Zeit sich keine Schweden in der dortigen Gegend hatten blicken lassen, auf einmal ein Korps derselben anrückte. Dies erfuhren die Stockheimer Protestanten, zogen den Schweden weit entgegen und schilderten ihnen die schrecklichen Drangsale, die sie seit dem Abzug der letzten Schweden hatten erleiden müssen. Voll Ingrimm näherte sich darauf der schwedische General dem Orte. Als die Ratsherren in Stockheim dies erfuhren, rafften sie so schnell so viel Geld und Pretiosen als nur möglich zusammen, zogen mir ihren Geistlichen den Schweden entgegen, überreichten dem General das Geschenk nebst den Schlüsseln zum Orte und baten für diesen fußfällig um Gnade. Der General hörte sie an, hielt ihnen harten Worten ihr Benehmen gegen ihre protestantischen Bürger vor, ließ ihnen zur Warnung für andere, auf der Stelle, wo er sie empfangen, die Köpfe abschlagen und die Herren dann dort in einem Loche beerdigen.
Nach dem Abzug der Schweden wurden ihnen dann jene Kreuze zum Andenken gesetzt. (Wucke 1921)
2. Karl Hahn überliefert, dass sich zwei Stockheimer Frauen um das Gras stritten, das sie an dieser Stelle mähen wollten Dabei erschlugen sie sich gegenseitig.
3. Eine weitere Version der Sage lautet: Zwei Stockheimer Geschwister waren gemeinsam mit der Getreideernte beschäftigt. Da es aufs Wochenende zuging erzählten sich beide, mit wem sie zum Tanze gehen wollten. Dabei kam heraus, dass beide mit demselben Eußenhäuser Burschen verabredet waren. Anstatt auf den Burschen böse zu sein, kamen beide miteinander in Streit. Aus dem Streit entwickelten sich Handgreiflichkeiten und schließlich schlugen die vor Eifersucht und Wut verblendeten Mädchen mit ihren Sicheln solange aufeinander ein, bis sie beide tot zu Boden sanken.

Quellen und Literatur:
Wucke, Chr. Ludwig - Von den alten Kreuzen bei Stockheim, in: Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, S.468-469, Nr.778
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.104-105
Reinhardt, Jürgen - Steinkreuze und Kreuzsteine der Rhön, 1999, S.134, Ziff.5527.7
recherchiert und bebildert von Armin Glückert, Poppenlauer (Fotos von Oktober 2009)



Stockheim (II)
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Detail Malteserkreuz

Abbildung bei
Schätzlein (1985)

Größe / Material: 81:76:20 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz". Griechisches Kreuz, im Kreuzungsfeld ein erhaben gearbeitetes Malteserkreuz. Größerer alter Abschlag am Kopf.

Allgemeine Oberflächenverwitterung, Kopf und Arme abgerundet, Kanten gefast. (Reinhardt 1999)

Am Ortsausgang nach Mellrichstadt links der Bundesstraße 285 in einer Anlage zwischen der Straße und dem Bahndamm. Zusammen mit dem Sichelkreuz und einem Bildstock bildet es unter Linden eine wirkungsvolle Einheit. Früher standen noch 4-5 Kreuze dabei. Schwedenkreuz. Jahr: 1632?
Vorder-Seite: Im Kreuzungsschnittpunkt Tatzenkreuz (Eisernes Kreuz) mit 20cm Durchmesser.
Dieses Kreuz ist wesentlich sorgfaltiger gearbeitet als das nun daneben stehende Sichelkreuz: Die Kanten sind glatt und sauber abgefaßt. Allerdings hat die Verwitterung auf Kopf- und Armoberseite bereits ihr Werk getan. Gut erkennbar ist noch das Malteserkreuz (Eiserne Kreuz), das, erhaben herausgearbeitet, das Kreuzungsfeld besetzt.[...]
Einige Wahrscheinlichkeit erhält die Sage durch folgenden Eintrag bei Michael Müller: Das Landkapitel Mellrichstadt (S.324):
"Im Schwedenkriege hatte Stockheim viel zu leiden; 1632 (?), Freitag vor Michelis, rückten die Schweden gegen das Dorf an; die um Schonung flehenden Ortsräthe wurden niedergehauen, dem Ort 1000fl. Brandschatzung auferlegt und solches noch ganz ausgeplündert."
Über die verschwundenen Kreuze gibt es, außer bei Wucke (1921), keine weiteren Hinweise. (Schätzlein 1985)

Sage: 1.-3. siehe Kreuz I
4. Gedenkkreuz für einen Ratsherr, der im Dreißigjährigen Krieg ermordet wurde.

Quellen und Literatur:
Wucke, Chr. Ludwig - Von den alten Kreuzen bei Stockheim, in: Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, S.468-469, Nr.778
Mölter, Max - Sagen des Kreises Mellrichstadt, 1964, Nr.24
Schätzlein, Gerhard - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1985, S.106-108
Reinhardt, Jürgen - Steinkreuze und Kreuzsteine der Rhön, 1999, S.134, Ziff.5527.8
recherchiert und bebildert von Armin Glückert, Poppenlauer (Fotos von Oktober 2009)



Stockheim (III)
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Detail Ädikula
und Bedachung

Detail Handwerker-
wappen (?)

Größe / Material:

Geschichte: Renaissancebildsäule mit vierseitigem Bildkasten. Ein Beschlagornament ziert den Steinsockel, über dem sich die kannelierte Säule mit am Akkantushaupt erhebt. Der Bildkasten zeigt die sehr plastischen Reliefs. 1. Christus an der Martersäule, von römischen Kriegsknechten geschlagen. 2. den Herrn mit der Dornenkrone zur Schau gestellt. 3. den fall unter der Kreuzeslast. 4. die Kreuzigung selbst mit Maria und Johannes. Darüber erhebt sich reiches Gesimse mit einem lateinischen Spruchband. Als Stifter dieser Marter kann man den Namen des Pfarrers entdecken, der zur Zeit Fürstbischofs Julius Echters hier Ortsgeistlicher war.

Sage:

Quellen und Literatur:
Wucke, Chr. Ludwig - Von den alten Kreuzen bei Stockheim, in: Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, S.468-469, Nr.778
recherchiert und bebildert von Armin Glückert, Poppenlauer (Fotos von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine