Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus Unterfranken


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Das Steinkreuz am Abtswinder Friedhof - 97355 Abtswind
Einst fuhr ein Bauer in der Dämmerung eines Wintermorgens am Abtswinder Friedhof vorbei. Durch den Ruf eines Käuzchens, das auf einem Baumast saß, fühlte er sich geneckt und holte mit der Peitsche aus, um nach den Vogel zu schlagen. Doch er verfehlte sein Ziel, und die Peitschenschnur verwickelte sich in die Speichen des rasch rollenden Wagenrads. Der Bauer beugte sich vom Kutschbock hinab, um die Schnur zu lösen, stürzte vom Fuhrwerk und fand unter den Rädern den Tod. Das alte Steinkreuz, das außen an der Friedhofsmauer steht, soll zu seinem Gedächtnis gesetzt worden sein.

Das Wunderkreuz - 63738 Aschaffenburg
Von Schöppner. – Unfern der Fasanerie bei Aschaffenburg sieht man Spuren der Stammburg der Cuglenberge, die nachmals bei Stadtprozelten, eine mit jener Burg gleichnamige erbauten. Die Veranlassung zur Uebersiedlung erzählt die Sage. Behlen u. Merkel, Gesch. u. Beschr. v. Aschaffenburg, S.13.

Juchhei, mein schönes Fräulein von Cuglenberg, juchhei!
Es zieht auf stolzem Rosse der Bräutigam herbei!

Zum Feste geht es heute, schon naht des Ritters Troß,
Bald klingt vom Hochzeitjubel der Cuglenberge Schloß.

Das schöne Bräutchen eilet behend auf den Altan,
Mit süßem Minnegruße den Liebsten zu empfah’n.

Da schallt Trompetenschmettern entgegen ihm so traut. –
O Gott, was muß geschehen? – Zu Boden sinkt die Braut.

Der Rappe todt und schäumet – o gräßliches Geschick –
Vom Rosse stürzt der Ritter und bricht sich das Genick.

Das Fräulein ringt die Hände, es bricht ihr armes Herz,
Sie klagt in einem Kloster dem Heiland ihren Schmerz.

Ein Kreuz, von ihr errichtet an jenem Schreckensort,
Es trug auf unsre Zeiten die Trauerkunde fort.

Und weil der Pilger mancher dort Trost und Rettung fand,
So ward das Kreuz vom Volke das Wunderkreuz genannt.

(Schöppner, Alexander - Sagenbuch der Bayerischen Lande. Aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter herausgegeben. München 1852, Band 1, S. 293-294)

Die Kindesmörderin - Region Aschaffenburg
Im Jahre 1759 stürzte sich ein Mädchen, das in einer unbewachten Stunde überrascht worden war, mit ihrem neugeborenen Kind in den Main, um sich und den Zeugen ihrer Schande in den Wellen zu begraben. Der Trieb der Selbsterhaltung, dem sie im Augenblick der Todesgefahr unbewusst folgte, führte sie wieder an das Ufer – das arme Kind aber war ertrunken. Das Aschaffenburger Schöffengericht verurteilte sie als Kindesmörderin zur Abhauung der Hand, öffentliche Enthauptung und Einscharrung unter dem Galgen; das Obergericht aber befahl, dass sie wegen ihres stets tadellosen Lebenswandels und weil sie nur in der Verzweiflung die Tat begangen, vor Tagesanbruch und ohne Zuschauer nicht auf dem Richtplatz, sondern auf dem Ziegelberg mit dem Schwert gerichtet werden soll, und dass sie nicht die Hand des Scharfrichters berühre, sondern einer der Stadtdiener ihr die Augen verbinde, worauf ihre Leiche auf dem Kirchhof zu beerdigen sei.
Das Urteil wurde vollzogen, das verführte Mädchen, das übrigens nicht den höheren Ständen angehörte, starb von vielen bemitleidet, und es wurde zu ihrem Andenken auf einer Weinbergsmauer am Ziegelberg ein steinernes Kreuz errichtet.
(Herrlein, Albert von - Die Sagen des Spessarts, Aschaffenburg 1851, Nr.14, S.22)

Der Radstein - 97447 Breitbach / OT von Oberschwarzach
   Ein Bamberger Wagner war die Wette eingegangen: er wolle vom Aufgange bis zum Untergange der Sonne einen Baum fällen, daraus ein Rad ohne Reif machen und es noch bis Würzburg rollen. Schon hatte er mit dem so gefertigten Rade das Kloster Ebrach zurückgelegt, aber zwischen diesem und Breitbach fiel er vor Erschöpfung nieder und starb, während das Rad noch eine Strecke allein fortrollte und dann zersprang. An der Stelle, wo der Wagner umgefallen, steht ein Stein mit einem umgehauenen Rade, welcher der Radstein genannt wird.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.144 Nr.155)

zum Kreuz Die Fünf Musikanten von Falkenstein - 97499 Donnersdorf
Nahe bei Falkenstein stehen neben der Donnersdörfer Landstraße fünf Kreuzsteine, die man die "fünf Musikantensteine" nennt. Auf der Falkensteiner Kirchweih sollen einst sieben Musikanten zum Tanz aufgespielt haben. Sie sprachen wacker dem Most zu, wurden warm und kamen auf dem Heimweg in argen Streit. Fünf von ihnen wurden dabei erschlagen und von den Leuten kurzerhand an Ort und Stelle eingescharrt. Den sechsten Musikanten fand man tot neben der Straße von Donnersdorf nach Haßfurt. Auch dort steht ein Kreuzstein. Der siebte scheint am Leben geblieben zu sein.
Um 1840 wurde in der Nähe der fünf Steine ein Hopfengarten angelegt. Dabei fand man zwei Totenköpfe und sonstiges menschliches Gebein, gab es aber so gleich wieder der Erde zurück.

Das Steinkreuz an der Kohlplatte in Ermershausen - 96126 Ermershausen
Da es an einer belebten Heerstraße lag, hatte Ermershausen im Dreißigjährigen Krieg unter dem Durchzug von Truppen und Marodeuren besonders zu leiden. Schließlich richteten die wenigen Überlebenden des Dorfes eine ständige Wache auf dem Kirchturm ein, die nicht nur Alarm zu schlagen hatte, sondern oft selbst zu Feuerwaffe griff. Im Jahre 1648 rückte ein einzelner Reiter auf der alten Baunachstraße gegen das Dorf an. Die Turmwache erspähte ihn und knallte ihn kurz vor der Ortschaft nieder. Herbeieilende Bauern fanden in den verkrampften Händen des Toten eine Pergamentrolle. Es war die Kunde vom Frieden, die der Reiter von Bamberg nach Königshofen bringen solle. Das Steinkreuz an der Kohlplatte bezeichnet die Stelle, wo der Friedensbote sein Leben aushauchte.

Der Hund als Verräter - 97232 Giebelstadt
Von einem aus Giebelstadt in Unterfranken gebürtigen Mann erfuhr ich folgende Sage:
In Giebelstadt sähe man heute noch die Ueberreste der Stammburg des Geschlechtes der Edlen v. Geyer, das im 16. Jahrhundert den Tauergau innehatte. Zur damaligen Zeit habe auch ein Graf v. Geyer, während des Bauernkrieges, auf der Burg bei Bieberehren gesessen. Eines Morgens seien da die aufständischen Bauern in Scharen und auch bewaffnet gegen die Burg gezogen. Alles habe dort noch fest geschlafen und nur durch den Schrei des Wächters: "Die Bauern kommen! Die Bauern!" sei im Schloß alles rebellisch geworden. An eine Gegenwehr sei nicht zu denken gewesen, da der Graf seine Streiter an das fürstliche Heer abgeschickt hatte. Während aber nun die Bauern mit Aexten und Prügeln gegen das Burgtor schlugen, so daß es zu bersten schien, sei die Frau des Grafen, die im Lande als menschenfreundliche Herrin bekannt war, an die Burgmauer gekommen und habe die Aufständischen gebeten, nur, was sie in einer Butte tragen könne, retten zu dürfen, was ihr auch durch langes Bitten und Schwören gestattet wurde. Kaum aber habe sie dies getan gehabt, wären die Bauern in die Burg eingedrungen und raubten und plünderten, wobei sie auch den Grafen suchten, den sie aber nicht fanden, da ihn, wie sie später draufkamen, die Frau des Ritters in ihrer verdeckten Butte hinaustrug. Die Wut und der Haß aber hierauf ließen die Rebellen veranlassen, die Burg in Brand zu setzen und den Ritter zu suchen. Sie zogen in den naheliegenden Wald und unter Flüchen und Verwünschungen hätten sie ihn durch das Gebell seines hervorspringenden Hündchens aus dem Versteck des Ritters gefunden. Unter mörderischem Siegesgeschrei soll er hierauf erschlagen worden sein und als Wahrzeichen dieses Geschehens rage hart an der Mündung des Steinachbaches in die Tauber ein steinernes Kreuz aus dem Boden.
(G. Mayer, Baum b. Miesbach, in: Das Steinkreuz, Heft 1/2, Jhrg.5, 1937, S.31-32)

Das Goldbacher Kreuz - 63773 Goldbach
Im frühen 13. Jahrhundert wohnte auf dem Kugelberg bei Goldbach ein Ritter, der hatte nur eine einzige Tochter als Erbin. Das Mädchen war wegen seiner Herzensgüte im Volke beliebt, und da sie auch schön war, machten ihr viele Edelleute den Hof. Sie schenkte ihr Herz einem jungen Ritter aus der Nachbarschaft mit Namen Veit von Helmenroth. Den zwang die Lehenspflicht, dem Kaiser in eine Fehde zu Folgen, doch nach seiner Rückkehr sollte die Hochzeit sein. Der Feldzug war beendet, in voller Rüstung galoppierte Ritter Veit auf steinigem Weg der Kugelnburg zu. Schon konnte er auf dem Söller des Schlosses seine Braut erkennen, die ihm freudigen Willkommen zuwinkte, da strauchelte das Roß, und der Ritter stürzte so unglücklich, daß er tot liegen blieb. An der Stätte ließ das trauernde Burgfräulein ein Steinkreuz setzen und die Inschrift einmeißeln:
1221
Uf fr Velde
blieb hie Tod
der Vest Mann
Veit von Helmenroth
Bitt Gott für sein Seel.
Später soll sie im nahen Nonnenkloster Schmerlenbach den Schleier genommen haben.
Viele, die den Fußweg zwischen Aschaffenburg und Goldbach gehen, wenden den Blick zu dem Gedenkstein hin und suchen die zum Teil unleserlich gewordene Inschrift zu entziffern. Die Kugelnburg, die durch den Bauernkrieg gelitten hatte, ist später völlig vom Erdboden verschwunden. In neuester Zeit wurden durch einen Goldbacher Einwohner wieder einige Grundmauern der Burg offengelegt.

zum Kreuz Bei den drei Kreuzen - 63808 Haibach
Einst stand in der Nähe des Dorfes Haibach eine Burg, worin der Junker von Haydebach wohnte. Es war ein hübscher Mann von großer, ebenmäßiger Gestalt und einem frischen, stets heiteren Gesicht. Die ritterlichen Künste, wie Fechten, Jagen und Reiten, verstand er wie kaum ein zweiter, und wenn der junge Mann im seidenen Wams und mit dem weißblauroten Federschmuck auf seinem Samtbarett dahinsprengte, blickte ihm manches Mädchen nach und ließ das Herz höher schlagen. Freilich, einen großen Fehler hatte der adelige Jüngling! Er war zu oberflächlich und leichtsinnig und nahm es auch mit der Liebe zu den Frauen nicht ernst. Jedes hübsche Mädchenantlitz konnte sein Herz in Brand setzen, ganz gleich, ob es vom hohen Söller oder aus einem schmalen Hüttenfenster schaute. Nun hatten zwei Hintersassen des Junkers je eine bildschöne Tochter. Sie hießen Maria und Gertrude, waren Nachbarskinder und miteinander aufgewachsen, und sie liebten sich gegenseitig so herzlich und innig wie zwei Schwestern. Der Junker hatte bisher noch keine von ihnen zu Gesicht bekommen. Als er aber wieder einmal nach Aschaffenburg reiten wollte, erblickte er unweit des Weges eine weibliche Gestalt, so schlank und reinlich und so nett gekleidet, dass er sich nicht enthalten konnte, sie näher zu betrachten. Das Mädchen war gerade damit beschäftigt, Gras zu schneiden für das wenige Vieh, das zu Hause im Stalle stand, und mit flinker Hand legte sie mit der Sichel einen Grasbüschel nach dem anderen um, so dass sie der junge Ritter dabei mit Wohlgefallen beobachtete. Jetzt grüßte er freundlich, Maria erhob sich vom Boden, und vor dem Junker stand das holdseligste Mädchen, das unter hohem Erröten kaum wagte die Augen aufzuschlagen. Sie kannte den Junker gar wohl und hatte dem hübschen jungen Manne schon oft nachgesehen und geseufzt, wenn er an der Hütte ihres Vaters vorüber ritt. Ein bitterer Schmerz bemächtigte sich ihrer, wenn sie bedachte, dass sie kein Edelfräulein sei, und dass der Junker so hoch über ihr stehe und daher für sie unerreichbar wäre. Der Junker war ganz entzückt über Mariens Liebreiz und Unschuld, die aus jedem ihrer Blicke leuchtete und aus jedem ihrer Worte sprach. Aber er war klug genug und im Umgange mit dem zarten Geschlechte zu erfahren, um einzusehen, dass er mit einem so frommen unverdorbenen Kinde zart umgehen müsse, und darum ritt er nach kurzem Zwiegespräch wieder fort. Nur zu bald aber hatte der Junker herausgebracht, welche Gänge Maria zu machen pflegte, und da auch sie ihm nicht auswich, so fanden sie sich wie zufällig schon in den nächsten Tagen wieder, und bald waren ihre Zusammenkünfte nicht mehr zufällig. Maria hatte anfangs ihrer Freundin Gertrude nichts davon gesagt, was zwischen ihr und dem schmucken Junker von Haydebach vorgegangen war. Denn die erste Liebe wird, einem kostbaren Edelsteine gleich, sorgfältig eingeschlossen in den Heiligenschrein des jungfräulichen Herzens. Als aber der Junker dem gutmütigen Mädchen ewige Liebe und Treue schwur und sie sich bereits im Geiste als Burgfrau von Haydebach sah, da konnte ihr Herz die Fülle ihres Glückes nicht mehr in sich verschließen; jetzt erst machte sie die Freundin zur Vertrauten ihrer Liebe, ihrer Hoffnungen und ihres vermeintlichen Glückes. Gertrude war zwar ein gutes Mädchen, aber nicht frei von jener Eitelkeit, die in dem Herzen jedes Weibes ein Plätzchen findet. Sie hielt sich für schöner als Maria, und diese sollte nun auf dem Schloß Haydebach Edelfrau werden und sie selber vielleicht ihre Magd? Das war ein Stachel, der sie bei Tag und Nacht quälte. So leidenschaftlich nun der Junker Maria liebte, so war seine Liebe doch keine edle; ans Heiraten des armen, schlichten Bauernmädchens dachte er nicht. Zudem war Maria so tugendsam, dass ihm wohl klar sein musste, sie sei der Verführung unzugänglich, und so erkaltete nach und nach sein Gefühl für das brave, tugendsame Landmädchen. Gertrudens Schönheit war dem Junker neu; die Lebhaftigkeit ihres Geistes, die Munterkeit ihres ganzen Wesens sagte dem Leichtfertigen mehr zu als Mariens stille Tugenden, und da ihm Trude auf halbem Wege entgegenkam, so verstanden sie sich bald und wussten sich zu finden, ohne dass Maria dabei war. Die Untreue des Junkers konnte aber Maria nicht lange verborgen bleiben; es kamen ja die Bestellungen nicht mehr, die des Junkers Diener so schlau auszurichten gewusst hatte. Verlassen von dem Geliebten, betrogen von der Freundin, der sie ihr Geheimnis geoffenbart hatte, und getäuscht in ihren schönsten Hoffnungen, wandelte sich ihre sanfte Seele vollständig um. Sie begann die falsche Freundin zu hassen, weil sie von ihr glaubte, sie habe durch geheime Künste den "Besten" abspenstig gemacht; denn für diesen weiß das schwache Frauenherz immer eine Entschuldigung. Maria wollte nur erst einmal Trude in heimlicher Zusammenkunft mit dem Junker überraschen und dann Rache an ihr nehmen. Auf welche Weise? Das wusste sie selbst nicht. An einem schönen Abend schlich die abgehärmte Maria schweren Herzens dem Hügel zu, wo der Junker sie zum ersten Male angesprochen und wo sie so oft in seinen Armen geruht hatte. Sie hatte den Diener des Junkers mit Gertrude sprechen sehen und bemerkt, wie sich diese mit einer Sichel und einem Grastuch aus dem Orte entfernte. Da nahm sie an, dass Gertrude eine Zusammenkunft mit dem Junker habe, und darum war sie auch schnell entschlossen, ihr mit Sichel und Grastuch zu folgen. An dem ihr so wohlbekannten, traulichen Plätzchen sah sie den Junker nicht, wohl aber die frühere Freundin, die sinnend und träumend auf dem Raine saß. Maria konnte sich nicht halten, das Blut kochte in ihren Adern. Die blassen Wangen vor Zorn gerötet, stürzte sie auf ihre verhasste, falsche Freundin zu. Sie warf Gertrude ihre Falschheit, ihren Verrat an der Freundschaft vor, nannte sie eine leichtfertige Dirne und erhob in der Hitze sogar die Hand mit der Sichel, um Gertrude einen Schlag zu versetzen. Da ergriff der Zorn auch Gertrude; sie wich dem Schlag nicht aus, sondern schlug dagegen, und der erbitterte Kampf dauerte so lange, bis zwei Herzen zu schlagen aufgehört hatten, die sich vorher in so inniger Liebe zugetan waren. Als der Junker kam, fand er zwei blutige Leichname mit verzerrten Zügen und weit aus dem Antlitz hervorgetretenen, erstarrten Augen. Die Kunde des schrecklichen Doppelmordes verbreitete sich schnell in der Umgegend, und allgemein bezeichnete man den Junker als den Urheber desselben. Er erhielt deswegen eine Ladung vor das peinliche Gericht; dass aber ein Beweis für seine Mitschuld nicht erbracht werden konnte, das wusste er wohl. Allein ebenso gewiss war, dass er sich einem Gottesurteile unterwerfen musste, wie es damals Sitte war. Seine Hände waren zwar rein von Blut, aber sein Herz nicht rein von der Schuld; denn sein Leichtsinn, seine Treulosigkeit hatte zwei Mädchen den Tod gebracht. Wie durfte er also erwarten, dass Gott selbst seine Unschuld bezeugen werde? Er folgte der Ladung des peinlichen Gerichtes nicht, sondern verließ nächtlicherweile die Burg seiner Ahnen, die Gegend und das Land und pilgerte in einem härenen Bußgewande zuerst nach Rom und dann ins Gelobte Land ans Heilige Grab. Mehr als vierzig Jahre waren verflossen. Die Burg und die Güter des Junkers waren Lehen des Stifts Peter und Alexander zu Aschaffenburg, und der Junker war der Letzte seines Geschlechts. Als er mehrere Jahre lang verschollen war, hatte das Stift das Lehen eingezogen und die Burg brechen lassen. Wo Maria und Gertrude ihren Geist ausgehaucht hatten, wurden zwei steinerne Kreuze errichtet, auf denen je eine Sichel eingehauen war. Niemand dachte mehr an den Junker.
Da fand man eines Tages zwischen den zwei Kreuzen einen Pilger mit schneeweißem Haare und einem Muschelhut. Er schien zu schlafen, aber als man ihn wecken wollte, stand er nicht mehr auf, denn er schlief den ewigen Schlaf. Es war der ehemalige Junker von Haydebach. Das Alter, die Reue und die Gefahren seiner langjährigen Pilgerschaft hatten seine Haare gebleicht und seine Lebenskraft gebrochen. Für ihn wurde nun ein drittes Kreuz errichtet, denn der Tod versöhnt und einigt ja alles. Zwei Kreuze verfielen mit der Zeit. Das erhalten gebliebene dritte ist ein massives, plumpes Steinkreuz ohne Inschrift. Übrigens hat die Gemeinde Haibach an Stelle der verfallenen Kreuze zwei neue errichten lassen, so dass es wieder drei sind. Die neue Straße, die zu ihnen hinführt und von Siedlungshäusern umstanden ist, wurde "Zu den drei Kreuzen" benannt.
(Valentin Pfeifer - Spessart-Sagen, Aschaffenburg 1948)

Das Steinkreuz in der Kimmelsbacher Trift - 97494 Kimmelsbach
In den harten Jahren des Dreißigjährigen Krieg wurden auch die stillen Dörfer in den Haßbergen von allerlei Kriegsvolk heimgesucht. In der Kimmelsbacher Flur arbeitete ein Bauersmann auf seinem Acker oberhalb des Triftweges. Plötzlich sah er sich einen Soldaten gegenüber, der sein Schießeisen auf ihn anlegte. Der Schuß krachte, verfehlte aber sein Ziel. Da griff der Bauer kurz entschlossen nach einer schweren Reuthacke und erschlug den Angreifer. Am Ort des Geschehens errichtete man ein Steinkreuz.

Der heilige Kreuzberg - 97653 Klosterkreuzberg / OT von Bischofsheim
Der himmelanragende Hochgipfel der Rhön, das stolze weitgenannte Riesenhaupt dieses Gebirges ist der heilige Kreuzberg. Er wird der Ursitz des Licht der Christus-Lehre genannt, dessen Strahlen von ihm aus über das alte Frankonien siech verbreiteten. Eine Sage lässt den heiligen Kilian mit seinen beiden Gefährten Kolonat und Totnan zuerst diese Gegend betreten, den heidnischen Kult verdrängen und vernichten und das Symbol des christlichen Glaubens, ein Kreuz, auf dem damals unwirtlichen Gipfel aufpflanzen. Doch vergingen Jahrhunderte, bevor dieser Berg seinen jetzigen Namen empfing. Aschberg nannte ihn das Volk, und nicht unmöglich wäre es, dass er als Asenberg der Heidenzeit der germanischen Frühe schon den Umwohnern zu ihrem einfachen Naturtempeldienst, gleich anderen Hochwarten deutscher Gebirge, heilig gewesen. Als das Jahr, in welchem St. Kilian mit seinen Genossen in diesen Gegenden erschien, wird 668 angegeben. Sie fanden am Fuß des Berges friedliche Ansiedler, welche die Fremden, die kamen, um das bekehrende Land zu überschauen und kennen zu lernen, gastlich aufnahmen und mit offenen Gemütern den Verkündigungen lauschten, welche die heiligen Männer ihnen brachten. Bald strömten Hörer ihrer Lehre aus den Nachbargauen herbei, und brachten das Christentum begann Wurzeln zu schlagen. Und als die Gottesmänner in Würzburg den Märtyrertod erlitten hatten, als das Heidentum die Christus-Lehre dort wieder mächtig überwuchert, soll in den Wäldern und Hainen um den Kreuzberg sich die neue Christengemeinde heimlich zusammengefunden und dem Heiland unter einem Kreuz da gedient haben, wo jetzt die Wallfahrtskirche steht. Noch wird der Kilianshof am Fuß des Kreuzberges als die Stätte genannt, die dem Heiligen ein schirmendes Obdach bot; noch zeigt man den Kilianskopf, darauf er gepredigt, und den Heilbronn, daraus er die Heiden getauft haben soll.
Die Jahrhunderte zogen vorüber, auch das Kreuz auf dem Aschberg sank, und erst nach der Reformation ließ der glaubenseifrige Fürstbischof Würzburgs, Julius Echter von Mespelbrunn, ein neues steinernes kreuz and der Stelle des ehemaligen errichten und verordnete, dass an kirchlichen Festtagen einige Priester Gottesdienst auf dem Berg halten sollten, dem dann fromme Waller in Scharen zuströmten. Eine ärmliche Kapelle erhob sich und in dürftigen Hütten mussten sich die geistlichen gegen die oft raue Witterung schirmen. 1644 erbaute Fürstbischof Joh. Philipp Graf von Schönborn ein kleines Kloster in Bischofsheim für sechs Franziskaner, die im Winter dort, im Sommer aber auf dem Berg wohnen sollten, und 1679 wurde unter Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach eine raumvollere Kirche und ein Kloster für zwölf Konventualen am nördlichen Berghang nahe dem Gipfel erbaut. Die Wallfahrten wuchsen, und das Kloster blieb erhalten als ein Denkmal der Einführung des Christentums durch die Apostel des Frankenlandes; es wurde im Laufe der Zeiten verbessert, erweitert, und ist noch heute, wenn auch mit verminderter Anzahl der Väter, den Frommen eine hochverehrte Stätte, dem Naturfreund ein willkommenes Asyl und Hospiz, darin jeder gebildete Fremde, ohne Unterschied der Konfession, mit der dankenswertesten Gastlichkeit und Freundlichkeit sich aufgenommen und bewirtet sieht.
Ein riesengroßes Holzkreuz, das von Zeit zu Zeit der Erneuerung bedarf, ragt, viele Meilen sichtbar, vom höchsten Punkt des Berges empor, und gibt der alten Sage, dass von dieser Höhe das Christentum den Bewohnern Frankens ebenso geleuchtet hat wie von der über Altenbega im Thüringerwald durch Bonifatius den Thüringern, eine würdige und schöne Bestätigung.
(Bechstein, Ludwig - Die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes / Der Sagenschatz des Frankenlandes, Erster Teil, Würzburg 1842, Nr.44, S.95-98)

zum Kreuz Von dem alten Kreuzstein mit dem Schlüsselbunde bei Mellrichstadt. - 97638 Mellrichstadt
In der nächsten Umgebung Mellrichstadts, zur Rechten des Weges nach Hendungen, steht ein noch neues, steinernes Christusbild und vor diesem wieder ein bereits sehr verwittertes ebenfalls steinernes Kreuz, auf welchem ein Schlüsselbund mit sechs bis acht Schlüsseln eingegraben ist. Die Sage erzählt darüber folgendes:
   Vor einigen Hundert Jahren lebte zu Mellrichstadt zwei Pfarrersköchinnen in innigster Freundschaft. Das hatte der Teufel lange genug mitangesehen. Er wurde des freundschaftlichen Verhältnisses endlich müde und schickte den beiden die Eifersucht auf den Hals. Und die blies und schürte so lange, bis das unheimliche Feuer lichterloh brannte. So ging eines Tages die beiden, den Schlüsselbund an der Hüfte und Gift und Galle im Herzen, nach dem Dorfe Hendungen zu. Doch kaum waren sie aus der Stadt getreten, so brach der lang verhaltene Grimm los. Den Schimpfworten folgten Thätlichkeiten, und bald blitze und klirrte der Schlüsselbund in den drohend erhobenen Fäusten. Jetzt folgte Schlag auf Schlag, und so schlugen sie so lange aufeinander los, bis beide an der Stelle, wo dann jenes Gedenkkreuzlein auf gemeinsame Grabe errichtet wurde, tot zu Boden stürzten. Hellsehende Leute sehen noch zur Adventszeit eine derselben in einem weißen Spitzenrock unter einem schwarzen Überkleide an jenem Kreuzlein knieen und beten. Ihr Gesicht ist dann jedes Mal vom Kreuz ab nach Hendungen gewendet.
(Wucke, Chr. Ludwig - Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, Nr.784, S.471-472)

zum Kreuz Das heilige Kreuz auf dem Sodenberg - 97762 Morlesau / OT von Hammelburg
Karls des Großen erste Gemahlin war eine Gräfin von Rieneck; die Geschichte nennt sie nicht, sondern bezeichnet sie nur als "die Unbekannte aus Franken". Sie war des großen Kaisers erste und einzige Liebe, obwohl er sich später noch viermal vermählte; darum blieb er auch nach ihrem frühen Tod ihren Brüdern mit besonderer Gunst zugetan, verlieh ihnen weitläufige Besitzungen im Spessart und anderen deutschen Gauen und erbaute ihnen auf einem steilen Hügel an den romantischen Ufern der Sinn en stattliches, überaus festes Schloß, das erst Reineck genannt wurde, später aber, gleich den Grafen, den Namen Rieneck annahm.
So gelangten die Grafen von Rieneck schon in einer Zeit, wo viele der später berühmt gewordenen Geschlechter kaum genannt wurden, zu großer Macht und hohem Ansehen. Sie vergaßen der Schwägerschaft des unsterblichen Kaisers niemals und sahen stolz herab auf andere Edle, denen das Schicksal ein bescheideneres Los zugewiesen hatte.
Diesen Stolz teilte der junge Gerhard von Rieneck nicht. Er war ein ritterlicher Kämpe, der wohl eine Lanze zu brechen vermochte, war es im Kampfspiel oder im ernsten Streit; wenn er aber den schweren Panzer abgeschnallt hatte, war er nur der freundliche Jüngling, der in den Hütten der Hirten und Köhler wie in den Burgen der benachbarten Edlen gleich gern gesehen wurde. Und er musste herabsteigen aus dem Grafenschloß, wenn er ein fröhliches Gesicht sehen wollte, den droben herrschte der Ernst und die angemessene Sitte und nur selten verirrte sich dorthin ein Gast, weil er zwar eine reiche Bewirtung, aber keinen herzlichen Willkommen fand.
Zwei Stunden oberhalb Rieneck, wo die Aura sich in die Sinn ergießt, liegt Burgsinn. Die Edlen von Synna hatten dort im 9. Jahrhundert eine Burg erbaut; im Jahr 1001, als die Herren von Synna ausgestorben waren, erwarb sie der Ritter von Hildolf von Tungenden. Hildolfs Geschlecht, das später den Namen Thüngen erhielt, war alt und ruhmvoll wie das beste des Frankenlandes; die Rienecker Grafen hielten sich dennoch für besser und die Thüngen mieden im gerechten Unwillen die Rienecker, so daß beide Familien außer Verkehr blieben. Nur Gerhard besuchte von Zeit zu Zeit Burgsinn und wurde freundlich vom Burgherren, noch freundlicher aber von seiner Tochter Gisela aufgenommen. Gerhard bewarb sich bald um der schönen Gisela Hand und ihre vereinte Bitte bewogen den alten Thüngen, daß er, wiewohl ungern, dem Bund seinen Segen gab.
Bei seinem Vater fand Gerhard kein so freundliches Gehör. Als er ihn zu seiner Einwilligung bat, erklärte ihm der strenge Mann, daß er niemals die Vermählung seines Sohnes mit einer nicht ebenbürtigen Jungfrau zugeben werde; Gerhard solle, wenn er nicht die Folgen seines Zornes auf sich laden wolle, nie mehr ein Wort davon sprechen. Gerhard kannte seinen Vater zu gut, als dass er hoffen durfte, er werde je anderen Sinnes werden; mit tiefbetrübtem Herzen musste er seiner Braut und ihrem Vater mitteilen, welchen ungünstigen Erfolg seine Bitte bei seinem Vater gehabt. Der alte Thüngen gehörte einem Geschlecht an, das von dem Volk nicht mit Unrecht "die Wilden" genannt wurde; es entbrannte über die ihm angetane Unbill in heftigen Zorn gegen alle Rienecker und verbot Gerhard allen fernen Umgang mit seiner Tochter – und die Liebenden schieden für das ganze Leben.
Der Kilianstein auf dem Sodenberg bei Hammelburg gehörte damals den Edlen von Thüngen, er war "Aller deren von Thüngen, So leben undt geboren werdten, Gahn-Erben-Hauß". Dorthin führte der alte Thüngen seine Tochter Gisela, daß sie aus dem Bereich des Rieneckers sei. Gerhard nahm das Kreuz und zog nach Palästina und bald kam die Kunde, daß er bei der Erstürmung einer Feste unter den ersten die Mauer erstiegen und dort ruhmvoll gefallen sei. Gisela ließ zu seinem Andenken unter den alten Buchen des Sodenbergs ein steinernes Kreuz errichten und flehte hier um Vereinigung mit dem Gefallenen, die ihr bald gewährt wurde.
Das Kreuz, im Jahre 1515 von Philipp von Thüngen erneuert, steht heute noch und ist unter dem Namen des heiligen Kreuzes ein Gegenstand der besonderen Verehrung und die Zuflucht zahlreicher Wallfahrer aus der Nähe und der Ferne.
(Herrlein, Albert von - Die Sagen des Spessarts, Aschaffenburg 1851, Nr.5, S.113-117)

zum Kreuz Das Mädchen vom Sodenberg und der Bildstock - 97762 Hammelburg
1. Variante
Auf dem Sodenberg bei Hammelburg stand vor alten Zeit auch ein Schloß, darin wohnte eine Zofe, die hatt mit einem Knappen vom Schloß Reussenberg, davon heute ebenfalls nur noch Trümmer stehen, ein heimlich Einverständnis und besuchte ihn manche Nacht oder er sie. Doch da der Weg von einer halben Stunde von der einen Burg zur anderen zu weit schien und den Liebenden wenig Zeit zu ihrer Kurzweil blieb, so wünschte das Mädchen durch die Luft fahren zu können, hinüber auf den Reussenbeg zu ihrem Buhlen.
Da trat ihr der böse Feind nahe, verlockte sie, einen Pakt mit ihm zu machen, kraft dessen er sie, so oft sie wollte, in Gestalt eines schwarzen Bockes durch die Luft tragen musste. Da nun der Pakt um war, wollte der Böse seine Beute mit sich führen, da klammerte sich aber das Mädchen verzweifelt an einen Bildstock, der dort noch heute steht, und griff so fest in den Stein, dass die Spur ihrer zehn Finger noch daran zu sehen ist; doch war alles vergebens, und sie wurde vom Bösen hinweggeführt.
(Bechstein, Ludwig - Die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes / Der Sagenschatz des Frankenlandes, Erster Teil, Würzburg 1842, Nr.10, S.139-140)

2. Variante
Das Kreuz bei Reußenberg
Reußenberg: Ruine bei Gemünden. - B. Baader in Mone’s Anzeiger, IV., 409
   Von der Burg auf dem Reußenberg ging jeden Abend eine Magd auf den eine halbe Stunde davon entfernten Sodenberg zur Spinnstube. Um schneller hin und her zu kommen, machte sie einen Bund mit dem Teufel. Eines Abends, als sie wieder heimkehren wollte, regnete es fürchterlich. Die Sodenberger Burgleute redeten ihr zu, noch dazubleiben; sie aber entgegnete: "Ich gehe fort, und sollte ich auf einem Bock heimreisen!" Wirklich stand auch ein Bock für sie bereit, den sie bestieg und mit ihm gegen den Reußenberg ritt. Aber ihre Zeit war aus, und in der Hälfte des Weges wurde sie vom Teufel umgebracht. Auf dem Platz, wo dies geschehen ist, steht noch heutigen Tages ein steinernes Kreuz.
(Schöppner, Alexander - Sagenbuch der Bayerischen Lande. Aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter herausgegeben. München 1852, Band 1, S. 257-258)

zum Kreuz zum Kreuz zum Kreuz Die drei Steinkreuze zwischen Münnerstadt und Haard - 97702 Münnerstadt / 97702 Burghausen / 97720 Haard
Drei Steinkreuze stehen an einem uralten Weg über den Irdesberg, durch das Münch und Seelenholz nach Münnerstadt.
Dieser Waldweg wurde von Nüdlingern, Burghäuser und Haarder Bürgern zum Markt nach Münnerstadt benutzt.
Auf dieser Route stehen drei aus Muschelkalk gefertigte Steinkreuze. Sie erinnern an drei grausame Morde, die sich an diesem Waldweg zutrugen. Generation um Generation wurde diese Geschehnisse mündlich weitergegeben.
Einst trafen sich auf dem Münnerstädter Markt zwei Nüdlinger Burschen mit einem Haarder Mädchen. Beide junge Männer waren in das Mädchen verliebt. Auf dem Heimweg wollten sie die Entscheidung, wem nun dieses Mädchen gehören sollte. Unterwegs im Maitalwald entfachten die beiden einen eifersüchtigen Streit, in dem einer von Messerstichen tödlich getroffen niedersank.
Entsetzt über diese Bluttat floh das Mädchen den Berg hinab, in Richtung Burghausen. Wurde aber vom atemlosen Mörder schnell eingeholt. Er konnte die Abwehr der Begehrten nicht ertragen und erstach auch sie.
Nun ging der Bursche allein durch den Wald auf Nüdlingen zu. Auf diesem Weg übermannte ihn die erdrückende Last seiner Schuld und er richtete sich selbst, in dem er sich sein Messer ins Herz stach.
Dort wo man die Leichen fand wurden die Steinkreuze gesetzt.

Das Zigeunerkreuz bei Röttbach - 97892 Röttbach / OT von Kreuzwerthheim
Eine Sage um ein verschwundenes Steinkreuz
   Steinkreuze, diese grauverwitterten, ungefügen, schlichten Künder von Leid und Not, von Unglück oder Verbrechen in früheren Jahrhunderten, gibt es in unserem lieben Frankenlande heute noch in großer Zahl. Aber ebenso häufig sind leider auch viele dieser interessanten Steinmale durch Unachtsamkeit und Unverstand zerstört worden und nur noch weißhaarige Alte wissen davon zu erzählen. So stand einst in Röttbach, am Wege von der Barthelsmühle her, oberhalb des Ortes, ein Steinkreuz mit einem eingehauenen, seltsam verschlungenen Zeichen, das "Zigeunerkreuz" genannt. Und eine romantische Sage mit einem allerdings tragischen Ende, niedergeschrieben vor fast 100 Jahren, rankt sich darum. Auf der Barthelsmühle bei Hasloch sollen vor Zeiten Zigeunerkönige gehaust haben, die von da aus überall in der ganzen Umgegend ihren Geschäften nachgingen. In einem Röttbacher Bauernhause fühlte sich einer von ihnen wie daheim, tanzte oft mit seinen Leuten in des Bauern Scheune und die blonde Bauerntochter fand im Tanze sehr viel Gefallen, tanzte gar oft mit und schließlich entspann sich zwischen ihr und dem jungen Zigeunerprimas ein zartes Liebesverhältnis. Ihre beiden Brüder allerdings wollten davon, trotz der reichen Geschenke des Zigeuners an alle Familienmitglieder, nichts wissen. Sie rieten dem Mädchen dringend davon ab. Das Verhältnis ging jedoch weiter, bis es eines Abends ein trauchiges Ende fand. Aufgestachelt durch die spitzigen Reden des Ortsburschen, lauerten die Brüder mit ihren Holzbeilen dem Zigeunerprimas auf, als er von der Barthelsmühle her zum Orte kam und erschlugen ihn. Niemand wußte um die Täter, die Mordtat wurde auch nicht weiter verfolgt; lediglich an der Unglücksstätte ward das vorgenannte Kreuz errichtet, das allerdings schon vor vielen, vielen Jahrzehnten zerstört und zerschlagen wurde. - Soweit die Sage, wie sie uns überliefert wurde. Daß nun in der Barthelsmühle bei Hasloch Zigeuner hausen, bezeugt ein Eintrag im Kirchenbuch Hasloch folgenden Inhalts:
   Im Jahre 1803, den 14. Oktober, starb in der Barthelsmühle Johann Georg Jeremias, ein Zigeuner, der mit einer starken Gefolgschaft seiner Angehörigen unter dem Namen und Vorwand eines Porzellanhändlers, aber ohne Ware das Land durchzog, seinen Papieren nach im Stollberg-Gedernschen geboren, zu Rittersbach im Würzburgischen am 13. Mai 1774 mit Catharina Gernerin getraut war. Er wurde den 15. nachmittags christlich mit Gesang und Klang und Predigt auf besonderes Verlangen der Witwe und der Kinder begraben. Alt ungefehr 66 Jahre.
(Will, Fritz - Das Zigeunerkreuz bei Röttbach, in: Das Steinkreuz, 7.Jg. (1939), Nr.1/ 2, S.20-21)

Das Hochkreuz zwischen Sommerau und Roßbach - 63863 Sommerau
1. Variante
Ein Postbote - er hieß Härtung - hatte abends noch einen Gang von Eichelsbach nach Hobbach zu machen. Als er an die Wegkreuzung kam, hörte er im Walde ein Rascheln, als ob jemand durchs Laub schlurfe. Härtung war kein Angsthase und rief: "Was raschelt da drin?" Im selben Augenblicke erhielt er eine schallende Ohrfeige, und von Stamm zu Stamm hüpfte widerliches Kichern und Gelächter. Den armen Mann grauste entsetzlich; abgehetzt und zitternd kam er in Hobbach an. An der Stelle, wo er das schreckhafte Erlebnis hatte, soll nach seinem Willen das Kreuz aufgestellt worden sein.

2. Variante
Der Sommerauer Kaplan musste an einem Samstag länger als gewöhnlich zu Eichelsbach verweilen und ging erst um Mitternacht durch den Forst nach Hobbach, um dort am Sonntag die "Frühkirch" zu halten. Da, wo die Wege überkreuz laufen, trat ein Unbekannter auf ihn zu und fragte: "Wer bist du?" Geistesgegenwärtig erwiderte der Kaplan: "Ich bin ein Kind des Lichtes!" Worauf die fremde Stimme entgegnete: "Das war dein Glück, sonst hätt' ich dir das Genick zerbrochen." Aller Spuk war sodann verschwunden.

3. Variante
Ein Hobbacher ging nachts von Eichelsbach heim, wo er Verwandte besucht hatte. Am Kinzbach tauchte vor ihm plötzlich eine schwarze Gestalt auf, die ihn keinen Schritt mehr weiter ließ. In seiner Angst versprach der Bauer, an der betreffenden Stelle eine Kapelle zu errichten, wenn er glücklich nach Hause käme. Da gab ihm die schwarze Gestalt den Weg frei. Als er dann sein Versprechen einlösen wollte, ließen die Grundstücksbesitzer den Bau einer Kapelle an jenem Platz nicht zu. Der Bauer aber wollte sein Versprechen unbedingt halten, und nach langem Verhandeln wurde ihm gewährt, an der Eichelsbacher Gemarkung wenigstens ein hohes Kreuz zu errichten. Und da steht es noch heute.
(Valentin Pfeifer - Spessart-Sagen, Aschaffenburg 1948)

zum Kreuz Von den alten Kreuzen bei Stockheim - 97640 Stockheim
Eine kleine Stunde nordwestlich von Mellrichstadt liegt das freundliche Pfarrdorf Stockheim. Ungefähr einen Büchsenschuß von demselben steht rechts, etwas vom Wege abseits, ein aufgefrischter Bildstock; etwa zwanzig Schritte hinter diesem erblickt man noch auf einem kleinen Hügel neben dem Waldwege fünf bis sechs verwitterte, zum Teil schon umgefallene Kreuze dicht bei einander.
Über sie wird dort folgendes erzählt:
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren unter dem Schutze der schwedischen Waffen viele in Stockheim zu Luthers Lehre übergetreten. Als später die Schwedischen den Ort wieder aufgaben und diesen die Kaiserlichen besetzten, hatten natürlich alle diejenigen, welche zur neuen Lehre übergetreten waren, von der neuen Besatzung ganz besondere Drangsale zu erdulden. So erging es den Katholischen hinwiederum, als bald darauf die Schweden wieder einzogen. So litt der Ort lange unerhört durch den häufigen Wechsel der Besatzung und den damaligen gegenseitigen Haß der beiden Konzessionen.
Da geschah es, daß, nachdem längere Zeit sich keine Schweden in der dortigen Gegend hatten blicken lassen, auf einmal ein Korps derselben anrückte. Dies erfuhren die Stockheimer Protestanten, zogen den Schweden weit entgegen und schilderten ihnen die schrecklichen Drangsale, die sie seit dem Abzug der letzten Schweden hatten erleiden müssen. Voll Ingrimm näherte sich darauf der schwedische General dem Orte. Als die Ratsherren in Stockheim dies erfuhren, rafften sie so schnell so viel Geld und Pretiosen als nur möglich zusammen, zogen mir ihren Geistlichen den Schweden entgegen, überreichten dem General das Geschenk nebst den Schlüsseln zum Orte und baten für diesen fußfällig um Gnade. Der General hörte sie an, hielt ihnen harten Worten ihr Benehmen gegen ihre protestantischen Bürger vor, ließ ihnen zur Warnung für andere, auf der Stelle, wo er sie empfangen, die Köpfe abschlagen und die Herren dann dort in einem Loche beerdigen.
Nach dem Abzug der Schweden wurden ihnen dann jene Kreuze zum Andenken gesetzt.
(Wucke, Chr. Ludwig - Sagen der Mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thüringer Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale. Zweite, sehr vermehrte Auflage, Eisenach 1891, S.468-469, Nr.778)

Der Ritter von Thalberg - 97243 Thalberg
Bernhard von Thalberg war ein gestrenger und aufbrausender Herr. Einmal fuhr er mit seiner Tochter Margarethe und dem Knecht Wilhelm über Land. Als sie sich Bieberehren näherten, brach ein so schweres Gewitter los, daß durch die Regenfluten die friedliche Gollach in kürzester Zeit zu einem reißenden Strom anschwoll. Es führte damals noch keine Brücke über die Gollach, man mußte sie in einer Furt durchqueren. Doch von den rauschenden Wassern erschreckt, blieben die Pferde zitternd am Ufer stehen. Da auch der Knecht zögerte, ergrimmte der Ritter und befahl ihm, sofort ins Wasser zu fahren.
"Nun denn ,in Gottes Namen", stammelte der Diener, doch der Thalberg schrie: "Nein, in Teufels Namen!", riß die Zügel an sich und sprengte mit aufbäumenden Rossen in die reißende Flut. Doch kaum war dem Ritter der gottlose Fluch entfahren, als die Wogen über dem Wagen zusammen schlugen und diesen mit Pferden und Menschen verschlangen.
Ein Bildstock aus dem Jahre 1432 gibt noch heute Zeugnis von diesem Geschehen; er steht neben der Gollachbrücke bei Bieberehren.

(zusammengestellt und bearbeitet von Uwe Stößel, Saalfeld und Manuel Schlosser)

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